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24.09.2013 | 2161 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Lutz Pfannenstiel im Interview (Teil 1)
Ein Stück Fußballkultur
Lutz Pfannenstiel hat quasi alles erlebt, was ein Fußballer (nicht) erleben kann.

Obwohl Lutz Pfannenstiel hierzulande nicht unbedingt der bekannteste Fußballspieler ist, so ist er zweifelsohne wohl der, mit der spannendsten und außergewöhnlichsten Karriere.
Auf allen Kontinenten aktiv, in Singapur im Gefängnis, während eines Spiels dreimal klinisch tot - Pfannenstiel hat quasi alles erlebt, was ein Fußballer (nicht) erleben kann.
Sein autobiografisches Buch "Unhaltbar - Meine Abenteuer als Welttorhüter" ist ein Muss für jeden Fußballfan. Kurzum: Lutz Pfannenstiel ist ein Stück deutscher Fußballkultur.
"Spiel, Satz und Tor" hat sich mit dem 40-Jährigen unterhalten. Herausgekommen ist ein Gespräch über fast 40 Minuten, das sich mitunter liest, wie ein (Fußball-)Krimi, den wir Euch in drei Teilen präsentieren wollen.
Viel Spaß!



Herr Pfannenstiel, wissen Sie spontan, in wie vielen Ländern und für wie viele Vereine Sie aktiv waren?

Lutz Pfannenstiel (40): Eigentlich schon (lacht). Also, wenn ich mich nicht verzählt habe, müssten es 25 Vereine in 13 Ländern sein.

Genau die Zahlen haben wir auch recherchiert. Da kann man ja auch mal leicht den Überblick verlieren.
Bei so vielen Vereinen und dementsprechenden Vereinswechseln fragt man sich natürlich, ob Sie mit Ihrer Karriere, so wie sie verlaufen ist, zufrieden sind oder ob Sie nicht den Moment vermisst haben, auch mal sesshaft zu werden. Sind Sie also vom Typ her wirklich eher ein Wandervogel oder doch in irgendeiner Weise auch ein Nesthocker?

L.P.: Ich denke, das kann man nicht so genau sagen. Einerseits bin ich kein geborener Wandervogel, sondern das war auch (lacht) größtenteils den Umständen geschuldet. Einige der Klubs, bei denen ich war, gingen pleite, anderen wurde die Lizenz entzogen und bei wieder anderen führte ein Trainerwechsel zum Vereinswechsel. Hinzu kam auch, dass ich sehr viele Leihverträge und Leihgeschäfte gemacht habe, die ich persönlich nicht unbedingt als Vereinswechsel bezeichnen würde.
In Neuseeland war ich beispielsweise fünf Jahre beim gleichen Klub und habe mich auch, aus der Liebe zum Fußball wegen, ausleihen zu lassen. Die Saison in Neuseeland dauert nur sechs Monate und ich habe den Entschluss gezogen, anstatt zwei Monate in den Urlaub zu fahren und dann eine siebenmonatige Vorbereitung zu absolvieren, mich eben den Rest des Jahres nach Europa oder in die USA ausleihen zu lassen.
So hatte ich dann das Glück, im Prinzip zwölf Monate durchgehend im Saisonbetrieb gewesen zu sein. Das war eine ideale Geschichte. Ich bin also nicht zum Spaß irgendwo rumgesprungen und habe den Verein gewechselt. Ich hätte genauso auch sagen können, ich bleibe in der Zeit in Neuseeland und liege meinem Klub auf der Tasche. Das wollte ich aber nicht, sondern ich wollte so viel Spiele wie möglich machen und nicht die bequemere Lösung finden.

Sie waren auf allen sechs Kontinenten aktiv, haben viele Länder bereist und viele Kulturen gesehen und erlebt welches Land fanden Sie am faszinierendsten?

L.P.: Das ist eine sehr schwierige Frage, weil ich natürlich zu vielen Ländern und Vereinen eine sehr enge Beziehung habe. Meine spektakulärste und attraktivste Station war wahrscheinlich die in Brasilien. Das war auch schon als Kind immer schon ein Traum von mir. Als Ausländer und als Europäer in Brasilien in der ersten Liga spielen zu dürfen, ist natürlich eine Ehre, weil die Vereine das eigentlich nicht nötig haben. Das war schon etwas ganz besonderes.
Vom Leben her war Vancouver in Kanada als Stadt eine tolle Geschichte. Oslo ist eine schöne Stadt, aber ich habe auch zu Neuseeland immer noch eine sehr emotionale Bindung. Einfach deshalb, weil Neuseeland das Land war, das mir, nach meiner Gefängnisstrafe in Singapur, mein normales Leben wieder zurückgegeben hat.

Das war auch mit die witzigste ihrer Stationen. Mit all den Polizisten, die sehr witzig drauf waren. Der Abschnitt hat sich sehr gut und kurzweilig gelesen.

L.P.: (lacht).

Zu Beginn Ihrer Karriere hatten Sie ein großes Angebot von den Bayern, haben das aber abgelehnt und sind stattdessen nach Malaysia. Das war eine völlig neue Kultur für einen noch recht jungen Menschen. Was haben Sie gedacht, als Sie mit dem Flugzeug in eben diese neue Kultur unterwegs waren? Und was haben Ihre Freunde zu dem Plan gesagt? Es war ja kein ganz alltäglicher Plan, den Sie da gefasst hatten.

