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07.05.2014 | 1996 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Alex-Meier-Fußballgott
Jogi, nimm den Meier mit!
Der ersatzgeschwächte deutsche Fußball hat für die WM noch ein Ass im Ärmel - einen personifizierten Plan B.

Wie schnell sich die Zeiten ändern: Vor Jahresfrist zählte die deutsche Nationalelf zu den Top-Anwärtern auf den WM-Titel am Zuckerhut. Ein Jahr später liegt vieles von dem, was im Sommer 2013 Mut machte, in Trümmern.

Keine Wiederholung des reindeutschen Finales in der Champions-League, stattdessen ein Schaulaufen des spanischen Fußballs, allen voran jener galaktischen Truppe, die fast im Alleingang die deutsche Fußball-Elite aus der Königsklasse schoss. Ein FC Bayern, der zur falschen Zeit außer Form zu sein scheint. Eine Dortmunder Borussia, die nach einer Saison voller Verletzungspech die Wunden leckt. Und einige Fußball-Legionäre, deren Fußballjahr in Italien und England überwiegend mehr schlecht als recht verlaufen ist.

Sorgen über Sorgen

Vor allem die Offensive gibt zu denken. Dass Miroslav Klose bei der Weltmeisterschaft in Brasilien so alt sein würde, dass manch einer schon spottet, Adidas könne demnächst den ersten Sport-Rollator ins Programm aufnehmen, wusste man vorher. Dass Mario Gomez, vom Alter her im Zenit seiner Karriere, ein Jahr zum Vergessen (wenn nicht: zum Vergessen-Werden) hinter sich haben würde, gehört zu den vielen unvorhergesehenen Katastrophen, von denen jede für sich vielleicht lösbar wäre, alle zusammen aber ein wirklich großes, gar essenzielles Problem für den Bundestrainer darstellen. Zu Klose und Gomez, die beide - so ehrlich muss man sein - nach dieser Saison nicht in WM-Form sein können, gesellt sich ein langzeitverletzter, formschwacher und vielleicht auch ein wenig desillusionierter Mesut Özil. Mario Götze ist zwar endlich wieder fit, verfolgte aber weite Teile der entscheidenden Spiele seines Vereins von der Bayern-Bank aus. Auch Thomas Müller hat in München schon bessere Tage gesehen als die der jüngeren Vergangenheit. Dazu die Sorgen im defensiven Mittelfeld: Wie fit ist Scheinsteiger? Reicht das für eine WM? Wie viel ist Toni Kroos wirklich wert, sei es auf der 6, sei es auf der 10, angesichts seiner chronischen Formschwäche in alles-entscheidenden Spielen? Gündogan wird die WM verpassen, genauso wie Khedira aller Voraussicht nach keine echte Alternative wird sein können. Und wenn Lahm im Mittelfeld aushelfen muss, wer ersetzt ihn dann als Weltklasse-Rechtsverteidiger? Sorgen über Sorgen.

Am Donnerstag muss Löw seine Rumpftruppe bekannt geben, jene 30 Namen, von denen er bis zur finalen Nominierung noch sieben streichen darf. Dortmunder und Bayern reisen aufgrund des DFB-Pokalfinales ohnehin erst später an. Manch Härtefall wie Gomez, Klose oder Khedira wird wohl nominiert werden in der Hoffnung, dass es bis zur WM doch noch hinhaut. Den Versuch sind diese Spieler allemal wert. Doch wenn nur einer von ihnen es rechtzeitig zu Topform schafft, wäre das schon eine gute Quote. Und was, wenn sich rausstellen sollte, dass weder Gomez, noch Klose beim Turnier eine Hilfe sein werden? Einzig der Gladbacher Kruse als Back-Up, das scheint doch relativ dürftig.

