Der Aufstieg ist geschafft! Der FC Augsburg stellt die dritte bayerische Mannschaft in der höchsten deutschen Spielklasse, nachdem er im Vorjahr in der Relegation an den (vermeintlich) bayerischen Kollegen aus dem Frankenland gescheitert ist und ruft sogleich den Kampf um den Klassenerhalt aus. Doch wieso?

Die Ausgangslage.

Fünf Jahre Zweitklassigkeit reichten aus um die Sensation zu schaffen und zwei Männer stehen insbesondere im Fokus – Andres Rettig und Jos Luhukay. Keine unbeschriebenen Blätter im deutschen Fußballgeschäft, doch wie sie selbst des öfteren betonten, war dieser Aufstieg einer ihrer größten Erfolge.

Sportlich war es die logische Konsequenz der letzten Jahre. Es wurde fachmännisch investiert und Resultate wurden eingefahren. Und mit dem letzten Spieltag wurden Helden gebildet. Stephan Hain – eine Entdeckung von Thomas Tuchel, der von 2005 bis 2008 diverse Jugendabteilungen des FCA betreute ehe er zu den Mainzern gewechselt ist. Dieser Hain schaffte es mit einem sensationellen Abstaubertor sich selbst zum Aufstiegshelden zu avancieren. Bedanken sollte er sich bei dem Torwart, der den Ball vorbeifliegen lässt und dem Frankfurter der sich den Ball durch die Beine hüpfen lässt. Doch drin is’ drin! Auch wenn es kein schönes Tor war, kaum einer hat es mehr verdient als dieser Hain. Einer der wenigen Spieler (mit regelmäßigen Einsätzen) aus der eigenen Jugend, dem das ganze mediale Interesse Schnuppe ist und der doch einfach nur Fußball spielen will.

Der Kader ist breit. Nicht unbedingt bekannt, aber breit. Es herrscht ein gewisser Grad an Erstliga-Erfahrung einiger Spieler, doch gestandene Bundesliga-Profis sucht man vergeblich. Doch das ist auch gut so!

Hier in Augsburg hat man die meisten Transfers vor und inmitten der Aufstiegssaison wohlwollend willkommen geheißen. Und wieso? Weil man sie nicht kannte! Paul Verhaegh, Gibril Sankoh, Jonas de Roeck, Kees Kwakman, Marcel de Jong. Schlussverkauf in der Eredivisie. Doch mit viel Souveränität und Abgeklärtheit haben diese Defensiv-Akteure dafür gesorgt das man mit 27 Gegentreffern ganz gut da stand.

Verantwortlich hierfür ist natürlich der Landsmann und Trainer – Jos Luhukay, der seine Kompetenz und Fachwissen über seine Heimatliga ausgespielt hat. Das schöne daran – die Transferausgaben blieben überschaubar und man erntete sportlichen Erfolg. Es ist leicht in der Talentschmiede von Amsterdam einkaufen zu gehen, wenn man eine gefüllte Geldbörse hat und kann dort Spieler mit großer Klasse einkaufen. Doch das Auge für die weniger im Rampenlicht stehenden Spieler kam hier besonders zur Geltung.

Auch das Leihgeschäft wurde angekurbelt, immerhin hat das Kaiserslautern in ihrer Aufstiegssaison ebenso geholfen. Mit Hajime Hosogai wurde ein frischgebackener Asien-Cup-Sieger von Leverkusen ausgeliehen und mit Moritz Leitner ein vielversprechendes Nachwuchstalent vom aktuellen Meister.

Einiger Spieler werden den FCA wohl noch verlassen, doch ein solides Grundgerüst steht. Reicht dies für die 1te Bundesliga?

Die Perspektive.

Vor Ort werden erstligaerfahrene Spieler gefordert. Aber wozu? Diverse Neuzugänge wurden bereits bekannt gegeben. Hauptsächlich zweitligaerfahrene Spieler, so eine Schande, könnte man meinen. Doch auch hier lässt sich ein gesunder Ansatz erkennen. Es können und es wollen keine horrenden Ablösesummen bezahlt werden. Ehrlich gesagt bin ich den Herren Vorstand sehr dankbar dafür, denn es hat bisher mit gutem Scouting funktioniert und das wird es hoffentlich auch weiterhin. Es wird punktuell verstärkt beim FCA, Probleme werden erkannt und im möglichen Rahmen versucht zu lösen und – wie ich vermute – im Winter 11/12 nachgerüstet, wenn man weitere Schwachstellen erkennen sollte. Doch, die großen Namen fehlen. Weitgehend.

Die Prognose.

Der FCA wird die Klasse halten! Das größte Problem, das ich erkenne, ist die Nervosität. Wie bei den Relegationsspielen und den entscheidenden Spielen um den Aufstieg. Wenn es um etwas geht, wird man etwas nervös und gibt ein Spiel leicht aus der Hand. Doch dies sollte über 34 Spieltage abgelegt werden können – hoffe ich. Da die Bundesliga immer ausgeglichener wird und auch nächstes Jahr die Plätze 8-18 gefühlt akut Abstiegsgefährdet sein werden, ist Platz 13 oder Platz 15 durchaus respektabel und wäre ein Erfolg.

Der Fokus.

Ibrahima Traore hat sich bereits in den Fokus gespielt. Leider in den falschen. Auch Moritz Leitner geht. Doch hier meine Tipps, auf wen zu achten sein wird:

Lorenzo Davids. Der Neffe von Edgar Davids. Und Frisurentechnisch ist die Verwandtschaft nicht abzustreiten. Ich vermute das der 24-jährige aus Suriname einschlagen wird.

Stephan Hain. Sein Talent kann man ihm nicht nehmen und dies wird er auch in der ersten Liga zeigen.

Gibril Sankoh. Zwischen Genie und Wahnsinn. Als Innenverteidiger. Immer wieder eine Freude im zuzusehen mit welch unglaublicher Abgeklärtheit er Bälle abfängt oder verliert. Wichtig ist die Abgeklärtheit bei Ballverlusten, eine helle Freude.

Wir werden sehen was der Transfermarkt noch bringt. Doch eine gute erste Elf ist auch jetzt schon startklar!