05.10.2009 um 16:03 Uhr
Hate Game.
Hate Game, das: Duell zweier meist in passabler Steinschleuder-Entfernung ansässiger Teams. Vorzugsweise begleitet von gepflegtem Trash Talk, harter Gangart und einer jahrzehntelangen Hass-Tradition. Gerne versuchen die Anhänger beider Partien auch, sich gegenseitig anzuzünden.
Kein Scherz. Das hat ein Vikings-Fan tatsächlich versucht und stand dafür vor Gericht. Zu Recht. Denn da ist genug Feuer drin, auch ohne Streichhölzer.
Es ist: Packers vs. Vikings. Es ist: Monday Night Football. Es ist: geil.
Denn es geht um viel mehr als eine mögliche Vorentscheidung im Rennen um die Playoffs oder den ganz normalen Hass auf den Nachbarstaat Minnesota.
Es geht um eine Legende. Ach was, nicht irgendeine Legende. Die Packers-Legende der Neuzeit. Brett Favre. 16 Jahre spielte er in Green Bay – verpasste kein einziges Spiel. 1996/97 gewann er den Superbowl. Den Ersten für die Packers seit 1967. Und den bisher Letzten. Vor ihm holte nur Bart Starr den Titel. Ein Name, den auch mehr als 40 Jahre später noch jeder kennt, hier in Wisconsin.
Kurz gesagt: Favre war die Packers. "Ich konnte mir das Team ohne ihn einfach nicht vorstellen", sagt mein ehemaliger College-Mitbewohner Tom Dombeck aus Eland, Wisconsin. Als die Packers mit Favre den Titel holten, war er zehn. Solange er sich erinnern kann, ist Green-Bay-Fan. Kein Spiel hat er verpasst. Seit... ja, seit er sich erinnern kann.
Und immer gab es Brett Favre.
Bis 2008.
Die Rücktritt-vom-Rücktritt-Seifenoper und den anschließenden Wechsel nach New York konnte er seinem Helden gerade noch verzeihen. Irgendwie. Man konnte ihn weiter mögen. Irgendwie. Schließlich kam er den Packers nicht in die Quere. Doch das hat sich geändert. Dramatisch geändert.
"Ich will, dass sie ihn töten", sagt Packers-Fan Mitch Mikkelson zu einem Reporter der Lokalpresse. "Allein weil er jetzt ein Viking ist. Ein Viking! Das ist das Team, das man hasst. Seit der frühesten Kindheit."
Denn die Krux ist: Favre ist "forever in the heart and soul of Green Bay". Man kann ihn nicht einfach "gehen lassen", wie es der zukünftige Hall-of-Famer den Fans vor kurzem nahe legte. Es ist eben schwer, sich von 16 Jahren Favre zu trennen. Noch immer tragen viele Fans sein Trikot, pflegen eine Hassliebe zu ihrer No.4.
Ein Fast-Food-Restaurant will deshalb mit einem symbolischen Akt Abhilfe schaffen. In der Halbzeitpause des Vikings-Spiels wird die Milwaukee Burger Company ein altes Favre-Jersey verbrennen. Öffentlich. Auf dem Parkplatz. Und sie hat angekündigt, für jeden Fan, der einen Fanartikel abgibt, 10 Dollar an die Wisconsin Alliance for Fire Safety zu spenden.
Wem das nicht ausreicht, der kann sich bei der Green Bay Press Gazette für ein wenig Trash Talk melden. Das Blatt fordert seine knapp 60.000 Leser unter dem Motto "we want to hear from those who bleed the green and gold" dazu auf, ihre persönlichen Kampfansagen einzuschicken. Die Besten werden ausgewählt, auf riesige Spruchbänder gedruckt und beim zweiten Treffen mit den Vikings am 1. November im heimischen Lambeau Field entrollt.
Brett Favre soll sehen, wie sich seine ehemaligen Jünger fühlen.
Verrückt? Nicht für Packer County.
