19.11.2012 um 11:55 Uhr
Die Trainer-WG Folge 3
Lange war es still in der wohl hochkarätigsten WG nach der von Matze Knop und...demjenigen, den er gerade imitiert. Alle waren beschäftigt. Jürgen war mit dem Team USA und Hulk Hogan in der Welt unterwegs, um erhöhte Aufmerksamkeit für die in den Vereinigten Staaten immerhin siebenundzwanzigstwichtigste (nach Baseball, Eishockey, Nonnenhockey und diesem komischen Sport, bei dem man Bälle in Körbe wirft) Sportart zu erzeugen.
José hielt knallharte Trainingseinheiten im Elfmeterschießen ab. Und Peter versandte etliche Bewerbungen an ambitionierte Vereine aus aller Welt. Doch jetzt, da die Saison schwächlich keuchend über die Ziellinie gestolpert ist und eine neue, frische Saison begonnen hat, haben die Jungs endlich wieder die Gelegenheit, bei einem gemütlichen WG-Abend auf dem Sofa Erfahrungen auszutauschen.
Es ist Donnerstag, 19.30 Uhr. Jürgen sitzt mit dem Laptop vor dem Fernseher und googelt gebürtige Amerikaner, die derzeit noch in einer Jugendnationalmannschaft eines anderen Landes kicken. Peter, nach seinem Herzinfarkt auf dem Golfplatz besser drauf denn je, checkt alle zwei Minuten sein E-Mail-Konto in der Hoffnung auf ein Job-Angebot des VfL Wolfsburg. José ist wie immer noch nicht eingetroffen. Irgendwas mit einem Spielergespräch. Jürgen schreckt auf, als die Hymne der UEFA Europa League erklingt.
„Ha, des isch aber e schönes Lied, ge Peter?"
„Kein Vergleich zu ‚Bochum‘ von Herbert Grönemeyer."
„Abr es isch trotzdem schön, wie die von der UEFA den Wettbewerb aufgemöbelt ham, oder?"
„Pfft" schnaubt Peter. „Früher, da waren noch echte Weltklasseteams am Start, Jürgen. FC Porto, Inter Mailand, der VfL Bochum! DAS war Klasse. Heute? Heute hast Du nur noch irgendwelche hässlichen Gurkentruppen mit hässlichen Namen, so wie Sheriff Tiraspol."
„Des find‘ i voll subber. I hätt vorher ned gwusst, wo Tiraspol liegt."
„Toll, also ist UEFA-Cup wie Erdkunde?"
„Ha hättst du gwusst, dass Tiraspol en Vorort von Tirana isch?"
„Das is‘ mir total egal, Jürgen. Ich konzentriere mich auf wichtigere Dinge, zum Beispiel, wann endlich dieser Garcia de la Playa vom VfL Golfsburg bei mir anruft."
„Ha willsch du Golf spiele? I dacht, du willsch nochmal e Mannschaft trainiere?"
„Halt einfach die Fresse, Jürgen."
Noch bevor Jürgen etwas erwidern kann, ist das Geräusch eines Schlüssels zu vernehmen, der sich im Schlüsselloch dreht. Der edle Llyod-Schuh des Eintretenden hat kaum den Boden berührt, als bereits „Love yourself" von Zoe aus den Lautsprechern plärrt. Im Schlepptau hat er einen irgendwie bekannt aussehenden Fußballspieler.
„Very nice. I am the special one", kommentiert José seine triumphale Ankunft in der WG. In einer ALDI-Tüte trägt er ein schweres Objekt mit sich herum.
„José, warscht du im Aldi endlich Klopapier hole? Subbr! Des war echt mal Zeit! Der Peter bunkert die Rolle nämlich in seim Zimmer. Er bemalt die ganze kleine UEFA-Cup-Miniature, und fängt mit dem Klopapier die Farb ab, un deswege hammer nix mehr fer’s Klo."
„Shut up, Jürgen. Das ist der spanische Meisterpokal. Du bist kein Champion, sonst hättest du ihn sofort erkannt. Den müssen wir jetzt irgendwo da hinstellen." José blickt sich um und erkennt einen freien Platz links neben dem Fernseher.
„Da passt er hin. Das erinnert mich dann immer daran, was für ein Glück ich habe, dass ich nicht in der Europa League spielen muss."
„Das kann aber noch passieren, immerhin konntest du ja nicht mal Dortmund schlagen", wirft Peter süffisant ein.
„Shut up, Peter. Das ist alles nur Taktik, um Barcelona in die Irre zu führen", entgegnet José und platziert den Pokal.
„Sag mal José! Wer isch denn der Typ da hinder dir?" will Jürgen wissen.
