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20.07.2010 um 00:03 Uhr
Fairplay im (Rad)Sport
Fairplay und Radsport, 2 Begriffe die für viele Menschen nicht (mehr) zu vereinen ist. Grund dafür ist die Doping-Vergangenheit des Radsports. Um Doping geht es in meinem Blog jedoch nicht und soll hier gar keine Rolle spielen. Vielmehr geht um Fairplay auf der Straße, im Verhalten was die Fahrer an den Tag legen. Der Begriff Fairplay prägt die Tour de France von Beginn an. 3 große Fälle gab es zu diesem Thema bereits, die allesamt für viel Aufregung und Diskussionsstoff sorgten.

Fall 1:
Wir befinden uns auf der 2. Etappe, die von Brüssel nach Spa führt. Regen und die ersten kleineren Hügel samt Abfahrten sorgten für Stürze im Hauptfeld. Gestürzt sind einige Fahrer an diesem Tag, besondere Aufmerksamkeit bekam aber der Sturz von Andy Schleck. Er verlor dadurch den Anschluss an das Hauptfeld. Sein Teamkollege Fabian Cancellara sorgte daraufhin im Feld für Ruhe und für ein niedriges Tempo, wodurch Andy Schleck (und viele andere Gestürzte) wieder den Weg ins Peleton fanden.

Fall 2:
Wir befinden uns auf der 3. Etappe, sie führt von Wanze nach Arenberg. Für große Aufregung sorgte die Etappe wegen der 13km Kopfsteinpflaster. Das Kopfsteinpflaster sorgte für einige Stürze und Defekte und forderte seine Opfer. Am schlimmsten traf es wohl Fränk Schleck. Der Mitfavorit und Edelhelfer von Andy Schleck stürzte und musste die Tour daraufhin verlassen. Aber auch viele andere Fahrer verloren Zeit, so zum Beispiel Alberto Contador. Team Saxo Bank forcierte nach dem Sturzfestival das Tempo und fuhr bis ins Ziel Tempo, wodurch Andy Schleck Zeit auf Contador gutmachte.

Fall 3:
Wir befinden uns auf der 15. Etappe, die Bergetappe bringt die Fahrer von Pamires nach Bagneres. Höhepunkt ist der Port de Bales, ein Berg der HC Kategorie, von wo aus es allerdings noch 20km ins Ziel zu fahren waren. Andy Schleck attackierte gut 2.5km vor der Bergwertung des Port de Bales und lies Contador und alle anderen Konkurrenten stehen, lediglich Alexandre Winokourov konnte mitgehen. Dann aber hat Schleck Probleme mit seiner Kette, er muss stehen bleiben und sie richten, kein Teamfahrzeug in Sicht. Contador und alle anderen Favoriten ziehen an ihm vorbei. Contador forciert direkt nachdem er an Schleck vorbei war das Tempo. Mit aller Kraft versucht Schleck danach Contador einzuholen, es misslingt und er verliert 39 Sekunden auf Contador und damit Gelb.




Zeit die 3 Fälle mal zu ordnen und zu bewerten.
Cancellara wurde für seine Aktion während der 2. Etappe kritisiert, zudem wurde ihm vorgeworfen er habe das alles nur getan um Andy Schleck wieder rankommen zu lassen. Da tut man ihm aber unrecht. Er demonstrierte mit seiner Aktion gegen die gefährliche Streckenführung der 2. Etappe und vor allem gegen die der 3. Etappe der diesjährigen Tour. Denn auch als Schleck wieder im Hauptfeld war, sorgte Cancellara für ein niedriges Tempo im Feld. Dadurch verschenkte er einen möglichen Etappensieg für Saxo Bank und vor allem verlor er dadurch sein Gelbes Trikot.
Die 3. Etappe war von den Tour Verantwortlichen so gewählt um die Tour spannender und schwerer zu gestalten und um die Spreu vom Weizen zu trennen. Stürze und Defekte auf dem gefährlichen Kopfsteinpflaster wurden bewusst in Kauf genommen, wenn nicht gar forciert. Aufgrund der vielen Stürze und Defekte die es letztlich gab, war die Rennsituation sehr undurchsichtig. Man wusste nicht genau wer sich wo befand und wer alles gestürzt war. Saxo Bank forcierte das Tempo um das Kopfsteinpflaster auszunutzen, so wie es von der Tour vorgesehen war, und riskierte damit sehr viel. Dies Risiko wurde letztlich belohnt. Selbst seine eigenen Fahrer (Fränk Schleck) ließ man zurück.
Contador profitierte direkt und bewusst von dem Unglück/Pech seines härtesten Konkurrenten, wahrscheinlich weil er einsehen musste das sein stärkster Konkurrent an diesem Tag besser war. Eine grobe Unsportlichkeit. Ein unbeschriebenes Gesetz unter den Fahrern besagt dass der Führende nicht attackiert wird wenn er Defekt hat oder gestürzt ist. Contador hat dieses Gesetz bewusst gebrochen. Ich erinnere mich da zu gern an Szenen zwischen Lance Armstrong und Jan Ullrich(auch wenn Armstrong heute sagte man solle es nicht vergleichen), die auf der Straße immer fair zueinander waren und aufeinander warteten wenn einer der beiden Probleme hatte. Ähnliches hätte ich mir von Contador auch gewünscht. Er hätte nicht zwingend stehen bleiben müssen aber er hätte langsamer fahren müssen oder zumindest nicht in dem Moment attackieren müssen. Auch die ganze Abfahrt und die letzten Kilometer ins Ziel ist Contador voll gefahren und hat Tempo gemacht. Zumindest dort hätte er rausnehmen können und warten können. Die anderen Konkurrenten (Sanchez, Menchow) hätten es ihm sicher gleich getan.
Die Ausflüchte von Astana nach dem Rennen sind mehr als arm. Contador selbst sagt er habe es nicht gesehen, was an sich schon unmöglich war in dieser Situation. Und selbst wenn, hätte er wenigstens im Nachhinein warten können. Sein Teamkollegen Winokourov meinte Contador musste voll fahren weil seine Konkurrenten (Sanchez, Menchow) es getan hätten, was schlichtweg falsch ist, denn Contador hat das Tempo forciert nach Schlecks Defekt und keiner von den anderen Fahrern.
Für mich war es eine miese Situation und nicht vergleichbar mit den 2 Fällen davor. Contador hat durch diese Aktion heute viel Respekt verloren, sowohl bei Fans als auch Fahrern. Als er sein Gelbes Trikot bekam wurde er von den Fans ausgebuht (Schleck dagegen bejubelt als er das Weiße entgegen nahm), die meisten Fahrer im Feld fanden die Aktion von Contador auch unsportlich.
Insgesamt wird ein möglicher Toursieg von Contador durch diese Aktion einen mehr als faden Beigeschmack haben. So macht der Radsport keine Werbung für sich und sorgt nach den Doping-Strapazen für die nächsten negativen Schlagzeilen.
Aufrufe: 7767 | Kommentare: 22 | Bewertungen: 25 | Erstellt:20.07.2010
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KOMMENTARE
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Jasper32
27.07.2010 | 18:47 Uhr
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Jasper32 : 
27.07.2010 | 18:47 Uhr
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Jasper32 : 


Es wird wieder lustig auf spox.
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Red_7
27.07.2010 | 18:53 Uhr
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Red_7 : 
27.07.2010 | 18:53 Uhr
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Red_7 : 
Das will ich doch hoffen...
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