08.02.2013 um 22:23 Uhr
EP: John Guidetti
„Ich werde nie wieder Hühnchen essen" - Ein Satz, wie ihn jeder frischgebackene Vegetarier sofort unterschreiben würde. Auch John Guidetti würde das tun. Der 20-Jährige lacht sogar ein wenig, als er das sagt. Dennoch vergeht jedem Zuhörer ebenjenes Lachen, wenn er die Geschichte dahinter hört. Es ist eine Geschichte, die einem Albtraum gleicht, und die den ambitionierten Schweden fast seine Karriere als Fußballprofi gekostet hätte....
Es ist ein warmer Frühlingsabend in Rotterdam; Guidetti feiert mit ein paar Kumpels und Teamkollegen den Geburtstag seiner Freundin. Es herrscht gute Laune, schließlich spielt Guidetti, seit Sommer 2011 für ein Jahr von Manchester City zu Feyenoord ausgeliehen, eine fantastische Saison: 20 Tore in 23 Spielen, darunter drei Hattricks, etwas, dass seit Dirk Kuyt 2005 keinem Feyenoord-Spieler gelungen war. Der Schwede isst an diesem Abend ein kleines Stück Hühnchenfleisch – zunächst bleibt dessen folgenschwere Wirkung aber aus.
Guidetti absolviert unter der Woche weiterhin das übliche Trainingsprogramm und steht auch am Wochenende im Stadtderby gegen Excelsior auf dem Feld, erzielt sogar ein Tor. Feyenoord gewinnt souverän mit 3:0. Alles läuft hervorragend, die Rotterdamer sind auf dem besten Weg zur ersten Meisterschaft seit 1999. Doch am nächsten Tag erhält der Traum vom Titel einen herben Rückschlag. „Am Tag nach dem Spiel konnte ich nicht mal auf meinem rechten Bein stehen, ich fiel einfach zu Boden. Unser Physio sagte, ich solle ein paar Übungen auf dem Spinning Bike machen, aber selbst die bekam ich nicht hin" berichtet Guidetti von den zunächst seltsamen Ereignissen nach dem Spiel. Da Guidetti kein Gefühl mehr in seinem rechten Bein hat wird er wird zunächst in die Universitätsklinik von Rotterdam gebracht. „Seine Karriere hing am seidenen Faden, er hätte genauso gut nie wieder laufen können", verdeutlicht ein Arzt der Klinik, in welcher Gefahr Guidetti schwebte. „Als ich davon hörte, fing ich an zu weinen. Ich sah meine komplette Karriere in sich zusammen brechen", beschreibt Guidetti die Dramatik der Ereignisse.
Zunächst herrscht Ratlosigkeit über Guidettis seltsame Symptome, später wird bei ihm eine seltene Nervenkrankheit diagnostiziert, ausgelöst durch ein Stück vergiftetes Hühnchen. Der Virus greift sein zentrales Nervensystem an und legt sein rechtes Bein komplett lahm. Fußballspielen wird für den wuchtigen Mittelstürmer, den die europäischen Top-Vereine schon früh aufgrund seiner beeindruckenden Statur mit Wayne Rooney verglichen, auf einmal zur Nebensache.
Begonnen hat die Karriere, wie die von so vielen schwedischen Fußballern, in Stockholm. Guidetti, der im Stadtteil Bromma aufwuchs, beginnt mit acht Jahren beim IF Brommapojkarna mit dem Fußballspielen. Der für seine gute Nachwuchsarbeit bekannte Verein fördert den jungen John gezielt, sodass er schon bald zu den besten Offensivtalenten des Landes gehört und mit 15 in der ersten Mannschaft von Bromma debütiert. Die talentierte Mannschaft um den drei Jahre älteren Albin Ekdal spielt eine starke Saison, und trotz nur zwei Kurzeinsätzen, darf der 15-Jährige John am Saisonende den Aufstieg in die „Allsvenskan", die höchste schwedische Spielklasse feiern.
Doch der Stockholmer Club kann seinen Talenten die Verlockungen der großen europäischen Vereine nicht vorenthalten, so sitzen schon zu Saisonende zahlreiche internationale Scouts auf der Tribüne. Im Sommer 2008 muss man dann Ekdal zu Juventus Turin und Guidetti auf die Insel nach Manchester City ziehen lassen. An dem Stürmer waren zu dem noch u.a. Sampdoria Genua und Ajax Amsterdam interessiert.
