Der Internationale Fußball ist zu einer großen Show geworden und auf dieser Bühne wird auch immer mehr Geld umgesetzt. Eine enorm große Einnahmequelle für die Clubs ist Werbung und Sponsoring. Sogar die Eckballstatistik auf der Anzeigetafel wird von einem Sponsor präsentiert, dies soll hier aber nicht das Thema sein. In diesem Blog möchte ich mich aber mit dem Thema Trikotwerbung beschäftigen.

Das erste Mal
Der erste Klub der weltweit mit einem Trikotsponsor auflief war in den fünfziger Jahren Penarol Montevideo aus Uruguay. Nach Deutschland kam es erst Jahre später, erste Versuche für ein Trikot mit Werbung startete der in Finanznöte geratene Regionalligist Wormatia Worms im Jahre 1967 stellte der Verein einen Antrag beim DFB. Der lehnte ab und das Team beugte sich und legte die Idee mit Werbung für den Baumaschinenhersteller Caterpillar auf der Brust aufzulaufen wieder zu den Akten. Der Unternehmer Günther Mast startete im Januar 1973 eine Offensive um beim Bundesligisten Eintracht Braunschweig für Jägermeister zu werben, allerdings nicht über den direkten Weg sondern über eine Hintertür. Er lässt auf der Mitgliederversammlung über eine Änderung des Vereinswappens abstimmen. Anstelle eines Löwen soll nun ein Hirsch (das Werbetier des Schnapses) zu sehen sein. Der Antrag kommt durch und der DFB sagt sich, ob jetzt Löwe oder Hirsch ist doch eigentlich egal und stimmt zu. Der Verein nahm durch die erste Trikotwerbung pro Jahr 90.000 Mark ein. Als der DFB davon Wind bekam, dass er hinters Licht geführt wurde, ließ er den Hirsch wieder verbieten und ein erbitterter Kleinkrieg begann. Mast ist heute noch mit seiner Schnapsidee sehr zufrieden: "So viel, wie damals in diesem Zusammenhang über uns berichtet worden ist, hätten wir uns als Werbekampagne gar nicht leisten können." Im Oktober 1973 erlaubte der DFB nach einem langen hin und her und unter dem starken Druck der Vereine die Werbung auf dem Dress.


Arabische Fluglinie gegen Ayran

Zahlen, bitte!
Hier eine Liste der jährlichen Einnahmen der Vereine der Bundesliga durch Trikotwerbung. Also wenn einer von euch 2,5 Mio. € übrig hat kann er einen witzigen Spruch auf das Trikot von 1899 Hoffenheim bringen.

1. Bayern München, T-Home (Telekommunikation), 25 Mio. €
2. Schalke 04, Gazprom (Erdgasförderunternehmen), 20 Mio. €
3. VfL Wolfsburg, Volkswagen (Automobilhersteller), 20 Mio. €
4. Borussia Dortmund, Evonik (Energieversoger), 12 Mio. €
5. Werder, Targobank (Bank, ehemals: Citibank), 9,5 Mio. €
6. Bayer Leverkusen, TelDaFax (Energie, Telekommunikation, ...), 6 Mio. €
6. VfB Stuttgart, Gazi (Molkereiprodukte), 6 Mio. €
8. Hamburger SV, Emirates (Fluggesellschaft), 5 Mio. €
8. Eintracht Frankfurt, Fraport (Betreibergesellschaft Flughafen), 5 Mio. €
10. Gladbach (Postbank (Tochter der deutschen Bank), 4,5 Mio. €
11. 1. FC Köln (Rewe (Supermarktkette), 4,3 Mio. €
12. St. Pauli (Ein Platz an der Sonne (ARD Fernsehlotterie), 3,5 Mio. €
13. 1. FC Kaiserslautern (Allgäuer Latschen Kiefer (Naturheilmittel), 3 Mio. €
14. Nürnberg, Areva (Kraftwerkstechnik, vor allem Atomkraftwerke), 2,8 Mio. €
15. SC Freiburg, Ehrmann (Molkereiprodukte), 2,5 Mio. €
15. Hannover 96, Tui (Touristikbranche), 2,5 Mio. €
15. Mainz 05, entega (regionaler Energieversorger, 2,5 Mio. €
18. 1899 Hoffenheim, TV Digital (Fernseherzeitschrift), 2,4 Mio. €
(keine offiziellen Zahlen, nur geschätzte Werte aus verschiedenen Quellen)


