Das war eine Europapokal-Woche für Deutschland. Party allenthalben, Barca und Real vorgeführt und abgeschossen jetzt ist die Bundesliga am Drücker! Mag man meinen, aber bis dahin ist es noch ein weiter Weg.
Vor allem fehlt den deutschen Mannschaften Konstanz. International schaffen sie es nicht, gleichbleibend auf einem Hohen Niveau zu spielen. Mit einer Ausnahme Bayern. Die Münchner erreichen mit ein bisschen Konzentration zum dritten Mal in vier Jahren ein ChampionsLeague Finale. Nur das 2011er Finale fand ohne den deutschen FCB statt.
Was ist mit den anderen Mannschaften? Dortmund steht am Anfang einer möglichen Entwicklung. Letzte Saison haben sich die Gelb-Schwarzen achtbar in der ChampionsLeague verkauft, am Ende war aber nach der Vorrunde Schluss. Diese Saison stehen die Jungs von Jürgen Klopp weitaus besser da. Erst Gruppensieger, dann mit Ach und Krach ins Halbfinale gekommen und jetzt ein 4zu1 gegen Real Madrid. Schöne Entwicklung, da sollte man nur nicht den Tag vor dem Abend loben.
Schalke hat auch ChampionsLeague gespielt und schaffte es immerhin ins Achtelfinale. Da war dann aber gegen Galatasaray Istanbul Endstation. Hier stelle ich mir die Frage, warum? Schalke hätte vom Potenzial locker gegen Gala weiterkommen können aber wie immer steht den Königsblauen irgendwas im Weg. Das 1zu1 im Hinspiel war achtbar und damit konnte man arbeiten. Aber man darf sich in der eigenen Hütte nicht so einfach auskontern lassen schon gar nicht im Rückspiel, wo man gewinnen muss.
Und sonst so? In der EuropaLeague mussten wir nach der Winterpause in der zweiten Runde ein Kollektiv-Versagen der deutschen Mannschaften ertragen. Klar, dass es 96 gegen Anzhi nicht packt, konnte man voraussehen den Roten fehlt momentan einfach der letzte Biss. Gladbach hat bei seiner EuropaLeague Premiere viel Lehrgeld gezahlt und schied gegen Lazio Rom aus. Leverkusen schaffte es nicht Benfica Lissabon unter Druck zu setzen und konnte sich schon nach dem Hinspiel quasi verabschieden. Stuttgart schaffte es als einzige deutsche Mannschaft ins Achtelfinale und ging da nahezu wehrlos gegen Lazio Rom unter. Was waren wir zum Jahreswechsel noch froh, dass es alle deutschen Mannschaften geschafft haben, die Vorrunde zu überstehen.
Das Problem mit der Teilnahme am internationalen Geschäft fängt schon in der Liga an. Wer qualifiziert sich für Europa? Die Bayern haben die Champions League immer fest gebucht, das könnte auch bei Dortmund Normalität werden, außerdem bei Schalke. Aber für die EuropaLeague qualifizieren sich nur sehr selten dieselben Mannschaften. In der letzten UEFA-Cup Saison 2008/2009 spielten insgesamt sieben deutsche Mannschaften mit: Hertha, Wolfsburg, Schalke, Stuttgart, Dortmund, Bremen (Finalist am Ende) und der Hamburger SV. Ein Jahr später in der ersten EuropaLeague Saison spielten mit: Bremen, Hamburg, Hertha und Wolfsburg. Dann der Bruch 2010/2011: Dortmund, Leverkusen und Stuttgart, 2011/2012 nur Hannover und Schalke, diese Saison: Hannover, Stuttgart, Gladbach und Leverkusen.
Auffallend ist dabei folgendes: Stuttgart qualifiziert sich im Prinzip alle zwei Jahre für die EuropaLeague und lässt dabei die ChampionsLeague aus. Internationale Erfahrung bildet sich da nur schleppend.
Gladbach hatte die letzten Jahre oftmals mehr mit dem Abstiegskampf zu tun, als mit dem Kampf um Europa. Die letzte Europapokalteilnahme ist datiert im Jahr 1996. Von damals noch heute übrig: Uwe Kamps, der ist heute Torwart-Trainer bei den Fohlen.
