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25.02.2014 | 6258 Aufrufe | 4 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 8.5
Nico Schulz und co.
Herthas starker Nachwuchs? Von Wegen!
Die Jugend von Hertha BSC ist traditionell sehr erfolgreich. Im Profifußball tun sich Berliner Talente jedoch sichtlich schwer.

Da durfte er doch mal wieder von Anfang an ran. Nico Schulz wusste wahrscheinlich gar nicht, wie ihm geschah, als sein Trainer Jos Luhukay ihn am Wochenende gegen Stuttgart in die Startelf stellte. Nach zwei unterirdisischen Rückrundenauftritten gegen Frankfurt und Nürnberg war Schulz, 20-jähriger Flügelspieler bei Hertha BSC, nämlich erstmal keine Option mehr für Luhukays Elf. Gegen den HSV saß er 90 Minuten auf der Bank und beim Heimspiel gegen Wolfsburg fand er sich gar nicht erst im Profikader wieder. Luhukay nahm seinen Jungspund nach dem Training zur Seite, es folgte ein 20-minütiges Gespräch. Schulz hätte sich nicht genug aufgedrängt, hätte in letzter Zeit nachgelassen. Anscheinend machte er es in der letzten Trainingswoche besser, anders ist es wohl nicht zu erklären, dass Jos Luhukay Schulz gegen Stuttgart wieder in seine Startelf beorderte. Nun kann man aber nicht unbedingt sagen, dass Schulz diese Chance genutzt hat. Einem schwachen Auftritt folgte die vorhersehbare Auswechslung für den späteren Matchwinner Sandro Wagner.


Die Entwicklung von Nico Schulz steht ein wenig sinnbildlich für die gesamte Jugendarbeit beim Hauptstadtklub. Gute Anlagen sind vorhanden, am Ende kommt aber irgendwie nie etwas dabei heraus. Schulz soll ein talentierter Spieler sein. Aber bis auf einen starken Antritt und eine hohe Sprintgeschwindigkeit hat er bislang noch keine spielerischen Stärken gezeigt. Seine Flanken sind schwach, er kommt selten zum Abschluss und wenn doch, dann vergibt er meist kläglich. Defensiv kann Schulz, der teilweise schon als Außenverteidiger aushalf, auch noch zulegen. Besonders körperlich robust ist er nicht.


So ist das eben mit Herthas Jugend. Die U17 gewann im neuen Jahrtausend viermal die Deutsche Meisterschaft, die U19 einmal den DFB-Pokal und stand noch zwei weitere Male im Finale. Schaut man sich aber an, welche Spieler dann bei Hertha den Durchbruch im Profifußball feiern könnten, ist das Ergebnis eher mau. Die letzten Kracher waren die Boatengs, Patrick Ebert, Ashkan Dejagah und co. Nur sind seither schon wieder einige Jahre ins Land gegangen. Diese Generation spielte auf einem komplett anderen Niveau als heutige Nachwuchsspieler. In dieser Saison spielten mit Nico Schulz, John Anthony Brooks, Hany Mukhtar, Fabian Holland, Marius Gersbeck und Änis Ben-Hatira sechs Spieler für Hertha in der Bundesliga, die aus der vereinseigenen Akademie kamen. Ben-Hatira ist eine Ausnahme, wurde in der B-Jugend ausgemustert und erst in Hamburg zum Erstligaspieler. Gersbeck ist momentan nur vierter Torhüter hinter Kraft, Jarstein und Burchert. Sein einziger Einsatz kam verletzungsbedingt am 17. Spieltag gegen Dortmund zustande. Fabian Holland spielt normalerweise keine Rolle mehr in Luhukays Planungen. Auch er absolvierte nur ein Spiel in dieser Saison. Mukhtar gilt als großes Talent, der 18-jährige muss sich aber noch gedulden. Bisher kommt er auf sechs Einwechslungen. Der Halbamerikaner John Brooks wurde im letzten Jahr zum Stammspieler, ist in dieser Spielzeit aber von vielen Verletzungen geplagt und machte auch sonst nicht immer den sichersten Eindruck. Und eben Nico Schulz.


Gerade von Schulz hat sich der Verein in diesem Jahr einen großen Sprung erwartet. Der Flügelspieler bestritt schon 2010 sein erstes Pflichtspiel für Hertha BSC, kam in seiner Entwicklung aber nie richtig weiter. In seinem ersten Jahr kam er auf starke 21 Einsätze in der 2. Bundesliga, davon aber nur drei in der Startelf. Nach dem Aufstieg verzichteten Markus Babbel und seine vielen Nachfolger komplett auf Schulz, der bis zum 31. Spieltag auf einen Platz im Kader warten musste. Für einen Einsatz reichte es dennoch nicht. Ein Jahr später dann der Aufschwung unter Luhukay in der zweiten Liga. Schulz absolvierte 20 Spiele, davon 15 von Beginn an. Verletzungsprobleme hinderten ihn unter anderem daran, öfter für Hertha BSC auf dem Platz zu stehen. Gegen den VfL Bochum gelang ihm dann sogar sein erstes Pflichtspieltor, dazu bereitete er in der gesamten Saison drei Tore vor.


