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16.07.2012 um 18:02 Uhr
Heimspiel mit Hindernissen
Am kommenden Wochenende wird Michael Schumacher zum 16. Mal am Hockenheimring an den Start gehen. Vor dem Großen Preis von Deutschland ist der mittlerweile 43-Jährige topmotiviert, wieder auf das Treppchen zu fahren. Eine große Aufgabe, die sich der siebenfache Weltmeister da gestellt hat. Vielleicht sogar eine unlösbare?

Denn die Ära Schumachers, als er die Konkurrenz in der Formel 1 nach Belieben dominierte, liegt mittlerweile mehr als zehn Jahre zurück. Und nach seinem überraschenden Comeback 2010 für Mercedes war der dritte Platz diese Saison in Valencia die beste Platzierung für Schumi, der die Erwartungen an seinen zweiten Anlauf bislang nicht erfüllen konnte.

Doch das war beim Heim-Grand-Prix am Hockenheimring nicht immer so. Bereits in seiner ersten kompletten Saison 1992 schaffte es Schumacher auf Anhieb aufs Podest. Das war als letztem Deutschen Hans-Joachim Stuck im Jahr 1977 gelungen. Nicht nur die 128.000 deutschen Fans am für 7,4 Millionen Mark umgebauten Hockenheimring waren dank Schumi wieder im Formel-1-Fieber.

Zwei Jahre später sicherte sich Schumacher, damals noch im Team Benetton, seinen ersten Weltmeistertitel. Das Rennen am Hockenheimring blieb jedoch in schlechter Erinnerung. Der Deutsche hatte zuvor in Silverstone für einen Skandal gesorgt, als er die schwarze Flagge missachtet hatte. Zusätzlich gab es im Vorfeld zum Rennen am Hockenheimring negative Gerüchte über seinen Benetton B194-Ford, unter anderem war von einer illegalen Startautomatik die Rede. Neben den Skandalen hatte „Schummel-Schumi", wie er von der Bild mittlerweile getauft wurde, auch noch Pech, als ihm in der 22. Runde ein Reifen explodierte und er ausschied.

Auch im Jahr darauf waren alle Augen auf Schumacher gerichtet, und wieder war ein Vorfall in Silverstone schuld. Eine Kollision zwischen dem Deutschen und Konkurrent Damon Hill im vorigen Rennen und gegenseitige Schuldzuweisungen machten das Rennen brisant. Mit der Kündigung von Jean Alesi bei Ferrari zum Ende des Jahres verdichteten sich außerdem die Gerüchte, Schumacher werde ins italienische Lager wechseln. Der Kerpener blieb trotz alle dem cool und konnte, auch dank eines Fahrfehlers von Hill, seinen ersten Sieg am Hockenheimring und somit auch den ersten Sieg eines deutschen Fahrers beim Heim-Grand-Prix holen. Als Krönung feierte er am Ende der Saison seinen zweiten Weltmeistertitel.

Was sich bereits angebahnt hatte, wurde zur Saison 1996 Realität: Michael Schumacher wechselte von Benetton zu Ferrari. Vor seiner Ferrari-Premiere am Hockenheimring musste Schumi allerdings viel Spott über sich ergehen lassen. Nach drei Ausfällen hintereinander forderte die Bildzeitung schon: „Schumi, steig aus dieser roten Gurke aus!" Dennoch reichte es in Deutschland für den vierten Platz. Die nächsten Rennen auf dem Hockenheimring sollten für Schumacher auch nicht viel besser werden. Nach einem zweiten und einem fünften Platz konnte der deutsche Formel-1-Star 1999 gar nicht erst teilnehmen. Grund war – wiedermal – ein Vorfall in Silverstone, als er auf Grund defekter Bremsen mit 107 km/h frontal in einen Reifenstapel fuhr und sich den Unterschenkel brach. Die Saison war gelaufen und Schumi musste sich ganz auf seine Regeneration und das nächste Jahr konzentrieren.

Und mit dem neuen Jahrtausend begann auch in der Formel 1 eine neue Zeitrechnung. Die Ära des Michael Schumacher.