„Jürgen, du erkennst den größten Stürmer des Jahrhunderts nicht?"
„Der gröschte Stürmer des Jahrhundrts? Aber des bin doch i?"
„Am Arsch die Lutzie!" wirft Peter ein, während er ein Bier an der Kante der spanischen Trophäe öffnet.
„Ja wenn’s ned i bin, dann isch des des Riedles ihr’n Karl-Heinz, oder?"
„Jürgen, wir leben im Jahr 2012. Der Riedle Karl-Heinz hat 2000 gar nicht mehr gespielt", kommentiert Peter, während er einen großen Schluck Bier nimmt.
José schnaubt verächtlich. „Wundert mich nicht, dass der Jürgen den net kennt. In den USA spielt man ja lieber so Mädchensportarten wie Basketball. Da kann man ja keine Ahnung von richtigem Sport haben!" Er macht eine Kunstpause. "
Das ist Edmond Kapllani!" José wartet auf das erstaunte Aufkeuchen, das unerklärlicherweise ausbleibt.
„Edmond wer?"
„Ein Jahrhundertstürmer. Wie der Jürgen. Hat immer dann getroffen, wenn er dem Ball nicht mehr ausweichen konnte. Und Mesut und Cristiano sind einfach zu beweglich. Die versuchen dann einen Fallrückzieher oder so nen Scheiß. Deswegen habe ich Edmond für zweihundert Millionen Euro vom FSV Frankfurt verpflichtet. Bis bei ihm der Gedanke vom Kopf in den Füßen ist, hat er den Ball schon in die Fresse bekommen und er liegt im Tor!" erklärt José seinen genialen Masterplan.
„Oah José, des isch voll schlau. Hat der Edmond zufällig e ameriganische Großmudder?"
„Nein. Aber einen deutschen Urgroßvater."
„Geil!", lässt sich Peter nach dem nächsten Schluck Bier vernehmen. „Dann kann er ja den Klose beerben."
„Nee, da passt der Edmond nicht zu."
„Warumme?"
„Der Edmond hat gelegentlich eine eigene Meinung."
„Oh. Nee, des g’fallt im Jogi b’stimmt ned. I hab au mal e eigene Meinung g’habt, früher. Un der Jogi hed des dann gleich de BILD-Zeitung gsteckt und dann haben die nachem Italie-Testspiel deswege meinen Rauswurf gewollt. Demwege hab I nach 2006 dann au hingschmisse."
„Ja, mit ner eigenen Meinung kommst du beim DFB nicht weit. Sonst wäre ich ja längst schon Bundestrainer." stellt Peter fest.
„Edmond, du kannst deinen Mantel ausziehen. Wirf ihn einfach irgendwohin." Der Jahrhundertstürmer entledigt sich seines Mantels und wirft ihn mit unnachahmlicher Eleganz in Richtung des Küchentisches. Und wie auf dem Platz mit durchschlagendem Erfolg: Die Jacke verfehlt den Tisch klar und räumt stattdessen Josés Weinregal ab. Mehrere teure Rotweinflaschen zerdeppern auf dem Teppich.
„Ha neeee. Jetzt muss i des wieder wegputze. Weischt du überhaupt, wie schwer Rotweinflecke ausm Teppich rausgehe?" Jürgen ist echt sauer und baut sich drohend vor Kapllani auf, das Grinsen noch eine Spur freundlicher als sonst.
In diesem Moment klingelt das iPhone von Peter aufgeregt mit „VfL Wolfsburg, lebenslang grün-weiß". Peter hechtet hektisch danach. Die Zeit scheint stillzustehen...
José hielt knallharte Trainingseinheiten im Elfmeterschießen ab. Und Peter versandte etliche Bewerbungen an ambitionierte Vereine aus aller Welt. Doch jetzt, da die Saison schwächlich keuchend über die Ziellinie gestolpert ist und eine neue, frische Saison begonnen hat, haben die Jungs endlich wieder die Gelegenheit, bei einem gemütlichen WG-Abend auf dem Sofa Erfahrungen auszutauschen.
Es ist Donnerstag, 19.30 Uhr. Jürgen sitzt mit dem Laptop vor dem Fernseher und googelt gebürtige Amerikaner, die derzeit noch in einer Jugendnationalmannschaft eines anderen Landes kicken. Peter, nach seinem Herzinfarkt auf dem Golfplatz besser drauf denn je, checkt alle zwei Minuten sein E-Mail-Konto in der Hoffnung auf ein Job-Angebot des VfL Wolfsburg. José ist wie immer noch nicht eingetroffen. Irgendwas mit einem Spielergespräch. Jürgen schreckt auf, als die Hymne der UEFA Europa League erklingt.
