Aschermittwoch in der wohl freizügigsten WG seit der "Kommune 1". Die drei Party-Animals José, Jürgen und Peter sind noch wahnsinnig verkatert von den Ereignissen der vergangenen Wochen: Zuerst gewinnt mit Joey Heindle ein Mann das Dschungelcamp, der von Lukas Podolski noch einiges im Umgang mit der deutschen Sprache lernen könnte, dann tritt ausgerechnet an Rosenmontag der Papst zurück, und zu guter Letzt versucht Helmut Hack verzweifelt, Peter zu erreichen. Doch der ist gerade anderweitig beschäftigt: Unter Mobilisierung seiner letzten lateinischen Wortfetzen bastelt er an einer Bewerbung auf das vakante Amt des Pontifex.

"Lorem ipsum dolor sit amet… Verdammt, wie ging das weiter?" seufzt der bekannteste bekennende Bochumer seit Bastian Pastewka.
"Homus homini lupus escht!" vollendet Jürgen in bestem latinoschwäbisch den Satz.
"Biste dir sicher, Jürgen?"
"Klar. Der Mensch tut dem Menschen ein Wolf sein. Isch doch ganz klar. Wenn ich mir die Vatileaks-Sache anguck. Und meine Entlassung beim FC Bayern. Kwot erat demonschdrandum."
"Na, wenn du meinst. 'Bonum diem, Peter Neururer.' Dann schick‘ ich die E-Mail jetzt mal ab."
"Du bewirbscht dich per E-Mail? Isch des net en bissle zu modern?"
"Quatsch! Der Papst twittert sogar."
"Hui! Wasn so?"
"Dass alles ein Geschenk Gottes ist. Zum Beispiel das 2:0 von Milan über Barca. Nur frag‘ ich mich: Wenn Gott es so gut mit uns meint, wieso gibt es dann Basketball?"
"Na, es gibt ja au Sünde auf der Welt. Damit wir des Gute besser erkenne können."
"Leuchtet ein. Übrigens, was macht eigentlich unser künftiger Chelsea-, City-, Unterhaching- beziehungsweise Liverpool-Trainer?"
"Weiß ich ned. I glaub, der macht grad e Liste, wem er alles die Schuld gebe kann, wenn er gege Manchester aus de Champions League rausfliegt."
"Na dann. Wollen mal schauen, was grade so im Fernsehen kommt." Peter klappt den Deckel seines Macbooks zu und geht vom Esstisch zur Couch. Er lässt sich lässig in die Polster fallen und springt mit einem Schmerzensschrei wieder auf.
"Wargh! Was ist das?"
"Oh, da isch mei Longdong-Donovan-Actionfigur! Danke, Peter."
Peter grummelt vor sich hin und nimmt – diesmal vorsichtiger – erneut Platz.
"Bring mir mal ein Bier, Jürgen!"
"Willscht net lieber e Bionade? Es gibt jetzt sogar e Cola von dene, die isch echt gut. Musst du unbedingt probiere."
"Bier."
"Ha, na gut. Isch ja ned meine Leber!"
"Leider. Wenn deine Leber schon so steinhart wäre wie meine, wärst du nicht so empfindlich, wenn dir mal wieder wer über die Leber läuft." versetzt Peter.
"Tze! Ich wehr mich halt, wenn ma mir Unrecht tue tut. Wenn ma zum Beispiel sagt, ich wär kein guter Trainer!"
"Bist du auch nicht."
"Gar ned wahr! Mir liege mit null Punkte aus einem Spiel voll im Soll. Es isch noch alles drin. Un Honduras isch ein sehr gefährlicher Gegner, ich würd sogar sage, dass die stärker sind wie die Spanier!" Peter verdreht die Augen und verzichtet auf eine Antwort. Er greift nach der Fernbedienung und zappt durch die Kanäle. Auf Sky läuft gerade noch einmal der Rückblick auf den Champions-League-Spieltag.