In dieser Saison wollte er zum absoluten Stammspieler werden. Doch es scheint für die Bundesliga einfach nicht zu reichen. Nach 22 Spielen hat er elf Startelfeinsätze zu verbuchen, dazu sechs Einwechslungen. Doch richtig überzeugend spielte Schulz bisher selten. Ein einziger Scorerpunkt (die Vorlage zum Siegtor gegen den HSV am 3. Spieltag) steht in seiner Statistik, das ist für einen Flügelspieler einfach zu wenig. Zum Vergleich: In insgesamt 15 Einsätzen kann Änis Ben-Hatira schon drei Tore und zwei Vorlagen verbuchen. Sami Allagui, der meistens auf dem anderen Flügel spielt, sogar sieben Tore und zwei Vorlagen in 19 Einsätzen.


Dennoch vertrauen die Verantwortlichen, und vor allem Jos Luhukay, dem jungen Berliner immer wieder. Damit steht der Verein nicht alleine. Auch die Jugendtrainer des DFB setzen auf Schulz. Von der U16 bis zur U21 durchlief Schulz jede Jugendnationalmannschaft. Das Potenzial ist anscheinend vorhanden. Warum wird es nicht ausgereizt? Oder reicht es bei Herthas heutigen Nachwuchsspielern einfach nicht für die ganz große Bühne? Junge Spieler müssen behutsam aufgebaut werden und können nicht von heute auf morgen Weltklasseleistungen bringen. Ein Tor und vier Vorlagen in vier Jahren Profifußball sind für einen Flügelspieler aber zu wenig. Es gibt gravierende Unterschiede zwischen Jugendspielern bei Hertha BSC und anderen Vereinen wie beispielsweise Stuttgart oder Schalke. Während in Berlin Nico Schulz seit Jahren versucht, seine Erstligatauglichkeit unter Beweis zu stellen, mischen Timo Werner, Max Meyer und co. die Liga auf. Während bei Hertha alle jubeln, wenn mal ein Berliner in der Startelf steht, jubeln sie in Stuttgart, wenn ein Stuttgarter jüngster Doppeltorschütze der Bundesligageschichte wird.

Spieler mit Potenzial sind lange nicht mehr aus Herthas Akademie gekommen. Die letzte Generation mit Sascha Bigalke, Lennart Hartmann, Shervin Radjabali-Fardi und Marvin Knoll sucht ihr Heil momentan in den Niederungen der zweiten Liga oder noch weiter unten. Die Stadt Berlin und der Verein sehnen sich nach einem gestandenen Bundesligaspieler aus eigenem Hause. Hany Mukhtar, John Brooks, Marius Gersbeck und vielleicht auch Nico Schulz müssen jetzt und in den nächsten Jahren zeigen, dass sie reif sind für Deutschlands höchste Fußballliga. Sonst sind die Erfolge der eigenen Jugendakademie nichts wert.

KOMMENTARE
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Josh9
25.02.2014 | 17:15 Uhr
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Josh9 : 
25.02.2014 | 17:15 Uhr
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Josh9 : 
hmm, joah. kann man genau so stehen lassen.
Eigengewächse, die sich schnell in der BL etablieren, wachsen halt nicht auf Bäumen. Deshalb spricht man halt gerne von einer goldenen Generation (Boatengs, etc) und danach kommt halt auch mal ein tiefes Tal.

Mit Schulz, Brooks und Mukhtar haben wir auf jeden Fall schon mal 3 Spieler die das Potenzial haben, aber sie müssen auch Qualität auf dem Platz beweisen. Ich glaube viele junge Spieler werden zu schnell hochgejazzt und verbrennen dann wie eine Sternschnuppe. Was passiert denn gerade beim VfB? Werner? nichts zu sehen. Die taumeln in Richtung abstieg, aber immerhin viele Jugendspieler, die dann schnell den Verein verlassen werden.

Kobi der alte Sack hat einen reingenetzt gegen die Grünschnäbel. Letztendlich ist die Entwicklung des Vereins wichtig, und nicht der Jugendspieler. Natürlich ist es optimal wenn diese Durchbrechen, aber wenn die Qualität mal nicht vorhanden ist, dann muss man es nicht auf Krawall durchziehen.

Die Akademie hat auf jeden Fall gerade wieder die äusserst selten vergebene Wertung von 3 Sternen erhalten, gerade in Punkto Durchlässigkeit zu den Profis. Die Bedingungen sind hier optimal
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yovonando
25.02.2014 | 19:04 Uhr
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yovonando : 
25.02.2014 | 19:04 Uhr
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yovonando : 
Auf jeden Fall ein wichtiges Thema.

Ich stimme mit dir überein, dass das kein Zufall sein kann, dass bei anderen Bundesligisten die neue Generation deutscher Nationalspieler früh die Chance bekommt und bei Hertha die Jugendstars nicht an (zugegeben an indiviueller Klasse gemessenen mittelmäßigen) Ausländern vorbeikommen.

