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Die große Enttäuschung?!
In der Offseason 2012 rieben sich Michael Jordan und seine Kollegen in Charlotte die Hände wund. Die Bobcats spielten die statistisch schlechteste Saison in der Geschichte, der National Basketball Association, was bedeutete, dass sie womöglich in der kommenden Draft einen absoluten Ausnahmespieler in die "Queen City" holen könnten. Charlotte wurde für ihre Arbeitsverweigerung aber nicht belohnt. Der #1-Pick wanderte ins "Big Easy", zu den New Orleans Hornets.
Am 28.06.2012 war es dann soweit: "With the first pick, the New Orleans Hornets select...Anthony Davis", keine große Überraschung, doch nun sollte es ernst werden für das Ausnahmetalent aus dem Süden Chicagos. Mit Austin Rivers (10. Pick) holten die Hornets gleich zwei Top-Rookies, die aber beide Anlaufschwierigkeiten haben sollten.
Bevor die Saison jedoch losging, gewann Anthony Davis seinen ersten großen Titel. An der Seite von Superstars wie LeBron James, Kevin Durant, Carmelo Anthony und Chris Paul gewann "AD" die goldene Medaille bei den olympischen Spielen in London - er war der einzige Collegespieler im Kader von Coach Mike Krzyzewski.
Doch Anthony Davis sollte nicht länger vom Erfolg verwöhnt werden, bereits in seinem zweiten NBA-Spiel trug er eine leichte Gehirnerschütterung davon, die ihn zu einer einwöchigen Pause zwang. Bei seinem Comeback zeigte er allerdings eine Leistung, die noch kein U20-Spieler in der NBA vollbracht hat: 23 Punkte, 11 Rebounds, 5 Blocks - seit der Einführung, der Blockstatistiken ist diese Statline einmalig für einen 19-jährigen.
Nur wenige Wochen später musste Davis erneut pausieren, dieses Mal legte eine Knöchelverletzung ihn lahm und er musste satte elf Spieler als Zuschauer verfolgen.
Nach einem erfolgreichen Comeback und einer guten Leistung bei der alljährlichen "Rising Stars Challenge" verletzte sich Davis erneut im Spiel gegen die Brooklyn Nets. In einer Kollision mit Brook Lopez verstauchte er sich die linke Schulter. Er kam jedoch erneut stark zurück und ließ immer mal wieder seine spielerische Klasse aufblühen. In einem Spiel gegen die Memphis Grizzlies lieferte Davis 20 Punkte und 18 Rebounds ab und schon lobten US-Medien den jungen Rookie in den Himmel.
Im April wurde die Rookie-Saison von Anthony Davis jedoch vorzeitig beendet, er verletzte sich am Kniegelenk und kann dennoch auf viele positive Dinge in seiner Rookie-Saison zurückblicken. "The Unibrow" legte in insgesamt 64 Spielen 20 Double-doubles auf und wurde zweiter beim "Rookie of the Year"-Voting. Lediglich Senkrechtstarter Damian Lillard erhielt mehr Stimmen als der von Verletzungen geplagte Big Man der Hornets. Nicht wenige sprachen nach dieser Spielzeit von einer "Enttäuschenden Saison", man hat irgendwie mehr von der "Blockmaschine aus Kentucky" erwartet.
...doch keine Enttäuschung!
Schon in der Offseason konnte man Trainingsvideos von Anthony Davis sehen, die den Fans der Hornets (nun Pelicans) sehr viel Mut gemacht haben. Davis fing auf einmal an Dreier zu werfen, wirkte sicherer beim Sprungwurf aus der Mitteldistanz und das ein oder andere Pfund Muskelmasse hat er sich auch antrainiert.
Das Front Office der Pelicans war sicherlich auch der Meinung, dass Davis den nächsten Schritt machen würde. Man entschied sich dazu den All-Star Point Guard Jrue Holiday zu holen und konnte durch einen "Sign-And-Trade" auch den ehemaligen "Rookie of the Year" Tyreke Evans nach Louisiana bringen - es wirkte so, als würde man unbedingt in die Playoffs wollen, doch die Kaderzusammenstellung war für die meisten Experten recht konfus und als ob die dies nicht schlimm genug gewesen wäre, verletzten sich Jrue Holiday und Top-Scorer Ryan Anderson recht früh in der Saison. Beide kamen nicht mehr zurück auf das Parkett. Anthony Davis musste also mit einem formschwachen und verletzungsanfälligen Eric Gordon, einem inkonstanten Tyreke Evans oder Al-Farouq Aminu Siege einfahren - ohne Erfolg. Am Ende landeten die Pelicans nur auf Rang 12 im starken Westen und verpassten mit nur 34 Siegen sang- und klanglos die Playoffs.
