Teil 1 : https://www.spox.com/myspox/blogdetail/Europa-durch-die-rote-Triple-Brille-,198201.html
Teil 2: https://www.spox.com/myspox/blogdetail/Europa-durch-die-rote-Triple-Brille,198231.html
Teil 3: England
Das Mutterland des Fussballs stellt ja traditionell den Anspruch, über die beste Liga der Welt zu verfügen. Und tatsächlich ist das Titelrennen nirgendwo so offen, nirgendwo haben auch die Absteiger ein so hohes Niveau wie in England. Ein Absteiger hatte gar Spieler wie Loic Remy, Christopher Samba oder Julio Cesar im Kader. Nirgendwo ist die Stardichte so hoch wie in England, nirgendwo der Fussball packender.
Und dennoch, ein Jahr nach der debakulösen englischen CL-Saison, in der ManU und Arsenal als Achtelfinalisten die besten Mannschaften Englands in der CL waren, gehören Englands Vertreter für mich nur in die zweite Reihe der CL-Titelaspiranten.
Angriff von Arsenal?
Eigentlich erscheinen die Vorzeichen für den FC Arsenal gut wie lange nicht:
Die CL-Quali sollte eigentlich Pflichtsache sein, der Kader ist größtenteils unverändert und eingespielt, Arsene Wenger hat ausnahmsweise mal ordentlich Kapital an die Hand bekommen, um die Qualität des Kaders zu erhöhen und man musste mal keine Leistungsträger à là Van Persie oder Fabregas ziehen lassen.
Ebenfalls für den FC Arsenal spricht, dass Arsene Wenger ein hervorragender Trainer ist, der sehr schönen Fussball spielen lässt und regelmäßig Talente zu Stars zu formen vermag, fragen sie nach bei Wilshere, Ramsey, Fabregas oder Walcott.
Und dennoch ist Arsenal weit entfernt davon, ein ernsthafter Favorit auf den CL-Titel zu sein.
Weil dem Kader an vielen Stellen schlicht die Klasse fehlt. Arsenal kann auch keine Stars mehr verkaufen, weil man ja kaum noch welche hat. Der unkonstante Theo Walcott und der verletzungsanfällige Jack Wilshere sind meiner Ansicht nach noch das beste, das Arsenal zu bieten hat
Es könnte sein, dass ich dafür jetzt Schelte von glühenden Nationalelf-Fans bekomme, aber: Wo ein Lukas Podolski oder ein Per Mertesacker Stammspieler sind, kann das in meinen Augen kein CL-Favorit sein.
Die Verpflichtung eines Gonzalo Higuain oder Luis Suarez (was ich aufgrund der Konkurrenz durch Real oder Chelsea für doch arg unwahrscheinlich halte) wäre nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Es fehlen fähige Außenverteidiger, Flügelstürmer und mindestens ein Innenverteidiger und eben mal Spieler mit Extraklasse.
Arsenal wird in die Gruppenphase einziehen und diese vielleicht auch überstehen, aber weiter als das Viertelfinale dürfte es nur mit viel Losglück gehen.
Chelsea unter Mourinho - Endlich Kontinuität?
Mourinho und Kontinuität? Das schließt sich ja eigentlich aus.
Der Spieler der am einen Tag ganz hoch in der Gunst stand, wurde am nächsten Tag abgesägt; ständige Vereins- und auch Fussballparadigmenwechsel - Mourinho schuf nie wirklich bleibendes.
Auch Chelsea und Kontinuität, das passt ähnlich wenig zusammen. Die Trainerfluktuation war kontinuierlich (Späßchen am Rande) hoch, ebenso die Fluktuation im Kader. Auch die Vereinsphilosophie wechselte ständig: Mal wollte man schönen (AVB), mal einfach erfolgreichen (Ancelotti) Fussball sehen und manchmal wollte man den ganzen Verein zu einer großen Gemeinschaft werden lassen - durch den gemeinsamen Hass auf Rafa Benitez.
Und trotz alledem könnte das mit Mourinho und Chelsea passen.
Mourinho war es der aus der grauen Maus mit dem vielen Geld eine äußerst erfolgreiche Mannschaft machte (2 Meistertitel, 1 Pokalsieg). Einzig bei Chelsea eilt Mourinho noch ein guter Ruf vorraus, einzig hier fühlt er sich -von der ganzen Welt verlassen- noch "geliebt".
Dass Mourinho ein Spitzentrainer ist, steht für mich, trotz aller menschlichen Verfehlungen, außer Frage. Das unrühmliche Ende bei Real verwässert ein wenig, dass er mit seiner höchste eigenwilligen Art doch eigentlich schon zu den erfolgreichsten noch aktiven Trainern zu zählen ist. Überall wo er war gab es Erfolge, gar zweimal die Champions League.
