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11.02.2012 um 19:42 Uhr
Die Scheiße mit dem Lauf II
Ein Tag mit „Flow" unterscheidet sich von einem schlechten Tag also dadurch, ob wir die richtige Entspannung haben. Entspannung in diesem Fall heißt: keine unwillkürliche Anspannung. Natürlich muss man im Stoß die ganze Absicht auf die Erfüllung des Ziels hin „spannen". Das ist hier nicht gemeint. Ich spreche von der unbewussten Anspannung, die aus unseren Gedanken und Sorgen resultiert. Unser Erfolg hängt davon ab, ob wir es erlauben, dass sich solche Gedanken in unserem Kopf festsetzen.

Das passiert nicht nur bei negativen Gedanken - sondern auch bei positiven. Stolz ist während des Spiels fehl am Platze. Wer sich zu sehr über einen gelungenen Ball freut, der könnte vielleicht erleben, dass der nächste Ball nicht einfach ein weiterer, zu spielender Ball ist, sondern dass er sich beim nächsten Ball, egal wie einfach er ist, in einer Art „Vorstellung" befindet, mit ihm selbst als Hauptdarsteller und dem Rest der Anwesenden als Publikum. Was für ein Gedankenproduzent! Wer würde bei einem solchen Gedanken nicht verspannen? Der Misserfolg ist vorprogrammiert, sobald sich die Anspannung im Kopf eingenistet hat.

Man sieht also, es gibt viele Dinge, die einen davon abhalten, die notwendige Leere im Kopf herzustellen, die man im Stoß benötigt. Kaum jemand ist in der Lage, während des Spiels so abzutauchen, dass er von seiner Umgebung nichts mehr mitbekommt. Dafür sind unsere Spielstätten zu belebt, das Event zu sozial. Es ist also eher Glück, ob man in diesem Flow bleibt, oder durch irgendein Ereignis unwillkürlich wieder herausgerissen wird.

Aber was dann?

Besser finde ich es, diesen Prozess bewusst zu steuern. Wir müssen nicht die ganze Zeit über in höchster Zen-Versenkung verbringen. Wichtig ist nur, dass wir ausreichend strategisch denken und in dem einen Moment, kurz vor dem Abdrücken, wirklich diese Gedankenleere herstellen. Daher bietet es sich an, nachdem die Denkphase abgeschlossen ist und man entschlossen in den Stoß geht, die Gedanken erst einmal zu sammeln. Vielleicht dadurch, dass man ruhig vor sich hin erzählt oder mehrfach über sein Queue streichelt und dabei aktiv „Thought-Stopping" betreibt. Welche Strategie man dabei verfolgt ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass sie zur Konzentration führen.

Aber auch Konzentration ist Anstrengung. Wer das nicht glaubt, der soll einmal für 3 Minuten versuchen, einen Stecknadelkopf zu fixieren. Die ersten 15-30 Sekunden sind ziemlich schwierig. Je mehr man dabei mit der Zeit entspannt, desto einfacher wird es, die Aufmerksamkeit zu halten. Genauso ist es in den 30 Sekunden, die man in etwa benötigt, einen mittelschweren Stoß auszuführen.

Beim in den Stoß hineingehen empfiehlt es sich, zu konzentrieren, also den Fokus auf den Punkt am Objektball zu legen und all seine Energie auf die Erfüllung hin zu spannen. Schon beim Einschwingen aber sollte man diese Konzentration wieder langsam loslassen und die Fokussierung auf das Ziel mit so wenig Anstrengung halten, wie möglich. Sollte dabei ein Gedanke einschießen, kann man ihn mit etwas Übung auch wieder ziehen lassen. Sollte er sich aber festgesetzt haben, muss man unbedingt aufstehen und die ganze Prozedur noch einmal wiederholen.

In dem Moment, in dem sich das Queue löst und in die weiße Kugel rauscht, muss jedenfalls völlige Gedankenleere herrschen. Nur für die zwei, drei Sekunden des Stoßes. Dann dürfen die Gedanken wieder kommen. Es ist einfacher, sich pro Stoß für zwei, drei Sekunden von Gedanken zu befreien, als zu versuchen, diesen Zustand das ganze Spiel über zu halten. Das kann kein Mensch. Vielleicht ein Zen-Meister. Wichtig ist nur, dass man dafür sorgt, dass sich keine Gedanken festsetzen, die man nicht so einfach wieder losbekommt. Die sind im Allgemeinen mit Emotionen wie Angst, Zorn, Hass, überschwänglicher Freude, Stolz, usw. verbunden.

Ein Vorteil der Methode, das von Stoß zu Stoß zu tun ist, dass man nicht auf einen „Lauf" angewiesen ist, sondern diesen Zustand willentlich herbeiführt; ein weiterer, dass man dieses Loslassen mit jedem Stoß neu übt. Im Laufe einer Billardkarriere sind das verdammt viele Gelegenheiten zum Üben.

In diesem Sinne: „Gut Stoß"
Aufrufe: 1119 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 1 | Erstellt:11.02.2012
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