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Von: Chappi
16.02.2017 | 18665 Aufrufe | 23 Kommentare | 7 Bewertungen Ø 4.7
Erlebnisbericht eines BVB-Fans
Die Lissabon-Einlass-Katastrophe
Ich hab schon ne weile hier nix mehr geschrieben, aber jetzt ist es mal wieder soweit.

Ich war mit dem BVB in Lissabon und wurde opfer der Eingangskontrollenschikane.

Hier mal eine Beschreibung meiner eigenen Eindrücke: mir kam es schon komisch vor, dass 3000 Fans zur selben Uhrzeit mit nur zwei Zügen per Metro zum Stadion gebracht werden sollten. Entsprechend dicht gedrängt ging es auch rund um das Mundloch zur Metrostation zu. Allerdings lief das letztlich alles gesittet ab (eigentlich kaum zu glauben) und von der Polizei ging auch keinerlei Provokation aus. Von den Fans auch nicht, keine Pyrotechnik und auch nicht wirklich viel Müll vom Bier etc.

So ging es dann ohne Zwischenhalt direkt zum Stadion. Raus aus der Statioon und dann Fußmarsch Richtung Gästeblock. Der lief auch durchaus ordentlich und geordnet ab, so wie das halt eben geht. Mal warten, dann wieder laufen usw. Darüber braucht man sich nicht beschweren.

Ich bin dann zusammen mit meinen beiden Kumpels, die karten außerhalb des Gästeblocks hatten, geduldig am Eingang angekommen.

Da war es ungefähr 18 uhr portugiesische Zeit, also noch fast 2 Stunden bis Anpfiff. Die Kumpels fragten dann Polizisten, ob sie für ihren Block auch am Gästeeingang anstehen müssten.

Sie wurden erst durchgewunken und dann nach wenigen Metern wieder zurückgeschickt - ohne ersichtlichen Grund.

Das Spiel hat sich dann drei Mal wiederholt: Polzist 1 gefragt, durchgewunken worden und an Polizist 2 gescheitert. Letztlich standen wir dann in einer Masse an Leuten. So wie das halt ist, wenn mehrere Hundert oder gar tausend Leute erst zusammen marschieren und dann auf einmal stehen bleiben müssen.

Allerdings passierte dann rein gar nix mehr. Sehr lange Zeit. Ohne Trinken, essen und Toilette. Wirklich viel sehen und nachvollziehen, was da jetzt eigentlich der genaue Plan war, konnte man auch kaum.

Ich stand in meiner Menge drin und weiter vorne standen auch ewig viele Leute vor den Drehkreuzen oder KOntrollen. Man konnte es ja nicht sehen, was das genau sein soll da vorne. Neben uns ein Bauzaun, den man im Nu hätte einreißen können. Direkt dahinter standen die Übertragungswägen der Medien. Die hätten blöd geguckt, wenn da mal geschwind das Gelände gestürmt wäre.

Bis zu diesem zeitpunkt waren auch alle Fans total geduldig. Man konnte ja noch nicht ahnen, worauf das alles hinauslaufen wird. Plötzlich kamen Polizisten, die sich anstatt des einen (!) Ordners hinter den Bauzaun stellen wollten. Die bahnten sich durch die Masse den Weg. Ein Polizist verpasste grundlos einem Fan eine Ohrfeige.

Ab da an kippte die Nummer etwas. Vor uns stand eine Gruppe mit einem kleinen Kind, das dann glücklicherweise mit seinen Eltern durchgelassen wurde. Da standen wir aber schon locker ne Stunde unbeweglich auf der selben Stelle. Der Unmut der Masse wurde größer, da der Anpfiff immer näher rückte und ein jeder überblicken konnte, dass das extrem knapp werden würde.

Es tat sich letztlich einfach nix, weder bei uns in der Masse noch weiter vorne bei den Kontrollen. Es war aber zu sehen, dass auch plötzlich von rechts noch fans hineinströmten, die Polizei machte mit der Zeit immer wieder etwas Platz. Langsam konnte man auch erkennen, dass die sehr wenigen Ordner tatsächlich jeden einzelnen Fan durchsuchten.

