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02.11.2011 um 08:01 Uhr
Die grüne Hölle - Comunio
...und alles begann so harmlos.

Hinter bitterlich grünen Tapeten verbarg sich das Herz einer Freizeitbeschäftigung, die dir Stunde um Stunde und Gedanken um Gedanken rauben sollte. Nie wieder solltest du dich so detailliert mit Abstiegskandidaten und den Leistungsschwankungen des biederen Mittelfelds aus der Bundesliga beschäftigen. Wie sonst nie ein Auge auf die kleinen und großen Überraschungen der Mannschaftskader werfen. Nein, es war klar, diese grüne Hölle würde dir das Auge für eine Welt eröffnen, die sich hinter den sonst so klaren Ergebnissen und Spielberichten zu verbergen versuchte. Comunio, ein simples Spiel mit großer Wirkung.

Dabei zu sein ist auch etwas
Ein gewöhnlicher Arbeitstag im Einheitsbüro, die Tastenanschläge klingen unharmonisch und die Stimmung ist trotz des nahenden Wochenendes nicht gerade ausgelassen. Der Kopierer meldet sich ab und an zu Wort, rattert vor sich hin und wirft bunte Grafiken und Diagramme aus. Ständig wird der Kaffee kalt, weshalb man sich mit möglichst angestrengt wirkendem Gesichtsausdruck gen Kaffeeautomat schleppt, um bei einem Blick aus dem Glaskasten nachschenken zu können. Plötzlich klopft es an der Tür, ein Arbeitskollege aus einer Nachbarabteilung, den man noch vom kürzlich begonnenen WM-Tippspiel in bester Erinnerung hat, fragt, ob man nicht Lust hätte, bei diesem Managerspiel, das alle spielen, dabei zu sein. Man habe da eine Spielrunde und es mache richtig Spaß. Bei Spaß hat er dich. Du sagst jedenfalls nicht nein, gibst aber auch kein begeistertes Ja heraus, vielmehr ein „Ja, mal gucken". Wenige Minuten später wirst du von einem alt eingesessenen Meister der Materie instruiert, was sich auf die Anmeldung in besagter Spielrunde beschränkt. So sitzt du also nach der bestätigten Teilnahme das erste Mal im Eingangsbereich der grünen Hölle und überblickst die überschaubaren Möglichkeiten, die dieses Spielchen bietet. Ein Nippen am wieder abgekühlten Kaffee später hast du alles gesehen: News, Spielstand, Aufstellung, Transfermarkt – nicht der Rede wert. Was soll da schon groß dran sein?

Goldgräberstimmung im Grünen
Mit bescheidenen Möglichkeiten soll der Kader aufgerüstet werden, den dir eine Maschine zugelost hat. Schlappe 20 Millionen Euro sind alles, was man dir dazu in die Hand gibt. Selbst Felix Magath würde damit Probleme bekommen, denn die Möglichkeit der Pay-per-Match-Profis aus ausgedünnten Weltklassemannschaften gibt es hier nicht – mal davon abgesehen, dass die ja auch nichts bringen. Also formst du nach findigen Überlegungen und reichlich Recherche über die eher günstigen Neuverpflichtungen der Bundesliga-Clubs eine kleine Elf zusammen, die vor allem aus jungen Spielern besteht, die auf dem Sprung zu sein scheinen. Blöd nur, wenn Transfers gewonnen werden wollen, dabei die Mitspieler genauso gern ein Auge auf den sich tagtäglich aktualisierenden Markt werfen, um dann gerne dazwischen zu preschen und die Spieler mit Potential reihenweise an der eigenen Mannschaft vorbeilaufen. Bereits in dieser frühen Phase beginnt die grüne Hölle starken Einfluss auf dich auszuüben. Die Gedanken wandern von den wohl hoch genug liegenden Geboten, dem Abfall deines Kaders, den es zu entsorgen gilt, den möglichen Schnäppchen, die der Markt aktuell hergibt, dabei immer wieder alles durchrechnend und vergleichend. Du hast Glück und kannst einige noch nicht so geläufige, aber vermeintliche Hochkaräter günstig erstehen. Nach den ersten Spieltagen ist dann auch klar, welches Potential deine Mannschaft hat und du beginnst früh, den ersten, noch verbesserungswürdigen Kader zu erneuern.

