Heute ist wieder einer dieser Tage, an denen uns die Realität einholt. Ein Tag bevor die von uns allen mit Spannung erwartete EM in Frankreich startet, erfährt Deutschland vom Tod des ehemaligen Trainers von Bayer Leverkusen und Union Berlin. Sascha Lewandowski stirbt in seiner Wohnung in Bochum. Wieder beginnt die Trauer. Einige aus der Distanz, einige schon etwas näher, wie zum Beispiel der auf Twitter als Ruhrpoet bekannte Sportjournalist, der über ihn sagte: Von keinem anderen Menschen habe ich mehr über Fußball gelernt. Einen Tag wird uns die Trauer begleiten. Auf Twitter werden sie seinen Angehörigen alle Kraft wünschen. Doch morgen, zum Start der EM, haben wir alle vergessen. Und das ist gut so.
"Von keinem anderen Menschen habe ich mehr über Fußball gelernt" - Ruhrpoet
Als inmitten der letzten Saison Junior Malanda vom VfL Wolfsburg tragisch an einem Autounfall starb, begann in Deutschland ein Ritual, welches heute leider nicht mehr so populär ist, wie zu dieser Zeit. Anstatt den Tod eines aktiven oder ehemaligen Sportlers mit schweigender Trauer zu begegnen, wurden diese gefeiert und beklatscht. Dass diese Methode nicht nur deutlich schöner ist, sondern auch den einigen wenigen Idioten im Stadion den einen Moment zu nehmen, in denen Sie allen Zuschauern beweisen dürfen, wie pietätlos sie wirklich sind, wurde häufig genug erwähnt. Aber es transportiert auch viel mehr auf was es ankommt. Was nutzt es uns in Stille zu trauern, wenn es viel besser möglich ist, den Menschen zu feiern. Denn auch der angesprochene Junior Malanda zeichnete sich, so Klaus Allofs, dadurch aus, den Fussball bedingungslos geliebt zu haben. So wie wir es auch tun. Ich verbiete niemandem die Trauer. Jeder Mensch kann und muss auf seine ganz eigene Art und Weise mit dem Tod von Angehörigen, Bekannten und Freunden umgehen. Doch wir alle, die nur die Männer der Öffentlichkeit kannten, sollten nicht trauern, sondern feiern. Keiner kannte Johann Cruyff persönlich, oder Junior Malanda, Sascha Lewandowski oder Niklas Feierabend. Gerade letzterer fand sich nicht so sehr in den Medien wieder. Ein Fakt, der mich zuerst wütend machte bis mir auffiel, dass nichts in dieser Situation sinnloser ist, als Wut. Lasst uns auch diesen jungen Menschen, der viel zu früh verstarb feiern. Wir alle beschäftigen uns teilweise viel zu sehr mit dem Sport Fussball. Er formt uns, motiviert uns, treibt uns an. Und das alles verdanken wir den großen Menschen in diesem Sport. Dieser Gedanke darf uns nie wieder verlassen. Wir verdanken diesen Menschen, dass wir immer wieder in eine Welt voller Adrenalin, Freude, aber auch Trauer eintauchen können. Nicht oft bleibt uns die Möglichkeit uns dafür adäquat zu bedanken. Aber an diesen wenigen Tagen sollten wir es tun: Feiert die Persönlichkeiten des Sports. Ihrer und unserer Liebe zuliebe: Fussball.
Doch eins darf dabei nicht untergehen. Wie grausam dieser Sport sein kann. Ich maße mir nicht an, Sascha Lewandowski gut zu kennen. Ich kann ihn lediglich als Trainer bewerten. Doch sollten wir uns alle vielleicht ein wenig bewusster werden, was die Öffentlichkeit mit Fussballern macht. Vielleicht sollte der ein oder andere nicht direkt seine Meinung twittern und zu wüsten Beschimpfungen greifen, wenn ein Torwart wieder einen Fehler gemacht hat, und vllt etwa Verständnis zeigen, wenn Spieler zu einem größeren Verein wechseln. Ja es sind Profis, und ja, sie verdienen sehr viel Geld. Aber das macht sie nicht unmenschlich. Jeder Fussballer ist ein Mensch, wie du und ich. Und solch scharfe Kritik prallt an niemandem so ganz ab. Es belastet, verwundet und macht traurig. Niemand weiß, wie es zu dem Tod von Sascha Lewandowski kam. Und selbst wenn es keinen Zusammenhang gibt: Seid tolerant, zeigt Verständnis und feiert. Alle.