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22.11.2011 um 12:24 Uhr
Die Trainer-WG - Folge 1
Ein stinknormaler Donnerstag. Irgendwo zwischen Madrid und Bottrop. In der abgeschiedenen Idylle einer deutschen Kleinstadt wohnen drei Freunde in einer ungewöhnlichen WG. Sie haben vieles gemeinsam, und so lernten sie sich nicht nur kennen, sondern während ihrer Aufeinandertreffen in internationalen Wettbewerben auch schätzen. Der eine ist ein Trainer von internationaler Weltbedeutung, der zweite hält sich dafür, und der dritte hält sich immerhin für einen Trainer. Der eine trainiert eine international recht erfolgreiche Clubmannschaft, der andere ist gerade mal wieder auf Jobsuche, und der dritte coacht ein Fußball-Entwicklungsland, wie schon 2006.

Es ist 18.00 Uhr. Die Uhr, die an der Wand des Wohnzimmers der WG hängt und dabei mehr schlecht als recht ein Plakat der bekannten Rock-Band Wechselstrom/Gleichstrom verdeckt, kündigt die volle Stunde mit einem melodischen „Kuckuck! Kuckuck!" an.
„Mann ey, das Ding geht mir auf den Sack!" Genervt wirft Peter einen seiner Filzpantoffel in die ungefähre Richtung des Meisterwerks schwarzwäldischer Handwerkskunst. Der Pantoffel trifft, und die Uhr kracht auf das darunter stehende Regal, das unter der Last der unzähligen Pokale dank des Einschlags endgültig zusammenbricht.
„Menno Peter! Die Uhr war ein Geschenk von meiner Oma! Aber gell, davon abg’sehe war’s en schöner Wurf. Wie damals, als ich de Olli Kahn so quasi aus de Nationalmannschaft rausg’worfe heb."
Peter grinst. „Ich hab’s halt immer noch drauf, Jürgen!" Um dieses Statement zu unterstreichen, furzt er leidenschaftlich.
„Woisch Peter, Du solld’scht emol e Seitebacher Müsli esse. E Seitebacher Müsli, jo. Dann hättsch’d au net immer die Probleme mit Deinr Verdauung. Woisch, des isch gut. Des dud au Dir gut."
„Halt‘ die Fresse, Jürgen. Wieso gehste nicht in dein Zimmer und scoutest irgendwelche Spieler aus der dritten usbekischen Liga?"
„Hey Peter, des isch jetzt aber net nett von dir. Du weischt doch selber, dass ma überall Talente finde kann. Den Longdong Donovan zum Beispiel bei de Bayern. Der hat im erschde Teschtspiel glei mol drei Chance faschd nei’gmacht! Oder de Ozymandias, den wo ich 2006 völlich ohne Grund mit zur WM g’nomme hab. Un der hed glei e subber Flanke gschlage."
„Und die anderen 300 hinter’s Tor."
„Des isch doch egal! Wichtich sin Ergebnisse, Peter! Grad du musch des doch wisse, so oft wie du entlasse worre bisch!"
„Halt‘ die Fresse, Jürgen. Du Möchtegerntrainer, du! Mit der Truppe wär‘ ich 2006 Weltmei- ach, was sag‘ ich – mit der Truppe hätte ich sogar den UEFA-Cup geholt! Und diese ganzen Sprüche von dir, die haste auch aus meinem Buch geklaut!"
„Wassen für e Buch?"
„Na ‚Wie werde ich ihn los – in zehn Tagen. Ein Wegweiser für Trainer, die ungeliebte Spieler loswerden wollen‘."
„Ach des. Wie viele hasch denn dadevo verkauft?"
„Millionen. Grade letztens hat ein ‚Mancini‘ bei mir angerufen und sich ein signiertes Exemplar bestellt! Da siehste, Jürgen, sogar die Nachwuchstrainer von heute brauchen noch meinen Rat!" Mit einem zufriedenen Grinsen schaltet Peter den Fernseher ein.
„Hey Jürgen?"
„Ja Peter?"
„Wieso ist da kein UEFA-Cup drauf?"
„Erschdens hoißt des jetzt Europa Lüg‘, un zweidens: woher soll i des denn wisse? Ich trainier‘ doch koi Glubbmannschaft!"
„Ja und spielen im UEFA-Cup keine Amis mit oder was?"
„Ha Peter, jetzt verarsch‘ mi do net. Amerika liegt doch net in Europa. Glaub' i jedefalls."
„Ich mein‘ Spieler, bei europäischen Vereinen, du Idiot!"
„Bass uff, was de zu mir sagsch, Peter! Ich heb‘ scho wege kleinere Kleinigkeite jemand verklagt."
„Is‘ ja gut, is‘ ja gut...Du Weichflöte" brummelt Peter in seinen Schnauzer.
„Was hosch g’sagt?"
„Dass kein UEFA-Cup kommt, geht mir auf die Klöten!"
„Die hebbe glaub‘ i so komische Astoßzeite... Damit mer de internationale Markt in China besser bediene kann."
„Also früher hat’s das nicht gegeben! Als ich mit dem VfL im UEFA-Cup war, wurde noch zu anständigen Zeiten Fußball gespielt! Und wenn der komische Typ, den ich damals in die Verteidigung gestellt hab, der Eduscho, oder wie er hieß, nich‘ so’ne Scheiße gebaut hätte, hätten wir das Ding gewonnen!"
„Ja un‘ was mach’mer jetzt?!"
„Pff. Ich ruf‘ mal in Karlsruhe an. Der Andersen macht’s da eh nicht lang!"
„Der frühe Vogel fängt es Spätzle, gell?"
„Halt‘ die Fresse, Jürgen!"

