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02.10.2011 um 13:18 Uhr
Gegen Fußballprofis von morgen
Wenn man gegen die Fußballprofis von morgen spielt

Als erstes stell' ich mich am besten vor: Mein Name ist Jan Großer, ich bin 17 Jahre alt und spiele Fußball bei der SG Stern Kaulsdorf in Berlin (A-Jugend, Bezirksliga Staffel I).
Unser Team hatte das "Glück" in der 2. Runde des A-Junioren Pokals des BFV (Berlienr Fußball Verband; "NIKE-Cup") gegen Hertha BSC Berlin zu spielen. Zum Vergleich: Sowohl A-Jugend, als auch B-Jugend von Hertha spielen in der Junioren-Bundesliga des DFB. Wir spielen als eher unbekanntes Team derzeit in der Bezirksliga, haben jedoch sehr gute Chancen auf den angestrebten Aufstieg in die Landesliga. Unser größter Erfolg als Mannschaft war der Halbfinaleinzug im gleichen Wettbewerb in der C-Jugend (4:1 Niederlage bei Hertha 03 Zehlendorf). Die Größe unseres Kaders beläuft sich an guten Tagen auf 14-15 Spieler, Herthas A-Jugend verfügt über 27 (A-Jugend) bzw. 23 Spieler (B-Jugend).
Natürlich erwateten wir nicht, dass Hertha mit der ersten Elf gegen uns antritt, letztenendes war es auch "nur" die B-Jugend, welche die Junioren-Bundesliga momentan anführt.
Die B-Jugend von Hertha BSC
Bereits Tage vor dem Spiel war ich für meinen Teil angespannt und nervös, bei facebook wurde eine Veranstaltung erstellt, zu der sich viele Freunde und Vereinsmitglieder ankündigten. Als Amatuerteam hatten wir natürlich Heimrecht.
Die taktische Devise für unser Team war klar und eindeutig: Die Bälle hinten einfach nur rausschlagen, keine unnötigen Standards verursachen und auf gar keinen Fall versuchen, "mitzuspielen".
Der Tag des Spiels war nun endlich gekommen, das erste, was ich auf unserem Vereinsgelände sah, war ein Hühne, dessen körperliche Voraussetzungen wohl auch für die Bundesliga gereicht hätten (es handelte sich hierbei um Kevin Otremba, dem 1,92m hohen zweiten Torwart der A-Junioren Herthas). Bevor ich selbst in unserer Kabine verschwand, konnte ich noch einen kurzen Blick in die des Gegner erhaschen: an jedem Platz lag fein säuberlich sortiert die Spielerkleidung und eine Ausrüstung, von der man als Amateurfußballer nur träumen kann.
Die Nervösität bei uns war groß, allerdings auch die Motivation. Das Warmmachen verlief sehr intensiv und hochkonzentriert. In der Kabine gab es dann letzte taktische Anweisungen ehe es dann raus aufs Spielfeld (Kunstrasenplatz) ging. Am Spielfeldrand erblickten wir dann eine unglaubliche Kulisse, von der man als Amateurfußballer wieder einmal nur träumen kann (eine genaue Zahl kann ich an dieser Stelle leider nicht liefern). Wir liefen also mit den F-Jugendlichen unseres Vereins an der Hand auf und stellten uns zum Publikum: Dort erblickte ich dann eine ganze "Fankurve" von Hertha-Hooligans (Kaulsdorf liegt im Osten Berlins, größtenteils geprägt von Unionfans). Vor dem Anpfiff fanden wir uns noch einmal im Spierlerkreis zusammen und motivierten uns.
Der Start verlief alles andere als gut: Nach nur ein paar Minuten führte Hertha BSC nach einem Abstauber. Ein herber Dämpfer für uns, aber eine Situation, in welcher sich zeigt, ob ein Team auch als ein richtiges Team auftritt. Hertha spielte wie man es erwarten konnte: Schnelle Flügelspieler, körperlich hart (aber nicht unfair), mit schnellen Doppelpässen und schnellen Seitenwechseln. Wir brauchten ein paar Minuten bis wir uns an das Tempo gewöhnt hatten, vor allem die Seitenwechsel und das entsprechende Verschieben gelang uns anfangs nur schwer. Hertha spielte sich einige gute Chancen heraus, scheiterte jedoch mehrmals an unserem großartig aufgelegten Torwart. Aber auch wir hatten die ein oder andere Gelegenheit nach Kontern, konnten sie jedoch nicht nutzen. Bis kurz vor der Pause hielten wir den 0:1 Rückstand, dann kamen jedoch 2 schnelle Tore, die vermeidbar gewesen wären. Mit dem Stand von 0:3 ging es in die Kabine, dort gab es dann das erste Lob für die taktische Leistung, genauso wie für die Leistung im Defensivbereich. Allerdings wurde auch darauf hingewiesen, dass ein Tor für uns möglich sei, denn die nötige individeulle Qualität hätten einige aus unserem Team.
