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22.02.2011 um 16:36 Uhr
Halt! Hier kommt Heller! (3)
Social-Community: Die neue Nähe im virtuellen Raum
Wir nutzen sie, wir brauchen sie – wir möchten sie nicht mehr missen: Social-Communities.
Facebook, MySpace, YouTube oder Twitter revolutionieren die Art, wie wir kommunizieren, so wie MP3-Songs und der iPod bereits die Art revolutioniert haben, wie wir Musik konsumieren.

Auch in diesem Moment befinde ich mich in einer Social Community: MySPOX - und schreibe das Blog für Euch.
Gerade in den letzten Wochen und Monaten wurde besonders deutlich, wie sich im Bereich des Sports diese neuen medialen Dimensionen durchgesetzt haben.

Für mich ein Grund genug dieser Thematik in "Halt! Hier kommt Heller" nachzugehen und mit Euch darüber zu diskutieren.

Allen voran wende ich mich dem aktuellsten Beispiel zu: Felix Magath ist "drin". Neben 15 Mio anderen Menschen in Deutschland ist er als erster Bundesligatrainer aktiver Facebook-User. Warum? Er hatte einen guten Image-Berater.

Eine durchwachsene Saison mit Schalke 04 und eine umstrittene Transferpolitik trieben die Fans im Pott auf die Barrikaden.
Hauptaustragungsort der Fan-Angriffe und Protestwelle war zweifelsohne das Internet. In zahlreichen Internetforen wurde die Person Magath in Frage gestellt und von Attacken nicht verschont. Spätestens durch einen offenen Brief des Schalke-Fanclubs Supporters Club an den Vorstandsvorsitzenden Clemens Tönnies, geriet Magath in Handlungszwang. Die Idee: Ein Facebook-Profil. Vor laufenden Kameras betrat der Schalke-Coach das Terrain des Web 2.0, noch etwas hilflos und tapsig, aber was tut man nicht alles, um ein ramponiertes Image wieder aufzupolieren. In seinem ersten Eintrag heißt es:
"Ich freu' mich auf zahlreiche Beiträge und einen regen Austausch!" – Stunden zuvor wurde Magath noch für seine mangelnde Interaktion mit den Fans an den Pranger gestellt.

Das Facebook-Lifting für die Image-Pflege hat sich für den Schalke-Coach mehr als gelohnt: Mittlerweile besitzt Magath mehr (virtuelle) Fans als es Schalke-Mitglieder gibt. Die auf nur positive Interaktion ausgerichtete Infrastruktur von Facebook hindert den potenziellen Kritiker an der einfachen Häme per Mausklick. Es gibt schlicht und einfach keinen "Gefällt-mir-nicht"-Button. Kritik muss formuliert und geäußert werden. Positives Feedback hingegen kann über einfachen Mausklick gegeben werden. Magath hat seine Medienpräsenz durch seine Facebook-Fan-Seite signifikant gesteigert - fast 140. 000 Social-Network-User haben den "Gefällt-mir-Button" seiner Seite angeklickt.

Ryan Babel ist in diesen Zeiten der wohl bekannteste Twitterer im CyberSpace. Bevor er nach Hoffenheim wechselte, sorgte der Stürmer in England mächtig für Furore. Nachdem Schiri Howard Webb nicht nur einen zweifelhaften Elfmeter für den Gegner aus Manchester gab, sondern auch Steven Gerrard vom Platz stellte, ließ Babel seiner Wut freien Lauf – in einer Social-Community.

Babel publizierte eine Fotomontage an seine knapp 200.000 Twitter-Freunde. Abgebildet: Der Schiri im ManUnited-Trikot und darunter: "Und den nennen Sie einen der besten Schiedsrichter. Das ist ein Witz. Ich schüttele meinen Kopf." Der Twitter-Spaß wurde vom englischen Fußballverband FA mit 12 000 Euro bestraft. Babel zwitschert kräftig weiter bei Twitter, jedoch gezügelt. Seit es soziale Netzwerke gibt, hat sich die Distanz zwischen Spielern und Anhängern nahezu aufgelöst: Gelebte Fannähe im Cyberspace. Durch das Micro-Blogging kann die sportliche Prominenz ihren Jubel, ihre Euphorie und ihren Stolz ab sofort mit ihren Fans teilen. Sie können ihrer Trauer und Wut Luft machen oder wie es Ryan Babel vorgemacht hat, Gefühlsausbrüche in Echtzeit miterleben. In Krisen oder erfolglosen Perioden sind Sportler in der Lage ihre Fans zu weiterem Support zu mobilisieren.

Es ist eine andere Kommunikationsqualität zwischen Fans und Spielern entstanden. So schrieb Besiktas-Spieler Roberto Hilbert nach der Europa-League-Niederlage gegen Dynamo Kiew auf seinem Facebook-Profil: "Es tut mir Leid, dass wir so hoch verloren haben." Darauf hin ein Fan auf seiner Pinnwand: "Wie verloren? Wir wurden vergewaltigt!" Mesut Özil twittert derweil dreisprachig Privates aus dem Alltag. In der NBA gehört das Micro-Blogging mittlerweile zum Tagesgeschäft.