Spätestens da war klar, dass man froh sein konnte, wenn man überhaupt noch Teile der ersten Halbzeit im Stadion sehen konnte. Plötzlich drängelte sich eine weitere Gruppe Polizisten in die Menge, in der ich stand. Nach und nach, allerdings extrem langsam, ließen sie wieder ein paar Leute durch. Großartig verbessert hat das die Lage aber nicht.

Ein reiner Wahnsinn ist, dass bei derart vielen Leuten - und alle nicht im Verdacht, den Tag über nur Sprudel getrunken zu haben - niemand ausgerastet ist. Wie gesagt: kein essen, kein trinken, keine toiletten und die Geduld enorm strapaziert.

Gelegentliche Buhrufe, Pfiffe und Schmähgesänge Richtung der Polizisten brachten natürlich nix, aber das war das einzige, was die BVB-Fans quasi überhaupt machen konnten. Wenn da die falschen Jungs drin gestanden wäre, hätte das hundertprozentig geknallt und es ist ein Wunder, dass es das nicht auch so tat.

Man konnte wirklich sehr gut beobachten, wie man eine Masse mnach und nach zum Aufruhr bringen kann und ohne Verschulden mitten drin steht. Ich musst fast sagen, dass ich jeden verstanden hätte, wenn er sich mit den Polizisten geprügelt oder wie auch immer ausgerastet wäre. Und einige waren auch kurz davor, denn die Polizei war keineswegs zimperlich und teilte notfalls aus.

Ich selbst habe nur die beschriebene Ohrfeige gesehen und ein paar Schubsereien. Dass aber niemand eine Info, was zum Teufel eigentlich vor sich geht, durchgab war ein absoluter Skandal. Man konnte von draußen hören, wie nach und nach die Torhüter und dann die Mannschaften zum Aufwärmen aus der Kabine kamen, dann folgte die Cl-Hymne und plötzlich war dann auch schon Anstoß.

Ein Schlag ins Gesicht für jeden Fan, der das Geld und die Anreise auf sich genommen hat. Dass auch da nicht die Masse durchdrehte, ist absolut erstaunlich und auf besonnene Fans zurückl zu führen und auf nix anderes.

Eigentlich müsste man die mediale Berichterstattung nach dem Leipzig-Skandal nun darauf richten, denn dort zeigte sich nämlich in grandioser Weise, wie der große große Anteil an BVB-Fans reagiert. Wahrscheinlich dürfen 90 Prozent dieser Leute am Wochenende nicht auf die Südtribüne...Egal, das ist ein anderes Thema.

Neben mir stand jemand, der dankenswerterweise Skygo laufen ließ und wo man die ersten Minuten anschauen konnte. Die erste Aubameyang-Chance kam dann noch zum Haareraufen dazu.

Irgendwann kam dann auch meine Meute mal Richtung Eingang - und da standen dann tatsächlich zwei Hansel, die jedes Ticket kontrollierten und per Handscanner (!) abscannten. Einer von denen meinte dann noch zu mir, es gäbe hier auch einen Fraueneingang, doch ich stand dicht gedrängt in einer riesigen Masse, in der sich praktisch niemand mehr bewegen konnte.

Außerdem waren wir ja jetzt alle so knapp vor dem Ziel nach dieser langen Zeit, das Spiel lief auch längst - unfassbar. Eigentlich hätten die beiden Ordner Angst um ihr Leben haben müssen, denn wenn die Masse richtig losgedrückt hätte, wäre es für sie zu spät gewesen.

Dann endlich Ticket gescannt und durch Richtung Stadion, dann kamen noch die Durchsuchungen. Das ging bei mir relativ zügig, aber ich musste mein Feuerzeug abgeben - viele andere auch, viele andere aber auch nicht.