Leverkusen pendelt immer so zwischen Champions League und Europa League, da kann man sich auch nicht so recht drauf einstellen, denn man könnte ja meinen, dass sich EuropaLeague leichter spielt, als Champions League. Weit gefehlt, den UEFA-Supercup gewann zum Beispiel dieses Jahr Atletico Madrid der EuropaLeague Gewinner. Überhaupt: in den letzten 5 Jahren gewann drei mal der EuropaLeague-Sieger den Supercup: Zenit St. Petersburg und zweimal Atletico Madrid.
Am Ende lässt sich festhalten, dass den meisten deutschen Mannschaften einfach die Erfahrung fehlt, um in der EuropaLeague zu bestehen, wobei das Potenzial auf jeden Fall vorhanden ist. Die Erfahrungs-Tabelle der Europa League auf transfermarkt.de zeigt auf, dass es tatsächlich an Erfahrung fehlt. Erfahrenste Deutsche Mannschaft in der EuropaLeague diese Saison ist Hannover 96. Durchschnittlich 11 Einsätze hat jeder Spieler im Kader in der EuropaLeague hinter sich. Vor den Roten stehen Mannschaften, die sich nahezu immer für die EuroLeague qualifizieren: Eindhoven, Lazio, Kazan, Kharkiv (14), Bilbao (14) und Atletico Madrid (15). Stuttgart ist die zweiterfahrenste deutsche Mannschaft mit 8 Einsätzen pro Spieler im Kader, dann kommen Gladbach mit etwas mehr als 6 und Leverkusen mit etwas weniger als 6. Zum Vergleich: Auch in der Champions League gibt es so eine Tabelle, in der stehen die Bayern mit mehr als 27 Einsätzen pro Spieler auf Rang 5. Vor ihnen nur die Größen Chelsea, ManU, Barca und Real. Dortmund liegt hingegen im Mittelfeld der Tabelle mit knapp 9 Einsätzen pro Spieler zwischen dem OSC Lille und Spartak Moskau.
Kurz gesagt. In der Erfahrungs-Tabelle haben die Spanischen Mannschaften nach wie vor die Vormachtstellung inne, da kommen die deutschen Mannschaften sobald auch nicht ran. Die Bayern mit ihren 27 Einsätzen pro Spieler im Kader erreichen die fast 45, die jeder Spieler in Barcas Kader absolviert hat, noch lange nicht. Immerhin zeigt das auch die andere Konstante: Fast immer qualifizieren sich Barca und Real für die Champions League und spielen eine gute Rolle. Barcas Kader hat insgesamt gesehen mehr als 300 Einsätze in der Champions League mehr absolviert als der Kader der Bayern. Xavi als erfahrenster Spieler hat knapp 60 Einsätze mehr hinter sich als Bastian Schweinsteiger: Zugegeben, Schweinsteiger ist auch etwa vier Jahre jünger. In der Summe heißt das dann: Der konstante internationale Erfolg fehlt den deutschen Mannschaften bisher.
In Anbetracht der Erfahrungswerte in den Kadern von Barca und Real kann man bestimmt mal anmerken, dass es Zeit für eine Wachablösung wird. Wenn jetzt der Zeitpunkt ist, sollten wir uns nicht dagegen wehren, sondern auch alles dafür tun, dass wir die Vormachtstellung dann auch behalten. Denn eins haben wir in den letzten Tagen gelernt: Geld allein genügt nicht, es ist auch und vor allem das Team, die Einstellung und der Wille, die zum Erfolg beitragen. Da haben die Deutschen Mannschaften aufgeholt und sind momentan dabei die Arrivierten zu überholen. Da sollten wir uns aber noch so ein bis zwei Jahre gedulden, bis es soweit sein kann. Denn in der EuropaLeague haben wir noch Nachholbedarf. Zwei der letzten drei Titel in der EuropaLeague gewann Atletico Madrid die sind bekanntermaßen auch aus Spanien.
