Der VfB Stuttgart setzt seine konsequente Sparpolitik fort. Dementsprechend verhält sich der Verein auf dem Transfermarkt extrem zurückhaltend, während die Konkurrenz kräftig aufrüstet. Dabei wurde dieser Fehler doch schon einmal in der näheren Vergangenheit begangen

Der VfB Stuttgart steckt im Moment mitten in der Vorbereitung auf die kommende Spielzeit. Dabei hat Trainer Labbadia nicht das Problem wie einige seiner Kollegen, allzuviele Neuzugänge integrieren zu müssen. Bis jetzt sind nämlich lediglich Tunay Torun vom Absteiger Hertha BSC und der lange Zeit verletzte Tim Hoogland vom FC Schalke 04 zum Verein gestoßen. Ein weiterer, und wohl auch der wertvollste "Neuzugang", Daniel Didavi, der von seiner Leihe vom FC Nürnberg zurückkehrt, fällt wegen einer Verletzung wohl noch bis Ende der Rückrunde aus.

Können die Neuzugänge die Abgänge kompensieren?

Nun stellt sich wieder einmal mehr die Frage ob diese beiden "wirklichen" Neuzugänge nun tatsächlich eine Verstärkung für den Kader darstellen, oder wieder einmal mehr nur der Versuch sind mit möglichst wenig Geld die zahlreichen Abgänge zu kompensieren.
Denn diese Liste ist wesentlich länger als die der Zugänge, so verließen mit Mathieu Delpierre, Khalid Bouhlarouz, Timo Gebhart und Julian Schieber eine Reihe prominenter Spieler den Verein.
Für den angestrebten Sparkurs des Vereins sind diese Transfers sicherlich richtig, denn alle Spieler besaßen noch Verträge aus goldenen Champions-League Zeiten, welche dem VfB nun Gehälter in Millionehöhe sparen. Zudem bringt der Transfer von Schieber zu Borussia Dortmund noch eine Ablösesumme von rund 6 Millionen Euro ein. Der Gebhart Transfer dürfte ebenfalls noch einmal rund eine Million eingebracht haben. Das vom Vorstand geforderte Ziel einer EInsparung beim Profikader von gut 10 Millionen Euro sollte somit also erreicht sein, aber zu welchem Preis?

Erinneungen an 2010 werden wach

Denn diese Art von Sparpolitik dürfte dem ein oder anderen noch aus früheren Zeite bekannt sein, konkret aus der Saison 2010/2011. Denn auch damals wurde nach einer sensationell erfolgreichen Rückrunde unter Christian Gross auf günstige Neuzugänge gesetzt. So wurden damals u.a der Langzeitverletzte Philipp Degen sowie der verletzungsanfällige Johan Audel verpflichtet. Leistungsträger wie Sami Khedira, Roberto Hilbert oder auch Jens Lehmann, der seine Karriere beendete, verließen hingegen den VfB.
So war sich Trainer Christian Gross auch nicht bewusst, wie der Verein in der laufenden Saison abschneiden würde, und forderte, was sonst nicht seine Art war, auch medial weitere Verstärkungen. Diese bekam er dann auch, allerdings durch den Altstar Mauro Camoranesi der in der WInterpause auch schon wieder gehen durfte. Das Ende der Geschichte dürfte allen noch im Gedächtnis sein: Der VfB feuerte Christian Gross und setzte mit Jens Keller einen erfolglosen Interimstrainer ein ,der laut eigener Aussage schon unter Christian Gross "auf diese Aufgabe hingearbeitet hatte". Erst zur Rückrunde und dem Antritt von Bruno Labbadia entspannte sich die Situation, als mit Tamas Hajnal und Shinji Okazaki mit Glück zwei Neuzugänge verpflichtet wurden die dem Verein wirklich weiterhalfen.

Die Masse an Abgängen bringt ein Qualitätsproblem in der Breite des Kaders

Zugegeben, die Parallele zu 2010 passt nicht hundertprozentig. So war beispielsweise Mathieu Delpierre über weite Teile der letzten Saison verletzt und erst gegen Ende wieder einsatzfähig. Auch Timo Gebhart war öfter nicht fit und in seinen Leistungen doch recht unkonstant.
Sollte allerdings neben Julian Schieber auch noch Cacau den Verein verlassen, hat der VfB bei einer solchen Masse an Abgängen ein echtes Qualitätsproblem in der Breite des Kaders, vor allem da in dieser Saison eine zusätzliche Belastung durch die Europa-League ansteht.
Und so weiß auch Bruno Labbadia nicht wo die Reise mit diesem Kader hingehen soll, denn ohne Rotation dürfte die Mannschaft der Dreifachbelastung kaum standhalten. Und ob Tunay Torun eine wirkliche Alternative für die Stammoffensive darstellt bzw. ob Tim Hoogland nach seiner langen Verletzung in der Lage ist einen Sakai, der zunächst zu Olympia muss, oder einen Molinaro zu ersetzen, bleibt doch zumindest fraglich.

Sollte neben Julian Schieber also auch noch Cacau den Verein verlassen, so ist ein weiterer Transfer für die Offensivabteilung quasi unumgänglich, falls der VfB nicht wieder einmal eine Katastrophen-Hinrunde erleben will.
Es gilt also bereits jetzt aufzuwachen und nicht erst wieder in der Winterpause zu handeln. Zu wünschen ist dies vor allem Bruno Labbadia....