Dresden hätte sich wahrlich einen würdigeren Abschied aus dem Europapokal verdient, zumal heute keiner genau sagen kann, wie lange in der Elbmetropole EC-Abstinenz herrschen wird.

So gesagt nach dem Spielabbruch zwischen Dynamo Dresden und Roter Stern Belgrad im Jahre 1991 und erschreckend wie es sich bewahrheiten sollte. Nachdem um 21:20 Uhr das Spiel auf so dramatische Weise beendet wurde, sitzt ein kleiner Junge heulend neben seinem Vater im Stadion und versteht die Welt nicht mehr. Die großen Lichtmasten rings um das Rudolf-Harbig-Stadion, in Dresden liebevoll "Giraffen" getauft, erlischen und alles war plötzlich still. Es war irgendwie ein beklemmendes Gefühl, da zu sitzen und nicht weit entfernt hörte man Schreie von Menschen und das Geräusch der Wasserwerfer dass ich nie wieder vergessen sollte.

Nein, Dynamo war noch nie einfach. Und auch nicht einfach nur ein Verein. Dynamo ist der Strampelanzug, die Bettwäsche, das erste Bier und vor allem eins: Herzblut. Man wird hineingeboren und wird sich sein ganzes Leben lang mit dieser "Religion" identifizieren. Umtausch ausgeschlossen.

Was ist über uns alles schon geschrieben worden. Damals wie heute. Dynamofans wären rechtsradikal, asoziale Proleten, kleingeistige Lemminge die der UD (Ultras Dynamo) hinterherrennen, man hinterlässt bei Auswärtsfahrten immer verbrannte Erde. Guck mal die Ossis kommen. Hoffentlich sind sie schnell wieder weg. Die Wurzel allen Übels. Nun, um von der eigenen Unvollkommenheit abzulenken ist es sicher leicht seinen Hass auf andere zu projizieren. Da fühlt man sich für einen Moment "richtig" und "gut". Die Kehrseite der Medaille ist, dass man damit im Grunde nur der Gesellschaft (und sich selbst) den Spiegel vorhält.

Ich könnte jetzt erwähnen, dass es bei uns im Stadion freie Tickets für Flüchtlinge gibt (die bei uns immer herzlich willkommen sind), dass viele Behindertenprojekte existieren, Kinder mit Aktionen glücklich gemacht werden oder Menschen in vielen sozialen Projekte integriert sind. Man könnt anmerken, dass die UD viele Aktionen entwickelt und umgesetzt hat, die Europaweit anerkannt wurden und ihresgleichen suchen. Die größte Blockfahne Europas beim Derby gegen Magdeburg, Luftballon-Choreos, das "Heiligtum Dynamo" Banner beim Stuttgart-Spiel und viele viele kleine Aktionen die für ein anerkennendes Raunen und Klatschen bei den Gästefans gesorgt haben. Und das sind jetzt nur Beispiele aus der neuesten Zeit, wöllte man alles auflisten, diesen Blog zu lesen würde einige Zeit dauern.

Des DFB's liebstes Kind sind wir ja schon seit geraumer Zeit (die Eintracht wäre noch vergleichbar), über keinen Verein wurde derart scharf geurteilt und kein Verein steht in der Gunst so weit unten. Diesen Misskredit haben wir uns sicherlich hart erarbeitet, keine Frage. Auch bei uns gibt es den ein oder anderen der aus der Reihe tanzt, aber wo gibt es das nicht? Nicht falsch verstehen, das wird kein billiger Argumentationsversuch wie: "Der macht das doch auch, mimimimi". Aber man darf sich der Sicht nicht verwehren, dass beim DFB oftmals mit zweierlei Maß gemessen wird. Montags brennen da die Ränge, juckt keinen. Paar auf die Finger, böse böse, fertig. Bei Dynamo liegt ein (Entschuldigung) beschissener Bullenschädel vor der Kurve, der beim Metzger dafür gekauft wurde, (Ja ihr hört richtig, das Tier wurde nicht extra dafür geschlachtet) und es wird ein riesen Trara veranstaltet. Dynamo kann sich nicht benehmen, alles Asis (siehe oben). Geldstrafen, Ausschlüsse und Punktabzug (wird es demnächst sicher mal wieder geben) sind natürlich dann angemessen, weil es handelt sich ja um Dynamo. Der geneigte Jurist möge jetzt dazwischengrätschen und einwerfen: "Aber ihr standet ja unter Bewährung". Ja das tun wir! Wir stehen immer unter Bewährung! Und wenn es lange lange keinen Zwischenfall gibt wird trotzdem etwas gefunden, um es uns brühwarm auf dem Teller zu präsentieren. Da wundert man sich in der Allgemeinheit dann, warum UD solche Aktionen fährt mit der Footballarmy und dem "Krieg dem DFB". Zugegeben, recht martialisch und wortgewaltig, aber auch so herrlich ironisch und übertrieben selbstinsziniert. Übrigens ist die Mediendarstellung über Dynamo immer so hoffnungslos übertrieben dass ich gar nicht weiß ob ich jetzt lachen oder weinen soll.

Pyro ist kein Verbrechen! Das oder so ähnlich liest man es heutzutage in nahezu jedem Fanforum. Meine ganz klare Meinung ist: Es ist schön anzuschauen und bringt Leben in die Bude aber es ist im Stadion untersagt! Wir müssen endlich kapieren, dass unser Verein dafür blutet. Oder geht der Zündler am nächsten Tag zur Geschäftsstelle und reicht einen persönlichen Scheck ein? Genauso das Werfen und Feuern von Böllern auch außerhalb des Stadions (beliebtes Ziel:Polizisten) muss man einfach sein lassen. Das muss einem doch in die Birne gehen, dass sowas Konsequenzen hat. Imbißbuden, Supermärkte und Co, ich denke dazu muss ich nichts schreiben, ich frage mich immer wieviel Sternburger Pils von Nöten sind um so einen Blödsinn zu machen.

Ich bin auch ein echter Fan ohne zu prügeln, zu zünden oder zu böllern. Ich supporte meine Mannschaft so gut ich kann. Ich freue mich über jede Aktion der UD, weil es sowas in der Form Deutschlandweit mMn nicht gibt. Ich feue mich über 20.000 Dynamos die mit nach München fahren. Über unser geiles Stadion, dass für immer als Rudolf-Harbig-Stadion in unseren Herzen sein wird. Und ich HOFFE, dass wir endlich mal als das anerkannt werden was wir sind: Ein Verein mit einem Riesenherzen, der Probleme hat wie jeder andere auch.