In Manchester angekommen findet der junge Schwede eine Mannschaft vor, die im Umbruch steckt. Nur vier Spieler aus dem damaligen Kader spiele heute noch im Etihad Stadium, im Kader tummeln sich damals noch Spieler wie Robinho oder Didi Hamann. Doch wie jeder junge Spieler wird Guidetti zunächst in die Jugendakademie geschickt. Dort überzeugt er mit seinem harten Schuss, den er auch mit seinem schwächeren linken Fuß präzise auf das Gehäuse des Gegners bringen kann. In 13 Spielen in der U-18-Mannschaft trifft Guidetti eben so oft und wird schnell in die B-Mannschaft der „Citizens" befördert, wo er in seinem zweiten Spiel direkt einen Hattrick erzielt.
Um dem damals 16-Jährigen mehr Spielzeit zu geben, wird er bis April 2009 zurück nach Schweden verliehen, zurück zum IF Brommapojkarna. Dort verhilft er dem abstiegsbedrohten Club zu einem kurzen Aufwärtstrend und ist mit drei Toren und ebenso vielen Assists maßgeblich an dem Aufschwung beteiligt. Auch City bleibt Guidettis gute Leistung nicht verborgen, ein Verlängerung der Leihe wird abgelehnt und Bromma steigt ohne ihren „Star" wieder in die zweite schwedische Liga ab.
Auch Trainer Roberto Mancini ist von ihm überzeugt: „Er hat unglaubliches Potential, ich werde ihm in der nächsten Saison eine Chance geben." Bei der US-Vorbereitungstour debütiert der Schwede dann als Einwechselspieler gegen Sporting Lissabon und auch in der Premier League darf er im September erstmals ran, sogar in der Startelf. Gegen West Bromwich Albion gibt er zugleich eine Vorlage, kommt aber in der restlichen Saison nicht mehr zum Einsatz.
Kurz vor Ende des Transferfensters wird Guidetti dann aber nach Rotterdam verliehen, wo er die Saison seines Lebens spielt und den Durchbruch im Profi-Bereich schafft. Schnell spielt er sich in die Startelf bei Feyenoord, ist der etatmäßige Elfmeterschütze seine Mannschaft und mitverantwortlich für die sensationelle Saison der Rotterdamer. Durch seine Hattricks gegen Ajax und Twente wird er zum Publikumsliebling. Die Fans lieben ihn wegen seinem Ehrgeiz, aber auch weil sich nicht vor der Drecksarbeit in der Verteidigung scheut. Auch Schweden Nationaltrainer Erik Hamren verfolgt den Aufstieg des 20-Jährigen: Er nominiert ihn schließlich für das Freundschaftsspiel gegen Kroatien, wo er zur Halbzeit eingewechselt wird. Guidetti soll mit seinem Idol Zlatan Ibrahimovic das schwedische Sturmduo bei der EURO 2012 bilden, so der Plan Hamrens.
Doch es kam alles anders - dank dem Hühnchen. Guidetti musste vor dem Fernseher verfolgen, wie Ajax noch an seinen Rotterdamern vorbeizog und wie Schweden in der Vorrunde die Segel streichen muss. Statt internationalem Ruhm steht zunächst einmal ein achtmonatiges Reha-Programm an: Guidetti feiert im Januar in der Reserve der „Citizens" sein Comeback. Schon in den ersten zwei Spielen gelingen ihm zwei Tore. „Ohne meine Verletzung wäre ich zweifelsohne ein entscheidender Bestandteil der A-Mannschaft gewesen. Dort will ich wieder hin", äußert sich Guidetti kämpferisch. Nach dem Verkauf Balotellis scheint der Platz für den Schweden frei, zumal Edin Dzeko auch vor dem Absprung steht. Damit würde er seinem Ziel ein entscheidendes Stück näherkommen: „Wenn man der Beste werden will, muss man immer kämpfen und hart arbeiten. Es ist mein Traum, der beste Spieler der Welt zu werden."
Es ist ein warmer Frühlingsabend in Rotterdam; Guidetti feiert mit ein paar Kumpels und Teamkollegen den Geburtstag seiner Freundin. Es herrscht gute Laune, schließlich spielt Guidetti, seit Sommer 2011 für ein Jahr von Manchester City zu Feyenoord ausgeliehen, eine fantastische Saison: 20 Tore in 23 Spielen, darunter drei Hattricks, etwas, dass seit Dirk Kuyt 2005 keinem Feyenoord-Spieler gelungen war. Der Schwede isst an diesem Abend ein kleines Stück Hühnchenfleisch – zunächst bleibt dessen folgenschwere Wirkung aber aus.