Interessant finde ich dabei auch, dass die "goldene Generation" bei Hertha kaum gespielt haben und dann gute Karrieren gemacht haben. Man kann sich auch an Salihovic z.Bsp. erinnern. Auch erinnere ich mich gerne an sehr gute Spiele von Morales und Holland zum Beispiel. Tut mir auch bei jedem Freistoßtraumtor immer wieder weh. Oder natürlich die Weltstars Boateng-Brüder.

Aber einen Grund führst du nicht auf! Für mich ist das der jetzt schon seit vier Jahren andauernde Abstiegskampf. Da kann man halt nicht einfach Grünfrösche reinwerfen. Schalke und der VfB sind halt Verein, die (normalerweise) nicht mit Abstiegskampf planen. Daher kann man da in der Aufstellung auch mehr Risiko gehen.

Vielleicht gibt es ja mehr Möglichkeiten, wenn Hertha sich in den nächsten zwei Jahren wieder etabliert. Leider ist Luhukay aber auch kein Trainer, der dafür berühmt ist, freche Jugendspieler zu integrieren. Dafür liegt er zu viel Wert auf taktische Disziplin.

Was ist deine Meinung?
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Rukavytsya93
25.02.2014 | 19:38 Uhr
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Rukavytsya93 : Stimmt!
25.02.2014 | 19:38 Uhr
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Rukavytsya93 : Stimmt!
Den Abstiegskampf habe ich nicht erwähnt, aber du hast natürlich recht - Das ist auch ein Grund. Aber sowohl in der Hinrunde 2011/2012 als auch jetzt 2013/2014 lief es relativ optimal, Markus Babbel hatte aber anscheinend anderes vor als mal ein paar Jugendspieler einzustreuen. Und Luhukay versucht es ja auch immerhin. Ich glaube, er traut Hany unglaublich viel zu, immerhin erste Einwechslung bei den Bayern, wie du ja wahrscheinlich eh weißt. Auch Brooks war zu Saisonbeginn noch Stammkraft. Bei ihm bin ich mir nur nicht ganz sicher. Er wirkte immer etwas langsam im Kopf, also was taktische Dinge anging. Aber so ist das eben mit unerfahrenen Spielern.

Auch Schulz ist ja eigentlich fester Bestandteil seiner Planungen. Das zeigt für mich, dass Luhukay da schon Potenzial sieht. Aber er sieht auch, dass Schulz eben nicht an - z.B. Ben-Hatira (den ich übrigens nicht sonderlich mag^^) - vorbeikommt. Er hat keine besonderen spielerischen Stärken, er ist nur schnell.

Und letztendlich finde ich es beispielsweise bei Stuttgart erstaunlich, dass sie sich auch in der jetzigen Situation trauen, auf Jugendspieler (Werner, Leitner, Rüdiger, Khedira, usw.) zu setzen. Die befinden sich ja immerhin auch so ein wenig (oder komplett^^) im Abstiegskampf.

Ich finde, es kommt bei uns einfach zu wenig Ertrag raus. Stimmt auch, was der erste Kommentator geschrieben hat: Eine "goldene Generation" gibt es eben nur alle paar Jahre. Aber ich würde mir mal wieder einen Jugendspieler wünschen, der wirklich einschlägt. Bei dem man merkt, dass es für die erste Liga auf jeden Fall reicht. Vielleicht wird Hany dieser Spieler? Meistens hat er mir ganz gut gefallen, wenn er gekommen ist. Gegen Wolfsburg hatte er wieder ein, zwei schöne Aktionen nach seiner Einwechslung.
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Pescador84
28.02.2014 | 14:02 Uhr
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Pescador84 : 
28.02.2014 | 14:02 Uhr
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Pescador84 : 
Generell ist die Situation bei euch doch gar nicht so übel (aus der Ferne betrachtet).
Mukhtar, Schulz und Brooks traue ich dauerhaft den Sprung zu, wobei ich Schulz aufgrund der fehlenden offensiven Durchschlagskraft eher als LV sehen würde. Und 3 Spieler aus dem eigenen Nachwuchs, die nah dran sind oder sogar regelmäßig spielen, finde ich eigtl ganz ordentlich.
Die Vergleiche mit Meyer und Werner sollte man nicht ziehen. Zum einen sind beide vermutlich übermäßig talentiert. Zum andern ist Meyer z.B. extrem dribbelstark. Dadurch sieht das für Außenstehende schonmal richtig gut aus, wenn er mal einen oder zwei Gegenspieler stehen lässt. Wenn du da die Defensivarbeit oder die tatsächlichen Assists berücksichtigst, ist das auch nicht mehr so überragend - das natürlich auch unter der Prämisse, dass er bei nem CL-Kandidaten spielt, da ist es in manchen Spielen wirklich einfacher, mal nen Jungen einzubauen als bei der Hertha.
Noch generell zum Block, da du die U17 und U19 schon erwähnst, hatte ich auch nen kurzen Blick auf die aktuellen Talente dort erwartet.
Ansonsten sauber geschrieben.
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