07.06.2010 um 22:12 Uhr
Harte Zeiten für Fußballfreunde
Nur noch viermal schlafen. Noch viermal so tun, als gäbe es wichtigeres auf der Welt. Dann endlich können wir die Fassade fallen lassen und uns dem WM-Rausch und seinen perversen Verführungen hingeben. Wurde ja auch Zeit.
Denn die Zeit vor der WM ist für echte Fußballfreunde ziemlich hart. Es ist nämlich die Zeit des medialen Fußball-Overkills und vor allem der furchtbaren Werbeattacken. Wohin man blickt, versucht jemand, etwas anzubieten, indem er meist jugendliche Figuren in Deutschland-Trikots steckt - und natürlich müssen alle diese süßen Fähnchen auf der Wange haben. Dann noch einen vermeintlich gewitzten Spruch daneben gepappt, der irgendwas mit "Sieg", "Tor" oder "Titel" beinhaltet, und fertig ist der Prototyp einer Brechreiz verursachenden Heuchelei. Das ist in der Tat sehr, sehr schlimm. Doch es geht noch schlimmer. Am grauenhaftesten sind nämlich die scheinbar unzähligen Zeitgenossen, die meinen, sich jetzt plötzlich für Fußball interessieren zu müssen, nur weil die WM ansteht.
Meistens handelt es sich um Menschen, die zwar wissen, wie das Spiel gespielt wird, denen der Sport an sich aber ziemlich am Allerwertesten vorbei geht. Bundesligisten können sie unter Druck ein paar nennen, und dass die Bayern meistens gewinnen und ganz gut sind, wissen sie auch. Nämlich deshalb, weil sie mit dem frisch gekauften Trikot und der geliehenen Fahne bei der Meisterfeier am Marienplatz stehen und selig Van Gaals Brandrede zuhören. Dieses Schönwetter-Fantum, das im angesprochenen Szenario schon schlimm genug ist, scheint sich vor der WM noch zu verstärken.
Man steht nichts Böses ahnend in der U-Bahn und muss sich gezwungenermaßen Gespräche von Leuten anhören, die ganz offensichtlich kaum Ahnung von der Materie haben. Aber jetzt steht ja die WM vor der Tür, da muss sich der gute Bundesbürger natürlich für Fußball interessieren. Also fragt der eine Anzugträger auf dem Weg zur Arbeit den Anderen, ob er glaubt, dass Klose spielt. Sagt der andere: Nein, natürlich der Müller, der war ja Torschützenkönig. Oder so. Zumindest besser als der Klose, der hat ja überhaupt kein Tor geschossen. Und der Gomez hat ja auch die komplette Saison nichts gerissen. Gut ist aber, dass der Schweini jetzt die Rolle vom Ballack übernimmt.
Als halbwegs kompetenter Fußballliebhaber steht man nun neben diesen Halbgebildeten und hofft, dass der Zug nur möglichst schnell an der nächsten Haltestelle ankommt und man den Wagen wechseln kann.
Dummerweise bringt auch das nur temporäre Erholung. Denn momentan kommen die 30-Tage-Fußballfans in Scharen aus den Löchern gekrochen, holen ihr verstaubtes Trikot von der letzten WM raus und schrauben die kleinen schnuckeligen Fähnchen an die Autos. Denn Flage zeigen ist natürlich wieder ein Muss. Würde man einen typischen Vertreter dieser Gattung in die Ecke drängen und zwingen, alle Abwehrspieler im deutschen Kader aufzuzählen, würde man Zeuge eines grandiosen Scheiterns werden. Falls das nach längerem Raten doch klappen sollte, käme das Aus spätestens bei der Aufgabe, mindestens einen Spieler von jedem Gruppengegner der DFB-Elf zu nennen. Gegen wen spielen wir nochmal? Australien, äääh … Kamerun und Slowakei?
Die Frage, ob der Schönwetterfan ein Produkt der ekligen Werbeindustrie ist oder ob sich jene genau auf diesen schon vorhandenen Typus Mensch spezialisiert hat, ist müßig. Denn es gibt diese Leute nun mal. Sie werden nach Siegen der deutschen Mannschaft wieder zu Zehntausenden die großen Plätze in den Metropolen unseres Landes bevölkern und Party machen. Und, zugegeben: Ohne diese Leute wären die Feiern und das Public Viewing vielleicht ein wenig langweiliger. Momentan heißt es für echte Fußballfreunde noch: Ohren und Augen zu und durch! Sobald die WM losgegangen ist, muss man sich vor lauter Siegestaumel über solche Typen hoffentlich eh nicht mehr aufregen.
Denn die Zeit vor der WM ist für echte Fußballfreunde ziemlich hart. Es ist nämlich die Zeit des medialen Fußball-Overkills und vor allem der furchtbaren Werbeattacken. Wohin man blickt, versucht jemand, etwas anzubieten, indem er meist jugendliche Figuren in Deutschland-Trikots steckt - und natürlich müssen alle diese süßen Fähnchen auf der Wange haben. Dann noch einen vermeintlich gewitzten Spruch daneben gepappt, der irgendwas mit "Sieg", "Tor" oder "Titel" beinhaltet, und fertig ist der Prototyp einer Brechreiz verursachenden Heuchelei. Das ist in der Tat sehr, sehr schlimm. Doch es geht noch schlimmer. Am grauenhaftesten sind nämlich die scheinbar unzähligen Zeitgenossen, die meinen, sich jetzt plötzlich für Fußball interessieren zu müssen, nur weil die WM ansteht.
