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21.08.2014 | 1399 Aufrufe | 0 Kommentare | 0 Bewertungen Ø 0.0
Die Sixers bleiben im "Tank-Modus"
Draftanalyse: Philadelphia 76ers
Philadelphia pickte mit Joel Embiid den zweiten verletzungsgeplagten Big Man binnen zwei Jahren.

Die Philadelphia 76ers gingen mit einen klaren Plan in die abgelaufene Saison: bloß keinen erfolgreichen Basketball spielen. Mit einem Kader, für den selbst die D-League kein Selbstläufer gewesen wäre, schaffte man es gar 26 Spiele in Folge zu verlieren - Einstellung eines schon bestehenden Rekordes!


Doch wieso das Ganze? In Philadelphia wusste man um die Qualität, die die Draftklasse 2014 zu bieten hat. Schon zu Beginn der Saison kursierten die ersten Gerüchte, dass die Sixers und General Manager Sam Hinkie absolut begeistert vom jungen Kanadier Andrew Wiggins gewesen sind und dieser sollte von nun an das ultimative Ziel der Franchise sein.

Dass Philly letztendlich nicht ihren Wunschspieler bekommen hat, ist uns seit den frühen Freitagmorgenstunden bekannt, doch dafür hat man sieben (!) andere junge Talente in die "City of Brotherly Love" geholt - mindestens zwei dieser sieben Spieler werden jedoch in der kommenden Saison keine Sekunde auf dem Parkett des Wells Fargo Centers stehen.

Deja-Vu
Am 27. Juli 2013 haben sich die Philadelphia 76ers mit Nerlens Noel einen Big Man über die Draft/einen Trade geholt, der seine komplette Rookie-Saison auf der Bank verbringen musste.
Am 26. Juli 2014 hat sich die Franchise aus Pennsylvania erneut einen Big Man ausgesucht, der voraussichtlich seine komplette Rookie-Saison als fleißiger Beobachter fungieren wird - die Rede ist nicht erneut von Nerlens Noel, sondern vom jungen Kameruner Joel Embiid.

Mit ihrem zweiten Top 10-Pick an zehnter Stelle haben sich die Sixers für Elfrid Payton entschieden, den man aber fix zu den Orlando Magic getradet hat. Das Paket, das zurückkam, war definitiv ein Gewinn für Philly: Dario Saric (12. Pick), ein zukünftiger Zweitrunden-Pick und ein Top11-geschützter 2017er Erstrundenpick aus Orlando - kein schlechter Deal für beide Seiten.

Zweite Reihe

In der zweiten Runde gelang Philadelphia ein möglicher "Steal": Jerami Grant war vor der Draft für viele Experten ein Top 20-Talent. Der Small Forward von den Syracuse Orange ist ein athletischer Spieler, der besonders in Korbnähe sehr gefährlich ist (65,4 % FG in Korbnähe), allerdings nicht werfen kann. Dennoch könnte Grant aufgrund seiner Athletik und solider Defensivarbeit ein produktiver Rollenspieler für die Sixers sein - ähnliches gilt auch für den 32.-Pick KJ McDaniels: ebenfalls Small Foward, ebenfalls wackliger Wurf, ebenfalls ein guter Athlet. Große Stärke von KJ McDaniels ist allerdings seine herausragende Defensivarbeit, welche ihm vielleicht sogar zu einem Platz in der Starting Five verhelfen könnte.

Wer jetzt denkt, dass die Sixers neben zwei Small Forwards auf keinen Fall auch noch zwei Point Guards holen würden, liegt falsch! Genau das haben sie getan! Allerdings muss man bei diesen Picks den Kontext betrachten: In einem Deal mit den New Orleans Pelicans schickten die 76ers ihren 47.-Pick (Russ Smith) nach Louisiana und erhielten im Gegenzug die Rechte an Point Guard Pierre Jackson. Der nur 1,78m große Jackson legte in der abgelaufenen Saison, als er den Texas Legends 58 Punkte einschenkte, einen neuen D-League Rekord auf. Aufgrund seiner Körpergröße und seinem Scoringinstinkt ist er sicherlich eine sinnvolle Ergänzung, die Coach Brett Brown auf der Point Guard-Position die nötige Flexibilität verschaffen soll.


Neben dem kleinen Jackson haben die Sixers außerdem noch Vasilije Micic an #52 gezogen. Auch Micic ist ein Aufbauspieler, der aktuell noch in Europa (bei Mega Vizura) spielt. Der junge Serbe hat den Ruf herausragende Pässe zu spielen und nicht wenige hielten ihn in den Kategorien "Pässe" und "Spielübersicht" für den besten Point Guard in der diesjährigen Draftklasse. Aktuell geht man davon aus, dass Micic noch mindestens eine weitere Saison in Europa bleibt, um sich zu entwickeln. Er könnte dennoch auch in wenigen Jahren eine sinnvolle Ergänzung für Philly sein.