Sucht oder Frust
In der Anfangszeit entscheidet sich für jeden Besucher der grünen Hölle auch relativ schnell, ob das Spiel nur ein gelegentlicher Sidekick zum Bundesliga-Wochenende oder eine tägliche Routine wird, denn häufig wird früh klar, wer die größten Chancen hat, die Spielrunde zu dominieren. Für diejenigen, die nicht an der Spitze oder knapp darunter zu finden sind, wird es allmählich langweilig und ernüchternd, dem Spiel mit großer Aufmerksamkeit zu folgen. Zu schnell scheinen die Spieler mit dem Transferglück dem Rest des Feldes zu entfliehen. Da hilft auch der gelegentliche Smalltalk über die Spiele nicht mehr hinweg, die grüne Hölle erblasst zusehends und verschwindet immer tiefer in der Favoritenliste.
Bei den Managern mit mehr Glück und besserem Riecher nimmt der Reiz und die Faszination für die grüne Hölle hingegen immer größere Auswüchse an. Die Bundesligapartien am Wochenende werden plötzlich bei Treffern sonst belangloser Teams umjubelt, als würde im nächsten Moment live und nur bei der Partie SV Werder Bremen - 1. FC Kaiserslautern die Weltmeisterschaft entschieden. Die Vorberichterstattung zum Spieltag gerät zu einer Pflichtangelegenheit und jede Veränderung, leichte Verletzung und jedes kleine Niesen eines der eigenen Profis wird genauestens beobachtet. Immer wieder mit dem Finger auf der Abschussrampe, falls sich die leichte Verletzung aus dem vorherigen Spiel als hartnäckig erweisen sollte, wäre der überteuerte Mittelfeldstar allemal fällig. Ersatz steht schon auf dem Transfermarkt bereit.
Die Gedanken kreisen um so viele Alternativen, Rotationsmöglichkeiten und die immer wiederkehrende Frage: habe ich jetzt wirklich das bestmögliche Team?

Zahltag – Immer wieder montags
Zu den geliebten Routinen aus den Kreisen der grüne Hölle gehört der Tag nach dem Spieltag. Jeden Montagmorgen stürzt man sich wohl wissend, dass die Ausbeute der Mannschaft überschaubar ist, auf die Abrechnung und den Vergleich mit den Mitspielern. Im besten Fall staubt man eine Prämie ab oder ärgert sich über den gesunkenen Vorsprung vor dem Rest der Meute. Es ist ein stetes Auf und Ab, das niemals den Reiz verlieren kann, so glaubt man. Und wenn es doch für einen kurzen Moment dazu gekommen ist, reicht ein Blick auf den Transfermarkt, um wieder neu zu entbrennen. Für ein Spiel, das so einfach gekleidet, aber doch so verlockend, ist. In Gesprächen wird der Spieltag plötzlich weniger durch die Vereinsbrille betrachtet, wenn auch nur kurz, um auf die Leistungen einiger Spieler einzugehen, so verändert die grüne Brille die Sicht auf die Bundesliga doch nicht unerheblich.

Die unendliche Geschichte der grünen Hölle
Diese Erlebnisse ziehen sich über die gesamte Saison, werden auch nicht von kurzen Bundesligafreizeiten wie den Länderspielunterbrechungen oder der Winterpause gebremst, weil in der Zeit weiterhin alles in Bewegung bleibt. Der Markt steht niemals still und auch in der schier endlosen Sommerpause will man aktiv sein, denn früh beginnt die neue Saison. Die grüne Hölle kennt keine Pausen und duldet keine Abwesenheit. Wer gewinnen will, muss dabei sein, sonst droht noch die rote Laterne.

...und am letzten Spieltag wartet die Meisterschale, aber gefeiert wird eher zurückhaltend. Schon bald geht es wieder los.


In diesem Sinne

tobzzzzn
Aufrufe: 8712 | Kommentare: 9 | Bewertungen: 13 | Erstellt:02.11.2011
ø 8.0
KOMMENTARE
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tobzzzzn
02.11.2011 | 08:06 Uhr
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tobzzzzn : Alles nur Quatsch?
02.11.2011 | 08:06 Uhr
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tobzzzzn : Alles nur Quatsch?
Moije spoxer,

heute mal ein blog über eines der beliebtesten Online-Managerspiele, das eine ganz eigene Faszination zu bieten scheint, wenn man sich darauf einlässt.

Wie erlebt ihr die grüne Hölle? Erging es euch anders? Alles totaler Quatsch oder ist etwas dran an den genannten Sonderbarkeiten, denen man nach und nach verfällt?

Ich freue mich auf euer Feedback.


