03.01.2011 um 18:40 Uhr
Hoffenheim zum Gernhaben
Oh du armer deutscher Fußball! Der Vorstand von 1899 Hoffenheim hat gegen den Willen den Trainers den wichtigsten Spieler für sehr viel Geld verkauft. Was für ein Drama! Da muss die DFL unbedingt was tun! Wir haben es den Hoffenheimern schon immer gesagt, dass der Hopp nur die Macht im Verein haben will!
Ungefähr so lesen sich viele der Kommentare, die zu dem Ende der Ära Rangnick bei Hoffenheim geschrieben werden. Der Buhmann ist eindeutig Dietmar Hopp. Schließlich hat er seine Vorstellung gegenüber Rangnick durchgesetzt und Gustavo verkauft.
Wieso jetzt bei vielen Beobachtern die Warnleuchten blinken und sich das Armageddon des Fußballs abzeichnet, ist mir allerdings nicht ganz klar. Im Gegenteil im Grund ist Hopps Haltung nur konsequent und eindeutig zu begrüßen.
Dietmar Hopp hat mit Hoffenheim ein einzigartiges Projekt gestartet. Mit seinem Geld wurde ein neuer Verein mit professionellen Strukturen und hervorragender Infrastruktur geschaffen, für diesen anerkannte Experten und hochklassige Spieler verpflichtet. Von vornherein war dabei Hopps Ziel, der Region Profisport zu „schenken". Er war und ist der Überzeugung, dass die Rhein-Nekar-Region eine Profiverein trägt. Schon aus dieser Perspektive ist Hoffenheim eine Sonderfalls und kann nicht mit dem Rest des deutschen Fußballs verglichen werden. Anders als z.B. ein Abramowitsch wollt Hopp von Anfang an nicht auf Biegen und Brechen Meister werden. Noch beim Aufstieg von Hoffenheim in die erste Liga vor 2,5 Jahren nannte Hopp das Ziel, dass der Verein sich in 2-3 Jahren selbst trägt. Und genau das tut der Verein jetzt: mit den Verkäufen der besten Spieler werden Rekordsummen erzielt.
Rangnick – und ggf. auch der eine oder andere Fan – sehen das anders. Während Hopp in Hoffenheim eine kleinen Verein in der Bundesliga, ggf. sogar einen Ausbildungverein etablieren will, wollte Rangnick schon immer in die Champions League. Ende letzter Saison kristallisierte sich der Zielkonflikt heraus. Das sich dieser nicht endgültig entschärfen lassen würde, konnte man erahnen. Und so ist im Endeffekt genau das passiert, was bei vielen anderen Vereinen vorher auch schon passiert ist: der Verein, repräsentiert durch Vorstand und Management, und der Trainer trennen sich „einvernehmlich" auf Grund von unterschiedlichen Zielen.
Wieso also die ganze Aufregung? Wieso regen sich hier Menschen auf, die glauben, dass mit solchen Entscheidungen der Fußball selbst angegriffen wird? Wieso haben sie hier Angst vor der Macht des Geldes und einzelner Personen, wenn doch in Wolfsburg und Leverkusen ganze Vereine schon seit Jahren am Tropf der Großindustrie und deren Entscheidungen hängen?
Ich glaube, dass hier ein altes Feindbild rausgekramt wird, dass hier wieder die Panik vor den Abramowitschs und anderen Mäzenen zum Vorschein kommt. Hier regiert die alte Angst der Tradition vor dem Kapital, davor, dass die alten herkömmlich finanzierten Vereine auf Dauer keine Chance mehr auf sportlichen Erfolg haben. Dass dieser Reflex durch eine Entscheidung ausgelöst wird, die gerade für Hoffenheim und Hopp hier genau das Gegenteil beweist, die zeigt, dass auch für Sie die Prinzipien der schwäbischen Hausfrau gelten, birgt eine gewisse Ironie.
