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19.03.2012 um 08:17 Uhr
Die perfekte Partie
Mysterium trifft Misere - oder: Frauen, Fußballer und noch mehr Frauen

Tierdokumentationen bringen ziemlich anschaulich näher wie der Balztanz funktioniert. Von diesem Tanz ist es nicht weit zum Balltanz, den sogenannte Ballartisten praktizieren. Eben diese Artisten hegen ein inniges Verhältnis zu ihren Liebschaften oder einem mehr oder weniger doch großen Teil der weiblichen Bevölkerung unter 25 (innerhalb ihres Einzugskreises). Hier wird nun der verwerfliche Versuch unternommen, diesem Phänomen auf die Spur zu kommen und zu erklären, warum Lothar Matthäus eigentlich ein ganz normaler (Ex-)Profi ist.

Einmal Star und zurück
Seit jeher sind es vor allem populäre Personen, die uns faszinieren. So ist es nicht ungewöhnlich, dass sich Fußballprofis bei Jung und Alt großer Beliebtheit erfreuen. Nicht selten chartern ganze Heerscharen Flugzeuge, Wohnmobile, Elektroräder oder Waveboards, um ihren Stars näher zu kommen und vielleicht sogar ein Foto für ein Social Network zu erhaschen. Die Bedeutung solcher Trophäen scheint hoch, höher als so manch Gruppenfoto vor dem Brandenburger Tor oder ein Schnappschuss vom Grillfest in der heimischen Schrebergartensiedlung. Für junge Frauen gilt das auch. Sie bilden keine Ausnahme, wenn es um das Umjubeln ihrer Lieblinge geht. Profis sind heiß begehrt und nutzen ihre Möglichkeiten nach Kräften, um im Gespräch zu bleiben. Inhalte mancher Gespräche würden sie aber lieber ausblenden oder auslöschen, doch einige Clubnächte bleiben im Gedächtnis zahlreicher Großstadtbewohner haften oder verbreiten sich direkt wie ein Lauffeuer. Manchmal scheint es sogar so, dass der Vereinswechsel nicht aus sportlichen Gründen forciert wurde, sondern eine Vielzahl sehr persönlicher Niederlagen, Verletzungen oder Fehltritte nicht ganz unbeteiligt war.

In der Nacht
Selbstverständlich darf man nicht alle Profis über einen Kamm scheren, denn nicht jeder nutzt die Popmöglichkeiten bis auf das Äußerste aus. Es gibt auch Familienmenschen und treue Seelen, die ernsthafte Beziehungen führen. Bei Interviews über Ehe- und Familienplanungen langweilen sich aber nicht nur manche Leser, sondern auch ein großer Teil der begehrten Profis. So spielen viele Profis mit ihren Möglichkeiten und vertreiben sich die Zeit mit Clubnächten und leichten Fängen. Wer selbst einmal erlebt hat, mit welcher Selbstverständlichkeit sie über die Tanzflächen und durch VIP-Areas angesagter Clubs schwirren, vergisst auch mal die eine oder andere Großtat auf dem Rasen, der nicht immer die Welt bedeutet. Man kann sich nur schwer vorstellen, dass das die aalglatten Musterprofis sind, die sonst nur zum Torjubel die Faust in den Himmel reißen, doch nachts bei Chase & Status-Songs genauso reagieren. Gestalkt von einem Pulk junger Frauen, die winken und gelegentlich tuscheln oder kichern, wandern sie durch das Nachtleben. Auf Desinteresse möglicher Partien kann bei solch (vermeintlicher) Anziehungskraft schon mal böse reagiert werden. Ein Profi akzeptiert kein Nein, sondern diktiert die Spielregeln. So ist es nicht unüblich, dass des Öfteren sonderbare Geschichten die Runde machen. Von Beleidigungen, Ohrfeigen für Abfuhren, Schlägereien mit Normalsterblichen (deren Freundinnen sich zierten) bis hin zu handfesten Skandalen, die im schlimmsten Fall vor Gericht enden können. Ob die ganz Großen oder Vertreter aus den unteren Ligen, überall sind potente, etwas primitivere Profis nicht um Fehltritte verlegen. Man erwartet nur nicht, dass sie so naiv und dreist sein können. Sie sind es aber.