Die 2. Halbzeit ging so weiter, wie die komplette 1. Halbzeit verlief: Hertha machte das Spiel, drückte auf weitere Tore und wir lauerten auf Konter und Unnachtsamkeiten. In der 2. Halbzeit wurde dann auch deutlich warum diese Spieler in der Bundesliga spielen: Den Spielern fehlte es an nichts. Egal ob Schnelligkeit, Technik, Reaktionsschnelligkeit oder Ausdauer: Sie waren uns in fast allen Bereichen überlegen. Das ist aber auch nicht sonderlich überraschend, immerhin trainiert dieses Team unter der Leitung von RenïFFD Tretschok (ehem. Bundesligaspieler) mehrmals die Woche und besuchen die Fußball-Akademie von Hertha. Wir dagegen trainieren 2 mal die Woche, wenn Schule, Arbeit oder Ausblidung uns keinen Strich durch die Rechnung machen.
Nach einigen guten Kombination erzielte Hertha schließlich das hochverdiente 4:0. Dann aber kam unser großer Moment des Abends oder eher der Moment eines Spielers: Hannes Horn. Ein Spieler, der vor einiger Zeit noch einen Scheinbeinbruch erlitt und uns dadurch lange fehlte, fasste sich auf Höhe der Mittellinie ein Herz, startete ein Dribbling, ließ per Doppelpass einen Gegenspieler stehen, stand dann frei vor dem Torwart und schob ein, als ob es das Einfachste auf der Welt gewesen wäre. Ein unglaublicher Jubel bei unseren Fans und bei uns als Mannschaft, alle (natürlich auch unser Torwart) rannten zum Torschützen und begruben ihn unter sich. Das Ganze natürlich vor den Herthafans. Bei den Herthaspielern machte sich Unzufriedenheit über das Gegentor breit, RenïFFD Tretschok brachte dann noch einmal neue Kräfte von der Bank, unter anderem auch einen Spieler, gegen den man körperlich kaum etwas entgegenzusetzen hatte: Glodi Zingu.
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Beinahe hätte ein Veteidiger der Gäste noch ein unglückliches Eigentor zum 2:4 erzielt und auch unsere einzige Spitze hatte an diesem Abend kein Glück und traf nach gutem Pass aus 16m nur den Pfosten. Hertha kam dann noch einmal zum Zug und markierte 2 Treffer. Bei dem 1:6 blieb es dann. Unsere Fans applaudierten lautstark, die Herthafans feierten. Doch sowohl den Spielern von Hertha, als auch RenïFFD Tretschok sah man an, dass man nicht unbedingt zufrieden mit diesem Spiel war. Nach kurzer mannschaftsinterner Auswertung zum Spiel ging es dann zu unseren Fans, die uns 90 Minuten lang klasse angefeuert hatten. Zuerst die LaOla-Welle, dann das Abklatschen mit den Fans.
Alles in Allem ein für Amateure unvergessliches Erlebnis, gegen die Fußballprofis von morgen zu spielen und dann noch vor einer solchen Kulisse. Das Ergebnis von 1:6 war für uns ebenfalls zufriedenstellend, zumal Hertha sonst fast immer zweistellig gewinnt.
Und wenn sie am Ende Berliner Pokalsieger werden, dann können wir wenigstens sagen, dass wir nur gegen den Gewinner des Wettbewerbs ausgeschieden sind.
Aufrufe: 4991 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 3 | Erstellt:02.10.2011
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skrtel37
03.10.2011 | 17:50 Uhr
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skrtel37 : 
03.10.2011 | 17:50 Uhr
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skrtel37 : 
Klasse Blog Janschke

Hab selber mal ein ähnliches Erlebnis gehabt. Wir haben durch Losglück bei einem Turnier mitspielen dürfen dass unter anderem mit dem VFB, dem Club den Offenbacher Kickers, 1860 München und dem FC Luzern gespickt war. Ein unglaubliches Erlebinis für einen Amateurspieler.
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yii_
03.10.2011 | 19:09 Uhr
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yii_ : 
03.10.2011 | 19:09 Uhr
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yii_ : 
Gute Story...

erinnert mich an meine noch aktive Zeit, als ich mit unserer II gegen die Hertha-Reserve ein Freundschaftsspiel gespielt haben. War ein Unterschied wie Tag und Nacht in Sachen Geschwindigkeit, Seitenwechsel, Übersicht usw... Zudem wurden Ausschnitte aus dem Spiel sogar abends im Regionalfernsehen gezeigt. Das ist richtig schlimm, wenn man sich selbst dabei zugucken muss, wie man über den Platz gurkt.
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