Greetz
tobz
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RoterBulle92
02.11.2011 | 09:32 Uhr
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02.11.2011 | 09:32 Uhr
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Klasse Blog 10 Punkte
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Alex_K
06.11.2011 | 18:35 Uhr
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Alex_K : 
06.11.2011 | 18:35 Uhr
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Alex_K : 
Super Blog,

trifft das Spiel genau.
Was bei mir noch dazu kommt, ist die ständige Frage, ob man im Wert gesteigerte Spieler verkaufen sollte, um so Geld zu scheffeln und einen, oftmals nur vermeintlich, besseren Spieler zu kaufen, oder ob man weiterhin auf den Spieler setzt, da er ja Punkte holt. Beispiel bei mir Schmelzer oder Guerrero, für 1 Mio gekauft, jetztiger Wert 3 Mio...
1
Aki511
06.11.2011 | 21:17 Uhr
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Aki511 : 
06.11.2011 | 21:17 Uhr
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Aki511 : 
Sehr guter Blog!

du hast aber das Paradoxe am ganzen Spiel vergessen:

dank comunio freuen sich zum bsp. schalker wenn großkreutz trifft! nur weil sie ihn in der mannschaft haben....

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kaka303
08.11.2011 | 19:10 Uhr
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kaka303 : 
08.11.2011 | 19:10 Uhr
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kaka303 : 
Erstmal guter Blog!

naja habe schon öfter mit Comunio angefangen, so auch diese Saison.

Aber mein Empfinden ist, dass nach anfänglicher Euphorie wer sich die besten Spieler/Schnäppchen angelt, das Spiel allmählich verblasst.

Meist haben sich die Teams der Manager nach einigen Wochen festgespielt, so dass viele Manager nicht mehr wirklich aktiv sind. Die Mannschaften stehen fest, es gibt nur noch selten Transfers zu vermelden.

Während die meisten meiner Mitmanager gar nichts mehr machen ,sortiere ich meist die Talente, die es nicht geschafft haben & ständige Bankgäste aus, nur um Spieler, die ein kurzes Hoch haben zu verpflichten.

Die Spieler werden dann oft ein paar Wochen später wieder verkauft.

Aber irgendwie ist es bei mir so, dass spätenstens in der Winterpause die Luft raus ist. Niemand ist mehr aktiv. Und so gerät auch diese erst im Sommer neueröffnete Liga auch bei mir wieder in Vergessenheit.
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nike1993
07.12.2011 | 16:59 Uhr
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nike1993 : 
07.12.2011 | 16:59 Uhr
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nike1993 : 
um der anti lust im winter vorzubeugen haben wir mit unseren jungs inner 20 comunio vereinbart das die lezten 7 ne kiste pils am ende ausgeben müssen .. glaub mir da bleiben alle aktiv.
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Kazi
07.12.2011 | 17:05 Uhr
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Kazi : 
07.12.2011 | 17:05 Uhr
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Kazi : 
sehr schöner blog.

bei mir ist es sogar so weit das ich pro-player in einer pro-player-community mit 6 freunden bin. comunio ist allgegenwärtig! ob in den eigenen gedanken, oder im gespräch mit eben diesen freunden ("hast du schon gehört!? der xyz blabla).

und ich muss sagen, es is eine tolle sucht!!!

ps: spielen natürlich auch primera division, champions league und premier league ^^
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Torres9
07.12.2011 | 17:14 Uhr
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Torres9 : 
07.12.2011 | 17:14 Uhr
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Torres9 : 
Klasse Blog! 10er
Das vorweg.
Wollte ich damals schon schreiben, habe es aber anscheinend vergessen.
Ich spiele seit 3 Jahren Deutschland, Italien, England und seit 2 Jahren auch Champions League.
Wenn richtig Bewegung drin ist, Spieler versuchen zu tauschen und es vielleicht auch "um was geht" (Moral reicht meist schon) dann macht es am meisten Spaß.

Also ich finde, es gehört zu den schönsten Nebensachen. Und kann einen schon mal ordentlich ausrasten lassen.
Positiv wie negativ
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Hopplertoni
07.12.2011 | 20:35 Uhr
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Hopplertoni : sehr geil....
07.12.2011 | 20:35 Uhr
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Hopplertoni : sehr geil....
Super Blog, fehlt eigentlich nur ein Hinweiss auf die Verzweiflung, wenn man bemerkt dass man vergessen hat am Donnerstag die Angebote anzunehmen oder Mittwochs jemand auf den Transfermarkt zu stellen. Ein Comunio WE im Minus ist echt die Hölle und sowas von im Arsch!
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