Guidetti absolviert unter der Woche weiterhin das übliche Trainingsprogramm und steht auch am Wochenende im Stadtderby gegen Excelsior auf dem Feld, erzielt sogar ein Tor. Feyenoord gewinnt souverän mit 3:0. Alles läuft hervorragend, die Rotterdamer sind auf dem besten Weg zur ersten Meisterschaft seit 1999. Doch am nächsten Tag erhält der Traum vom Titel einen herben Rückschlag. „Am Tag nach dem Spiel konnte ich nicht mal auf meinem rechten Bein stehen, ich fiel einfach zu Boden. Unser Physio sagte, ich solle ein paar Übungen auf dem Spinning Bike machen, aber selbst die bekam ich nicht hin" berichtet Guidetti von den zunächst seltsamen Ereignissen nach dem Spiel. Da Guidetti kein Gefühl mehr in seinem rechten Bein hat wird er wird zunächst in die Universitätsklinik von Rotterdam gebracht. „Seine Karriere hing am seidenen Faden, er hätte genauso gut nie wieder laufen können", verdeutlicht ein Arzt der Klinik, in welcher Gefahr Guidetti schwebte. „Als ich davon hörte, fing ich an zu weinen. Ich sah meine komplette Karriere in sich zusammen brechen", beschreibt Guidetti die Dramatik der Ereignisse.
Zunächst herrscht Ratlosigkeit über Guidettis seltsame Symptome, später wird bei ihm eine seltene Nervenkrankheit diagnostiziert, ausgelöst durch ein Stück vergiftetes Hühnchen. Der Virus greift sein zentrales Nervensystem an und legt sein rechtes Bein komplett lahm. Fußballspielen wird für den wuchtigen Mittelstürmer, den die europäischen Top-Vereine schon früh aufgrund seiner beeindruckenden Statur mit Wayne Rooney verglichen, auf einmal zur Nebensache.
Begonnen hat die Karriere, wie die von so vielen schwedischen Fußballern, in Stockholm. Guidetti, der im Stadtteil Bromma aufwuchs, beginnt mit acht Jahren beim IF Brommapojkarna mit dem Fußballspielen. Der für seine gute Nachwuchsarbeit bekannte Verein fördert den jungen John gezielt, sodass er schon bald zu den besten Offensivtalenten des Landes gehört und mit 15 in der ersten Mannschaft von Bromma debütiert. Die talentierte Mannschaft um den drei Jahre älteren Albin Ekdal spielt eine starke Saison, und trotz nur zwei Kurzeinsätzen, darf der 15-Jährige John am Saisonende den Aufstieg in die „Allsvenskan", die höchste schwedische Spielklasse feiern.
Doch der Stockholmer Club kann seinen Talenten die Verlockungen der großen europäischen Vereine nicht vorenthalten, so sitzen schon zu Saisonende zahlreiche internationale Scouts auf der Tribüne. Im Sommer 2008 muss man dann Ekdal zu Juventus Turin und Guidetti auf die Insel nach Manchester City ziehen lassen. An dem Stürmer waren zu dem noch u.a. Sampdoria Genua und Ajax Amsterdam interessiert.
In Manchester angekommen findet der junge Schwede eine Mannschaft vor, die im Umbruch steckt. Nur vier Spieler aus dem damaligen Kader spiele heute noch im Etihad Stadium, im Kader tummeln sich damals noch Spieler wie Robinho oder Didi Hamann. Doch wie jeder junge Spieler wird Guidetti zunächst in die Jugendakademie geschickt. Dort überzeugt er mit seinem harten Schuss, den er auch mit seinem schwächeren linken Fuß präzise auf das Gehäuse des Gegners bringen kann. In 13 Spielen in der U-18-Mannschaft trifft Guidetti eben so oft und wird schnell in die B-Mannschaft der „Citizens" befördert, wo er in seinem zweiten Spiel direkt einen Hattrick erzielt.
