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20.09.2011 um 21:21 Uhr
Ich sags dir viel zu selten...
Als Werder-Fan darf man mit dem bisherigen Saisonverlauf durchaus
zufrieden sein. Mit Platz zwei nach dem sechsten Spieltag hätten, nach
der vergeigten letzten Saison, wohl nicht einmal die größten Optimisten
gerechnet. Neben dieser guten derzeitigen Saisonplatzierung, wusste eine
aufopferungsvoll kämpfende Bremer Mannschaft im 95. Nordderby mit
hundertprozentigen Einsatz und spielerischer Finesse, ihre treuen
Anhänger mit einem Derbysieg als spezielles Bourbon zu belohnen.

Ich stand unter den 45100 Zuschauern im Bremer Weserstadion und erlebte
ein Wechselbad der Gefühle. Zum Glück hielt ich mich, wie bei jedem
Heimspiel, in der Bremer Fankurve (Ostkurve) auf und konnte mich durch
intensives Anfeuern ein wenig ablenken.
Doch während ich nach außen wie ein mitgrölender, nicht an den Sieg
zweifelnder Fan wirkte, brodelte es innerlich in mir.
"Kann Werder nicht bitte ein Tor schiessen", hoffe ich unentwegt,
während ich frenetisch die nächste gute Aktion der Grün-Weißen bejubele,
die jedoch wieder einmal nicht zu einem Torerfolg geführt hat.
Wenige Sekunden später hat sich mein Jubel jedoch wieder in wüste
Beschimpfungen umgewandelt. Der Grund dafür war ein grobes Foulspiel des HSV-Akteurs ManciïFFDnne. "Schieber", brülle ich zusammen mit ca 10000
anderen Leuten und mache damit meinen Unmut darüber Luft, dass der
ansonsten gut leitende Schiedsrichter Manuel Gräfe den Hamburger-Sünder
nicht des Feldes verwiesen hat. Kurz darauf pfeifft Gräfe den ersten
Spielabschnitt ab und nimmt unter lauten Pfiffen des Bremer Publikums
den Weg zum Kabineneingang auf.
Nervös und auf den Fingernägeln kauend lehne ich mich gegen das Geländer und hoffe, dass meine Grün-Weißen auch in der zweiten Halbzeit ein ähnliches Powerplay abfackeln, wie in Halbzeit 1.
Mir kommt es wie eine Ewigkeit vor, ehe die Akteure wieder die grüne
Spielfläche betreten und Manuel Gräfe den zweiten Durchgang durch den
Anpfiff eröffnet.
Paralisiert von dem regen Treiben auf dem Spielfeld, vergesse ich an den
lauten Sprechchören der Ostkurve teilzunehmen. Irgendwann bemerke ich
meine Teilnahmslosigkeit und feuere meinen SVW mit noch lauterer Stimme
als in der ersten Halbzeit an.
"Hey SV Werder lalalalaalaaaaaaaa", schallt es durch das Stadion,
während ich meinen linken Nebenmann meinen Arm über die Schulter
lege. Dies mache ich, weil der Großteil der Kurve es ebenfalls
praktiziert. Ein tolles Gefühl von Zusammenhalt überkommt mich, weil ich
mit circa 10000 anderen in der Fankurve stehe und wir allesamt das selbe
Ziel haben, nämlich den Derbysieg gegen den sooooo gehassten Erzrivalen.
"Jaaa, jaaa, mach ihn rein", denke ich noch und wenige Augenblicke
später sehe ich, wie das Spielgerät im Tornetz der Hamburger zappelt.
Ich raste aus, springe in meine Mitmenschen, umarme meine Weggefährten, klatsche mit bis dato fremden Personen ab und führe irgendwelche Freudestänze auf, sodass ich nicht mitbekommen habe, dass der Unparteiische den Treffer wegen eines Foulspiels aberkannt hat. Völlig
in Rage brülle ich sämtliche Beleidigungen raus, die zu diesem Zeitpunkt
in meinem Kopf sind. Ich kann nicht genau sagen, wen die Beleidigungen
gelten, weil scheinbar das Tor zu Recht abgepfiffen wurde, wie mir ein
Freund per Kurzmitteilung darlegt.
Allerdings wiederholt sich nur wenige Augenblicke später das bunte
Treiben. Aber dieses Mal mit einem versöhnlichen Ende für alle
Werder-Anhänger. Wiederrum ist es Claudio Pizarro, der das Leder im
Hamburger-Gehäuse unterbringt und damit für grenzenlosen Jubel im
gesamten Weserstadion sorgt.
"Bewegt eure Hüften und tanzt den Andre Wiedener.....nach Liiiiiinks....... und naaaach Reeechts...", stimme ich mit ein, während ich mich passend zum Fangesang nach links und nach rechts bewege.
Dieser Treffer hat das Fass zum Überlaufen gebracht, die Stimmung unter
den zahlreichen Zuschauern schien zu explodieren. "Wir werden Deutscher
Meister seeeeeeeiin", singe ich und sehe im gleichen Zeitpunkt Mladen
Petric frei vor dem Werder-Tor auftauchen.
"Bitte, bitte nicht...", murmele ich vor mich hin. Ich rede mir ein, dass ich es war, der Petric beschworen hatte, dass er eine hundertprozentige Torchance auslässt.
"Ein Teufelskerl der Wiese", freue ich mich und schenke dem
Bremer-Schlussmann Szenenapplaus für die gezeigte Glanzparade. Ich
klatsche mit meinem Nachbarn ab und bete, dass Werder schnell einen
weiteren Treffer nachlegt.
Jede Minute schaue ich auf die Leinwand und hoffe, dass die Zeit
schneller vorbei geht und Schiedsrichter Gräfe die Begegnung beendet.
Währendessen schaffen es die Bremer nicht, den längst überfälligen
Treffer zum 2:0 zu erzielen. Panische Angst macht sich in mir breit.
"Das wäre soooo unverdient", denke ich und male mir den Ausgleichstreffer der Gäste aus. Es folgt ein sehr bewegender Moment. Thomas Schaaf reagiert auf den Zwischenstand mit einem Doppelwechsel. Unter anderem bringt er für Marko Arnautovic den agilen Schweden Markus Rosenberg. Der in der letzten Saison so kritisierte Marko Arnautovic wird frenetisch gefeiert, während er den Platz verlässt.
Als einer der größten Anhänger von Werders Enfants Terrible beklatsche ich, zusammen mit meinen Kurvennachbarn, die Leistung der Bremer Nummer Sieben.
Das Spiel geht weiter. Ich beteilige mich wie gewohnt an den
Werder-Fangesängen und bekomme gar nicht mit wie eine Ecke entstanden
ist. " Mir auch egal, hauptsache die ist drin", denke ich, während Aaron
Hunt den Eckball vors Hamburger Tor bringt. Pizarro nähert sich dem
Ball...Brustannahme...Volleyschuss..... TOOooooooOOOOR...........!".
Ich weiß gar nicht mehr, wie mir geschieht. Ich feier, jubel mit anderen
Menschen egal ob hinter, neben oder vor mir und erwache erst nach mehreren durchgefeierten Minuten aus meiner Extase.