Kein deutscher Spieler hat so konstant Torbeteiligungen geliefert

Wer die Scorer-Statistiken der letzten Bundesliga-Serien nach adäquatem Ersatz mit deutschem Ausweis durchsucht, nach jemandem, der weiß, wo das Tor steht und wie man Bälle in selbiges befördert, wird um zwei Namen nicht umherkommen: Stefan Kießling, natürlich! Aber dieses Fass aufzumachen, ist die Tinte nicht wert. Es ist alles gesagt zum Thema Kießling, entweder er und Jogi Löw reißen sich in einem heroischen Akt zugunsten des deutschen Fußballs zusammen, oder - und das ist wohl wahrscheinlicher - die Akte Kießling ist bereits derart mit Altlasten versifft, dass sie im Sinne aller Beteiligten bis auf weiteres geschlossen bleibt.

Der zweite Name ist der jenes Mannes, den wir in Frankfurt ganz bescheiden Fußballgott nennen: Alex Meier. 8 Tore und 2 Assists sammelte Meier in der abgelaufenen Saison. Das klingt nicht sonderlich beeindruckend, ist aber dem Umstand geschuldet, dass Meier vor allem in der Hinrunde mit Verletzungen zu kämpfen hatte. Gemessen an 21 Einsätzen relativiert sich der Wert, ergibt fast einen Scorer-Punkt pro Spiel. Hinzu kommen 7 Tore und 2 Assists in 6 Europa-League-Spielen; macht zusammen 15 Tore und 4 Assists in 27 Pflichtspieleinsätzen. Das klingt schon anders, da wird die Luft deutlich dünner, vor allem wenn nur jene Spieler mit deutschem Pass infrage kommen.

In der vergangenen Bundesliga-Saison kam Meier auf 16 Tore und 3 Assists, im vorherigen Zweitliga-Jahr auf 17 Tore und 6 Assist. In der Abstiegssaison 2010/2011 waren auch Meiers Werte wenig fußballgöttlich, im Jahr davor war er schon einmal Eintrachts bester Scorer (10 Tore, 5 Assists). Vom Tiefpunkt 2010/2011 abgesehen, zählte Meier somit über Jahre zu den torgefährlichsten deutschen Mittelfeldspielern. Kein deutscher Spieler, der nicht auch zum erweiterten Kader der Nationalmannschaft zählt (oder Stefan Kießling heißt), hat über die letzten Jahre derart konstant Torbeteiligungen geliefert. Eine Nominierung zur Nationalmannschaft hat Meier dafür nie erhalten, auch wenn sein Name gelegentlich mal gefallen ist.

Wir haben keinen Mandcukiz, und einen Lewandowski schon gar nicht

Nun sei es ohnehin zu spät für den 31-Jährigen, hieß es zuletzt aus dem Umfeld der Nationalmannschaft (auch wenn das angesichts der Stammplatzgarantie für den bald 36-jährigen Klose in Frankfurt niemandem so recht einleuchten will). Und Meier selbst, von Natur aus bescheiden wie kein zweiter, ist sicherlich der Allerletzte, der mit einer Nominierung in den vorläufigen WM-Kader rechnet. Natürlich: Im Normalfall käme man nicht auf die Idee, Meier fehlt die internationale Erfahrung, er wirkt zudem ein wenig wie ein Spieler aus einer anderen Zeit, will so gar nicht in den neudeutschen Spanien-Klon mit all seinen kleinwüchsigen Tiki-Taka-Spezialisten passen. Doch normal ist die Situation eben nicht, und ob man mit Tiki-Taka im tropischen Brasilien Weltmeister werden kann, darf ohnehin bezweifelt werden.