Um dem damals 16-Jährigen mehr Spielzeit zu geben, wird er bis April 2009 zurück nach Schweden verliehen, zurück zum IF Brommapojkarna. Dort verhilft er dem abstiegsbedrohten Club zu einem kurzen Aufwärtstrend und ist mit drei Toren und ebenso vielen Assists maßgeblich an dem Aufschwung beteiligt. Auch City bleibt Guidettis gute Leistung nicht verborgen, ein Verlängerung der Leihe wird abgelehnt und Bromma steigt ohne ihren „Star" wieder in die zweite schwedische Liga ab.
Auch Trainer Roberto Mancini ist von ihm überzeugt: „Er hat unglaubliches Potential, ich werde ihm in der nächsten Saison eine Chance geben." Bei der US-Vorbereitungstour debütiert der Schwede dann als Einwechselspieler gegen Sporting Lissabon und auch in der Premier League darf er im September erstmals ran, sogar in der Startelf. Gegen West Bromwich Albion gibt er zugleich eine Vorlage, kommt aber in der restlichen Saison nicht mehr zum Einsatz.
Kurz vor Ende des Transferfensters wird Guidetti dann aber nach Rotterdam verliehen, wo er die Saison seines Lebens spielt und den Durchbruch im Profi-Bereich schafft. Schnell spielt er sich in die Startelf bei Feyenoord, ist der etatmäßige Elfmeterschütze seine Mannschaft und mitverantwortlich für die sensationelle Saison der Rotterdamer. Durch seine Hattricks gegen Ajax und Twente wird er zum Publikumsliebling. Die Fans lieben ihn wegen seinem Ehrgeiz, aber auch weil sich nicht vor der Drecksarbeit in der Verteidigung scheut. Auch Schweden Nationaltrainer Erik Hamren verfolgt den Aufstieg des 20-Jährigen: Er nominiert ihn schließlich für das Freundschaftsspiel gegen Kroatien, wo er zur Halbzeit eingewechselt wird. Guidetti soll mit seinem Idol Zlatan Ibrahimovic das schwedische Sturmduo bei der EURO 2012 bilden, so der Plan Hamrens.
Doch es kam alles anders - dank dem Hühnchen. Guidetti musste vor dem Fernseher verfolgen, wie Ajax noch an seinen Rotterdamern vorbeizog und wie Schweden in der Vorrunde die Segel streichen muss. Statt internationalem Ruhm steht zunächst einmal ein achtmonatiges Reha-Programm an: Guidetti feiert im Januar in der Reserve der „Citizens" sein Comeback. Schon in den ersten zwei Spielen gelingen ihm zwei Tore. „Ohne meine Verletzung wäre ich zweifelsohne ein entscheidender Bestandteil der A-Mannschaft gewesen. Dort will ich wieder hin", äußert sich Guidetti kämpferisch. Nach dem Verkauf Balotellis scheint der Platz für den Schweden frei, zumal Edin Dzeko auch vor dem Absprung steht. Damit würde er seinem Ziel ein entscheidendes Stück näherkommen: „Wenn man der Beste werden will, muss man immer kämpfen und hart arbeiten. Es ist mein Traum, der beste Spieler der Welt zu werden."
Aufrufe: 3896 | Kommentare: 5 | Bewertungen: 3 | Erstellt:08.02.2013
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KOMMENTARE
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09.02.2013 | 18:57 Uhr
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Habe selbst vor anderthalb Jahren, als er seine ersten Spiele für Feyenoord bestritt, einen Blog über ihn verfasst:
http://www.spox.com/myspox/group-blogdetail/John-Guidetti--ManCity----Teil-1,140531.html
Verfolge ihn nun schon sehr lange und bin der festen Überzeugung, dass er seit Zlatan der erste Spieler ist der solch ein enormes Potenzial in Fähigkeiten und Charakter mit sich bringt. Er wird ein ganz Großer, definitiv.
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10.02.2013 | 10:03 Uhr
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mamö99 :
Sehr interessanter Beitrag, der sehr flüssig und gut zu lesen ist. Die Story ist mir absolut neu, daher umso verwunderlicher und bemerkenswerter. Habe ihn bislang sehr selten spielen sehen, weshalb ich bei der Beurteilung seiner Fähigkeiten eher vorsichtig bin...
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11.02.2013 | 14:29 Uhr
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11.02.2013 | 14:35 Uhr
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Gruß,
Basti
P.S: Der EP-Artikel über John Guidetti ist auf blogger noch etwas länger, da ich den hier aufgrund der begrenzten Zeichenzahl kürzen musste.