Meistens handelt es sich um Menschen, die zwar wissen, wie das Spiel gespielt wird, denen der Sport an sich aber ziemlich am Allerwertesten vorbei geht. Bundesligisten können sie unter Druck ein paar nennen, und dass die Bayern meistens gewinnen und ganz gut sind, wissen sie auch. Nämlich deshalb, weil sie mit dem frisch gekauften Trikot und der geliehenen Fahne bei der Meisterfeier am Marienplatz stehen und selig Van Gaals Brandrede zuhören. Dieses Schönwetter-Fantum, das im angesprochenen Szenario schon schlimm genug ist, scheint sich vor der WM noch zu verstärken.
Man steht nichts Böses ahnend in der U-Bahn und muss sich gezwungenermaßen Gespräche von Leuten anhören, die ganz offensichtlich kaum Ahnung von der Materie haben. Aber jetzt steht ja die WM vor der Tür, da muss sich der gute Bundesbürger natürlich für Fußball interessieren. Also fragt der eine Anzugträger auf dem Weg zur Arbeit den Anderen, ob er glaubt, dass Klose spielt. Sagt der andere: Nein, natürlich der Müller, der war ja Torschützenkönig. Oder so. Zumindest besser als der Klose, der hat ja überhaupt kein Tor geschossen. Und der Gomez hat ja auch die komplette Saison nichts gerissen. Gut ist aber, dass der Schweini jetzt die Rolle vom Ballack übernimmt.
Als halbwegs kompetenter Fußballliebhaber steht man nun neben diesen Halbgebildeten und hofft, dass der Zug nur möglichst schnell an der nächsten Haltestelle ankommt und man den Wagen wechseln kann.
Dummerweise bringt auch das nur temporäre Erholung. Denn momentan kommen die 30-Tage-Fußballfans in Scharen aus den Löchern gekrochen, holen ihr verstaubtes Trikot von der letzten WM raus und schrauben die kleinen schnuckeligen Fähnchen an die Autos. Denn Flage zeigen ist natürlich wieder ein Muss. Würde man einen typischen Vertreter dieser Gattung in die Ecke drängen und zwingen, alle Abwehrspieler im deutschen Kader aufzuzählen, würde man Zeuge eines grandiosen Scheiterns werden. Falls das nach längerem Raten doch klappen sollte, käme das Aus spätestens bei der Aufgabe, mindestens einen Spieler von jedem Gruppengegner der DFB-Elf zu nennen. Gegen wen spielen wir nochmal? Australien, äääh … Kamerun und Slowakei?
Die Frage, ob der Schönwetterfan ein Produkt der ekligen Werbeindustrie ist oder ob sich jene genau auf diesen schon vorhandenen Typus Mensch spezialisiert hat, ist müßig. Denn es gibt diese Leute nun mal. Sie werden nach Siegen der deutschen Mannschaft wieder zu Zehntausenden die großen Plätze in den Metropolen unseres Landes bevölkern und Party machen. Und, zugegeben: Ohne diese Leute wären die Feiern und das Public Viewing vielleicht ein wenig langweiliger. Momentan heißt es für echte Fußballfreunde noch: Ohren und Augen zu und durch! Sobald die WM losgegangen ist, muss man sich vor lauter Siegestaumel über solche Typen hoffentlich eh nicht mehr aufregen.
Aufrufe: 19092 | Kommentare: 98 | Bewertungen: 64 | Erstellt:07.06.2010
ø 7.3
KOMMENTARE
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10.06.2010 | 11:36 Uhr
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die erfolgsfans sind halt leider gerade bei so einem grossereignis in scharren vorhanden. gucke fussball am liebsten mit einem "fachpublikum", wobei die netten mädels natürlich nicht zu verachten sind. so what, bald gehts los und das ist auch gut so.
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10.06.2010 | 16:32 Uhr
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LTCR :
Also ich geb dem Blog 10 Punkte. Ich seh jetzt von Schreibfehler(n) ab, weil ich den Inhalt einfach als vollkommen auf den Punkt getroffen ansehe. Es ist wirklich schlimm. In der Beschreibung, die du gibst, erkenne ich meine Verwandtschaft wieder :-DAber ich schließe mich mal GNetzer an, man sollte das Positive sehen und sich freuen, dass 30 Tage lang nur Fußball zählt und sich mal niemand beschwert, dass schon wieder Fußball im TV läuft.
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10.06.2010 | 17:48 Uhr
-1
hsvoehni :
du sprichst mir aus der seele. diese ganzen pseudofans und kreischenden kleinen pipimädchen, die nicht einmal wenigstens die deutschen gruppengegner kennen. unerträglich
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10.06.2010 | 18:23 Uhr
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10.06.2010 | 20:52 Uhr
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Das Spiel sollte man aber besser daheim schauen, mit ausgewähltem Klientel
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15.06.2010 | 13:24 Uhr
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muetzio : ten points.
100% Identifikation.Und man kann ja den ganzen "Unwissenden" auf "Und, wie fandest du Deutschland? Geil, oder?" einfach nur "Ja, stimmt" entgegnen, anstatt sie mit Namen oder Fachbegriffen zu verwirren.
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Was mir nämlich noch mehr auf den Nerv geht, als ahnungslose Zuschauer, sind Fußball-Nerds, die meinen - nur weil sie wissen, wer das größte Talent von Zimbruw Chisinau ist, und dass er wohl zu Bayer Leverkusen wechselt, obwohl er auch Kontakte zu Zenit St. Petersburg hatte - der Welt vorschreiben zu müssen, wer Fußball gucken, oder ins Stadion gehen darf.
Die WM und EM sind für alle da, und das soll auch so bleiben. Wer könnte denn auch was gegen all die leicht bekleideten Mädels in Deutschlandfahen haben, die wieder die Innenstädte überfluten werden.