Über den Dächern der Stadien, versteckt in der Dunkelheit, gibt es einen Wächter! Einen Rächer, für die Schwachen und Benachteiligten. Einen Schutzpatron für... die, die Schutz brauchen. Es ist ein strahlender Held. Es ist Daumän!

Er schützt seine Identität mit einem roten Cape und einer weißen Maske, die einzig seine Nase verdeckt. Kaum jemand kennt die wahre Identität der legendären Heldenfigur. Wer sollte auch ahnen, dass gerade Christoph Daum es ist, der unter permanentem Einsatz seines Lebens für die Gerechtigkeit im internationalen Fußball kämpft?

Nur einer kennt seine wahres Ich: Sein, zugegebenermaßen ziemlich imaginärer, dafür aber umso treurer Mitstreiter Snowflake. Doch was ist das? Snowflake hat etwas entdeckt! Muss Daumän jetzt zur Tat streiten um für das Gute zu kämpfen?

"Oh mein Gott! Daumän! Es ist der Joker, der völlig außer Kontrolle geratene, psychopathische Clown!". Daumän kneift seine Augen zusammen und zieht die Schultern unter seinem roten Cape mit dem weißen Halbmond-Aufdruck zurück. Wird der ewige Streiter für das Gute erneut sein Leben riskieren müssen? Welch finstren Plan, welche durchtriebene Verschwörung hat sein Widersacher dieses Mal ausgeheckt?

Daumän entspannt sich wieder.
"Ach... Nee... Nee, das ist bloß Clemens Tönnies.". Das kleine Zauberwesen blickt ehrfurchtig zu seinem Boss auf. Wie konnte der edle Rächer nur den Unterschied erkennen? Daumän hat sich bereits abgewandt und durchsucht das Stadion nach weiteren Übeltätern. Snowflake ist irritiert.
"Aber Daumän, willst du ihn nicht trotzdem fangen? Er verbreitet da unten das reinste Chaos!".
Daumän muss seufzen.
"Ach weißt du.. Natürlich könnte ich ihn fangen. Aber was soll ich mit ihm machen? Ihn ins Arkham Asylum stecken? Er ist doch schon auf Schalke...".
Snowflake akzeptiert die Erklärung und lässt seinen Blick weiter über das Stadion schweifen. Plötzlich weiten sich seine Augen. "Daumän, da!!"

Mustafa Afia ist zufrieden. Er ist der Präsident eines der größten Fußballklubs in der Türkei. Am Sonntag spielt sein Team gegen Antalyiaspor. Gerade eben hat er einen Spieler der Gegner getroffen und ihm ein stolzes Sümmchen bezahlt. "Das Wochenende ist gerettet. So, was mach ich jetzt? Vielleicht vergewaltige ich eine Frau, das hab ich die ganze Woche noch nicht gemacht.". Plötzlich muss er stocken. Vor ihm steht eine merkwürdige Gestalt mit einem Umhang und einer gefälschten, weißen Nase. Mit stolz geschwellter Brust versperrt er dem Türken den Weg.

"Ich habe dich enttarnt, Bösewicht! Du bist die Wurzel der Korruption im türkischen Fußball!".

Der Angesprochene lächelt nervös aber niederträchtig. "Wie willst du das beweisen?".
Daumäns stolze Position knickt plötzlich ein.
"Ich äh... Ich habe es gefilmt!" - "Womit? - "Mit meiner Kamera!" - "Du hast keine Kamera!" - "Bist du da sicher?" - "Oh ja!".
Daumän muss nachdenken. "Na, wenn du dir da so sicher bist, hast du sicher auch meinen Assistenten überprüft!". Daumän zeigt auf seinen edlen Mitstreiter Snowflake.
Der Türke muss sich die Augen reiben. Zeigt dieser Clown mit der weißen Nase da gerade wirklich auf einen Papierkorb? Das soll sein Assistent sein?
"Moment, hast du etwa eine Kamera in dem Ding versteckt?".
Daumän ist jetzt siegesgewiss! "Ganz genau das! Und jetzt: Büße, Bösewicht!"
Wie ein Klammeraffe springt Daumän dem Türken um den Hals und zwingt ihn zu Boden. Geschickt robbt der Held auf den Rücken des mafiösen Funktionärs. Wie wird die Geschichte weitergehen? Hat Daumän endlich die Korruption im Fußball besiegt? Oder hat der finstre Geselle noch ein Ass im Ärmel? (Hat er nicht!)