Da ist es auch ganz normal, dass der Stadtrat von Sheboygan, einer 50.000-Einwohner-Stadt etwa eine Auto-Stunde südlich von Green Bay, überlegt, eine dringende Gemeinderatssitzung wegen des Spiels abzusagen.
Auch die Spieler selbst befeuern die Rivalität noch zusätzlich. Vikings-Guard Anthony Herrera sagt: "Es wird ein riesiges Affentheater. Und eine persönliche Angelegenheit für Brett. Sie werden ihn jagen. Und das macht es auch zu einer persönlichen Angelegenheit für uns." Und sein Teamkollege Ben Leber stellt fest: "Es wird das heißeste Regular-Season-Game, in dem ich jemals gespielt habe."
Selbst bei den in der letzten Saison so zurückhaltenden Vikings-Fans (das Team hatte arge Probleme, alle Karten für das Playoff-Spiel gegen Philadelphia an den Mann zu bringen), ist das Interesse enorm. Minnesotas Kicker Ryan Longwell (spielte selbst bereits in Green Bay) glaubt sogar, dass es einen neuen Einschaltquoten-Rekord aufstellen könnte.
"Das wird wie im Wilden Westen. Sheriff-Favre gegen die bösen Packers-Boys", erklärt Minnesota-Fan Gary Popelka einer Zeitung. Fünf der letzten sechs Duelle gingen verloren. Das soll sich unbedingt ändern. High Noon.
Nur für einen scheint es ein Spiel wie jedes andere zu sein: Brett Favre. "Das hat nichts mit Rache zu tun", erklärte der fast 40-Jährige. "Natürlich ist es schön, seinem alten Arbeitgeber zeigen zu können, dass man es noch kann. Aber das sportliche ist viel wichtiger. Ich will das Team zum Titel führen. Wegen dem Rest mache ich mich nicht verrückt."
Sagt Favre – und geht seelenruhig ins Kino.
Vikings-Coach Brad Childress nennt das eine "serial-killer mentality". Genau das Richtige für ein solches Hate Game im Wilden Mittleren Westen.
Kein Scherz. Das hat ein Vikings-Fan tatsächlich versucht und stand dafür vor Gericht. Zu Recht. Denn da ist genug Feuer drin, auch ohne Streichhölzer.
Es ist: Packers vs. Vikings. Es ist: Monday Night Football. Es ist: geil.
Denn es geht um viel mehr als eine mögliche Vorentscheidung im Rennen um die Playoffs oder den ganz normalen Hass auf den Nachbarstaat Minnesota.
Es geht um eine Legende. Ach was, nicht irgendeine Legende. Die Packers-Legende der Neuzeit. Brett Favre. 16 Jahre spielte er in Green Bay – verpasste kein einziges Spiel. 1996/97 gewann er den Superbowl. Den Ersten für die Packers seit 1967. Und den bisher Letzten. Vor ihm holte nur Bart Starr den Titel. Ein Name, den auch mehr als 40 Jahre später noch jeder kennt, hier in Wisconsin.
Kurz gesagt: Favre war die Packers. "Ich konnte mir das Team ohne ihn einfach nicht vorstellen", sagt mein ehemaliger College-Mitbewohner Tom Dombeck aus Eland, Wisconsin. Als die Packers mit Favre den Titel holten, war er zehn. Solange er sich erinnern kann, ist Green-Bay-Fan. Kein Spiel hat er verpasst. Seit... ja, seit er sich erinnern kann.
Und immer gab es Brett Favre.
Bis 2008.
Die Rücktritt-vom-Rücktritt-Seifenoper und den anschließenden Wechsel nach New York konnte er seinem Helden gerade noch verzeihen. Irgendwie. Man konnte ihn weiter mögen. Irgendwie. Schließlich kam er den Packers nicht in die Quere. Doch das hat sich geändert. Dramatisch geändert.