„Ha, des isch aber e schönes Lied, ge Peter?"
„Kein Vergleich zu ‚Bochum‘ von Herbert Grönemeyer."
„Abr es isch trotzdem schön, wie die von der UEFA den Wettbewerb aufgemöbelt ham, oder?"
„Pfft" schnaubt Peter. „Früher, da waren noch echte Weltklasseteams am Start, Jürgen. FC Porto, Inter Mailand, der VfL Bochum! DAS war Klasse. Heute? Heute hast Du nur noch irgendwelche hässlichen Gurkentruppen mit hässlichen Namen, so wie Sheriff Tiraspol."
„Des find‘ i voll subber. I hätt vorher ned gwusst, wo Tiraspol liegt."
„Toll, also ist UEFA-Cup wie Erdkunde?"
„Ha hättst du gwusst, dass Tiraspol en Vorort von Tirana isch?"
„Das is‘ mir total egal, Jürgen. Ich konzentriere mich auf wichtigere Dinge, zum Beispiel, wann endlich dieser Garcia de la Playa vom VfL Golfsburg bei mir anruft."
„Ha willsch du Golf spiele? I dacht, du willsch nochmal e Mannschaft trainiere?"
„Halt einfach die Fresse, Jürgen."
Noch bevor Jürgen etwas erwidern kann, ist das Geräusch eines Schlüssels zu vernehmen, der sich im Schlüsselloch dreht. Der edle Llyod-Schuh des Eintretenden hat kaum den Boden berührt, als bereits „Love yourself" von Zoe aus den Lautsprechern plärrt. Im Schlepptau hat er einen irgendwie bekannt aussehenden Fußballspieler.
„Very nice. I am the special one", kommentiert José seine triumphale Ankunft in der WG. In einer ALDI-Tüte trägt er ein schweres Objekt mit sich herum.
„José, warscht du im Aldi endlich Klopapier hole? Subbr! Des war echt mal Zeit! Der Peter bunkert die Rolle nämlich in seim Zimmer. Er bemalt die ganze kleine UEFA-Cup-Miniature, und fängt mit dem Klopapier die Farb ab, un deswege hammer nix mehr fer’s Klo."
„Shut up, Jürgen. Das ist der spanische Meisterpokal. Du bist kein Champion, sonst hättest du ihn sofort erkannt. Den müssen wir jetzt irgendwo da hinstellen." José blickt sich um und erkennt einen freien Platz links neben dem Fernseher.
„Da passt er hin. Das erinnert mich dann immer daran, was für ein Glück ich habe, dass ich nicht in der Europa League spielen muss."
„Das kann aber noch passieren, immerhin konntest du ja nicht mal Dortmund schlagen", wirft Peter süffisant ein.
„Shut up, Peter. Das ist alles nur Taktik, um Barcelona in die Irre zu führen", entgegnet José und platziert den Pokal.
„Sag mal José! Wer isch denn der Typ da hinder dir?" will Jürgen wissen.
„Jürgen, du erkennst den größten Stürmer des Jahrhunderts nicht?"
„Der gröschte Stürmer des Jahrhundrts? Aber des bin doch i?"
„Am Arsch die Lutzie!" wirft Peter ein, während er ein Bier an der Kante der spanischen Trophäe öffnet.
„Ja wenn’s ned i bin, dann isch des des Riedles ihr’n Karl-Heinz, oder?"
„Jürgen, wir leben im Jahr 2012. Der Riedle Karl-Heinz hat 2000 gar nicht mehr gespielt", kommentiert Peter, während er einen großen Schluck Bier nimmt.
José schnaubt verächtlich. „Wundert mich nicht, dass der Jürgen den net kennt. In den USA spielt man ja lieber so Mädchensportarten wie Basketball. Da kann man ja keine Ahnung von richtigem Sport haben!" Er macht eine Kunstpause. "
Das ist Edmond Kapllani!" José wartet auf das erstaunte Aufkeuchen, das unerklärlicherweise ausbleibt.
„Edmond wer?"
„Ein Jahrhundertstürmer. Wie der Jürgen. Hat immer dann getroffen, wenn er dem Ball nicht mehr ausweichen konnte. Und Mesut und Cristiano sind einfach zu beweglich. Die versuchen dann einen Fallrückzieher oder so nen Scheiß. Deswegen habe ich Edmond für zweihundert Millionen Euro vom FSV Frankfurt verpflichtet. Bis bei ihm der Gedanke vom Kopf in den Füßen ist, hat er den Ball schon in die Fresse bekommen und er liegt im Tor!" erklärt José seinen genialen Masterplan.
„Oah José, des isch voll schlau. Hat der Edmond zufällig e ameriganische Großmudder?"