Spitzenreiter bei den Einnahmen durch den Trikotsponsor

Im internationalen Vergleich kann sich die Bundesliga durchaus sehen lassen, denn zum Beispiel Real Madrid erhält von dem Wettanbieter bwin.com ungefähr 23 Mio. € jährlich. Manchester United erhielt von dem Finanzanbieter AIG in der vergangenen Saison ungefähr 23 Mio. €. Der FC Bayern hat somit in dieser Saison noch vor Frau Katzenberger die "teuerste Brust Europas".

Mes que un club?
Der FC Barcelona behauptet stets von sich "mehr als nur ein Club zu sein" – der Klub sieht sich selber auch als katalanische Nationalmannschaft. Aus diesem Grund war es auch bis vor Jahren noch unvorstellbar, das auf der Brust des FC Barcelonas ein Sponsor steht, da Nationalmannschaften nun mal keine Werbung auf dem Trikot haben. Vor einigen Jahren war dann das jungfräuliche Trikot Geschichte, der Club präsentierte ein Trikot mit Aufschrift. Allerdings leuchtete nicht ein kommerzgeiler Konzern von der Brust von Messi, Iniesta, Xavi und Co. sondern das Kinderhilfswerk der vereinten Nationen. Im Grunde genommen ist es auch kein wirklicher Sponsor, denn Barcelona überweist auch noch Spenden an das Hilfswerk, also eher ein Geben als ein Nehmen. Doch die Finanzlage des Clubs könnte jetzt zu einem Umdenken führen. Beim FC Barcelona ist ein Trikotsponsor kein Tabuthema mehr, offenbar steht mit der Qatar Foundation ein finanzkräftiger Geldgeber bereit, Barca bekommt nun 30 Mio. € pro Jahr. Die Reaktionen der stolzen Katalanen versprechen interessant zu werden.


Jubelte noch ohne Werbung auf der Brust für den FC Barcelona: Johan Cruyff

Oben ohne
Auch der HSV lief gegen Ende der Saison 1994/1995 ohne Werbung auf, Grund dafür waren jedoch nicht die Tatsache, dass die Hanseaten sich als Nationalmannschaft Norddeutschlands sahen, oder sowieso schon zu viel Geld hatten. Viel mehr waren die schlechten Leistungen der Kicker dafür verantwortlich. Der Sponsor (TV Spielfilm) verordnete ab sofort ohne Werbung aufzulaufen, da es für sein Unternehmen nicht mehr tragbar sei mit diesem Gekicke in Verbindung zu stehen. Das Medienecho war enorm groß, was wiederrum dem Sponsor nur entgegen kam obwohl immer beteuert wurde, dass es sich nicht um einen PR Gag handle.

Gib Aids keine Chance
Der FC Homburg hatte im Jahr 1988 einen sehr kuriosen Sponsor, nämlich die London Rubber Company GmbH, einen Kondomhersteller. Die verklemmten Herren beim DFB fanden diesen Beitrag zur sexuellen Aufklärung überhaupt nicht lustig und ließen die Trikots wegen Verstößen gegen Moral und Ethik im Fußball verbieten. Man einigte sich vor Gericht und Homburg bekam Recht und durfte mit den Trikots auflaufen. Die Stadt war im Blickpunkt. Der Präsident erinnert sich: "Bis dahin hatte man uns häufig mit Bad Homburg verwechselt. Das war danach nicht mehr der Fall. Plötzlich wussten alle, wo Homburg liegt." – ist doch schon mal ein Anfang.