"Ich will, dass sie ihn töten", sagt Packers-Fan Mitch Mikkelson zu einem Reporter der Lokalpresse. "Allein weil er jetzt ein Viking ist. Ein Viking! Das ist das Team, das man hasst. Seit der frühesten Kindheit."
Denn die Krux ist: Favre ist "forever in the heart and soul of Green Bay". Man kann ihn nicht einfach "gehen lassen", wie es der zukünftige Hall-of-Famer den Fans vor kurzem nahe legte. Es ist eben schwer, sich von 16 Jahren Favre zu trennen. Noch immer tragen viele Fans sein Trikot, pflegen eine Hassliebe zu ihrer No.4.
Ein Fast-Food-Restaurant will deshalb mit einem symbolischen Akt Abhilfe schaffen. In der Halbzeitpause des Vikings-Spiels wird die Milwaukee Burger Company ein altes Favre-Jersey verbrennen. Öffentlich. Auf dem Parkplatz. Und sie hat angekündigt, für jeden Fan, der einen Fanartikel abgibt, 10 Dollar an die Wisconsin Alliance for Fire Safety zu spenden.
Wem das nicht ausreicht, der kann sich bei der Green Bay Press Gazette für ein wenig Trash Talk melden. Das Blatt fordert seine knapp 60.000 Leser unter dem Motto "we want to hear from those who bleed the green and gold" dazu auf, ihre persönlichen Kampfansagen einzuschicken. Die Besten werden ausgewählt, auf riesige Spruchbänder gedruckt und beim zweiten Treffen mit den Vikings am 1. November im heimischen Lambeau Field entrollt.
Brett Favre soll sehen, wie sich seine ehemaligen Jünger fühlen.
Verrückt? Nicht für Packer County.
Da ist es auch ganz normal, dass der Stadtrat von Sheboygan, einer 50.000-Einwohner-Stadt etwa eine Auto-Stunde südlich von Green Bay, überlegt, eine dringende Gemeinderatssitzung wegen des Spiels abzusagen.
Auch die Spieler selbst befeuern die Rivalität noch zusätzlich. Vikings-Guard Anthony Herrera sagt: "Es wird ein riesiges Affentheater. Und eine persönliche Angelegenheit für Brett. Sie werden ihn jagen. Und das macht es auch zu einer persönlichen Angelegenheit für uns." Und sein Teamkollege Ben Leber stellt fest: "Es wird das heißeste Regular-Season-Game, in dem ich jemals gespielt habe."
Selbst bei den in der letzten Saison so zurückhaltenden Vikings-Fans (das Team hatte arge Probleme, alle Karten für das Playoff-Spiel gegen Philadelphia an den Mann zu bringen), ist das Interesse enorm. Minnesotas Kicker Ryan Longwell (spielte selbst bereits in Green Bay) glaubt sogar, dass es einen neuen Einschaltquoten-Rekord aufstellen könnte.
"Das wird wie im Wilden Westen. Sheriff-Favre gegen die bösen Packers-Boys", erklärt Minnesota-Fan Gary Popelka einer Zeitung. Fünf der letzten sechs Duelle gingen verloren. Das soll sich unbedingt ändern. High Noon.
Nur für einen scheint es ein Spiel wie jedes andere zu sein: Brett Favre. "Das hat nichts mit Rache zu tun", erklärte der fast 40-Jährige. "Natürlich ist es schön, seinem alten Arbeitgeber zeigen zu können, dass man es noch kann. Aber das sportliche ist viel wichtiger. Ich will das Team zum Titel führen. Wegen dem Rest mache ich mich nicht verrückt."
Sagt Favre – und geht seelenruhig ins Kino.
Vikings-Coach Brad Childress nennt das eine "serial-killer mentality". Genau das Richtige für ein solches Hate Game im Wilden Mittleren Westen.
Aufrufe: 4025 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 6 | Erstellt:05.10.2009
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Ich hoffe auf aufs Rückspiel und das jeder Ball an Bretts Hand festfriert