Das neue Jahr hat gerade erst begonnen, und schon folgt Sensation auf Sensation: „The Pep" geht nach München, damit sein Aufbaukurs „Deutsch I" bei Lothar Matthäus nicht umsonst gewesen ist, Bundesweinschorleminister Brüderle wird Spitzenkandidat der FDP, Fiona Erdmann behält im Dschungelcamp eine Mahlzeit länger als fünf Minuten bei sich und Lukas Podolski still scores when he wants. Und auch in der hochkarätigsten Wohngemeinschaft seit Boris Becker und Angela Ermakova haben sich die Ereignisse überschlagen und sind mittlerweile wieder auf den Füßen gelandet: José wechselte sich beim Stand von 5:0 gegen Valencia heimlich für Xtina Ronaldo ein, ohne dass es jemandem aufgefallen wäre, Peter wartet nach Peps Absage auf einen Anruf von Manchester City, und Jürgen hat beim Aufräumen das Leberwurst-Crépes-Rezept seiner Urgroßmutter wiedergefunden.

"Also Peter, i bin ja net so zufriede mit dere neue Fußmatte vor de Tür", eröffnet Jürgen dem Bochumer Jahrhunderttrainer des Jahres beim Abendessen.
"Warum?"
"Na ja, da steht ‚Bier steht im Kühlschrank‘ drauf. Des isch des, was mir in de USA ‚false advertising‘ nennen, des stimmt do gar ned. Da steht doch bloß mei Bionade! Da könne mir für verklagt werre, Peter!"
"Als ob irgendjemand merken würde, dass das Bier auf’m Balkon steht, statt im Kühlschrank. Du machst dir zu viele Sorgen, Jürgen."
"Des sagt die Debbie au immer. Die sagt: ‚Jürgen, mei Schnuggele, reg dich ned auf, dass der Romney von ‚binders full of women‘ gesproche hat. Der hat ned dich odder die Mannschaft gmeint!"
"Hätte ich dir auch sagen können, dass das ein Seitenhieb auf Basketballspieler war. Aber was anderes: Wo is denn der José?"
"Der isch bei de Maniküre. Der hat sich bei dem Spiel gege Valencia en Fingernagel abbroche!"
"Der hat selbst gespielt?"
"Haja, für d‘ Xtina Ronaldo."
"Und ich hab mir noch gedacht, dass die Profis von heute immer komischer werden. Sich in der Halbzeit die Haare grau zu färben. Hätte mich bei dem aber auch nicht gewundert."
"Aber isch es ned toll, dass de Lionel Richie wieder de Goldene Ohrring kriegt hat?"
"Hä?"
"Na, den Ballon d’Ohr. De Preis für de beschde Fußballspieler wo gibt."
"Pf." Peter bläst die Schaumkrone von seinem Bierglas und direkt auf Jürgens Window-Color-Set. "Wenn den einer verdient hätte, dann ganz klar Mario Balotelli."
"Wieso?"
"Ist doch klar: Wenn man ein Ego hat, das so groß ist, dass einen selbst Silvio Berlusconi nicht in der Mannschaft haben will, muss man das honorieren."
"Oh. Übrigens, es kommt grad Dschungelcamp."
"Pf. Ich war damals auch im Dschungelcamp. Mit dem VfL Bochum, damit wir den UEFA-Cup gewinnen!"
"Und, was hat’s bracht?"
"Darius Wosz hat sich verletzt!"
"Ui, warumme?"
"Er hat versucht, dem Tomasz Waldoch das Essen zu klauen, da hat er ihn in’s Lagerfeuer gegrätscht!"
"Aua. Aber trotzdem, mir gfällt dieses Trash-Fernsehen. Des erinnert mich so an die USA."
"Warum? Werden bei euren Länderspielen künstliche Lacher eingespielt, wenn der Donovan den Ball kilometerweit über’s Tor pfeffert?"
"Nix gege de Longdong! Übrigens, Peter, was hältscht du eigentlich devon, dass de Pep jetzt bei de Bayern Trainer wird?"
"Das ist eine ganz tolle Sache." Jürgen verschluckt sich ob Peters Lobes für einen anderen Trainer als Peter Neururer fast an seiner Himbeer-Bionade.
"Warumme?"
"Na, weil die Bundesliga international an Prestige gewinnt. Seit der VfL Bochum im UEFA-Cup war, war die Bundesliga nicht mehr so interessant für den internationalen Markt in Zentralafrika und den Malediven!"
"Ja aber meinscht ned, der kriegt Probleme mit den ganze Großkopferte, so wie ich damals?"
"Nö." meint Peter lapidar und zündet sich eine Zigarre an.
"Warum nedde?"
"Weil der Pep was hat, was du nicht hast."
"En Bart?"
"Erfolg!"