Etwas später. Aus dem Champions-League-Pokal, der durch den Sturz auf eine Buddha-Statue eine arge Delle davongetragen hat, ertönt ein klägliches „Kuckuck". Unmittelbar darauf klackt es im Schlüsselloch, und der Bewegungsmelder an der Tür reagiert. Tina Turners „Simply the Best" schallt in ohrenbetäubender Lautstärke durch die Wohnung.

„Och neee. Jürgen! JÜRGEEEEN!"
„WAS IS’N?"
„ICH HAB‘ DIR SCHON TAUSENDMAL GESAGT, DU SOLLST DAS DING LEISER STELLEN."
„I FIND’S EIGENTLICH GANZ CREMIG!"
„CREMIG? DAS NERVT. GANZ ZU SCHWEIGEN VON..." Die Musik verklingt abrupt. „...DIESEM ARROGANTEN ARSCHLOCH!"
„Very nice. Guten Abend."
„Äh..." Peter ist ausnahmsweise peinlich berührt, als der Dritte im Bunde plötzlich unerwartet vor ihm steht.
„Was zum Teufel ist mit meinem Champions-League-Pokal passiert?"
„Der Peter hat sein Schlappe nach meinr Kuckucksuhr gworfe, und daraufhin isch die runtergdonnert und hat das Regal glei mitgnomme."
„Du blöde Petze! Kein Wunder, dass dich der Olli nicht leiden konnte, als ihr noch zusammengespielt habt."
„Aber ich hab‘ mich dafür gerächt, dass er mir nach dem Training immer meinen Turnbeutel versteckt hat!"
„Ja, sehr zur Freude von Jens, ne?"
„Der Jens war immer mein beschder Freund. Der hat mir damals scho g’sagt: ‚Wenn der Olli wieder bös zu dir isch, dann pinkelsch ihm einfach in die Trinkflasch." erinnert sich Jürgen mit einem noch breiteren Grinsen als üblich. „Apropos Jens – der schläft heut Abend do! Der will als Ersatztormann beim SV Sandhausen vorspielen, un da macht er hier Zwischestation."
„Hast du überhaupt was zu trinken für ihn da?"
„Haja. Jede Menge Bionade." Peter und José verdrehen die Augen.
„Jürgen, nicht jeder mag Bionade so wie du."
„Ge, José, mir hebbe halt ned alle Geld für jeden Tag ei Magnumflasch‘ Champagner, so wie du!"
„Man muss auch nicht immer Champagner trinken. Manchmal tut’s auch ein guter Bordeaux!"
„Jedenfalls holen wir jetzt noch schnell was beim Rewe."
„Da gibt der Lukas grad Autogrammstund‘ – sagt’s ihm en schönen Gruß vom Jürgen, gell?"
„Jaja." José und Peter verlassen die Wohnung , woraufhin der Bewegungsmelder erneut anspringt und „I am the one and only" durch den Flur schallt.
„UND DREH‘ DIE VERDAMMTE MUSIK LEISER, JÜRGEN!"
Aufrufe: 7217 | Kommentare: 23 | Bewertungen: 30 | Erstellt:22.11.2011
ø 8.8
KOMMENTARE
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Büchsenmacher
26.11.2011 | 21:09 Uhr
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26.11.2011 | 21:09 Uhr
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Das Format passt !!!!

10er
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xxlhonk
28.11.2011 | 11:43 Uhr
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xxlhonk : 
28.11.2011 | 11:43 Uhr
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xxlhonk : 
Ich fand das stark.
Allerdings habe ich verzweifelt auf Edmund Kapllani gewartet...
Irgendwie...
Aber warum wohne die drei in einer WG?
Der Jürgen wohnt doch bei dat Debbie, der Peter bei dat Harley und The Special One bei dat Özil...
Aber dennoch stark.
Der Gedanke...
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Tagon
28.11.2011 | 12:06 Uhr
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Tagon : honk
28.11.2011 | 12:06 Uhr
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Tagon : honk
Debbie hat Jürgen rausgeworfen, weil sie keine Lust hatte, die Buddhas ständig abzustauben.
Peter musste seine Harley verticken, weil er bei Sportwetten auf Trainerentlassungen in England ein Vermögen verloren hat.
Und der Special One scoutet dauerhaft Spieler in Deutschland, weil er ja einen Fetisch in der Richtung hat.

Und Edmond kommt. Natürlich. Ohne Edmond geht es nicht!
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