Extrem normal
Heutzutage ist das aber alles ganz normal. Das Liebesleben ist so herrlich unkompliziert geworden, dass man es den nachtaktiven Profis kaum mehr übelnehmen kann. Jedes gute Sitcom-Format kommt nicht ohne Bettflüchtigen oder Affärenathleten aus. Milliarden werden mit der Werbung für und Vermittlung von Singles verdient. Das Internet hat vieles einfacher, aber auch flacher, gemacht. An sich hat sich viel getan in Sachen Liebe. Es gibt kaum Tabus, keine zu platte Anmache. Cristiano Ronaldo hat es mit „Me, you! Fuck, fuck!" vorgemacht und legte die Messlatte damit sehr tief. So niedrig, dass eigentlich völlig absurde Geschichten über die verzweifelten Versuche einiger Profis bei offensichtlich nicht interessierten Frauen innerhalb einer Minute zu landen, keinen mehr verwundern oder gar enttäuschen. In einer Welt voller Light-Produkte darf es auch gerne mal etwas weniger sein. Darum sind auch die populären Personen bemüht. Traurig nur, dass die Gratwanderung zwischen dem verantwortungsvollen Profi und moralisch fragwürdigen Schürzenjäger so unglaublich aufgesetzt wirkt, deshalb umso künstlicher und durchschaubarer erscheint. Am Ende einer News zur nächsten Liebeseskapade eines Profis bleiben so nur belustigende Kommentare über zu dumme Mädchen und tosender Applaus für Dreistigkeiten, die im eigenen Leben für einen Totalschaden sorgen würden. Doch das ist alles extrem normal in einer Welt, die virtuell anders funktioniert.

Mitleiden schafft
Ab und zu kann man sich trotzdem nicht erklären, warum diese gut bezahlten Sportler und übergroßen Vorbilder immer und immer wieder solche Geschichten liefern. Fast hat man etwas Mitleid und glaubt, dass hinter diesen Eskapaden mehr steckt als ein weiterer Ausrutscher. Es sind Hilferufe. Laute, verwirrende Hilferufe aus dem gesellschaftlichen Käfig, in welchem man den Großteil der besten Jahre verbringt. Ständig mit dem Anspruch tausender Anhänger und Kritiker konfrontiert, werfen sie sich gegen die goldenen Streben des Käfigs und hoffen auf Einlass in ein gewöhnliches Leben. Ohne Kameras, Tweets paranoider Fans oder das nächste Facebook-Fakeaccount, das für Irritationen sorgt. Doch richtig ernst meint man es nicht, wenn man ihnen zuspricht, denn ein wenig Missgunst genügt, um zurück in die Unverständnisecke zu gelangen. Eigentlich haben die es doch viel zu gut. So würde man sich selbst nie verhalten. So dumm? Nein, niemals! Die halten sich nicht an die Spielregeln, außer ihr Trainer hat etwas gesagt. Unmöglich.
Und so polarisieren Profis, manche mehr, manche weniger. Viel passiert um sie herum, man kann ihnen dabei vieles verübeln, doch weiß man so selten, was in ihnen wirklich vorgeht. Aber bei einem sind sich alle einig: die perfekte Partie können sie nur auf dem Platz abliefern, nicht im Nebensatz.

Irgendwann später, wenn die Haare grau sind, sitzt ein ganz normaler Ex-Profi dann auf der Veranda seiner Villa an der spanischen Mittelmeerküste und erzählt den zweiunddreißig offiziellen Enkelkindern, warum das früher alles so einfach und unkompliziert war. Sportliche Höchstleistungen im Wochentakt. Millionen mit der großen Leidenschaft zu verdienen. Tausende Fans im Rücken. Das mit dem Leben, der Liebe und vielleicht auch dem eigenen Anspruch.