Für mich bedeutet die Entwicklung ganz im Gegenteil, dass ich jetzt Hoffenheim ganz ohne Vorbehalte mögen darf. Als Fan war man in den guten Phasen zwar schon immer begeistert von Hoffenheims Fußball, immer schwang aber der Misston des gekauften Erfolges. Ab jetzt gilt genau das nicht mehr: Hoffenheim befindet sich zukünftig in keiner großartig anderen Situation als Mainz oder Freiburg. Ab jetzt gilt sozusagen gleiches Recht für alle. Daher sollte ab jetzt alle Beteiligten die gewetzten Messer wieder einzpacken und sich einträchtig am weiterhin modernen und teilweise sehr schönen Hoffenheimer Fußball zu erfreuen.
Ungefähr so lesen sich viele der Kommentare, die zu dem Ende der Ära Rangnick bei Hoffenheim geschrieben werden. Der Buhmann ist eindeutig Dietmar Hopp. Schließlich hat er seine Vorstellung gegenüber Rangnick durchgesetzt und Gustavo verkauft.
Wieso jetzt bei vielen Beobachtern die Warnleuchten blinken und sich das Armageddon des Fußballs abzeichnet, ist mir allerdings nicht ganz klar. Im Gegenteil im Grund ist Hopps Haltung nur konsequent und eindeutig zu begrüßen.
Dietmar Hopp hat mit Hoffenheim ein einzigartiges Projekt gestartet. Mit seinem Geld wurde ein neuer Verein mit professionellen Strukturen und hervorragender Infrastruktur geschaffen, für diesen anerkannte Experten und hochklassige Spieler verpflichtet. Von vornherein war dabei Hopps Ziel, der Region Profisport zu „schenken". Er war und ist der Überzeugung, dass die Rhein-Nekar-Region eine Profiverein trägt. Schon aus dieser Perspektive ist Hoffenheim eine Sonderfalls und kann nicht mit dem Rest des deutschen Fußballs verglichen werden. Anders als z.B. ein Abramowitsch wollt Hopp von Anfang an nicht auf Biegen und Brechen Meister werden. Noch beim Aufstieg von Hoffenheim in die erste Liga vor 2,5 Jahren nannte Hopp das Ziel, dass der Verein sich in 2-3 Jahren selbst trägt. Und genau das tut der Verein jetzt: mit den Verkäufen der besten Spieler werden Rekordsummen erzielt.
Rangnick – und ggf. auch der eine oder andere Fan – sehen das anders. Während Hopp in Hoffenheim eine kleinen Verein in der Bundesliga, ggf. sogar einen Ausbildungverein etablieren will, wollte Rangnick schon immer in die Champions League. Ende letzter Saison kristallisierte sich der Zielkonflikt heraus. Das sich dieser nicht endgültig entschärfen lassen würde, konnte man erahnen. Und so ist im Endeffekt genau das passiert, was bei vielen anderen Vereinen vorher auch schon passiert ist: der Verein, repräsentiert durch Vorstand und Management, und der Trainer trennen sich „einvernehmlich" auf Grund von unterschiedlichen Zielen.
Wieso also die ganze Aufregung? Wieso regen sich hier Menschen auf, die glauben, dass mit solchen Entscheidungen der Fußball selbst angegriffen wird? Wieso haben sie hier Angst vor der Macht des Geldes und einzelner Personen, wenn doch in Wolfsburg und Leverkusen ganze Vereine schon seit Jahren am Tropf der Großindustrie und deren Entscheidungen hängen?
Ich glaube, dass hier ein altes Feindbild rausgekramt wird, dass hier wieder die Panik vor den Abramowitschs und anderen Mäzenen zum Vorschein kommt. Hier regiert die alte Angst der Tradition vor dem Kapital, davor, dass die alten herkömmlich finanzierten Vereine auf Dauer keine Chance mehr auf sportlichen Erfolg haben. Dass dieser Reflex durch eine Entscheidung ausgelöst wird, die gerade für Hoffenheim und Hopp hier genau das Gegenteil beweist, die zeigt, dass auch für Sie die Prinzipien der schwäbischen Hausfrau gelten, birgt eine gewisse Ironie.