Die Zeiten, in denen Stars unnahbar und unerreichbar waren, sind vorüber: Die Anhänger verlangen heute nach dem Promi von nebenan. Fans möchten nicht mehr nur Verehrer oder Bewunderer sein – sondern "Freunde". Durch die sozialen Netzwerke kann die sportliche Prominenz den Anschein von Authenzität erwecken und die Grenze zur Unnahbarkeit wesentlich schmälern. Das Verlangen nach Rückzug und Privatsphäre stammt aus einer Ära, in der Soziale Netzwerke noch nicht existierten. Vorher dominierte die traditionelle PR und Öffentlichkeitsarbeit, gekennzeichnet durch zahlreiche Auflagen, interne Machtstrukturen und einem oftmals ungenauem Abbild der Wirklichkeit. Oft erledigten Agentur oder Management die Kommunikation der sportlichen Prominenz. Heute ermöglichen Social-Communities einen permanenten Austausch zwischen Star und Fan – zu jeder Zeit, an jedem Ort.

Die rasante Entwicklung und weitreichenden Dimensionen dieser neuen Medien lassen an mögliche Zukunftsszenarien denken: Gibt es bald den "Hot-or-Not"-Button bei Facebook, der die Fans von Lothar Matthäus entscheiden lässt, auf welches junge Fleisch er sich als nächstes stürzt? Können Fußball-Fans künftig per Internet-Vote über die Mannschaftsaufstellung vor dem Spiel entscheiden? Wird es direkte Twitter-Features mit Fananalysen geben, die während einer Partie die Taktik und das Spielsystem des Trainers beeinflussen? Wird man per e-Voting zukünftig über das Trikot-Design seines Lieblingsvereins entscheiden können? Apropos Lothar:. Seine Ex Liliana weiß mittlerweile auch das Medium Internet für sich zu nutzen: Sie betreibt nun ein eigenes Mode-Blog mit ihrem Stylisten-Freund Samuel Sohebi. Ganz dreist und unverfroren veröffentlichte Liliane auf Fashion-chemistry.com die ersten Fotos von Lothar und seiner neuen Psycho-Tante Ariadne. Ein geschickter PR-Schachzug und der Beginn einer virtuellen Schlammschlacht. Danke dafür!

Bei allem darf eines nicht vergessen werden: Felix Magath kann so viel Facebook-Freunde besitzen, wie er möchte – am Ende zählt auch auf Schalke der sportliche Erfolg: Im Klartext: Die Ergebnisse.
Zum anderen kann ein Überfluss an Informationen, Alltag und jeder kleinen Neuigkeiten der Sport-Promis dazu führen, dass sie sich irgendwann selbst degradieren und sich somit selbst entzaubern. Die suggerierte Authenzität von Facebook und Twitter kann nämlich schnell affektiert und unecht wirken. Den Glanz des Besonderen und den Schein der Unnahbarkeit sollten sich unsere Sport-Heroes bitte noch bewahren.
Aufrufe: 5929 | Kommentare: 7 | Bewertungen: 20 | Erstellt:22.02.2011
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KOMMENTARE
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Resettozero
22.02.2011 | 17:48 Uhr
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22.02.2011 | 17:48 Uhr
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Das Problem mit diesen Sachen ist doch das: es ist relativ leicht, sich hier in die Sklaverei durch Geräte zu begeben. Der Wahn, stets erreichbar zu sein, wird nur noch übertroffen vom Wahn, jeden anderen stets erreichen zu können.
Natürlich sind solche Communities grundsätzlich keine schlechte Sache, aber der bewusste Umgang damit ist eben nicht gleichbedeutend mit "überall jederzeit dabeisein müssen". Das geht gerne unter, weil man sich um jede Community, in der man dabei ist, ja auch kümmern muss. Und ich denke, gerade ein Fussball-Trainer hat am Ende wichtigeres zu tun, als im Netz den Fans zu erklären, warum auch diesmal nicht dieser oder jener aufgestellt wurde. Gerade wenn er, wie Magath, ein paar grössere Baustellen vor sich hat.
Auch der Freundschaftsbegriff erfährt hier eine ungute Dehnung; früher waren Freunde Leute, die ich regelmässig im richtgen Leben traf: als Kind beim gemeinsame Spiel draussen, oder später zum gemeinsamen Feierabendbier oder Grillabend oder was weiss ich - es waren Leute, die mir zum Teil sehr nahe stehen und mit denen ich fast alles teilen konnte. Und ich wusste, wer sie wirklich sind.
Heute sind Freunde oftmals Leute, die ich noch nie gesehen habe, die sich hinter einem Pseudonym und einem Icon verstecken und denen ich auf er Strasse begegnen kann ohne auch nur zu ahnen, wer sie sind. Das Wahnwitzige daran ist, dass es sich durchaus auch um den Nachbarn handeln könnte; man weiss es ja nicht. Da erhält der Begriff "Freund" eine Wertigkeit, die so vor allem im Englischen zuhause ist - ich verstehe aber eigentlich schon noch etwas anderes darunter.
Und man muss ja auch nicht alles in die Welt rausblasen - oder will wirklich jemand wissen, welche Farbe Loddas Unterhose hat?
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gartenzwerg
22.02.2011 | 17:59 Uhr
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22.02.2011 | 17:59 Uhr
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@Resettozero
Da kann ich Dir nur zustimmen!
Ich verzichte momentan ganz bewußt auf jegliche zusätzliche Internetpräsenz.
Da treffe ich mich doch lieber mit reellen Freunden, als nur vorm PC zu sitzen. Doch warte das HH Wochenende ab, dann wirst Du sehen, dass das Eine das Andere nicht unbedingt ausschließen muss.
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Resettozero
22.02.2011 | 19:00 Uhr
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22.02.2011 | 19:00 Uhr
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Natürlich muss das eine das andere nicht ausschliessen, das wollte ich so nicht andeuten. Aber man rutscht so leicht rein...

