Mehr als ein Hobby - über die Leidenschaft für das Leder

Ein regnerischer Abend, der Wind peitscht über das Spielfeld, ein riesiges Grau türmt sich über den Spielern auf. Gottverdammtes Wetter für einen Sport, der keine Gnade, aber so viel Leidenschaft kennt. Es geht nur um einen Ball, der die Welt bedeutet, und seine Jünger: uns.


Gegen jeden Zweifel – und jede Witterung


Good old days

Den Rasen unter den Füßen verliert so schnell der ganze Stress aus dem Job, dem Allerlei der Verantwortungen und Bürden die auferlegte Bedeutung. Für zwei Stunden komplett raus aus dem, was den Alltag ausmacht und dich so oft zu zerdrücken droht. Die ersten Spieler laufen sich warm, begrüßen sich und albern herum. Du wirst nie erwachsen, du bleibst immer ein Spieler. Der Ball, er hält dich bei Laune und holt dich da raus. So war es immer, so wird es immer sein. „Es ist nur ein Spiel" sagen die Einen, „Werd' endlich erwachsen" sagen die Anderen. Aber so einfach ist es nicht, wird es wohl auch nie sein. Sobald der Ball rollt, die ersten Spieler auf die Außen ausschwärmen und sich Verbindungen finden, sich Spielzüge anbahnen, bist du drin. Es ist nicht bloß das gute, alte Spiel, das dich reizt, es sind die Erinnerungen an all die Momente, die dieses Erlebnis jedes Mal so einmalig machen. Jedem Fehlpass trauerst du nach und wetzt dem Ballführenden hinterher, als ginge es um einen spontanen Wettlauf mit Usain Bolt. Dich hat es schon als kleinen Knirps nie ruhen lassen, immer wieder musstest du raus auf den Sportplatz. Wenn niemand da war, hast du trotzdem Stunden mit dem Ball verbracht. Eine Liebe, die sich durch Leidenschaft auszeichnet. Das ist kein 08/15-Script für eine Telenovela, hier geht es um viel mehr als den Stoff einer aufgeblähten Fernsehromanze. Fußball, das ist die wahre Liebe, sie war es schon immer.


Das größte Glück / das tiefste Tal: wenn Tore fallen


(K)ein schöner Zeitvertreib

Du bist infiziert. Dich hält nichts davon ab, das zu tun, was du seit Jahren tust: das Spiel mit der Mannschaft und gegen die Welt. Auf dem Spielfeld hattest du Feinde, übergroße Gegner, unmögliche Herausforderungen, gigantische Glücksgefühle, Träume und Dramen. Dort draußen auf einem von Kalk umkreisten Rechteck, immer so gut markiert wie der Platzwart gelaunt war. Da solltest du lernen, was Freundschaft ist, zu welchen Leistungen du bereit bist, wozu ihr, die Mannschaft, fähig seid. Es ging um viel mehr als dich und die Anderen. Auch wenn du es nicht zugeben willst, oft dachtest du, es wäre an der Zeit zu gehen, doch du hast es nie über's Herz gebracht. Zu viel bedeutete es dir dabei zu sein, wenn der Ball rollte. Verletzungen zermürbten dich, Berichte über die Spiele der Mannschaft schmälerten die Ferne zur Leidenschaft, machten das Überdauern aber nicht leichter, noch größer die Sehnsucht endlich zurückzukommen. Neu anzugreifen. Du bliebst tapfer, hast dir auf die Lippen gebissen, gezweifelt, gekämpft, gelitten und geweint, aber überdauert. Die Leidenschaft ungebrochen. Zwischen dir und dem Ball gab es nichts, was daran etwas hätte ändern können. Die ersten Laufeinheiten nach den Monaten des Schmerzes, das Antasten an den Ball, die ersten Einheiten zurück im Team. Nichts hält diese Liebe auf, sie bleibt dir treu.


Nur DU bringst sie zum Schweigen


Eine schrecklich nette Familie

Dein Trainer bleibt ein Verrückter, ein Meister der Motivation und unverständlichen, taktischen Maßnahmen. Die Auswechslungen werfen Rätsel auf, du nickst ihm zu und glaubst den Gedanken folgen zu können, doch im nächsten Moment schallt es über den Platz. Diese drei Meter zu weit ins Zentrum zu rücken, da wachst du auf, ziehst auf Position und spulst das im Training einstudierte Passmuster mit dem Mann im Zentrum ab. Es ist eine Routine, ein stetiges Wiedersehen mit Momenten, die sich in deine Erinnerungen eingebrannt haben, aber sie stört nicht, sie bedeutet dir viel. Du willst diese Routine, du kannst nicht anders. Du brauchst sie. So funktioniert das Spiel. Immer herrscht Leben in der Familie, auch wenn einige das wohlbehütete Nest verlassen und hinausziehen, so bleibt es der Zusammenhalt in der Mannschaft, der dich fasziniert, der dich zu mehr macht als einen Spieler, du bist Teil der Familie. Dir kann keiner was. Auch wenn ihr verliert, bleibt die Gewissheit, dass dieses Spiel bei anderen Platzverhältnissen zu euren Gunsten ausgegangen wäre, wenn der Spielmacher nicht angetrunken gewesen wäre, euer Torwart nicht ausgerutscht wäre, die Anderen nicht so ein abartiges Glück gehabt hätten. Niederlagen gehören dazu, aber man kann damit leben. Die Familie fängt sie ab, sperrt sie aus und gesellt sich zur dir auf die Couch. Nur Al Bundy nimmt wirklich keiner für voll. Auch diese Liebe der Familie gehört zu deinem Spiel.


DU: nicht zu stoppen


You've got the power!

Und wenn du glaubst, dass sich der Ball und die Welt gegen dich verschworen haben, wächst du über dich hinaus. Du willst es allen beweisen, jeder soll es sehen. Allein arbeitest du an deinen Schwachstellen, ackerst für die Bestätigung, dass du mehr kannst, als es alle für möglich halten. Über Wochen, Monate, Jahre...? Es gibt keine Limits, nur deinen Willen, der alles bezwingt. Fanatisch und mit voller Kraft findest du zurück in die Spur, den Laufweg und die Mannschaft. Aus einem Kopfschütteln heraus, das dir noch vor Wochen die Nächte vermieste, das dich zweifeln ließ, das vergessen machte, warum es deine Liebe ist. Alles vergessen, denn sie klatschen. Nur für dich. Das ist deine Geschichte. So fühlt sich Leidenschaft an. Mit ihr bist du aufgewachsen, mit ihr hast du die Welt entdeckt, dank ihr bist du ein Spieler. Du gehörst dazu, auch wenn nicht jedes Tor auf dich geht, jeder Pass gelingt, deine Gegner dich mal stehenlassen. Das ist dein Spiel. Du spürst es. Das Kratzen der Nocken über die Fließen auf dem Weg aus der Umkleidekabine, die ersten, abfedernden Bewegungen auf dem Rasen, die Sonne steht tief, aber dein Herz schlägt kräftig. Du bist hellwach und bereit es der Welt zu beweisen. Du willst doch nur spielen.

Hier und heute... in deinem Spiel, deiner Liebe.


In diesem Sinne

tobzzzzn