Doch dann immer noch nicht genug. Nach abscannen der Karte und der Durchsuchung gab es nochmal einen Wellenbrecher aus Polizei/Security, da musste man dann wieder ein paar Minuten warten. Als sie uns richtung Block ließen, rannten (!) die Leute durchs Treppenhaus des Stadion und kamen oben vor zwei Mundlöchern an.

Bei einem standen die Leute schon bis hinunter zur Treppe ohne etwas vom Spiel sehen zu können, so extrem dicht gedrängt ging es da zu. Da konnte man also auf keinen Fall etwas sehen, dachte ich mir.

Ich war auch immer wieder an das Unglück bei der Love Parade erinnert. So "leicht" kann's also gehen, so eine Massenpanik. Und drum herum stehen die Zuständigen und gucken sich das einfach an, einfach nur brutal.

Ich bin dann rüber zum zweiten Mundloch. Da ging es auch zu wie verrückt, aber man konnte immerhin zum ersten Mal den Rasen sehen. das Spiel war in vollem Gange. Ich drückte mich irgendwie die Treppe hoch und stand dann nach 17 gespielten Minuten halbwegs komfortabel Im Block.

Per Zufall schafften wir es, dass unsere längst getrennte Dreiergruppe dann tatsächlich nebeneinader stand, obwohl die beiden ja wo ganz anders hätten sein müssen.

Einige Frauen, die sich hier wohl auf einen Valentinstagtrip eingelassen haben, saßen während des Spiels auf den Stühlen ohne etwas zu sehen und waren entweder den Tränen oder gleich einem Nervenzusammenbruch nahe. Von Toilette, essen oder trinken natürlich weiterhin keine Spur, denn jeder wollte ja jetzt erstmal zugucken.

Ich weiß auch, dass ich womöglich mehr Glück bei dem Prozedere hatte als andere, denn während wir schon drin waren, gab es ja noch genügend Leute, die noch draußen standen. Überlegt nur mal, es hätte da draußen auch noch geregnet...

Ich hab auch absolut keine Ahnung, was die anderen Fans gemacht haben, bei denen alles reibungslos lief und die wqeit vor Anpfiff schon im Stadion waren. Für uns war das jedenfalls unmöglich, auch wenn die Anreise absolut harmonisch ablief und ohne besondere Vorkommnisse.

Unfassbar bleibt am Ende natürlich, wie man dieses Spiel verlieren konnte. Noch unfassbarer bleibt aber auch, dass gegen diese Schikane-Skandalnummer niemand etwas unternehmen kann. Benfica wird nicht belangt, die Polizei erst recht nicht, niemand von der Security-Firma und die UEFA ist ja sowieso fein raus. Und ja, der Abtransport verlief dann wieder komplikationslos.

Ich wiederhole aber: Dass es da nicht zu Sodom und Gomorrha gekommen ist, ist ein Wunder. Ein Wunder, für das die BVB-Fans verantwortlich waren.

KOMMENTARE
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Agent_47
17.02.2017 | 12:08 Uhr
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Agent_47 : @fcbayernfan6
17.02.2017 | 12:08 Uhr
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Agent_47 : @fcbayernfan6
Kann ich dir dann gerne das nächste Mal im Süden zeigen ;)
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twiag
17.02.2017 | 13:01 Uhr
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twiag : @feuerfinger
17.02.2017 | 13:01 Uhr
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twiag : @feuerfinger
Die Polizisten im Süden Europas schlagen schon gerne mal ohne Gründe zu....ob man es glaubt oder nicht.
Viele Leute haben einfach noch ein komplett falsches Weltbild, wo noch alles total schön ist und sich alle lieb haben.

@fcbayernfan
Glückwunsch zu den dauerhaften Plätzen in der VIP Loge.
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Agent_47
16.06.2017 | 10:02 Uhr
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Agent_47 : @fcbayernfan6
16.06.2017 | 10:02 Uhr
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Agent_47 : @fcbayernfan6
achja...ich hoffe mal dass das madrid spiel nicht dein weltbild völlig zerstört hat oder war der angriff etwa auch berechtigt
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