Fußball und Videospiele
Seit jeher versuchen Videospiele, oder zumindest einige von ihnen, das unmögliche möglich zu machen: Die Realität darstellen. Vor allem die Sportspiele haben sich diese, Ziel verschworen. Macht das Sinn? Gelingt ihnen das? Und welchen Zweck erfüllen sie? Wir betrachten die beiden Sportsimulationen aus dem Hause Electronic Arts.
EAs Fußball Manager-Reihe :
Transfers tätigen, Verträge aushandeln, Mitarbeiter einstellen und verwalten. Die Aufgaben eines Managers sind mannigfaltig. Doch nicht genug für ein Videospiel. So lässt uns dieses Produkt von EA Sports einmal Gott spielen. Der Spieler darf alles machen. Das geht von der Aufstellung, über die Kartenpreise bis hin zum Dialog mit den Fans und dem Trikotdesign. Alles darf gemacht werden - Nur nichts richtig.
Der Fußball Manager lebt davon, vollkommen von der Realität gelöst zu sein. Seine Einfachheit ist sein Trumpf. Jeder kann Erfolg haben, Limitierungen muss man sich selbst setzen, wenn man, zum Beispiel nur auf eigens ausgebildete Spieler setzen möchte. Doch eben dadurch, dass der Manager so einfach ist, ist er auch extrem unrealistisch. Ob Spieler wechseln wollen oder nicht, ist lediglich von dem so genannten Prestige-Wert eines Klubs abhängig. Das sorgt dafür, dass es kein Problem wäre Phillip Lahm zum BVB zu lotsen, auch wenn es absurd ist. Man ist also selbst für den Realismus zuständig. Aber manchmal will man vielleicht auch einfach mal anders sein als die Realität.
Möglich ist es auf jeden Fall.
Eine Jahr im Fußball-Manager kann innerhalb von 4 Stunden verbracht werden, kann bei genauerer Spielart aber auch bis zu 24 Stunden in Anspruch nehmen. Meine persönliche Erfahrung pendelte sich meist bei 18-20 Stunden pro Saison ein. Für wen ist der Manager also das richtige? Wenn man sich damit abfinden kann, nicht selbst die direkte Kontrolle über seine Spieler zu haben und sich einmal richtig als Manager austoben will ohne für jeden kleinen Fehler bestraft zu werden, der wird mit dem eher mau präsentierten Fußball-Manager seinen Spaß haben.
Seit dem Fußball Manager 14 ist jedoch kein Manager mehr erschienen, was voraussichtlich auch nicht mehr geschehen wird, da das Entwicklerstudio Bright Future, welche für den Fußball Manager verantwortlich waren, inzwischen nicht mehr existiert.
EAs FIFA-Reihe :
Der Klassiker unter den Fußball-Spielen. Jeder kennt es und jeder hat es auch mal gespielt. FIFA ist jedem ein Begriff. Entweder man liebt es, oder man hasst es, die Meisten lieben es. Auch hier ist es die Einfachheit, die besticht: Fußball spielen und sonst nichts. Das ist das einfache Kernkonzept von FIFA. Das Produkt, welches EA jährlich mit einer neuen Zahl verziert auf den Markt wirft.
Jahr für Jahr ändert sich eher wenig an der Fußballsimulation, da die Entwicklungszeit von einem Jahr schlicht nicht ausreicht um schwerwiegende Veränderungen durchzuführen. Dennoch kann von einer positiven Entwicklung in den letzten Jahren sprechen.
Trotz kleinerer Fehler im Spiel, die meist darin bestehen, dass gewisse Aktionen viel stärker waren als andere, sind die Spiele qualitativ hochwertiger geworden. Bei FIFA 12 waren die angeschnittenen Schüsse viel zu stark, FIFA 13 wartete damit auf, dass schnelle Spieler bei egal welchen Defiziten den langsameren meist überlegen waren und FIFA 14 präsentierte übermächtige Kopfbälle. Das aktuelle FIFA plagen dabei Schwächen bei den Torhütern sowie eine erneute Überbewertung der schnellen Spieler.
Wie zu erkennen ist werden die Fehler erkannt und bearbeitet wodurch neue entstehen, ein Kreislauf der noch lange andauern wird, denn die perfekte Fußballsimulation findet nun mal ausschließlich in den Fußballstadien statt. Daran wird ein Spiel nie heran kommen.
Vor allem in Sachen Präsentation fehlt es FIFA um überhaupt in die Nähe eines echten Fußballspiels zu kommen. Zwar hat man daran gearbeitet, dennoch wirken die Emotionen weiterhin hölzern und Atmosphäre kommt noch lange nicht auf. Selbst bei einem Titelgewinn wirken die Spieler unbeteiligt und eher wie ein Kleinkind, das gerade wiederwillig mit seinen Freunden spielen muss.
Der große Vorteil des EA-Produktes im Vergleich mit Konamis Pro Evolution Soccer sind wohl die Lizenzen, welche alle Mannschaften und Original-Spieler der großen europäischen Ligen beinhaltet sowie eine Vielzahl an Spielmodi, die deutlich weiter ausgearbeitet wirken als die des japanischen Pendants. Am Ende bleibt, dass FIFA ein Spiel für jeden Fußballfan ist. Es ist simpel und bricht den Sport auf ein Minimum herunter. Ob nun allein gegen den Computer, Online oder mit Freunden. Eine Runde FIFA geht eigentlich immer. Ob einem das alles genügt, muss dann jeder für sich selbst entscheiden.
Fazit :
Was bleibt also? Fußballspiele sind die virtuelle Verlängerung für den Fußballfan, der nicht genug haben kann. Die eigene Mannschaft die in der Wirklichkeit gegen den Abstieg spielt zum Champions-League-Triumph führen? Das macht den Reiz aus. Das Spielprinzip ist simpel und man kann die eigenen Idole steuern. Das Konzept ist simpel aber es funktioniert. Und ich will es nicht mehr missen.