Zumal das Tiki-Taka bajuwarischer Prägung, jenes Ballgeschiebe mit angezogener Handbremse um des Gegners Strafraum herum, ohnehin gerade prächtig (um nicht zu sagen: königlich) in seine Einzelteile zerlegt wurde. Umso gruseliger wäre ein schwarz-rot-goldenes Tiki-Taka, dem ein torgefährlicher Abnehmer im offensiven Zentrum fehlt. Die Variante "Falsche-Neun", beispielsweise mit Thomas Müller, erwies sich schon bei den Bayern nicht als der Weisheit letzter Schluss. Im Viertelfinale gegen Manchester United gestand Pep Guardiola den Fehler ein, Stoßstürmer Mandzukic nicht von Beginn an gebracht zu haben. Gegen Ancelottis Zementmischmaschine war dann selbst Madzukic überfordert. Im Rückspiel half auch Müller an seiner Seite nichts. Nun sehnt man in München die Ankunft Robert Lewandowskis herbei. Das Problem ist nur: Die deutsche Nationalelf hat keinen Mandcukiz, und einen Lewandowski schon gar nicht. Wer also soll veredeln, was all die feinen Techniker im Mittelfeld - hoffentlich! - zusammenzaubern, wenn Klose und Gomez nicht zur Verfügung stehen? Selbst Kruse scheint die falsche Antwort, seine Torgefahr lebt von schnellem Umschaltspiel; als Abnehmer von Flanken gegen großgewachsene Innenverteidiger kommt er eher sicher nicht in Frage.

Personifizierter Plan B

Bevor dieses Werben eines bekennenden Eintracht-Fans für die Frankfurter Fußball-Ikone der vergangenen Jahre missverstanden wird: Alex Meier wäre sicher kein Kandidat für die erst Elf am Zuckerhut. Ganz sicher nicht. Als potenzieller Einwechselspieler aber könnte er zu einer Art personifiziertem Plan B taugen; als jemand, den man bringen kann, wenn das Spiel auf Messers Schneide steht, wenn mehr Wucht, mehr Torgefahr, mehr Größe in vorderster Front von Nöten ist. Mit seiner Größe von über 1,90 kann Meier bei Standard-Situationen zum Faktor werden, kann bei Ecken und Freistößen hoch angespielt werden, ist kopfballstark, verfügt aber auch über einen exzellenten Schuss - und ist für seine Größe sogar technisch derart gut beschlagen, so dass er zumindest nicht zum Hindernis im deutschen Pass-Spiel würde. Ob in vorderster Front als echter Stürmer, oder als zusätzliche Brechstange auf der 10, spielen kann Meier beides, wie im Verein hinlänglich unter Beweis gestellt. Und dass Meier zu jener Sorte Spieler gehört, der sich offensiv wie defensiv die Lunge aus dem Leibe rennt, dürfte selbst der treueste Kickers-Fan kaum ernsthaft bestreiten.

Der Bundestrainer hat schon häufiger gesagt, dass er angesichts der äußeren Bedingungen in Brasilien seine Spielphilosophie überdenken muss. Das ist richtig, Powerplay und Highspeed-Tiki-Taka über 90 Minuten wird man in den Tropen nicht durchstehen. Mehr als bei vergangenen Turnieren könnte es wieder auf klassische Fußballtugenden ankommen: Hinten gut stehen, bei Ballgewinn schnell umschalten, vorne eiskalt zuschlagen. Da braucht es umso mehr Spieler, die Torgefahr ausstrahlen. Und gerade weil Meier einen Spielertyp verkörpert, den es in dieser Form in der deutschen Nationalelf kaum mehr gibt (obwohl dieser Spielertyp auf höchstem Champions-League-Niveau nach wie den Unterschied macht) - gerade deswegen wäre er jemand, der die Mannschaft wirklich bereichern würde. Und wenn nur für diese eine einzige Situation im ganzen Turnier, wo alle Fußballkunst nicht zum Erfolge führt, sondern einfach nur irgendwie das Runde ins Eckige muss, und zwar möglichst schnell. Ecke, Kopfball, Tor. Abpraller, Nachschuss, Tor. Distanzschuss, abgefälscht, Tor. Ganz simpel, ganz einfach. Und doch so schwer, wenn dafür der richtige Typ Spieler fehlt.

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