Einen Gewinner gab es in "NOLA" dennoch. Anthony Davis hat einen sehr großen Sprung nach vorne gemacht. In der Offensive zeigte er große Verbesserungen, er traf viel besser aus der Mitteldistanz (39,6% FG), arbeitete an seinem Postgame und verbesserte sich beim Pick & Roll. Davis "rollt" sich viel besser ab und machte durchschnittlich 1,12 Punkte pro Versuch - ein sehr guter Wert, der vielleicht sogar noch mit einem fitten Jrue Holiday verbessert werden kann.
Sein bestes Spiel in der Offensive zeigte Davis wohl am 16.03.2014, gegen die Boston Celtics legte die Monobraue starke 40 Punkte und 21 Rebounds auf. Davis wurde damit der jüngste Spieler mit einem "40/20"-Spiel seit Shaquille O'Neal im Jahr 1993.
In der Defensive ist Anthony Davis spätestens seit dieser Saison für viele Beobachter ein zukünftiger "Defensive Player of the Year". Die "Blockmaschine" konnte in der abgelaufenen Saison die beste Basketballliga der Welt in der Kategorie "Block pro Spiel" (2,8 Blocks pro Spiel) anführen und bewies oft, dass er ein sehr guter Ringbeschützer ist. Am Ring konnten seine Gegenspieler lediglich 48,9% ihrer Würfe verwerten und so gut, wie er das Pick & Roll in der Offensive läuft, so gut verteidigt er es auch. Gegnerische "Roll"-Männer beißen sich an Davis die Zähne aus, lediglich 0,79 Punkte ließ Davis bei seinem Gegner aus dem Pick & Roll zu - ein sehr vorzeigbarer Wert. Nichtsdestotrotz beeinflusst Anthony Davis die Defensive der New Orleans Pelicans noch nicht genug, die "Pellies" gehörten zu den fünf schlechtesten Defensiv-Teams der NBA (107,3 DefRtg) und müssen definitiv versuchen, in der kommenden Saison ein vernünftiges System um ihren "Franchisespieler" Anthony Davis zu etablieren.
"The Year of the Brow"?
Anthony Davis hat in dieser Woche zum ersten Mal über seine Offseason gesprochen, schon jetzt sind weitere 3,5 kg Muskelmasse auf den Rippen des Big Mans, die ihm in der Zone behilflich sein sollen. Davis konzentriert sich hauptsächlich auf sein "Postgame" und arbeitet mit Wurfcoaches an seinem Eckdreier, den er in der kommenden Saison gerne öfters nehmen würde. Jemand, der seinen Mitteldistanzwurf innerhalb von wenigen Monaten so signifikant verbessern konnte, wie Davis (von 30,4% auf 39,6% FG) kann sich auch einen Dreier aneignen, den seine Gegenspieler zumindest respektieren müssen.
Davis wird durch seine Fortschritte auch absolut vielseitig einsetzbar, ob als Small Forward, Power Forward oder Center - Davis könnte de facto auf allen drei Positionen für die Pelicans produzieren, wobei seine Zukunft wohl ganz klar auf den Big Men-Positionen liegen wird.
Dass Davis ein sehr guter Individualverteidiger ist, dürfte den meisten mittlerweile klar sein, jetzt muss er (und auch sein Coach Monty Williams) einen Weg finden um das Team auf ein höheres Level in der Defensive zu heben. Mit einem Point Guard wie Jrue Holiday und einem Center wie Ömer Ak an seiner Seite könnte "AD" definitiv an beiden Enden des Feldes die nötige Hilfe bekommen.
Das Roster der New Orleans Pelicans ist nach wie vor sehr abenteuerlich zusammengestellt, man hat mit der Verpflichtung von Ak allerdings einen ganz entscheidenden Schritt in die richtige Richtung gemacht, sowohl für die Defensive und besonders auch als optimale Ergänzung für den jungen Anthony Davis. Man wird sich im "Big Easy" noch immer alle Angebote für den verletzungsanfälligen Eric Gordon anhören, aber in der aktuellen Konstellation wird es wohl auch in der kommenden Saison sehr schwierig mit dem Playoff-Platz für Anthony Davis und seinen Pelicans.