Freut sich auf die erste Leberwurstcrèpes: Jürgen bei der Pressekonferenz zum epochalen Fund.

"Des stimmt so aber ned, Peter. Des kannscht so ned sage. I hab immerhin mitm FC Bayern die högschde Niederlage in der Allianz-Arena errunge. Und bei der WM 2006 sind mer Dritter worde. Und mer hatten e super Stimmung im Land!"
"Aber auch nur, weil nach jedem Sieg jeder gedacht hat: Gott sei Dank haben wir uns nicht gegen DIE blamiert!"
"Gar net! Mir habe gege Gegner von internationaler Weltbedeutung gewonne! Polen! Costa Rica! Kamerun!"
"Ecuador."
"Ja, halt en Geheimfavorit aus Afrika."
"Südamerika."
"Genau! Und gege Schweden und Argentinien."
"Ja, wegen mir. Du hast Recht, ich meine Ruhe, und so lange Frauen, die keine Ahnung von Fußball haben, live im ZDF ihre Brüste zeigen, wenn wir gewinnen, ist mir das recht. Schade, dass Helene Fischer kein Fußballfan ist." Peter grinst in sich hinein. Während Jürgen sein Zimmer mit Longdong-Donovan-Postern tapeziert hat, findet sich an seiner Wand keine Fläche, die nicht von Helene-Memorabilia bedeckt ist.
"Aber nomma zurück zum Dschungelcamp." Peter verdreht genervt die Augen, während er sich auf Jürgens Feng-Shui-Handbuch eine Zigarette dreht.
"Was denn noch? Dschungelcamp ist auch nur wie unsere WG, nur dass unsere Manboobs wenigstens echt sind."
"Na, aber jetzt mal ehrlich: Meinscht ned, dass dr Silva vielleicht e amerikanische Urgroßmutter hat? So einen könnte mer brauche, der isch voll schnell und wuslig!"
"Aber der kann doch kein Fußball spielen!"
"Des kann de David Odonkor au ned, un trotzdem hat er e subber Flanke geschlage 2006!"
"Dann frag halt nach."
"I heb aber sei Nummer net!"
"Was? Aber die wird doch immer eingeblendet beim Dschungelcamp."
"Hab i schon probiert, aber da kommt immer ne Bandansage: ‚Ey alter, voll gut dass du angerufen hast. Korrekt, alter!"
"Bist du dir sicher, dass du nicht aus Versehen beim Özil angerufen hast?"
"A was. So elo…else…quisent…sprachgewandt is der ned. Was mach i denn jetzt?"
In diesem Moment klackt der Schlüssel von José im Schloss.
"Un José? Wie war’s bei de Maniküre?"
"Very nice. Ich hab‘ den Jogi getroffen."
"Ui, was hatter gesagt?"
"Er lässt grüßen und wollte wissen, wann du ihm die Hot-Banditoz-Maxi-CD von ‚Veo Veo‘ zurückgibst." Jürgens Gesichtsfarbe ähnelt der von Jupp Heynckes anno 1989.
"Oh, hupsi. Dann geh ich mal suche, i hab sogar schon das Leberwurschtcrèpes-Rezept von meinre Uroma wiedergfunde. Vielleicht find i am Ende sogar des Bernsteinzimmer."
"Bemüh dich nicht, das steht in Bochum!"
"Was?" Der Schock in den Stimmen der Kunstkenner José und Jürgen ist fast mit Händen greifbar.
"Klar. Das Bernd-Stein-Zimmer ist doch die Abstellkammer für die mobilen Tore auf dem Trainingsgelände vom VfL." José will gerade zu einer scharfen Replik ansetzen, da vibriert sein Handy.
"Es ist the Perez. Ich bin mal eben telefonieren."

Was hat Florentino Perez Iker Casillas‘ Busenfreund zu sagen? Findet Jürgen tatsächlich das Bernsteinzimmer? Und wieso hat ManCity noch nicht bei Peter angefragt? Die Antworten gibt's in der nächsten Folge.