In diesem Sinne

tobzzzzn
Aufrufe: 15580 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 22 | Erstellt:19.03.2012
ø 8.5
KOMMENTARE
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iBot
25.03.2012 | 15:54 Uhr
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iBot : 
25.03.2012 | 15:54 Uhr
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iBot : 
Sehr schön. Das Thema sorgt immer mal wieder für Lacher und Fremdschämeinlagen...
Aber völlig offtopic: sind Chase & Status wirklich mittlerweile so groß, dass die in den Clubs, wo Profifußballer rumlaufen, gespielt werden?! Ich werde offensichtlich immer schneller alt. oO
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Friccs
25.03.2012 | 16:17 Uhr
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Friccs : 
25.03.2012 | 16:17 Uhr
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Friccs : 
Starker Artikel. Mir gefällt die eloquente Schreibweise und der unterschwellige Humor. Und zur Abwechslung mal ein Text ohne haufenweise Rechtschreibfehler.
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Resettozero
25.03.2012 | 16:26 Uhr
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25.03.2012 | 16:26 Uhr
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Runde Sache. Dennoch würde ich sagen, dass Matthäus auch da heraussticht. Dass man versucht ist, zuzugreifen wenn es einem derart leicht gemacht wird, ist das eine. Dass man dabei auch mal Rückschläge, manchmal durchaus im Wortsinne, hinnehmen muss, kann passieren. Dennoch würde ich Matthäus hier nicht als relativ normal einordnen - er ist selbst in dieser Beziehung eine Karikatur des Typus, den du hier ansprichst. In überaus gelungener Form, wie ich finde.
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BS31
25.03.2012 | 18:23 Uhr
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BS31 : 
25.03.2012 | 18:23 Uhr
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BS31 : 
echt ein guter Blog. Aber ob das bei allen ein Hilfeschrei ist weiß ich nicht. Bei vielen könnte ich mir das vorstellen. Eigentlich ist das ja ok Spaß zu haben aber bedenklich ist das diese Spieler tagsüber ja oft den perfekten Schwiegersohn spielen.
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pie_d_oro
25.03.2012 | 21:22 Uhr
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pie_d_oro : 
25.03.2012 | 21:22 Uhr
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pie_d_oro : 
Guter Blog zu einem interessanten Thema.

Man muss natürlich auch sehen, dass viele Spieler aus eher Bildungsfernen Kreisen stammen, deswegen sei das mit dem Niveau teilweise entschuldigt.

Wenn ich bei mir in die Großraumdisse gehe und der Maurer auf die Friseuse trifft dann läuft das auch nicht anders ab.

Klar bei einem Promi werden sicher mehr Frauen schwach, aber wie billig ist das denn bitte? Ich sag nur gleich und gleich gesellt sich gern und Flittchen gibts nun mal genügend.

Und was die Doppelmoral betrifft, das wäre mal nen ganzen Artikel wert über unsere elendige political correctness, die mittlerweile die ganze Gesellschaft infiziert hat.
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beatsteak
25.03.2012 | 22:49 Uhr
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beatsteak : @iBot:
25.03.2012 | 22:49 Uhr
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beatsteak : @iBot:
Chase&Status sind lange nicht mehr so unbekannt, also gut möglich, dass sie auch im elitäreren Kreis gespielt werden. wobei mich das schon ein wenig wundert, da es ja nun nicht dermaßen mainstream wie z.B. DJ Antoine ist (was in den Kreisen vielleicht ein wenig beliebter ist ;) ).

Aber bei dem Trend zur Zeit, dass immer mehr Künstler (FloRida und Madonna, und auch andere) Dubstep-Element in ihre Songs einarbeiten, wunder mich nix mehr.....

Zu dem Blog kann ich nur sagen sehr fein geschrieben ;)
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olinhothe10
26.03.2012 | 07:28 Uhr
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26.03.2012 | 07:28 Uhr
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definitiv ein gutes DIng :)

man hätte vielleicht noch ein paar (mehr) Beispiele von Fßballern die sich in den Clubs so runtreiben bringen können ;)

Der Kuranyi war in Düsseldorf ziemlich oft nach heimspielne unterwegs und ab und an mal paar Runden Vodka springen lassen :D
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ALU69
26.03.2012 | 12:30 Uhr
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ALU69 : 
26.03.2012 | 12:30 Uhr
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ALU69 : 
Guter Blog, interessantes Thema, hervorragender Schreibstil - hatte bei den vielen SPOX Usern schon die Hoffnung aufgegeben, dass es sowas überhaupt noch gibt.
Ein paar mehr Beispiele wären in der Tat der Belustigung förderlich gewesen.

Nur der letzte Teil bzgl. Mitleid und Hilfeschrei gefällt mir nicht sonderlich - oder sollte das etwa Ironie sein?
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higuan85
26.03.2012 | 17:18 Uhr
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higuan85 : 
26.03.2012 | 17:18 Uhr
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higuan85 : 
Pack die Sachen endlich bei Wincor ein und fang endlich bei spox an ;)
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FcChelsea1905
26.03.2012 | 18:18 Uhr
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26.03.2012 | 18:18 Uhr
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Irina Shayk ist schon GEIL
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