Nachdem gestern die Mainzer die Schalker aus dem Wettbewerb geworfen hatten, habe ich wenigsten heute auf eine Sensation gehofft. Aber nein, nein Bayern gewinnt nicht gegen Bayer.

Dabei hatten sich die Underdogs aus München soviel vorgenommen. Sie wollten aus einer gefestigten Defensive, die sich ja schon oft in dieser Saison bewährt hat, den spielstarken Leverkusenern Paroli bieten, um dann, wenn sich Möglichkeiten ergeben, mit Blitzschnellen Kontern Chancen zu erarbeiten.

Coach Jürgen Klinsmann wartete daher auch mit einer ganz neuen Startformation auf. Notgedrungen mußte er Lahm und Toni erstzen. Für Lahm wechselte Ze Roberto auf die Position des Linksverteidigers. Die Stelle des zweiten Stürmers wurde angesichts des Gegners ganz gestrichen. Ottl übernahm neben Van Bommeln den Part des zweiten Sechsers. Überraschend (für wen?) auf der Bank fand sich diesmal Basti (garnichtso) Fantasti Schweinsteiger wieder. Für ihn griff Altintop ins Geschehen ein.

Um den spielstarken Augusto aus dem Spiel zu nehmen, ließ Klinsmann diesmal Ribery über die linke Außenbahn kommen (kleiner Scherz, aber nicht der Sohn von dem Matthias aus Köln).

Um der Ironie jetzt mal Einhalt zu gebieten, werde ich mich jetzt der sachlichen Analyse des Spiels zuwenden.

Überrascht war ich schon ob der Tatsache, wie defensiv sich die Bayern verhielten. Leider, aber nur aus einem Blickwinkel, konnten die bisherigen Probleme, die sich wie ein roter Faden durch die Saison ziehen, nicht abgestellt werden. Das Umschalten von Angriff auf Abwehr funktioniert nicht reibungslos. Zu oft taten sich wieder Lücken auf, die von den jungen Wilden aus Leverkusen genutzt werden konnten, in der ersten Hälfte aber noch nicht in Zählbares umgemünzt werden konnten.

Bayern beschränkte sich in der ersten Hälfte lediglich ans verteidigen und kam nur zu sehr wenigen erwähnenswerten Aktionen in den ersten 45 Minuten, denn nicht nur das Offensivspiel von der Werkself funktionierte, nein sie war auch in der Verteidigung sehr gut organisiert. Stets darauf bedacht, den Gegner frühzeitig und in Überzahl zu attackieren, machten sie fast jede Vorwärtsaktion der Bayern schon im Mittelfeld zunichte.

In der zweiten Hälfte wurden die Leverkusener dann auch belohnt. Durch das konsequente Pressing und schnelles Umschalten gingen sie durch Barnetta , Vidal (nach einer Ecke) und Helmes 3:0 in Führung.

Klinsmann reagierte nach dem 2:0 und brachte für die schwachen Ottl und Borowski Podolski und Schweini. Dadurch kam auch mehr Schwung ins Spiel der Münchner.

So kamen sie in dieser Phase auch zu den Anschlusstreffern durch Lucio und Klose. Das war, aber auch nur in dieser Phase, verdient. Warum sich die Bayern gute 70 Minuten in einer derartigen Zurückhaltung übten, ist für mich unerklärlich.

Logischerweise machten Sie dann auch auf und setzten alles auf eine Karte. Klinsmann brachte mit dem Belgier van Buyten für Oddo (das war der, dem der Ball zu schwer war) noch einen kopfballstarken Spieler, der sich sofort nach vorne orientierte. Denn die einzige Schwäche der Leverkusener war bei hohen Bällen zu erkennen.

Demicheles verschätze sich bei einem Befreiungsschlag von Bayer, köpfte Charisteas an, der dann Kießling bediente. 4:2, aus und vorbei.

Leverkusen kann also das erste mal in Düsseldorf gewinnen und das völlig verdient. Sie zeigten mehr Leidenschaft, mehr Laufbereitschaft und mehr Risikobereitschaft.

Stärkste Akteure waren für mich Augusto, Vidal uns Sinkiewicz. Augusto begeisterte durch tolle Dribblings und eine enorme Zweikampfstärke. Er meldete Ribery über weite Strecken des Spiels ab.

Lukas Sinkiewicz scheint nach seinem letzten Kreuzbandriss zu alter, noch besserer, Form zu finden. Sehr stark im Zweikampf und im Spielaufbau. So leitete er das 1:0 durch Barnetta mustergültig vor.

Bei Bayern ragte diesmal Van Bommel raus, der im Mittelfeld rackerte und ackerte und viele Zweikämpfe für sich entschied. Es war aber deutlich zu erkennen, das nicht ein Rad ins andere greift. Manchmal entsteht der eindruck, dass sogar das ein oder andere fehlt. Das für Klinsmann wird immer dünner.

Uli Hoeneß war erschreckend ruhig und gelassen. Eine Niederlage gegen Hannover und es kann so heiß werden, dass das letzte Eis schmilzt und Klinsmann mit "einer hölzner`n Wurzel über den See fährt".

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Was meint Ihr? Hat der FCB jetzt eine Krise? Ist Klinsmann noch zu halten? Hat Leverkusen seine Minikrise besiegt? Greifen sie auf der Welle der Euphorie noch einmal in den Kampf um die Meisterschaft mit ein? Sollte Demicheles nach den letzten Leistungen nicht mal auf die Bank?