Zu guter Letzt haben sich die Sixers noch auf der Shooting Guard-Position verstärkt. Jordan McRae verfügt über einen vernünftigen Wurf und könnte mit Glück auch ein Rotationsspieler im nächstjährigen Sixers-Kader werden.

Twin-Towers 2.0?
Die allesüberschattende Frage nach der Draft lautet wohl: "Können Nerlens Noel und Joel Embiid gemeinsam auf dem Feld stehen?" Kurz und knapp: "Ja, können sie!".

Beide "Big Man" sind athletisch, beide können verteidigen. Noel ist außerdem kein echter "7-Footer", also für einen klassischen Center eigentlich ein paar Zentimeter zu klein, wohingegen Embiid über klassische Centergröße verfügt (2,13 m). Noel könnte also neben Embiid auf der Power Forward-Position spielen. Offensiv könnte das ganze natürlich problematisch werden. Embiid ist offensiv noch ziemlich roh und Noel besitzt einfach keinen Wurf, allerdings verfügt Embiid über eine Menge Upside am offensiven Ende. Er kann sowohl mit dem Rücken als auch mit dem Gesicht zum Korb spielen und falls er seinen Wurf aus der Mitteldistanz noch weiter verbessert, steigen die Chancen, dass sich Noel und Embiid zumindest nicht gegenseitig auf die Füße treten.

Allerdings ist dieses Gedankenexperiment pure Theorie mit viel Konjunktiv. Man darf eine Sache nicht vergessen: keiner der beiden stand bisher auch nur eine Sekunde auf einem NBA-Court und keiner kann sagen, wie gut beziehungsweise wie fit die beiden werden. Philadelphia hat genug Zeit, um zu experimentieren und falls die beiden ähnlich schlecht funktionieren, wie die "Twin Towers"-Lösung Ömer Ak-Dwight Howard, kann man sich immer noch von einem der beiden trennen. Einen fitten Nerlens Noel oder Joel Embiid nimmt die halbe Liga mit Kusshand und Philadelphia dürfte selbstverständlich auch einige Dinge als Gegenleistung erhalten.

Tankadelphia?

Obwohl das Potenzial bei Joel Embiid schier unendlich scheint, ist er natürlich auch an #3 noch ein erhebliches Risiko für die Philadelphia 76ers. Seine Gesundheit könnte ihm und auch Philly noch zum Verhängnis werden. Die finale Beurteilung dieses Picks ist jedoch einfach: Embiid war der beste verfügbare Spieler - für die Zukunft. Falls es funktioniert, wird jeder Mensch Sam Hinkie in den Himmel loben, falls es schief geht, hagelt es Kritik. Diese Doppelmoral ist traurig und sollte eigentlich auch so nicht existieren, denn Philly hat am 26. Juni 2014 um 7:44 Uhr Ortszeit alles richtig gemacht. Mehr zählt nicht!

Die Konsequenz des Embiid-Picks war allerdings, dass man sich erneut in den "Tankmodus" begibt und von daher war die Akquisition von Dario Saric nur konsequent, auch Saric kann frühestens erst in einem (andere Quellen behaupten sogar erst in zwei) Jahren zum Team stoßen, da er einen gültigen Vertrag in der Türkei besitzt.

In der zweiten Runde kann man auch nicht viel meckern. Ziehen die San Antonio Spurs an #30 einen Point Guard wie Vasilije Micic, werden die Texaner mit Lobpreisungen überhäuft - die Sixers sollten für diesen späten Pick ebenfalls Anerkennung bekommen.

Sam Hinkie hatte vor seinem Amtsantritt im vergangenen Sommer einen "3-5 Jahresplan" aufgestellt, den er konsequent durchzieht. Er verpflichtet endlos viele Talente, besorgt sich aus jeder Ecke der Liga Draftpicks und wird in ein bis zwei Jahren analysieren, was man mit dieser "Sammlung" anfangen kann. Ein Noel/Embiid, plus jungem Rollenspieler, plus Picks könnte den 76ers beispielsweise einen echten Star bescheren. Wer dies für unrealistisch hält: die Houston Rockets haben vor der Verpflichtung von James Harden einen ähnlichen Weg eingeschlagen - mit Erfolg. Der Kreis schließt sich, wenn man sich den Lebenslauf von General Manager Sam Hinkie anschaut: er war damals die "rechte Hand" vom Rockets-GM Daryl Morey. Nichtsdestotrotz garantiert diese Taktik keinen Erfolg - für Hinkie und die Sixers könnten Spieler wie Embiid oder Noel aufgrund von Verletzungen wertlos und zukünftige Draftpicks auch für die "falschen Spieler" verschwendet werden.

Im "best-case"-Szenario könnte in der "City of Brotherly Love" ein wahrer Contender heranwachsen, im "worst-case"-Szenario bleibt man im "ewigen Rebuild" und strapaziert damit die Nerven der eigenen Fans bis auf das Äußerste - denn die Fans werden aufgrund der zukunftsorientierten Entscheidungen in der ersten Draftrunde auch in der kommenden Saison nicht viel zu lachen haben.

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