Mourinhos Fähigkeit ist es, nicht sonderlich schön, dafür aber höchst ergebnissorientiert spielen zu lassen - und das führt schließlich doch meist zum Erfolg.
Er kann sich auf einen Kader einlassen, fordert selten neue Topstars, sondern macht aus dem Vorhandenen das Optimum. Allerdings ist er auch rigoros im Umgang mit den Spielern und mistet auch rücksichtslos aus.
So eigenartig das klingt, mit Mourinho könnte tatsächlich Kontinuität beim FC Chelsea einkehren. Er hat eine Menge Kredit, zudem sind die Ansprüche nach dem CL-Sieg 2012 nicht mehr ganz so hoch. Schafft er in der Liga mindestens Platz zwei und vielleicht den Pokalsieg dürfte das schon reichen um mindestens eine Saison zu überleben. Um natürlich langfristig Trainer des FC Chelsea zu sein, müssen es auf kurz oder lang Titel sein und zwar vor allem die Wichtigen, ergo Meisterschaft und CL.
Dieses Jahr sehe ich die Chancen auf die Champions League zwar als durchaus vorhanden an, aber in die erste Reihe der Favoriten ist Chelsea nicht zu zählen. Dazu fehlen dem Kader die Topstars und auf einigen Positionen die Klasse, wie z.B. auf der Rechten Verteidigerposition, im defensiven Mittelfeld oder im Sturm.
Wenn ich das recht verstanden habe, dann will Mourinho ja höchstens die Sturmposition neu besetzen, nämlich mit Wayne Rooney. Die anderen Baustellen bleiben wohl bestehen. Besser noch: Er will, so wird spekuliert, in Mata oder David Luiz vielleicht sogar noch zwei Stammspieler abgeben.
Kontinuität auf der Trainerbank? Vielleicht ja. Kontinuität im Kader? Sicher nicht.
Der Ingenieur baut um
Auf eine genauere Beschreibung Manuel Pellegrinis verzichte ich an dieser Stelle mal, ich verweise auf einen sehr guten, jüngst erschienen Artikel von SPOX.
Zwar geht das im ganzen Trubel um Monaco, Falcao, Cavani, Rooney und Suarez ein bisschen unter, aber auch ManCity lässt sich nicht lumpen und gibt für Jesus Navas, Alvaro Negredo, Fernandinho und Stefan Jovetic auch über 100 Mio aus, diverse Namen kursieren noch um das Emirates Stadium.
Wo man es im letzten Jahr im Hochgefühl des Titelgewinns und mit sachtem Blick auf das Financial Fair Play für City-Verhältnisse etwas ruhiger angehen ließ, investiert man, in Anbetracht des niederschmetternden Ergebnisses dieser Zurückhaltung, dieses Jahr wieder Unsummen.
Was aufällt: Die ganz großen Namen wie einst Aguero, Silva oder Toure fehlen dieses Jahr.
Dafür sind alle vier trotzdem hervorragende Fussballer und vor allem technisch sehr versiert. Das deutet darauf hin, dass Pellegrini wie auf allen vorigen Stationen wieder ansprechenden Offensivfussball spielen will.
Eigentlich hat dieser Kader durchaus das Potential zum CL-Titel. Wirkliche Schwachstellen sind kaum auszumachen:
Joe Hart ist vielleicht der beste Torhüter der Premier League, die Abwehr mit Zabaleta oder Richards, Kompany, Nastatic oder Lescott und Clichy oder Kolarov ist top und ziemlich breit besetzt.
Yaya Tore und der Stratege Fernandinho können eine der besten defensiven Mittelfeldreihen Europas bilden und auch die Offensive ist mit Könnern wie Nasri, Silva, Navas, Jovetic, Negredo und Aguero top und breit besetzt.
Dazu kommt mit Manuel Pellegrini einer der besten Taktiker der Trainergilde.
Er hat bei Real gezeigt, dass er mit Stars umgehen kann. Er wurde zwar entlassen, holte aber die beste Punktzahl Reals aller Zeiten, nur war eben der FC Barcelona den Tick besser.
Und sein taktisches Geschick zeigte er, als er aus dem eigentlich mittelmäßig besetzten FC Villareal einen CL-Halbfinalisten formte und einen finaziell angeschlagenen FC Malaga ins CL-Viertelfinale führte.
Zwar spricht vieles für Manchester City, dennoch zählen sie für mich auch nicht zu den absoluten Top-Favoriten um die Krone Europas.
Warum?
Diese Mannschaft ist noch nie über die Gruppenphase hinausgekommen, da kann man durchaus die Mentalitätsfrage stellen, zudem fehlt die Erfahrung auf höchstem europäischen Niveau. Einzig Yaya Toure kann sich CL-Sieger, -Finalist oder zumindest -Halbfinalist nennen.
