DIE RÜCKKEHR DER SCHWARZEN BESTIE

Morgen ist es also soweit, das hoffentlich nur zweitwichtigste Spiel des Jahres für den FC Bayern in der Allianzarena findet statt. Auf dem Weg zum „Finale dahoam", wie es so gerne von Sat1 kolportiert wird, treffen die Münchner auf die Königlichen, auf das Weiße Ballett, auf die Galaktischen Teil 2, auf REAL MADRID, den momentanen Tabellenführer der Primera Division. Dieses Duell gab es in der Historie der Championsleague schon mehrfach. 2000 und 2004 gelang es Real, die Bayern aus dem Wettbewerb zu werfen, 2001 und 2007 (durch Makaays Sekundentor) hatten der FCB bekanntlich das bessere Ende für sich. Insgesamt ist die Bilanz zwischen beiden Teams (insgesamt 19 Aufeinandertreffen bisher in CL und Landesmeisterpokal) also in der jüngeren Vergangenheit ausgeglichen. Aber das hat nichts zu sagen, denn die Mannschaften von damals und heute sind nicht dieselben. Betrachtet man nüchtern die Sachlage, dann sprechen Form der Mannschaft und Qualität der Einzelspieler leicht für Real, auch das Rückspiel im Santiago Bernabeu ist ein weiteres Pfund für die Madrilenen. Allerdings geht es im Halbfinale im „Classico de Europa" (Zitat Marca) gegen den erklärten Angstgegner der Spanier, gegen die BESTIA NEGRA, die Schwarze Bestie. Vor kaum einem anderen Gegner haben die Königlichen mehr Respekt, als vor den Münchnern, da sie gegen die Bayern sooft wie gegen keine andere Mannschaft im europäischen Wettbewerb schlecht ausgesehen haben. Nur zur Erinnerung, die Bayern waren die einzige Mannschaft, die die Galaktischen Teil 1 mit Zidane, Beckham, Figo und Konsorten 2001 in Europa schlagen konnten (2000 und 2002 gewann Real gegen Valencia (3:0) und Leverkusen (2:1) die Championsleague). Aber gut, das war gestern. Halten wir fest, dass die Spanier mit gehörigem Respekt nach München kommen, aber sich durchaus ihrer Stärke bewusst sein werden. Die Offensive Reals trägt definitv das Prädikat „WELTKLASSE". Mit Higuain und Benzema stehen zwei exzellente Stürmer zur Verfügung, Kaka, Özil und di Maria haben auch schon ihre Extraklasse unter Beweis gestellt, aber über allem thront einer, den ich früher wegen seiner Art und seiner mehrfach schon zur Schau gestellten Arroganz oft kritisiert habe. Christiano Ronaldo! Alex Fergusson bei Manchester United und Jose Mourinho haben ihn zu einer absoluten Tormaschine, zu einem Albtraum für jede Abwehrreihe geformt. Letztes Jahr hat er schon wettbewerbsübergreifend über 50 Tore geschossen, dieses Jahr ist er sogar noch besser drauf. 41 Kisten in der spanischen Liga, 8 Tore in 8 Spielen in der CL, das ist mehr als nur beeindruckend. Dass man mit solch einer Quote nicht Weltfußballer wird, liegt wahrscheinlich daran, dass er mit seiner Nationalmannschaft immer unter allen Erwartungen zurückbleibt und es mit dem Zaubefloh Messi eben einen gibt, der noch stärker ist. Ein Wahnsinn, dass zwei Spieler dieser absoluten Weltklasse im gleichen Alter das Geschehen im Weltfußball beherrschen und sich nur um Nuancen unterscheiden. Einen Spieler dieser Art kann man wahrscheinlich nicht komplett über 90 Minuten ausschalten. Damit muss man leben. Schauen wir uns nun den FCB an: Wichtig wird sein, dass die Bayern nicht zu sehr abwartend spielen und der Ball vom eigenen Sechzehner ferngehalten wird. Das heißt, aktives offensiv kontrolliertes Pressing ist das A und O, Ballkontrolle mit schnellem Umschalten in den Angriff äußerste Pflicht. Da Real oftmals mit einem asymetrischen System spielt, bieten sich bei schnellen Gegenstößen gezielte Diagonalbälle an, mit denen man hinter die Abwehrreihen der Spanier kommen kann. Was auch vermieden werden muss, ist, dass die Bälle zu lange gehalten werden. Doppelpässe, Hinterlaufen, schnelles Umschalten und man hat eine Chance. Die Bayern müssen definitiv das Spiel machen und vor allem müssen sie das Tormonster vom Ball fernhalten. Hier wird eine Schlüsselrolle auf Philipp Lahm und Luis Gustavo zukommen. Was den Bayern vielleicht auch noch entgegenkommt, ist die Tatsache, dass Real durch seine auch auswärts offensive Ausrichtung Robben und Ribery nicht immer doppeln können wird. Defensiv werden sie dadurch anfällig.

FAZIT:
Real Madrid ist leichter Favorit, sollten es die Bayern aber schaffen ihre manchmal einschläfernde Lethargie im Mittelfeld zu überwinden, schnell und direkt und vor allem mit zügigen Seitenwechseln und Diagonalbällen zu spielen und dass jeder Spieler nochmal 10 Prozent auf sein Leistungsvermögen draufpackt, dann haben sie eine durchaus reale Chance. Was auch dringend vermieden werden sollte, sind Standardsituationen, speziell Freistöße in der Nähe des Sechzehners, die von Ronaldo mit der Präzision eines Scharfschützen getreten werden. Ich freu mich riesig auf das Spiel und ich glaube, dass die Bayern sich von ihrer besten Seite präsentieren werden. Ich hoffe, dass sich die Nicht-Bayernfans unter euch auch durchringen können und einer deutschen Mannschaft morgen die Daumen drücken.

MEIN TIPP: 3:1 für Bayern (ich weiß, optimistisch, aber die Zeit des Understatements ist vorbei)