Julian Draxler hat eine Menge richtig gemacht in seinem Leben. Dass er Fan von Schalke ist, macht ihn beispielsweise für mich persönlich sympathisch, das hat er also schon mal richtig gemacht. Fußball spielt er auch ganz gut, und dass er das bei unserem gemeinsamen Lieblingsclub macht, das hat er auch richtig gemacht. Vor allem aber zeichnet ihn aus, dass er klug genug ist, aus den Fehlern anderer zu lernen. Und auch da macht er eine ganze Menge richtig.

Aktuelle Meldungen

Zurzeit überschlagen sich mal wieder die Meldungen, dass Draxler angeblich hierhin oder dorthin wechselt, dass er sich das Trainingszentrum von Arsenal schon angeschaut haben und "davon beeindruckt" gewesen sein soll, dass seine Ausstiegsklausel schon so gut wie gezogen ist, dass Schalke ihn ja verkaufen muss, wenn sie noch etwas von ihm haben wollen. Nur Draxler selber - und da macht er mal wieder eine ganze Menge richtig - hält sich zu all diesen Themen hübsch bedeckt. Wie er schon im vergangenen Herbst anmerkte, möchte er sich auf die Rückrunde, aufs Gesundwerden, auf die anstehende WM konzentrieren. Legitim. Medial jedenfalls hält er sich - nachdem er in der vergangenen Zeit auch mit dem einen oder anderen markigen Wort Richtung Mannschaft hervorgetan hatte - mittlerweile wieder merklich zurück.

Das mag damit zusammenhängen, dass er selbst in der Hinrunde nicht die Leistungen angeboten hat, die er von sich selbst erwartete. Er weiß aber auch aus eigener Erfahrung, was mit einem passiert, wenn man sich zu weit aus dem Fenster lehnt. Manuel Neuers fatales Beispiel ist für ihn ein wichtiger Fixpunkt in der Karriere, denn klar ist: So wie Neuer will sich Draxler von seinem Heimatverein nicht verabschieden. Trotzdem war "Jule", wie ihn Mannschaftskollegen, Fans und Freunde nennen, klug genug, einen möglichen Transfer zu Bayern München nicht völlig auszuschließen. Dass er auch auf Schalke noch reifen muss, wird ihm auch die Hinrunde der laufenden Saison verdeutlicht haben, als er zum ersten Mal mit einem Formtief, einer langwierigen Verletzung und manchem Selbstzweifel konfrontiert wurde.

Wechsel im Sommer oder Winter?

Hochdekoriert mit der Fritz-Walter-Medaille in Gold hat sich Draxler zum neuen "Gesicht" von Schalke 04 aufbauen lassen. Mehr noch als das ist er aber auch ein Beispiel für einen Profi der "neuen" Generation, die medial geschult gute (weil unverfängliche) Interviews mit genug Floskelvokabular geben können. Viel reden, wenig sagen, sich gut verkaufen. Einen guten Eindruck machen, sympathisch rüberkommen. Hübsch unverfänglich bleiben, wenn es um Vereinswechsel geht, aber trotzdem noch irgendwo den schönen Schein wahren, dass man ja "eingefleischter" Schalker mit Stallgeruch und Fannähe ist - etwa durch markige Sprüche wie "mit Stolz und Leidenschaft bis 2018", die auf den Werbetafeln zu seiner Vertragsverlängerung standen. Wahrscheinlich stammt eine solche Idee aus der Feder des Schalker Marketingvorstands Alexander Jobst, der professionelles Marketing für die "Marke" Schalke 04 als eine seiner Hauptaufgaben ansieht.

Draxler betreibt auch Marketing, allerdings vornehmlich für seine eigene Person. Auch durch die mediale Zurückhaltung der letzten Tage und sein deutliches Statement, dass er keinerlei Wechselgedanken hegt, auch wenn dies in der Presse anders dargestellt wird. Ursprüngliche Aussage von Draxler ist, dass er auf Schalke bleibt, um sich auf die WM vorzubereiten - denn dass Löw ihn dorthin mitnehmen wird, steht so gut wie fest. Ein konstantes, ruhiges Privatleben, das er derzeit in Gelsenkirchen in seinem gewohnten Umfeld führen kann, trägt sicher ebenso zu einer gelungenen Vorbereitung auf Brasilien bei. Und so empfiehlt es sich nach meiner bescheidenen Meinung, zumindest für das Transferfenster im Winter keine allzu großen Sorgenfurchen im Gesicht Einzug halten zu lassen - Draxler wird zumindest bis zum Saisonende bleiben und Schalke beim Kampf um die Champions League-Plätze helfen.