Zudem hat Manuel Pellegrini nur in Spanien und Südamerika trainiert, wo ein ähnlicher Spielstil gepflegt wird. Es bleibt abzuwarten, wie er sich in England zurechtfindet.
Man City ist, für mich, unter diesen Vorzeichen zwar eine Mannschaft, die sicherlich auch die Möglichkeit auf den Titel hat, aber -wie gesagt- in die Riege der Top-Favoriten zählen sie eher nicht.
Die neue Zeitrechnung
Zu Manchester United fällt es mir, ehrlich gesagt, sehr schwer ein Urteil zu fällen.
ManU hat keine signifikante Taktik geschweige denn Spielphilosophie. Jedes Jahr, fast jedes Spiel erfand Ferguson seine Truppe taktisch neu. Mal 4-2-2-2, mal 4-2-3-1, dann wieder die Raute. Alles mögliche und das ständig im Wechsel.
Deswegen habe ich, wenn ich an ManU denke, keine feste Formation im Kopf, weder taktisch noch personell, so dass ich dazu auch nicht viel sagen kann.
Auch zu David Moyes kann ich nicht so viel sagen. Ich habe zwar aufmerksam alle vorhanden Artikel gelesen, schlauer bin ich über ihn dadurch aber nicht geworden. Was ich weiß, ist folgendes:
Die nennenswerteste Station seiner Laufbahn ist natürlich der FC Everton, den er vom ewigen Abstiegsaspiranten sogar vor den Stadtrivalen Liverpool bugsierte. Er formte talentierte Spieler wie Fellaini, Baines oder in der Vergangenheit Wayne Rooney zu richtig guten Spielern.
Der Fussball den er spielen ließ war, wenn ich die Premier League verfolgt habe, wenig signifikant. Es war kein Rumpelfussball, aber Tiki-Taka war es gewiss auch nicht.
Sein Verhältnis zu Wayne Rooney soll, abgesehen von dem aktuellen Wechseltheater, auch so nicht mehr das beste sein.
So das wars dann auch schon.
Deswegen kommt auch nur eine sehr wage Prognose zu Stande:
Traditionell zählte ManU unter Ferguson immer zu den absoluten Topfavoriten wenn es um Europas Krone ging.
Das gilt meiner Meinung nach dieses Jahr nicht mehr.
Der Kader steht nüchtern betrachtet, qualitativ eigentlich hinter Chelsea oder Man City: Mit Van Persie und Rooney verfügt man noch über zwei Offensivstars, wobei der Verbleib von Letzterem mehr als fraglich ist.
Das Mittelfeld ist eher mittelprächtig besetzt. Young, Valencia und Nani sind gute Spieler, aber eben keine herausragenden. Einzig Kagawa ist noch großes Entwicklungspotenzial zu bescheinigen.
Auch im defensiven Teil des Mittelfeldes stehen mit Fletcher und Carrick zwar zwei erfahrene Haudegen zur Verfügung, die aber auch nicht jünger werden und für das Offensivspiel wesentlich zu wenig tun.
Auch das einstige Prunkstück, die Abwehr ist nicht mehr das, was sie einmal war. Ferdinand und Vidic waren dereinst wohl das beste Innenverteidigerduo Europas, heute sind beide viel mit Verletzungen und auch fehlender Schnelligkeit beschäftigt. Auch auf den Außenverteidigerpositionen fehlt hochwertiges Spielermaterial.
Dennoch ist die Abwehr wohl mit dem überbesetzten Angriff das geringste Problem, schließlich hat man in Evans, Jones und Smalling noch sehr gute Spieler in der Hinterhand.
Das größte Problem ist wohl die Schaltzentrale im Mittelfeld, daher erscheint auch das Werben um Thiago, Fellaini oder Fabregas als sinnvoll.
Dennoch tun sich im Kader auch andere Lücken auf, die man eigentlich stopfen müsste.
Fergie schaffte es immer, aus diesem Kader das Optimum herauszuholen. Ob das Moyes auch gelingt bleibt fraglich.
Holt man allerdings noch einen Spieler für das zentrale Mittelfeld und/oder gibt es noch einen spektakulären Coup à là Bale oder CR7 zählt ManU wieder zu den Premier League-Topfavoriten und hat auch in der Champions League sehr gute Karten.
Da ich das allerdings für unwahrscheinlich halte und auch nicht glaube das Moyes in seinem ersten Jahr gleich einschlägt, zählt ManU zwar zu den möglichen Titelkandidaten in der Champions League, nicht aber zu den absoluten Top-Favoriten.
Zu Teil 4!