Für mich bedeutet die Entwicklung ganz im Gegenteil, dass ich jetzt Hoffenheim ganz ohne Vorbehalte mögen darf. Als Fan war man in den guten Phasen zwar schon immer begeistert von Hoffenheims Fußball, immer schwang aber der Misston des gekauften Erfolges. Ab jetzt gilt genau das nicht mehr: Hoffenheim befindet sich zukünftig in keiner großartig anderen Situation als Mainz oder Freiburg. Ab jetzt gilt sozusagen gleiches Recht für alle. Daher sollte ab jetzt alle Beteiligten die gewetzten Messer wieder einzpacken und sich einträchtig am weiterhin modernen und teilweise sehr schönen Hoffenheimer Fußball zu erfreuen.
Aufrufe: 1163 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 7 | Erstellt:03.01.2011
ø 5.7
KOMMENTARE
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04.01.2011 | 12:13 Uhr
-1
algato : Wer zahlt, schafft an
1. Laut Wikipedia bezieht sich die 50+1 Regel auf ausgegliederte Aktiengesellschaften, nicht auf GmbHs wie Hoffenheim (laut Wikipedia). Die Regel greift formal-juristisch gar nicht.2. Die DFL prüft, wieso Hopp ohne Amt mit den Bayern verhandelt hat. Will also heißen, wäre er Vorstand o.ä. gäbe es hier gar keinen Ansatzpunkt.
Wie auch immer die rechtliche Seite aussieht, spielt aber im Grund hier keine Rolle. Denn es wird auch in Zukunft weiterhin gelten: "Wer zahlt, schafft an!"
Immer dann, wenn jemand Geld mitbringt und bereit ist, es zukünftig im Verein einzubringen, wird er Einfluss haben, ggf. auch mehr als 50% Prozent.
So ist es bei den offiziellen oder inoffiziellen Werksklubs.
So ist es bei den Sponsorenklubs, z.B. RB Leipzig
So ist es bei den zahlreichen Sonnenkönigen in den vergangen Jahrzehnten in der Bundesliega gewesen, von Löring über Eichberg und Altegoer bis hin zu Martin Kind (um nur ein paar zu nennen).
Natürlich waren die letzten zumindest Präsidenten, hatte also eine offizielle Funktion. Hopp hat sein Strohmänner, aber macht das wirklich den Unterschied? Wenn Hopp mit "Rücktritt" droht, wer aus dem Verein will ihn dann nicht zufrieden stellen?
Wenn man sich über das formaljuristische hinweg setzt und sagt, egal ob AG und GmbH, muss man auch sagen können egal ob Vorstand oder nicht. Wer zahlt, schafft an. Wie sagt Kind so schön (s. Spox-Artikel) "Es wird immer Umgehungstatbestände geben." Ich sage, es hat sie so oder so ähnlich schon immer gegeben.
Wieso ist also Hopp jetzt der Buhmann? Meine Antwort kennt Ihr schon.
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04.01.2011 | 12:28 Uhr
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taneu :
Dann setzen wir uns mal über das formaljuristische hinweg. Wie ist es möglich, dass ein Mäzen, der als einziger diesen Transfer will, sich gegen alle leitenden Angestellten des Clubs hinwegsetzt? Weder Rangnick, noch der Vorstand noch Ernst Tanner wollten diesen Wechsel. Hopp hat ihn trotzdem durchgesetzt.
Diesen Umstand halte ich nicht für bedenklich, sondern für den Verein TSG Hoffenheim, der viel erreicht hat für tödlich.
Netürlich hätte der Verein ohne hopp nichts erreicht, aber ohne Verein hätte Hopp auch kein Fußballteam kaufen können...