Gratuliert seinem Nachfolger Peter Neururer: Papst

Während Peter mit einem schiefen Grinsen den Sturmlauf von Real Madrid auf das Tor von Manchesters David de Gea verfolgt, nähert sich von hinten auf leisen Lloyd-Sohlen der größte Trainer der Galaxis.
"There! There! Das war ganz klar Hand. Der Schiri hat nicht gepfiffen! Wir werden immer benachteiligt. Immer!" José redet sich richtig in Rage und gestikuliert wild in Richtung Flimmerkiste. Dabei schlägt er versehentlich Jürgens Bügeleisen vom Bügelbrett, das ihm prompt auf den Fuß donnert.
"Mon canard est en feu!" flucht der polyglotte portugiesische Pokalsammler.
"José, komm schon! Das war erstens der Oberarm, zweitens war das auf Höhe der Mittellinie knapp an der Seitenauslinie."
"Das war Hand! Und er hat einen klasse Spielzug unterbunden."
"Einen Rückpass?"
"Nein, eine gekonnte Spielverlagerung ins hintere Abwehrdrittel zum geordneten Aufbau, damit die flache Vier im hexagonalen Spielfeldoktagon vernünftig den Ball auf die korrekte Zehn spielt. Von da sollte der Ball zur falschen Neun im letzten Offensivmultiversum, die ihn wiederum auf die teleologische Elf gibt, damit die finalisieren kann."
"Äh… Achso. Ja. Genau. Habe ich damals beim VfL Bochum auch immer so gemacht. Aber was ist mit der metaphorischen Eins?"
"Die ist zum Glück ja noch verletzt." In diesem Moment kommt Jürgen mit Peters Bier aus der Küche zurück.
"Sodele. Peter, dein Bier. José, willst du auch was? Ich hab da ne leckere Zitronengras-Oliven-Bionade. Lecker!"
"Lass mal, Jürgen."
"Und, wie kommst du voran mit deiner Liste der Schuldigen für das Ausscheiden in der Champions League?"
"Wir scheiden nicht aus."
"Ja, aber wenn?"
"Dann ist es eine Intrige der Spieler, angeführt von Iker Casillas, Sergio Ramos, Bodo Illgner und Alfredo di Stefano. Außerdem schreiben die Marca, die BILD und die Kommentatoren auf spox.com seit Jahren gegen mich. In so einem Umfeld kann kein Trainer erfolgreich arbeiten. Außer vielleicht Jens Keller. He is a champion."
"Pah. Mit der Truppe hätte ich…"
"…den UEFA-Cup gewonnen. Wissen wir, Peter. Anyway ist es beeindruckend, wie der auf die Fresse bekommen hat, und immer noch Trainer ist! Der hat halt einen Sportdirektor, der total hinter ihm steht."
"Ha, weil er sonst au gefeuert werden tät."
"Glaub' ich nicht", meint Peter. "Der Magath hat dem vermutlich einen Vertrag gegeben, bei dessen Kündigung man das gesamte Haushaltsdefizit Zyperns abzahlen könnte."
"Da fällt mir ein, da ist ein Brief für dich gekommen, José", wirft Jürgen ein und gibt José ein Kuvert, das das Logo des AC Mailand ziert.
"Hm, ein Jobangebot? Da kickt jetzt aber the Balotelli. Da will ich nicht hin."
"Jetzt lies doch erstmal! Ich bin so gespannt." José seufzt, greift sich den Brieföffner in Form des europäischen Supercups und schlitzt das Kuvert der Länge nach auf.
"Blablabla… 'Signore Mourinho, hiermit ersuche ich Sie, im Falle meines Wahlsiegs das Amt des Sport- und Finanzministers anzunehmen. Sie dürfen Ihr Gehalt frei wählen, auch bieten wir attraktive Zusatzleistungen im horizontalen Bereich. Herzlichst, Ihr Silvio Berlusconi.'"
"Net schlecht. Und, würdest des mache?"
"Das hängt vom Rückspiel gegen Manchester ab, Jürgen. Aber ich traue mir das zu, Italien an die Spitze Europas zu führen. Das habe ich ja vor drei Jahren schonmal geschafft…"