Ich habe gerade mein Auslandssemester in Madrid verbracht. Als Fußballfan habe ich natürlich dort auch die EM intensiv verfolgt. Diese habe ich wohl in so vielen Städten gesehen wie wenige andere Leute: in Cádiz, Sevilla, Córdoba, Valencia und Madrid und zudem an ganz verschiedenen Orten: daheim mit Freunden, in Bars und Pubs, einer kleinen spanischen Kneipe, einem deutschen Restaurant oder dem Fan Park in Madrid. Ich habe die EM also auf sehr verschiedene Arten erlebt.
Wobei ich die Deutschland-Spiele eher mit Deutschen geschaut habe, da mir diese Stimmung hier etwas gefehlt hat. Bei spanischen Spielen habe ich eher immer versucht in der Öffentlichkeit zu schauen, um die Stimmung in Spanien mitzubekommen.

Gerade zum Ende der EM sah man immer mehr Spanier mit roten Trikots oder T-Shirts. Das war aber auch mehr oder weniger das einzige. Flaggen an Häusern oder Autos gibt es recht selten, Spiegelschoner habe ich gar keine gesehen.

Das Finale
Durch verschiedene Urlaube ging die EM recht schnell vorbei für mich. Schon stand das Finale an. Dieses Spiel schaute ich, wie schon zwei andere zuvor, im Hyundai Fan Park in Madrid. Dieser befand sich direkt um das Estadio Santiago Bernabéu, was das Ganze noch besonderer machte. Für das Finale wurde dieser Fan Park nochmal vergrößert.



Schon bevor dem Spiel spielten Bands und heizten die Stimmung an. Rund um mich herrschte sehr große Anspannung. Ich dagegen war recht entspannt, das wäre sicherlich auch anders gewesen, wenn Deutschland gespielt hätte. Während dem ganzen Spiel gab es verschiedene Gesänge wie "Este partido vamos a ganar" (Dieses Spiel werden wir gewinnen), "Viva la España!" (Es lebe Spanien), "Yo soy español" (Ich bin Spanier). Zudem wurde besonders auch Iker Casillar nach jeder guten Aktion mit "Iiiiiiker"-Rufen gefeiert.

Mit jedem Tor wurde die Stimmung besser und die Leute sich immer sicherer. Am Ende ein verdienter Sieg und 450.000 Menschen feierten den Gewinn der Europameisterschaft. Eine sehr ausgelassene Stimmung. Nach dem Spiel fuhr ich wieder ins Zentrum. Überall waren feiernde Menschen zu sehen. Doch ich ging erst einmal Abendessen, zum Italiener. Selbst danach waren die Straßen immer noch komplett voll.



Auf der Gran Vía, die 6-spurige Hauptstraße, auf der normalerweise selbst um die Uhrzeit noch sehr viel Verkehr ist, waren nur rot-gelb gekleidete Menschen zu sehen, die gesungen und sich gefreut haben. Auch auf anderen Plätzen wurde gefeiert, wie z.B. dem Plaza de Cibeles, auf dem nächsten Tag der Empfang der Nationalmannschaft stattfinden sollte.

Der Empfang
Die Menschen gingen nach einer kurzen Nacht wieder ihrer normalen Beschäftigung nach während die Nationalmannschaft nachmittags in Madrid landete und erstmals zum Zarazuela-Palast fuhren, wo sie von der königlichen Familie empfangen wurde. Derweil liefen die Vorbereitungen im Zentrum auf Hochtouren. Die Mannschaft sollte später mit einem offenen Bus eine 3,5 Kilometer lange Strecke durch die Innenstadt zurücklegen. Diese wurde komplett abgesperrt. Außerdem wehten schon spanische Flaggen an allen Laternen entlang Strecke. Ich machte mich auf den Weg zum Plaza de Cibeles, was auch das Ende der Parade sein sollte. Normalerweise feierte Real Madrid auf dem Platz seine Titel.

Während an der Strecke noch nicht so viele Menschen warten, war der Platz schon sehr gut gefühlt. Um die Wartezeit zu verkürzen spielten ein paar bekannte spanische Sänger und Bands.





Es wurden alle Lieder angestimmt, die auch schon gestern im Fan Park dauerhaft gesungen wurden. Dazu kam jetzt noch "Campeones ". Was auch auf dem Empfang oft fiel, war das Wort Tricampeones (dreifacher Champion). Während dem ganzen Abend wurde genau dieser Dreifacherfolg sehr oft erwähnt. Öfters wurden die Bilder der EM2008 und WM2010 gezeigt, um dann die Bilder vom Vortag nochmal zu zeigen.

Nach 2,5 Stunden Busfahrt durch die Stadt war die Mannschaft dann endlich auf dem Plaza de Cibeles angekommen. Das Warten hatte ein Ende. Inzwischen war dieser rappelvoll, auf allen mehrspurigen Straßen ringsherum standen Menschen soweit man schauen konnte. Die Mannschaft wurde unter größtem Jubel empfangen als sie langsam vorbeifuhren und den Pokal präsentieren. Iker Casillas saß hinten auf dem Bus und winkte in Zuschauer, was zu vielen "Iiiiiiker"-Rufen führte.



Die Mannschaft begab sich nun auf die Bühne und wurde von den Menschen gefeiert. Ersatz-Torwart und Spaßvogel Pepe Reina kam auch nicht zu kurz. Nachdem er sich schon auf dem Rückflug als Flugbegleiter betätigte und half die Sicherheitsanweisungen vorzuführen, stellte er als Moderator auf dem Plaza de Cibeles auch noch das komplette Team vor. Dies ist seit der EM 2008 zu einem festen Ritual geworden. Zu jedem Spieler sagte er etwas kleine, meist auch lustiges.



Als letzter wurde dann der Kapitän Iker Casillas mit den Worten "die Hände Spaniens" vorgestellt. Dadurch, dass es inzwischen dunkel geworden war, sah man, dass der Palacio de Cibeles im Hintergrund in den Farben rot-gelb-rot angestrahlt wurde. Und auch der Brunnen in der Mitte auf dem Plaza de Cibeles erstrahlte in den Farben rot und gelb.



Es wurden noch ein paar Lieder gespielt bevor der Empfang mit einem rot-gelben Konfetti-Regen zu Ende ging. Ein sehr würdiger Empfang des Europameisters 2012, wozu entlang der Strecke und auf dem Plaza de Cibeles etwas mehr als eine Millionen Menschen kamen und die Mannschaft feierten.

Diese beiden letzten Tage des Finales und dem Empfangs waren auch zugleich meine beiden letzten Tage in Madrid und ein perfekter Abschluss der 5 Monate, in denen ich auch sehr viele schöne Sportmomente erleben durfte: das ATP-&WTA-Turnier Mutua Open, das EL-Spiel Hannovers bei Atlético Madrid, 3 Spiele von Real Madrid mit dem krönenden Abschluss am letzten Spieltag, der Meisterfeier. Das sind auch die Momente, an die ich mich immer erinnern werde, wenn ich an mein Auslandssemester zurückdenke. Dieses alles direkt in der Hauptstadt Spaniens zu erleben war sehr besonders.

Hier noch ein Video von der Fahrt zum Plaza de Cibeles und der Feier dort: Link