Der stereotypische, korrupte Türke liegt am Boden. Triumphal zeigt Daumän auf seine weiße Nasenmaske. "Ich hab immer gerochen, dass bei euch irgendwas faul ist! Jetzt werdet ihr dafür bezahlen!".
Der gefallene Verbrecher ächzt unter der Last des Helden. Vor seinen Augen zerbröselt sein jahrelang aufgebautes Imperium aus Geld, Macht und Intrigen. Daumän hat ihn besiegt, ihn, den großen Paten des türkischen Fußballs. Ihm kommt eine Träne. "Warum... Warum tust du das nur?".
Daumän erhebt sich. Sein Umhang wedelt stolz im Wind, während sich der Held langsam zum Gesicht des Tunichtgutes herunterbeugt. Ihre Nasenspitzen berühren sich jetzt fast (die Nasenmaske verhindert den direkten Kontakt). Daumän benutzt jetzt seine Batman-Stimme.
"Ich tue das, weil ich ein absolu...KEUCH!! HUST!". Snowflake eilt herbei und klopft auf den Rücken des hustenden Helden.

Epilog: Immer weiter pumpen!

".. absolut reines Gewissen, absolut reines...".
"Hey Christoph, träumst du da schon wieder vor dich hin?".
Christoph Daum biickt erschrocken auf.
"Sag mal, wofür bezahlen wir dich eigentlich? Kannst du nicht mal ein paar Bälle aufpumpen? Die D-Jugend hat gleich Training. Sollen die ohne Bälle spielen?."

Der Angesprochene ist empört. "Was fällt dir ein, du Schmock? Ich bin der große Daumän!!!".
Der Schmock dreht sich um.
"Wie bitte?".
"Ach nichts.". Schnell grapscht Christoph sich ein paar Bälle und will mit dem aufpumpen beginnen. Er gerät ins Stocken. Irgendwas fehlt.
"Äh... Coach?".
Der Trainer der D-Jugend ist zunehmend genervter.
"Was ist denn noch?".
Christoph zögert.
"Äh... wie... wie pumpt man die Dinger eigentlich auf?".
Ein kurzes Schweigen. Der Coach weiß nicht so wirklich, was er sagen soll.
"Wie wärs, wenn du einfach ganz fest mit dem Mund in das kleine Löchlein pustest, Christoph?".

Kopfschüttelnd verlässt er die Hilfskraft. Gleich beginnt das Training mit den Kleinen und er weiß noch gar nicht so genau, was er heute machen will. Ein bisschen Laufen, ein bisschen Schießen. Fußball spielen halt. Wir sind hier ja nicht in der Bundesliga. Als er die Kabine betritt, kommen die Jungs nur langsam zur Ruhe. Er spricht ein paar organisatorische Worte über das kommende Sommerfest auf dem Vereinsgelände. Muttis sollen Kuchen backen, Vatis sollen abwechselnd für eine halbe Stunde die Tombola betreuen. Plötzlich klopft es an der Tür.

Christoph Daum steckt seinen Kopf durch den Türspalt. Sein Gesicht ist völlig verdreckt, im Muster eines Fußballes.
"Äh.. Coach, ich glaub, die Bälle sind irgendwie kaputt. Das klappt nicht so wirklich.".
Der Coach ist völlig resigniert. Er drückt Christophs Kopf aus dem Türspalt und schließt die Tür von Innen.
"Immer weiter pumpen, Christoph, immer weiter pumpen!".