Edition: Suche...
11.08.2015 | 4006 Aufrufe | 6 Kommentare | 1 Bewertungen Ø 10.0
Im Schatten der Tour
Die Geschichte der Vuelta
Alpe d'Huez ? Zoncolan ? Angliru !

Wer kennt sie nicht: Die großen Duelle des Radsports. Ullrich gegen Armstrong, Fignon gegen LeMond oder für die noch älteren Semester Anquetil gegen Poulidor. Legenden werden bei der Tour gemacht, doch auch die Vuelta a Espana hat Radsportgeschichte geschrieben.

Durch den großen Erfolg der Tour und des Giros inspiriert rufte Juan Pujol, Inhaber einer Zeitung, 1935 die Vuelta ins Leben. Die erste Ausgabe, welche ähnlich wie Tour und Giro zu dieser Zeit über nur 14 Tage verlief, gewann mit Gustaaf Deloor ein Belgier, der auch ein Jahr später triumphieren sollte. Obwohl die Rundfahrt noch nicht über drei Wochen ging, mussten die Fahrer insgesamt mehr als 3000km zurücklegen.


In den folgenden Jahren gab es aufgrund des spanischen Bürgerkriegs zunächst keine Austragungen mehr, ehe 1941 mit Julian Berrendero zum ersten Mal ein Spanier triumphieren konnte.
Neben Berrendero war es zu dieser Zeit vor allem Dellio Rodriguez, der zum Star der Rundfahrt wurde.

Der in Ponteareas geborene Spanier, konnte 1941 gleich zwölf Etappensiege holen. Eher ein Sprintertyp denn eine Bergziege gewann er auch im folgenden Jahr acht Etappen, während Berrendero die Rundfahrt erneut gewinnen konnte. Insgesamt holte Rodriguez bei der Vuelta 39 Etappensiege und hält damit bis heute deutlich den Rekord.


Nachdem die Rundfahrt 1943 und 44 aufgrund des zweiten Weltkriegs erneut ausgesetzt wurde, war es 1945 überraschend jener Rodriguez, der die Rundfahrt vor seinem Rivalen Berrendero gewinnen konnte. Den Grundstein seines Sieges legte er bereits auf der zweiten Etappe, wo er dank eines Ausreißversuches gewann. Neben der Gesamtwertung, die er mit über 30 Minuten Vorsprung gewann, ebenfalls Rekord, gewann er noch sechs Etappen und die Punktewertung. In den folgenden Jahren holte er jeweils noch mehrere Etappensiege und wurde noch einmal dritter bzw. fünfter, für den ganz großen Coup reichte es aber nicht mehr.

1950 dann ein absolutes Unikum im Radsport. Die beiden Brüder Manuel und Emilo Rodriguez dominieren die Rundfahrt von Beginn an und belegen am Ende die ersten beiden Plätze in der Endabrechnung. Da allerdings schon 1950 nur 42 Fahrer, darunter 36 Spanier, an der Vuelta teilnahmen wurde die Rundfahrt vorerst wieder eingestellt. 1955 kam es dann zu einem Wechsel der Organisatoren. Die Zeitung El Correo Espanol El Pueblo Vasco übernahm die Ausrichtung und verschob die Rundfahrt zunächst vom Frühling in den August, um der Konkurrenz aus Giro und Tour aus dem Weg zu gehen. Auch lockerte man die Restriktionen gegenüber ausländischen Teilnehmern und so nahmen bereits 1955 106 Fahrer teil.

Während die Rundfahrt überwiegend von Spaniern dominiert wurde, gab es auch aus deutscher Sicht einige Erfolge zu feiern. So konnte 1962 Rudi Altig nicht nur die Gesamtwertung sondern auch die Punktwertung gewinnen. Drei Jahre später war es Rolf Wolfshol, der die Vuelta vor dem ewigen zweiten Raymond Poulidor gewinnen konnte, welcher ein Jahr zuvor noch gewann. Damit war Poulidor im Duell mit dem ewigen Rivalen Jaques Anquetil, welcher bereits 1963 gewann, mal wieder im Hintertreffen.

1969 konnte beim Sieg des Franzosen Roger Pingeon zum ersten Mal ein Schnitt von über 40km/h verzeichnet werden. So schnell war das Rennen ansonsten nur in den späten 90igern und frühren 2000ern.


1970 konnte dann zum ersten Mal der große Luis Ocana gewinnen, nachdem er ein Jahr zuvor noch das Nachsehen gehabt hat. 1973 gab sich dann auch der Kannibale Eddy Merckx die Ehre und gewann außer der Bergwertung, wo er zweiter wurde, jede Wertung. Zweiter wurde einmal mehr Ocanas, der wie so oft zuvor gegen den Belgier das Nachsehen hatte.


1977 war es dann erneut ein Belgier der, welcher der Vuelta seinen Stempel aufdrücken sollte. Freddy Maertens gewann nicht einfach nur die Rundfahrt, nein er dominerte sie wie kaum ein zweiter zuvor. Von 19 Etappen gewann er sage und schreibe 13, ein Rekord für die Ewigkeit. Aus deutscher Sicht erfreulich: Klaus-Peter Thaler wurde damals dritter im Gesamtklassement.

Auch was die Abstände im Gesamtklassement angeht, sorgte die Vuelta schon für so einige Herzschlagfinals. 1984 beispielsweise gewann der Franzose Caritoux nach 3583,6km mit gerade einmal sechs Sekunden Vorsprung auf den Spanier Fernandez. 1974 waren es gerade mal 11 Sekunden und auch in der näheren Vergangenheit gewann der Spanier Cobo Acebo 2011 mit nur 13 Sekunden vor einem gewissen Chris Froome.