Im Übrigen freu ich mich drauf, das wird sicher spannend.
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RaphaelGP
24.02.2011 | 12:33 Uhr
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RaphaelGP : 
24.02.2011 | 12:33 Uhr
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RaphaelGP : 
Ich finde die Entwicklung, dass die sportliche Prominenz, soziale Netzwerke und Konsorten für sich entdeckt, mindestens interessant bis aufregend. Bis jetzt ist aber Felix Magath eines der wenigen Beispiele, das positive Imagepflege betreiben konnte. Meistens glänzten Sportler mit mangelndem Nachdenken/Taktgefühl etc. und zogen sich oft den Unmut der Fans zu. Vor allem in der amerikanischen Sportwelt gibts ja wöchentlich Beispiele dafür :). Aber das zeigt ja auch, dass die Sportler alles nur Menschen sind und die gleichen Fehler machen wie viel zu viele von uns, macht also das Ganze doch wieder irgendwie sympathisch.
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crazyalex85
24.02.2011 | 12:57 Uhr
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crazyalex85 : Glorifizierung find ich doof...
24.02.2011 | 12:57 Uhr
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crazyalex85 : Glorifizierung find ich doof...
Kurz ne Kleinigkeit zur Richtigstellung: der Supporters Club ist soweit ich weiß kein einzelner Fanclub sondern ein Verbund von vielen Fanclubs und gerade deshalb so einflussreich. Aber seis drum.

Was mich viel mehr "stört" ist der letzte Satz: "Den Glanz des Besonderen und den Schein der Unnahbarkeit sollten sich unsere Sport-Heroes bitte noch bewahren."
Denn hiermit stimme ich nicht überein. Der Fussballer ist in erster Linie auch nur Mensch. Und eben diese Glorifizierung vom Mythos Fussballer trägt doch zur Entfremdung zwischen Spieler und Fans bei. Würde man vom Fussballer als "Mensch" sprechen wären Identifikation und Zusammenhalt meiner Meinung nach viel höher. Wenn man sich in einen Spieler/Mensch hineinversetzen kann, dann unterstützt man auch wenns mal nicht läuft und man kann eher den Druck und die Probleme verstehen wenn man sich auf Augenhöhe begegnet. Stattdessen kommt Sat1 mit dem selten doofen Spruch "Früher unterhielten wir die Könige, heute unterhalten die Könige uns". Und dann wundert man sich, wenn der gewöhnliche Fan nach ner schlechten Leistung pfeift, frei nach dem Motto - "Der soll ein König sein? Der verdient Millionen und spielt schlecht!"
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Dr_D
24.02.2011 | 12:59 Uhr
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Dr_D : 
24.02.2011 | 12:59 Uhr
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Dr_D : 
Früher, also Damals holte man sich seine Neuigkeiten aus dem WWW. Oneway.

Heute holt man sich die News noch mehr aus dem Netz, gibt aber selbst Neues weiter, wo und wie auch immer. Das Web und die Gesellschaft ändert sich. ich bin schon gespannt wie es in 5, 10, 20 Jahren im Web aussieht, bzw. welche Arten von Medien dann genutzt werden können.

Was Magath gemacht hat war ein Marketing Schachzug. Ein Guter.

Zum Thema Freund: Der Begriff Freund wird von jedem anders definiert.
Manchen, auch ich, fassen ihn sehr eng. Ich habe genau 2 Freunde. Da weiß ich, da kann ich mich jederzeit melden und die lassen mehr oder weniger alles stehen und liegen. Würde ich andersrum auch so machen.

Manchmal werden aus virtuellen Bekanntschaften ebensolche im realen Leben. Heute, aber schon schon früher, also Damals. ich meine jetzt keine Flirtseiten

Hamburg wird lustig...ich spüre es...
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sportjunkie
24.02.2011 | 19:11 Uhr
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24.02.2011 | 19:11 Uhr
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Sexy!
Deinen Blog zu lesen hatte ich aber keine Lust :-/
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