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09.06.2010 um 21:13 Uhr
Ein Mythos in Weiss - Schwarz
Elf Männer. Weisses Trikot mit schwarzer Hose. Fast schon gesichtslos ohne jegliche Individualität werden sie vom Gegner wahrgenommen. Rätselhaft und undurchsichtig bleibt diese Erscheinung, jedoch beständig im sportlichen Erfolg. Generationen um Generationen trugen dieses Trikot und erfüllten es mit den gleichen Eigenschaften die ihre Vorgänger auszeichneten. Schon von Kindesbeinen an wächst jeder zukünftige Nationalspieler damit auf, atmete es in vollen Zügen ein.

Es ist Weltmeisterschaft. Die Luft füllt sich mit ertwartungsvoller Spannung.
Straßen vereinsamen und Menschentrauben versammeln sich vor medialen Empfangsgeräten.
Die deutsche Nationalmannschaft spielt. In weiss und schwarz. Das Spiel elektrisiert eine ganze Nation und jedes Tor löst ein Beben von grenzenloser Freude aus. Gegentore sind wie ein Stich ins Herz, die sich wie Narben in die Erinnerung brennen und Niederlagen wollen einfach nicht wahrgenommen werden. Nein, wir haben nicht die besten Fussballspieler des Erdballs, dessen sind wir uns immer bewusst aber wir haben die beste Mannschaft und wir können gewinnen. Gegen jeden. Ein Glaube der so fest steht wie tief in Stein gemeisselt und der als unverrückbar gilt.



Zurück blieben oftmals traumatisierte Gegner und Nationen, die sich immer wieder gleichen Fragen stellen. Wie kann das sein? Die besseren Fussballer haben wir und die gewinnen? Immer und immer wieder.
Britische Stürmerlegenden verdeutlichen ihre Resignation in einem einzigen legendären Satz.
Dutzende von Trainern anderer Nationen sind immer wieder auf der Suche nach ihr, denn ihr werden die Mittel zugesprochen die zum Erfolg führen auch wenn die Qualität manchmal nicht auszureichen vermag.

Es ist die Mentalität der deutschen Nationalmannschaft.
Fast schon sagenumwoben wird sie immer wieder heraufbeschworen und dazu aufgerufen, doch wirkt sie für Aussenstehende wenig greifbar.

In allen WM-Qualifikationsspielen wurde lediglich zweimal verloren und 54 mal gewonnen. Fast 70% aller Weltmeisterschaftsteilnahmen wurden mindestens mit dem Halbfinale abgeschlossen und drei Finalteilnahmen hintereinander in den Jahren 82, 86, 90 sind unerreicht.

Eine Verlängerung der Spielzeit lässt die deutsche Nationalmannschaft schon etwas defensiver auftreten denn eins ist man sich gewiss. Ein Elfmeterschiessen gewinnen wir. Es wurde auch schliesslich jedes davon bei einer Weltmeisterschaft gewonnen.
Da ist sie schon wieder, diese Mentalität von felsenfester Überzeugung.
Arsene Wenger sinierte einmal, es müsse einen Ursprung gegeben haben, an den sich die Deutschen immer wieder erinnerten und der ihnen diese Mentalität verlieh. Nur woher einfach so nehmen und wie adaptieren ohne sie jemals verinnerlicht zu haben.



Die Geburtsstunde der deutschen Fussballnationalmannschaft wird oft auf den 4.Juli.1954 datiert. Ein starker Regen tränkte den tiefen Rasen des Berner Wankdorfstadions voll Wasser und die übermächtigen Ungarn führten schnell mit 2:0. Sie waren seit fast fünf Jahren ungeschlagen und zerlegten in fast jedem Spiel ihren Gegner in alle Einzelteile.
Variabel in ihren Positionen, im taktischem System und mit versierter Balltechnik waren sie allen anderen Nationen haushoch überlegen. 27 Treffer schossen sie alleine in den vier vorangegangenen Partien und es sollte wohl an diesem Tage nur noch darum gehen wie hoch gewonnen werden sollte. Fast niemand im Stadion hatte noch einen geringen Zweifel daran, dass Ungarn als Weltmeister diesen verregneten Platz verlassen wird.

Doch es gab elf Männer in weissen Hemden und schwarzen Hosen die an sich glaubten. Elf Freunde sollten sie sein, die das Unmögliche möglich machten und am Ende den ersten Weltmeistertitel für Deutschland gewannen. Es war ihre Mentalität, die sie nie daran zweifeln liess.
Glücklich, abgekämpft und doch mit demut nahm der Kapitän Fritz Walter die Trophäe entgegen ohne sich wohl in diesem Augenblick im klaren darüber zu sein, welch historische Bedeutung dieser Moment gehabt haben könnte.

Es war der Anfang einer Fussballnation in weiss und schwarz.