Allzu viel konnte Schumi 2000 für seinen dritten Weltmeistertitel am Hockenheimring aber gar nicht tun. Bereits beim Start kollidierte er, auf Grund eines Spurwechsels von David Coulthard, beim Ausweichmanöver mit Giancarlo Fisichella. Aufsehen erregte der Unfall, da Coulthard erst am Tag davor Schumacher für dessen angeblich unfaire Fahrweise angegriffen hatte. Im darauffolgenden Jahr schied Schumacher erneut aus, diesmal wegen eines Defekts an der Benzinpumpe. Dennoch konnte er sich am Ende des Tages freuen. Denn dank des Motorschaden-bedingten Ausfalls von Coulthard und Mika Häkkinen kam er seinem vierten WM-Titel auch ohne selbst einzugreifen einen riesen Schritt näher.

2002 feierte Schumacher auf der zur neuen Saison um gut zwei Kilometer gekürzten und umgebauten Strecke seinen zweiten Heimsieg. Dieser war allerdings nur für die Statistik, so war der Kerpener schon als vorzeitiger Weltmeister nach Deutschland gekommen - so früh wie es noch nie ein Fahrer geschafft hatte. Ein Jahr später rutschte der Lokalheld zwar durch einen Reifenschaden vom zweiten auf den siebten Platz ab, die Ära des Michael Schumacher ging mit dem vierten Weltmeistertitel in Folge und dem sechsten insgesamt weiter. Der siebte und somit letzte Streich ließ auch nicht lange auf sich warten. 2004 war Schumacher auf seinem Zenit, er gewann 13 von 18 Rennen und ließ sich am Hockenheimring auch nicht von einem aufopferungsvoll kämpfenden Jenson Button besiegen.

Seinen vermeintlich letzten Auftritt beim Großen Preis von Deutschland krönte Schumacher mit seinem vierten Sieg, was ihn zum alleinigen Rekordhalter auf dem Hockenheimring macht. Schumacher verabschiedete sich also standesgemäß von seinen deutschen Fans, bevor er einen Monat später offiziell sein Karriereende verkündete. Niemand konnte ahnen, dass Schumacher vier Jahre später wieder seine Runden am Hockenheimring drehen würde.

Es war eine Riesenüberraschung, als Michael Schumacher 2010 sein Comeback feierte. Nicht im Benetton und nicht im roten Ferrari, in dem er zur Rennsportlegende aufstieg, sondern im silbernen Mercedes. Doch die Erfolge in seiner „zweiten Amtszeit" blieben bislang aus. Mit einer Handvoll vierten und einem dritten Platz in diesem Jahr konnte Schumacher die Erwartungen an ihn nicht erfüllen. Aber der Podiumsplatz und der Heimvorteil lassen Schumi auf einen Überraschungserfolg am Hockenheimring hoffen. „Eigentlich willst du eine Stufe höher stehen", beschrieb der Kerpener seine Gedanken bereits beim dritten Platz in Valencia, vor seinem Heimrennen gibt er sich kämpferisch. Zu wenig habe er erreicht im zweiten Teil seiner Fahrerkarriere, gab er der SportBild gegenüber zu. „Ich bin noch nicht gesättigt."

Kein Wunder: Sechs Jahre liegt sein letzter Sieg schon zurück. Und nur allzu gern würde der größte Formel-1-Pilot aller Zeiten seinen 91 Siegen noch einen hinzufügen. Eine Sensation wäre es allemal, so geht der Rekordsieger doch als Außenseiter in sein Heimspiel.
Aufrufe: 1675 | Kommentare: 1 | Bewertungen: 3 | Erstellt:16.07.2012
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SVG1919
17.07.2012 | 20:53 Uhr
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SVG1919 : 
17.07.2012 | 20:53 Uhr
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Schöner Überblick über die Geschichte von Schumacher am Hockenheimring.
Zwar nichts neues dabei, aber gut geschrieben und ne realistische Einschätzung der aktuellen Situation.
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