L.P.: Das war die erste und wahrscheinlich wichtigste Entscheidung in meiner Karriere, sonst wäre wohl alles ganz anders gekommen. Das kann man, denke ich, so sagen. Es waren aber nicht nur die Bayern, sondern ich hatte drei konkrete Angebote von Bundesligisten. Das waren allerdings alles Offerten als Vertragsamateur. Das Wort hat mich schon damals wahnsinnig gemacht. Es hätte bedeutet, dass ich mit den Profis trainiert, aber in der zweiten Mannschaft gespielt hätte. Ich habe damals bei Bad Kötzing in der höchsten Amateurliga gespielt und konnte mich mit dem Gedanken eines Vertragsamateurs nicht anfreunden. Alle bayerischen Amateurmannschaften haben bei Bad Kötzing in der Liga gespielt. In den vorhergegangen Spielen haben wir meist sehr gut gegen diese Truppen ausgesehen. Wenn ich wechsle und in Bad Koetzing eine auf die Nuss bekomme hätte, hätten sich meine Spezis hinter dem Tor kaputt gelacht. Ich wollte einfach Profi sein.

Dann kam das Angebot aus Malaysia. Das war für einen so jungen Kerl natürlich spektakulär und ich habe mich ein bisschen über den dortigen Fußball informiert. Es waren sehr hohe Zuschauerzahlen, gute Stimmung und es war ein völlig anderes und neues Gefühl. In der Bayernliga habe ich vor 500 Leuten oder bei einem Topspiel auch mal 1500 bis 2000 Zuschauern gespielt und in Malaysia kommen zu einem normalen Spiel auch mal 20.000 und bei einem Topspiel bis zu 70.000 Zuschauer. Das ist ein Unterschied (lacht). Natürlich ist der Fußball in Malaysia kein Top-Niveau, darüber brauchen wir uns nicht unterhalten.
Mein privates Umfeld hat das sehr überrascht aufgenommen. Ich war damals in der Jugendnationalmannschaft und war eines der größten Talente meines Jahrgangs. Dann diesen Wechsel in ein Land zu wagen, das hierzulande kaum wahrgenommen wird, war natürlich ein großer Schritt.

Sie bekamen dann ein unterschriftsreifes Angebot vom FA Penang. Der Vertrag war noch nicht unterschrieben und anstelle eines Trainings wurden Sie in ein laufendes Spiel zur zweiten Halbzeit eingewechselt. Die Nacht vor dem Spiel war jetzt nicht die längste, es floss auch das ein oder andere Glas Alkohol (beide lachen). Ohne jemals auch nur eine Minute mit der Mannschaft trainiert zu haben, spielten Sie plötzlich vor 12.000 Zuschauern. Was war das für ein Gefühl?

L.P.: Da kam sehr viel zusammen. Ich hatte in den Tagen davor einige flüchtige Angebote, die alle nicht eingehalten wurden bzw. geplatzt sind. Ich war generell schon auf(lacht)ja, ich war auf 180 (lacht). Ich wollte einfach endlich wieder Fußball spielen und dann kam dieser besagte Tag. Man muss dazu sagen: Ich bin nicht unbedingt ein großer Trinker und trinke eigentlich nie Alkohol. Bis zum heutigen Tage würde ich mich als Anti-Alkoholiker bezeichnen. Da muss schon wirklich alles zusammenpassen, wenn ich ein Glas trinke. Und just an dem Abend vor dem Spiel, ohne zu wissen, dass ein Spiel stattfindet, bin ich also mal um die Häuser gezogen, habe etwas über den Durst getrunken und bin dann am nächsten Morgen etwas unsanft geweckt worden und es hieß: Du musst dieses Spiel machen. Das ist ein sehr guter Klub und der Trainer und der Präsident wollen dich verpflichten. Ich wurde dann quasi noch schlafend ins Flugzeug geschleppt, bin mit Verspätung angekommen und hatte eigentlich ein ziemlich ungutes Gefühl. Aber ich hatte mir auch gesagt, dass ich es jetzt erst recht schaffen werde. Dann kam auch noch Adrenalin ins Spiel und ich wollte den Jungs natürlich zeigen, wo der Hase lang läuft. Letztendlich war es ja auch ein sehr erfolgreiches Spiel, ich habe gut gehalten und gute Kritiken bekommen. Das war eigentlich eine runde Geschichte.

Durch Ihre guten Leistungen wurden Scouts aus England auf Sie aufmerksam. Sie spielten in den Reservemannschaften von Wimbledon und Nottingham Forest, wurden anschließend nach Südafrika ausgeliehen. Bei den Orlando Pirates wurden Sie Stammtorwart und von Straßengangs weitgehend verschont. Eine flüchtige Bekannte wurde ermordet.
Trotz dieses Vorfalls machten Sie sich im Vorfeld auf die WM 2010 immer wieder für Südafrika als Ausrichter stark und verteidigten den Staat auch in Bezug auf die Sicherheit. Was macht für Sie die Faszination Südafrika aus?

Den gesamten ersten Teil und weitere Nachrichten aus der Fußball- und Tenniswelt könnt Ihr hier lesen: https://www.facebook.com/SpielSatzundTor

Heute Abend erfahrt Ihr, wie es sich in einem Gefängnis in Singapur so lebt und wie Lutz Pfannenstiel überhaupt in dieses kam.

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