Aufrufe: 14986 | Kommentare: 54 | Bewertungen: 74 | Erstellt:09.06.2010
ø 9.5
KOMMENTARE
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Josh9
09.06.2010 | 21:33 Uhr
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Josh9 : 
09.06.2010 | 21:33 Uhr
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Josh9 : 
Hier noch ein Video dazu

KLICK
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gartenzwerg
10.06.2010 | 10:31 Uhr
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10.06.2010 | 10:31 Uhr
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Schön geschrieben Josh.

Unsere N11 ist eine Turniermannschaft,
die da ist, wenn`s drauf an kommt,
die sich zu steigern in der Lage ist,

...und die jedes Phrasenschwein füllt
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xxlhonk
10.06.2010 | 10:31 Uhr
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xxlhonk : 
10.06.2010 | 10:31 Uhr
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xxlhonk : 
Es war nicht nur der Anfang einer großen und erfolgreichen Fussballnation.
Es war der Anfang des Wirtschaftswunders.
Des Mythos "Deutschland".

Und es war der Beginn einer großen, tiefen emotionalen Verbundenheit einer ganzen Nation mit 11 Spielern.
Und auch deshalb ist in Deutschland der Fußballsport Volkssport Nummer 1.
Übrigens ist in 54 auch der Ursprung zu sehen, warum die Deutschen immer gute (bis herausragende) Torhüter hatten.
Toni "Du bist ein Fußballgott" Tuarek und Herbert Zimmermanns Reportage sei Dank.
Und es war der Beginn der deutschen Taktik (fast immer) über den Kampf und die Power Spiele zu gewinnen.
Wir haben fast nie geglänzt.
Dafür aber immer alles gegeben.
Auf dem Platz.
Und immer an sich geglaubt.
und irgendwann war der Mythos geboren, dass "Fußball ein Spiel 11 gegen 11 ist, und am Ende immer die Deutschen gewinnen"!
Und dieser Mythos hat auch sehr oft geholfen, Spiele zu gewinnen, die man eigentlich nicht hätte gewinnen können.
Gegen Gegner die "besser" waren als wir.
Lediglich Brasilien und vor allem Italien haben uns bisher immer wiederstehen können und sich von uns nie niederringen lassen.

Das und das spielerische versucht man in der deutschen N11 allerdings spätestens seit der Ära Klinsmann zu ändern, denn kämpfen können inzwischen viele Mannschaften.
Das alleine reicht nicht mehr.
Und deshalb versucht man auch spielerisch zu überzeugen.
Und dennoch eine deutsche Urtugend nicht zu vernachlässigen:
Die Mannschaft ist der Star!
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Siled
10.06.2010 | 10:34 Uhr
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Siled : 
10.06.2010 | 10:34 Uhr
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Siled : 
puhhhh....GÄNSEHAUT feeling

Schöner Blog! Das ist auch wirklich die größte Stärke von unseren Jungs.

Wenn man sich die letzten Großen Tunier ansieht waren wir rein von der Mannschaft her und den Spielern gnadenlos unterlegen...und trotzdem kam man weit.
Auch bei dieser WM haben Mannschaften wie Brasilien, Argentinien, Holland, England, Spanien,... die besseren einzelspieler, aber trotzdem wollen die sicherlich nicht gegen uns spielen und zählen alle (bis auf England ) die deutschen zu den Favoriten.
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xxlhonk
10.06.2010 | 10:36 Uhr
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xxlhonk : 
10.06.2010 | 10:36 Uhr
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xxlhonk : 
@JOSH

Der Blog gehört eigentlich in die eigens gegründete WM bei SPOX-Gruppe...
Guckst Du hier!
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Rheodred
10.06.2010 | 10:39 Uhr
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Rheodred : 
10.06.2010 | 10:39 Uhr
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Rheodred : 
Klasse Teil!

Über die "Einzelspielerthematik" bei der aktuellen WM werde ich mich hier nicht äussern, das läuft in epische Diskussionen aus und wird er Intention des Blogs nicht gerecht.

10 Punkte!
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Lila_Weisser_Held
10.06.2010 | 10:40 Uhr
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10.06.2010 | 10:40 Uhr
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Sehr schick!

Aber jeder Mythos wird irgendwann mal widerlegt ...

Ich hoffe, dass es nicht dieses Jahr geschieht.
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Büchsenmacher
10.06.2010 | 12:27 Uhr
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10.06.2010 | 12:27 Uhr
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Schnief und Tränen abwisch !!

Danke Josh !!
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taneu
10.06.2010 | 12:38 Uhr
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taneu : 
10.06.2010 | 12:38 Uhr
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taneu : 
KLASSE, bin gerührt, Gänsehaut...
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Rheodred
10.06.2010 | 12:49 Uhr
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Rheodred : 
10.06.2010 | 12:49 Uhr
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Rheodred : 
Sagt mal Jungs, was heisst denn hier wirklich "Wunder" von Johannesburg?
Klar, Topfavorit ist Spanien, aber ansonsten sind höchstens noch Brasilien und die Niederlande einen Tick vor uns.
Eine kleine Überraschung, ja. Aber als Wunder würde ich einen Titelgewinn definitiv nicht empfinden.
Das letzte derartige "Wunder" war Griechenlands EM-Titel ´04...
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