Von Sebastian Koch
Die eine oder andere Schnapsflasche dürfte heute "auf Schalke" geköpft werden - und das mit gutem Grund: heute vor 111 Jahren, am 4. Mai 1904, wurde der FC Schalke 04 gegründet. Und tatsächlich passt diese Schnapszahl zu diesem Klub aus Gelsenkirchen, bei dem es mitunter drunter und drüber geht, als befände er sich im Schnapsrausch.
Große Persönlichkeiten und viel Glamour, wo sonst malocht wird
Persönlichkeiten prägten diese 111 Jahre - große Persönlichkeiten, die nicht nur den "Knappen", sondern dem gesamten deutschen Fußball ihren Stempel aufdrückten. Früher waren es zum Beispiel Fritz Szepan (Nationalmannschafts-Kapitän bei den Weltmeisterschaften 1934 und 1938), dessen Schwager Ernst Kuzorra oder Trainer-Legende Rudi Gutendorf, die Schalke in die Spitzen des deutschen Profifußball führten. Der "Schalker Kreisel" galt in den 1920er bis 1950er-Jahren als der erste "One-Touch"-Fußball der Bundesliga-Geschichte und begründete die national erfolgreichste Zeit der Schalker, die zwischen 1934 und 1958 sieben Meisterschaften und einmal den Tschammerpokal, den Vorgänger des DFB-Pokals, gewannen.
In der jüngeren Vergangenheit sorgten dann Typen wie Ingo Anderbrügge, Ebbe Sand, Kult-Macho-Manager Rudi Assauer, Jahrhunderttrainer Huub Stevens oder auch der scheinbar stets überfordert wirkende, aber statistisch doch höchst erfolgreiche Ex-Trainer Jens Keller für Geschichten, die einfach nur "auf Schalke" geschrieben werden.
Possen, Emotionen und Millionen-Transfers - all das vereinte der Klub in den letzten 15 bis 20 Jahren. Eurofighter oder "Meister der Herzen" sind Begriffe, die auf die jüngere (Miss)Erfolgsgeschichte Schalkes zurückgehen und heute in jedem Fußball-Wörterbuch ihren festen Platz haben.
Genauso stehen die "Knappen" aus dem Ruhrgebiet, in dem Maloche groß geschrieben wird, aber auch für einen Funken Glamourfaktor in der Bundesliga. Die Veltins-Arena, ehemals "Arena AufSchalke", ist eine der modernsten Arenen Europas. Mit "Gazprom" haben die Schalker einen der lukrativsten - und umstrittensten - Hauptsponsoren der Liga.
Bundesliga-Skandal als Tiefpunkt, UEFA-Cup-Sieg 1997 als Höhepunkt
Geld - das spielte auf Schalke schon immer eine Rolle. Auch damals, 1971, im großen Bundesliga-Skandal. Die Königsblauen hatten ihr Spiel gegen Arminia Bielefeld absichtlich mit 0:1 verloren und nahmen dafür Geld - eines der schwärzesten Kapitel in der 111-jährigen Vereinsgeschichte, welches dem Verein und dem deutschen Fußball großes Ansehen gekostet hatte.
26 Jahre später war der Verein dann aber wieder für positive Schlagzeilen verantwortlich und für was für welche. Die Eurofighter kämpften sich im damaligen UEFA-Cup (die heutige Euro-League) von Sieg zu Sieg. Das Team um Jens Lehmann, Olaf Thon, Ingo Anderbrügge, Marc Wilmots oder Youri Mulder zwangen im Endspiel im legendären Mailänder Giuseppe-Meazza-Stadion den turmhohen Favoriten Inter Mailand ins Elfmeterschießen und durften anschließend über den sensationellen Europapokal-Gewinn jubeln eine Jahrhundertelf war geboren, von der Fans heute noch schwärmen. Fußball wurde in dieser Zeit gearbeitet, ja malocht, und das passte zu diesem Verein wie zu keinem Zweiten.
Und dann war da ja auch noch dieses Bundesliga-Finale. Dieses Finale Furioso der Saison 2000/2001. Es war die legendäre Vier-Minuten-Meisterschaft. Dieser einzigartige Moment, in dem große Männer und Machos wie Assauer oder Stevens Gefühle zeigten, die ansonsten unter Tage doch so selten gezeigt werden.
Herzlichen Glückwunsch zum 111.!
Eine Charakterisierung Schalkes ohne einen ganz bestimmten anderen Verein zu erwähnen, geht aber eigentlich nicht. Wir versuchen es dennoch. Nicht aber, ohnedieses Derby zu vergessen. Dieses Derby zwischen Schalke 04 und Bor...äh...Lüdenscheid-Nord, wie der ungebliebte Nachbar in Fankreisen genannt wird. Dieses Derby, das alljährlich mindestens zwei Mal Fußball-Deutschland elektrisiert und in Ekstase versetzt. Dieses Derby, das auch eingefleischte Fans von anderen Vereinen nicht kalt lässt. Dieses Derby, das über Gelingen und Nicht-Gelingen einer ganzen Saison entscheiden kann, egal, welcher Platz am Ende belegt wird.
Geld, Maloche, Glamour und Skandale - Schalke ist eine Marke, die zeitweise wohl ähnlich polarisiert wie der FC Bayern. Der S04 wird geliebt oder er wird gehasst - doch eines sicher: Die Bundesliga braucht diesen Verein, wie die Luft zum Atmen.
Herzlichen Glückwunsch, FC Schalke! Oder wie man es wohl im Pott sagt: Glück auf!
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Möller?? Bitte nochmal richtig recherchieren...