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11.02.2012 um 19:40 Uhr
Die Scheiße mit dem Lauf I
Aloha an alle Pooler,

Albert Einstein sagte einst: "Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens, eine Kunst die den Kopf eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten erfordert!"

Da ich diesen Sport als aktiver Spieler ausübe, möchte ich euch einen kleinen EInblick geben, mit was wir zu kämpfen haben.

Die meisten kennen das Gefühl, haben es schon einmal erlebt. Damals, als alles passte, einfach alles gelingen wollte, ganz einfach von der Hand ging, und ohne großes Nachdenken klar war, welche Aktion als nächste zu passieren hatte. Im Jargon nennt man das „Lauf". Jeder träumt davon. Zig Bücher schreiben darüber, wie man hineinkommt in diesen Lauf, und wie man am besten darin verweilen kann.

Ich mag ja ungern enttäuschen, aber: Hoffentlich „ereilt" mich dieser Lauf nicht so schnell. Denn wie groß ist die Enttäuschung, wenn ich wieder rausfliege?

Die Frage ist eher: Brauche ich „den Lauf" eigentlich wirklich oder was hat es mit diesem Phänomen auf sich?

Billard ist schwieriger als Bogenschießen. Ja, richtig gehört liebe Kampfsportnerds und Zenchaoten. Billard ist schwieriger als Bogenschießen. Warum? Ganz einfach. Beim Bogenschießen muss ich nichts denken. Bogenschießen benötigt ein wenig Übung und dann jede Menge Intuition, die am besten nicht von Gedanken gestört wird. Zugegeben, das dauert viele Jahre, bis das funktioniert, bis „es schießt", und nicht mehr der Schütze schießt.

Beim Billard funktioniert das nicht so einfach. Denn nach dem Break nehmen die Kugeln erst einmal ihren chaotischen Lauf und bauen damit auf dem Tisch ein Rätsel. Dieses Rätsel müssen wir mit unserem logischen Verstand analysieren, um den geschicktesten Weg zu finden. Also - den einfachsten Weg innerhalb unserer Fähigkeiten finden, sodass das Produkt aller Stöße die höchste Wahrscheinlichkeit auf Gelingen hat. Ekliges, mathematisch-logisches Zeug.

Erst dann, wenn die Entscheidung gefallen ist, wie der Stoß ausgeführt werden muss, dürfen wir uns runterbeugen und ins Reich der Sinne abtauchen. Von wegen dürfen! In dieser kurzen Zeitspanne verlangt man von uns, alle Logik wieder über Bord zu werfen, superduper in den Stoß hineinzufühlen, auf höchstem Präzisionsniveau uns auf die Force zu verlassen, die Kugel zu lochen, auf dass wir wieder aufstehen, nach dem Ergebnis die Situation neu evaluieren und unser Rätsel weiter lösen dürfen. Und das Ganze Stoß für Stoß!

Klar, dass manche gerne 14/1 spielen möchten, weil sie dann wenigstens mal einen kleinen Cluster intuitiv abräumen können. Bis sie merken, dass bei aller Laufspielerei das Endpattern einfach nicht so gelingen mag. Und auch klar, dass manche gerne 9-Ball spielen, weil dort wenigstens die Reihenfolge der Kugeln vorgegeben ist, bis sie merken, dass eine Stellung ein bisschen links oder ein bisschen rechts vom nächsten Ball das Gelingen von 0 bis 100% beeinflussen kann. Wohl dem, der das vorher analysiert und bemerkt hat. Am meisten gedacht werden muss beim 8-Ball. Dafür belohnt einen das Spiel bisweilen durch die ein oder andere Alternative, wenn man sich mal verstellt hat.

Wenn ich mich in einen Lauf hineinspiele, muss ich also trotzdem weiter denken. Viele meinen, der Lauf, das ist so etwas, wo ich nur noch intuitiv spiele und fühle. Das stimmt nicht. Ich kann nicht intuitiv Rätsel lösen, so etwas geht nur ein paar Bälle weit gut. Unser intuitiver Vorwärtshorizont umfasst vielleicht ein, zwei Schritte, jedoch keine 8, 9 oder gar 14. Der Lauf heißt: Ich bin so verdammt entspannt und ausgeglichen im Kopf, dass noch nicht einmal Denkvorgänge es schaffen, meine Muskulatur wieder zur Verkrampfung zu führen. Das tun sie nämlich.