„Nein. Aber einen deutschen Urgroßvater."
„Geil!", lässt sich Peter nach dem nächsten Schluck Bier vernehmen. „Dann kann er ja den Klose beerben."
„Nee, da passt der Edmond nicht zu."
„Warumme?"
„Der Edmond hat gelegentlich eine eigene Meinung."
„Oh. Nee, des g’fallt im Jogi b’stimmt ned. I hab au mal e eigene Meinung g’habt, früher. Un der Jogi hed des dann gleich de BILD-Zeitung gsteckt und dann haben die nachem Italie-Testspiel deswege meinen Rauswurf gewollt. Demwege hab I nach 2006 dann au hingschmisse."
„Ja, mit ner eigenen Meinung kommst du beim DFB nicht weit. Sonst wäre ich ja längst schon Bundestrainer." stellt Peter fest.
„Edmond, du kannst deinen Mantel ausziehen. Wirf ihn einfach irgendwohin." Der Jahrhundertstürmer entledigt sich seines Mantels und wirft ihn mit unnachahmlicher Eleganz in Richtung des Küchentisches. Und wie auf dem Platz mit durchschlagendem Erfolg: Die Jacke verfehlt den Tisch klar und räumt stattdessen Josés Weinregal ab. Mehrere teure Rotweinflaschen zerdeppern auf dem Teppich.
„Ha neeee. Jetzt muss i des wieder wegputze. Weischt du überhaupt, wie schwer Rotweinflecke ausm Teppich rausgehe?" Jürgen ist echt sauer und baut sich drohend vor Kapllani auf, das Grinsen noch eine Spur freundlicher als sonst.
In diesem Moment klingelt das iPhone von Peter aufgeregt mit „VfL Wolfsburg, lebenslang grün-weiß". Peter hechtet hektisch danach. Die Zeit scheint stillzustehen...
Aufrufe: 7701 | Kommentare: 10 | Bewertungen: 15 | Erstellt:19.11.2012
ø 8.5
KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
19.11.2012 | 12:09 Uhr
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taneu :
das wurde Zeit - sehr schön.
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19.11.2012 | 19:14 Uhr
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20.11.2012 | 19:36 Uhr
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Rodnox :
Jetzt habe ich mich vor lauter Freude mit dem Username "Applause" einloggen wollen ^^ ... Taron, das war wieder großes Kino! .. fehlte nur noch, dass Jürgen das "Kehrwochenschild" dem Kapellani um den Hals gehängt hat ^^
Applause.
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20.11.2012 | 20:40 Uhr
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Dachte schon, sie hätten die Miete nich mehr zahlen können, weil Peter von Sport1 nicht genügend Geld bekommen hat, aber da war ich wohl fail.
Ganz stark! :) Danke xD ! Natürlich 10 Punkte..
Haste das vorher an Vilanova geschickt? Ich meine erkannt zu haben, das er das Mourinsche Verwirrspiel gegen Celtic nachgeahmt hat.
Hoffentlich lesen wir sie demnächst wieder öfters.
You made my day. ;)
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20.11.2012 | 21:04 Uhr
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Tagon : @derKLOPPeffekt
Das kann ich garantieren. Folge 4 ist schon in der Mache. ;)
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20.11.2012 | 21:40 Uhr
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mamö99 :
Freue mich schon auf den nächsten Teil, bringt immer wieder ein Lächeln ins Gesicht und ein paar versüßte Minütchen. Insbesondere den Jürgen triffst du immer wieder hervorragend, bei jeder einzelnen Aussage von ihm habe ich sofort ein Bild im Kopf.
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21.11.2012 | 00:03 Uhr
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sylar87 :
Einfach nur Geil geschrieben!Habe mich vor Lachen nicht mehr gekriegt:DD10Pkt.!!
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21.11.2012 | 02:55 Uhr
-3
PatNr1 :
Ganz nett geschrieben, habe leider kein einziges Mal gelacht. Ist wohl für einfachere Gemüter bestimmt. Sowas lustig zu schreiben ist aber auch echt schwierig! PS: Um das gleich mal festzuhalten, das ist meine Meinung, die keiner weiteren, mich nicht tangierenden, Kommentierung benötigt!
1
21.11.2012 | 22:03 Uhr
-1
Rodnox :
@PatNr1Nein, Nein, es ist ganz anders ... DU bist das einfache Gemüt, dass uns Anspruch vorspielt, um sich selbst mehr Klasse vorzulügen. Dabei aber nicht merkst, dass du albern wirst ;D
PS.: Kommentieren würd ich das jeden Tag. Macht viel zu viel Spass einem wie dir in die Parade zu fahren ^^
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