Die letzten Minuten der Partie vergehen wie im Flug. Laute
Werder-Fangesänge demonstrieren die Vormachtstellung meiner Grün-Weißen im eigenen Stadion.
Zur gleichen Zeit leert sich der Blau-Weiße Fanblock auf der gegenüber liegenden Seite.
"Wiese auf den Zaun, Wiese auf den Zaun", fordere ich den Keeper auf
sich das Megafon des Anheizers zu nehmen, um mit Spielern und Fans den
dreifachen Punktgewinn mit einem "Humba" zu celebrieren.
Die Stimmung gleicht einem Pulverfass und ich verlasse das Stadion mit
mehr als 45-minütiger Verspätung.
Noch im Bus, der mich zu den Park and Ride Parkplätzen führt, feiere ich
mit vielen weiteren Fans freudestrunken den Heimsieg im 95. Nordderby.


Aufgrund dieser sensationellen Ereignisse, kann ich den SV Werder Bremen
nur noch mit einem Silbermond Zitat beschreiben: "Werder Bremen: Ich
sags dir viel zu selten: Es ist schön, dass es dich gibt!".
Aufrufe: 2445 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:20.09.2011
ø 6.3
KOMMENTARE
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rudeloy
22.09.2011 | 20:04 Uhr
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rudeloy : 
22.09.2011 | 20:04 Uhr
0
rudeloy : 
mal davon abgesehen das ich silbermond derbe scheiße finde, ein sehr schön grün-weißer blog. komisch ist nur dass der im myspox Bereich angekündigt ist und wenn man draufklickt kommt was anderes. das ist doof.
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