Das unrühmliche Ende einer Doppelspitze

Es gibt zwei Spieler, die in einer Art Doppelspitze sowohl eine tragende Rolle in der Nationalmannschaft und in ihrem Verein einnehmen. Zwei Spieler, die gemeinsam einen großen Anteil an tollen Spielen in der Vergangenheit, aber mindestens einen genauso großen Anteil am Ausscheiden der deutschen Nationalmannschaft gegen Italien hatten.

Einer der beiden ist Bastian Schweinsteiger. Ein Spieler mit einem unglaublichen Potential, ohne Frage. Aber auch ein Spieler, der seiner Form eigentlich seit 2 Jahren hinterherläuft. Das Jahr 2010 war für ihn spielerisch das Beste seiner Karriere. Eigentlich kann man sagen, dass Schweinsteiger der Nachfolger schlechthin von Michael Ballack ist. Schweinsteigers 2010 ist die Analogie zur Ballacks 2002. Ballack spielte eine unglaubliche WM und eine grandiose Saison, geprägt vom verlorenen Champions League Finale, vom verlorenen WM Finale und der Vizemeisterschaft, er war damals mit 26 im besten Alter. Schweinsteigers 2010 war ebenfalls geprägt von einem verlorenen Champions League Finale und einem verlorenen WM-Halbfinale, wobei Schweinsteiger eine grandiose WM und Saison gespielt hat - im Alter von 26. Aber seitdem kam Schweinsteiger nie mehr richtig in Schwung. Klar, er ist der Leader bei Bayern München. Nur das Bayern München seit 2010 keinen Titel mehr geholt hat. Meister 2011 und 2012 war bekanntermaßen der BVB, Pokalsieger waren Schalke und Dortmund.

Der zweite im Bunde ist Phillip Lahm. Gemeinsam mit Schweinsteiger bildet er ja die Doppelführung der Bayern und der Nationalmannschaft. Einzelne Lichtblicke wie das Tor gegen Griechenland (und noch nicht mal das war so unhaltbar wie bspw. das Tor beim Eröffnungsspiel 2006) können meiner Meinung nach darüber hinwegtäuschen, dass es zu den größten Fehleinschätzungen in Deutschland gehört, Lahm wäre ein Weltklasse-Außenverteidiger. Die nackten Zahlen unterstreichen das: Lahm hatte in der Bundesligasaison eine Zweikampfquote von gerade 54%. Zum Vergleich: Andere Außenverteidiger kommen hier auf deutlich bessere Werte: Pinola (62,4), Tony Jantschke (61,0), Christian Fuchs (59,6). Außenverteidiger werden aber auch an Ihren Offensivaktionen gemessen. Auch hier sieht es duster aus für Lahm. Saisontore: Fehlanzeige. Vorlagen: 4. Auch hier ein Vergleich der direkten Konkurrenz: Fuchs legte 10 mal zum Tor auf, Pisczek 8 mal., Boulahrouz 6 mal, Molinaro, Schmelzer oder Kadelc 5 mal. Ob es an seinen eigenen literarischen Fähigkeiten oder an guter Kommunikationsberatung liegt: Die Mär vom Weltklasseverteidiger hält sich, einzig belegbar ist sie nicht.

Ganz ähnlich verhält es sich bei Bastian Schweinsteiger. Sein Zweikampfquote liegt sogar nur bei 53,6 Prozent. Spieler wie Neustädter, Jones, Niemeyer, Kvist, Lanig oder Moravek haben Werte von 57% und mehr. Auch bei den Scorerpunkten überholen ihn Lars Bender, Kuzmonavic, Holtby oder Simmons. 3 Tore und 3 Vorlagen sind grauer Bundesligadurchschnitt - mehr nicht.

Fazit:
Im Großen und Ganzen muss man sagen: Die Doppelspitze hat – bis jetzt – versagt. 2010, nach der Verletzung Ballacks, haben beide Ihre Führungsansprüche geltend gemacht. Mit dem Ergebnis, dass weder Bayern München einen Titel (nach der Saison 09/10) holen konnte noch die Nationalmannschaft die entscheidenden Duelle gewinnen konnte. Anders gesagt: Gute Spieler gewinnen gegen Hertha 6:0 und gegen Griechenland 4:2, große Spieler im Halbfinale gegen Italien und Spanien oder im Finale gegen Chelsea.