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05.01.2011 | 11:56 Uhr
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Rumo :
@ algato
Die 50+1 Regelung bezieht sich keineswegs nur auf ausgegliederte Aktiengesellschaften, sondern auf alle Formen von Kapitalgesellschaften.
Was Du meinst, ist eine spezielle Gesellschaftsform einer GmbH&Co KGaA, die es bisher nur bei Dortmund gibt (soweit ich weiss).
Also die TSG Lizenspielerabteilung fällt als Kapitalgesellschaft durchaus in den Anwendungsbereich.
Zum Blog, der ist gut geschrieben, aber auch meine Messer bleiben gewetzt, weil einfach gegen geltendes Recht verstoßen wird. Und es mag sein, dass die Ausnahmeregelungen für WOB und LEV auch nicht "rechtens" sind, das gibt der TSG allerdings noch lange nicht das Recht, ebenfalls rechtwidrig zu handeln....
Ein Angriff auf die Grundfesten (Satzungen der DFL und des DFB) des deutschen Vereinsfussballs.
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05.01.2011 | 12:42 Uhr
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Mir stösst die Art und Weiße massiv auf. Das über die Bildzeitung gegen den Trainer Nachkarten. Das ist Gutsherrenart. Mein Besitz, ich mach was ich will. Klar kann er das, aber gut ist das nicht.
Wenn ich einen Rangnick hole, weiß ich was mich erwartet. Ein unbequemer Trainer der Erfolg will. Und den maximal. Das dann öffentlich zu monieren gehört sich nicht. Nicht als Person OHNE Mandat im Verein. De Facto ist Hopp ja nichtmal sein Vorgesetzter.
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05.01.2011 | 14:36 Uhr
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sich auf eine stufe mit mainz oder freiburg zu stellen ist aber immernoch lächerlich, da hopp auch weiterhin seinen geldbeutel in der hinterhand hat um einen abstieg zu vermeiden, hofenheim kann im gegenteil zu normalen vereinen nicht absteigen...
bleibt also festzuhalten, hoffenheim ist scheiße aber nicht mehr so doll wie vor dem gustavo wechsel
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06.01.2011 | 15:43 Uhr
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Dr_D :
Der Stil des Blogs gefällt mir. Die Argumente nicht alle.
Hoffenheim in der gleichen Situation wie Mainz oder Freiburg? Nicht wirklich. Hoffenheim hat Hopp.
Was passiert denn, wenn sich andere Vereine auch Gönner suchen, bzw. Gönner Vereine suchen. Diese Gönner dann nach Gutsherrenart Spieler kaufen und verkaufen?
Ich weiß es ist konstruiert, aber Hoffenheim und Hopp schaffen jetzt einen Präzedenzfall und man sollte weder die Bedenken einiger beiseite wischen, nach dem Motto, wer die Musik bezahlt, bestimmt auch was gespielt wird, noch sollte man überreagieren. Sprich mit Maßnahmen drohen.
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06.01.2011 | 19:09 Uhr
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http://www.zeit.de/2011/02/Fussball-Verein-Hoffenheim
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07.01.2011 | 13:48 Uhr
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Beatsox :
Man kann ja zu allem seine Meinung haben.Aber Hoffenheim in die Position von Mainz oder Freiburg zu drücken, hinterlässt ein Schauern bei mir.
Der aktuelle Einkauf, Firmino, wäre für Mainz oder Freiburg so nie tragbar. Und Mainz hat Glück, dass Leverkusen so dumm ist, ganze 11 Mille für Schürrle auf den Tisch zu legen. Nichts gegen ihn, aber übertrieben.
Schön, dass Hopp der Region was schenken will. Deshalb verkauft er auch gleich den wichtigsten Mann dieser Saison.
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Und ob Hoffenheim ohne Hopp weiterhin uns mit "schönen Fußball erfreut" bleibt abzuwarten.
Trotzdem gefällt mir dein Stil, deshalb 9 Punkte.