Wer hat das noch nicht gesehen:
- Skepsis über einen knappen Ball: Lippen zur Seite, das Auge halb zugekniffen, die Wange gerafft – gerade noch mal gut gegangen.
- Skepsis über eine schlecht gelungene Safety: Die Lippen zusammengepresst, das Queue mit dem unteren Ende des Queues auf den Boden, den Kopf schütteln.
- Ein verschossener Ball: Die Zähne aufeinander gepresst, die Faust geballt – Fuck!

Das alles sind Verspannungen. Ich nenne sie hier einmal Verspannungen erster Ordnung. Durch ein Ereignis, dasa unsere Erwartungen enttäuscht, baut sich in unserem Gehirn ein Konflikt auf. Dieser Konflikt hat muskuläre Aktivität zur Folge, die sich in Gesten und Handlungen, also angespannten Muskeln, zeigt. Manche davon sind sichtbar, manche auch nicht. Dagegen ist erst einmal nichts einzuwenden. Wichtig ist, dass nach der „Entladung" von der ursprünglichen Spannung nichts übrig bleibt. Weder im Kopf, noch in der Muskulatur.

Leider passiert es häufig, dass so ein Gedanke sich festsetzt. Das tut er dadurch, dass er Angst erzeugt. Angst vor dem Spielverlust („Das wird ich bestimmt noch verlieren, obwohl ich haushoch führe"), Angst vor dem eigenen Versagen („Du spielst so grottenschlecht!"), Angst vor Sanktionen („Die denken bestimmt alle ich bin zu doof zum Spielen"). Manch einer bestraft sich auch selbst, um die Strafe „vorwegzunehmen", damit er dem Publikum, das ihn aus seiner Sicht bestimmt bestrafen möchte, keine Rechenschaft mehr schuldig ist. Er wurde ja bereits bestraft. Dann geht Equipment zu Bruch, oder ein ganzes Spiel wird „verballert".

Wie lange so ein Gedanke weiter anhaftet ist ungewiss. Vielleicht ein paar Sekunden, gar Minuten, vielleicht aber auch über den gesamten Spieltag. Dieser festgefressene Gedanke hat zwei Auswirkungen:

1. Er bindet Aufmerksamkeit, die wir zum Lösen der Rätsel auf dem Tisch bitter gebrauchen können, um die kleinen Positionsfallen nicht zu übersehen, oder kreative Safe-Lösungen zu finden.
2. Auch hat er Muskelaktivität zur Folge. Diese zeigt sich zumeist in Anspannung und Verkrampfungen. Das ist schlecht, denn sie hat Einfluss auf unsere Haltung, das Feingefühl im Arm, die Geschwindigkeitskontrolle, das Halten der Linie und das Ballgefühl. Sogar das Feed-Back, dass wir im Stoß erhalten, fühlt sich dumpfer an, wenn wir verspannt sind.

Hier geht es zu Teil II
Aufrufe: 1850 | Kommentare: 2 | Bewertungen: 2 | Erstellt:11.02.2012
ø 10.0
KOMMENTARE
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bunsen
14.02.2012 | 19:40 Uhr
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bunsen : 
14.02.2012 | 19:40 Uhr
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bunsen : 
gefällt mir gut.

Albert Einstein sagte einst: "Billard ist die hohe Kunst des Vorausdenkens, eine Kunst die den Kopf eines Schachspielers und die ruhige Hand eines Konzertpianisten erfordert!"

ich weiß ja nicht, da hat der gute albert vielleicht ein wenig übertrieben. sicher muss man 2 bis 3 spielzüge im blick haben, aber schach verlangt da in sachen vorausdenken wesentlich mehr ab.


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Listiger_Lurch
15.02.2012 | 00:33 Uhr
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Listiger_Lurch : @ bunsen
15.02.2012 | 00:33 Uhr
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Listiger_Lurch : @ bunsen
Danke!

Allerdings muss ich dir ein wenig widersprechen. Wichtig ist erst einmal, dass man ein ordentliches Break hat, sodass der Objektball möglichst in der Tischmitte liegen bleibt. Danach setzt das Vorausdenken ein und denkt sich von hinten nach vorne. Es sind kein 2 oder 3 Spielzüge sondern so viele, wie man einlochen muss, bis der Tisch in einem Zug leer ist. Somit sind es nach den Spielen entweder 8,9,10 oder 14 Kugeln. Ganz so einfach ist es nicht ;)
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