In den Neunzigern waren es dank Tony Rominger, der mit drei Siegen auch geteilter Rekordsieger ist, und Alex Zülle, Rekordträger des Leadertrikots und zweifacher Sieger, vor allem die Schweizer, die die Vuelta dominierten, wohingegen der große Miguel Indurain aufgrund seiner verhältnismäßig schwachen Bergqualitäten hier nie gewann.
1999 gewann mit Jan Ullrich zum letzten Mal ein Deutscher die Spanienrundfahrt, nachdem er bei der Tour verletzungsbedingt nicht teilnehmen konnte. In der Folge konnten die Spanier vor allem in Person von Roberto Heras, welcher erst bei Kelme und später bei US Postal als Edelhelfer von Lance Armstrong, wieder die Kontrolle über ihre dreiwöchige Rundfahrt übernehmen.

Während die Tour mit dem Mythos Ventoux und Alpe d'Huez und der Giro mit dem Monte Zoncolan ihre Sagenumwobenen Anstiege hat, besucht die Vuelta seit 1999 regelmäßig den Alto de Angliru in Asturien. Über 12,55km müssen hier offiziell 1258 Höhenmeter überwunden werden. Mit Passagen über 23% Steigung und extrem engen und schlecht ausgebauten Straßen zählt dieser Anstieg zu den schwersten überhaupt. 2011 konnte hier zuletzt der Spanier Juan Jose Cobo den Grundstein für seinen überraschenden Gesamtsieg vor Froome und Wiggins legen.
In diesem Jahr wird er allerdings nicht Teil des Profils sein.

Ein Blick auf die Siegerliste zeigt schnell: Fast alle großen Namen des Radsports haben die Vuelta mindestens einmal gewonnen. Und auch wenn die Tour de France weiterhin das größte und prestigeträchtigste Rennen der Welt ist, so muss sich die Vuelta kaum vor ihr verstecken. Knappe Ergebnisse und vor allem viele Berge sind zu ihrem Markenzeichen geworden, und auch wenn sie nicht für alle Fahrer den Saisonhöhepunkt darstellt, ist hier schon jeder dessen Name im Radsport etwas gilt gefahren.

KOMMENTARE
Um bewerten und sortieren zu können, loggen Sie sich bitte ein.
Bigggassi
11.08.2015 | 18:05 Uhr
0
0
Bigggassi : 
11.08.2015 | 18:05 Uhr
0
Bigggassi : 
Sehr schöne Zeitreise in die Geschichte der spanischen Rundfahrt. In den letzten Jahren war die Vuelta für mich stets die beste und unterhaltsamste der 3 Rundfahrten.
0
DavidSilva21x3
11.08.2015 | 22:46 Uhr
0
0
11.08.2015 | 22:46 Uhr
0
jap find ich auch, und wenn man sich das Teilnehmerfeld dieses Jahr anguckt, kanns eig nur geil werden, sogar Sagan ist dabei

0
Brunobopp
13.08.2015 | 21:37 Uhr
0
0
Brunobopp : Gut, aber...
13.08.2015 | 21:37 Uhr
0
Brunobopp : Gut, aber...
2 Berichtigungen:

1) Der Zoncolan ist zwar schwer, aber sicher noch kein "sagenumwobener Anstieg"! Da reichen lumpige 5 Besuche des Giro dort oben nicht aus. Das Gegenstück zum Angliru ist da eher der Mortirolo, obwohl auch der Angliru eigentlich noch zu jung für einen "mythischen" Berg ist

2) Du hast geschrieben: "...wohingegen der große Miguel Indurain aufgrund seiner verhältnismäßig schwachen Bergqualitäten hier nie gewann..."

Das ist gleich doppelter Bullshit! Zum einen zeichnete sich Indurain ja gerade dadurch aus, dass er für den besten Zeitfahrer seiner Zeit und den entsprechend schweren Körper auch phantastisch den Berg hoch fahren konnte. Selbst Pantani hat ihn ganz selten abhängen können. Klassisches Beispiel war hier die Bergankunft in Lourdes- Hautacam 1994.

Zum anderen war der Grund ganz einfach: In seinen besten Jahren ist Indurain die Vuelta gar nicht gefahren! Er hat zumeist dem Giro vorgezogen. Beide Rennen fanden in der ersten Hälfte der 90er parallel im Mai/Juni statt. MI mochte die Vuelta zum Leidwesen seines spanischen Teamsponsors Banesto nicht, da er dort mehrfach hintereinander aufgeben musste. Dennoch ist er 2x dort auf Sieg gefahren 1990 wurde er 7. und 1991 (im Jahr seines ersten Toursieges holte er Platz 2. In den nächsten 3 Jahren gewann er dann 2x den Giro und wurde noch einmal dort 3. - mit diesen Leistungen hätte er auch bei der gleichzeitig stattfindenden Vuelta gewonnen - Berge hin oder her...
0
DavidSilva21x3
13.08.2015 | 22:18 Uhr
0
0
13.08.2015 | 22:18 Uhr
0
also zu 1. da haste wohl recht das war Bullshit, Zoncolan hat nicht die Historie, da ist der Mortirolo tatsächlich das passendere Beispiel. Dass der Angliru erst seit 99 dabei ist hab ich ja erwähnt, ist trotzdem ein heftiger Anstieg (finde sogar noch mehr als Ventoux und Alpe d'Huez) und wird ja seitdem auch öfter angefahren, zuletzt glaub ich 2013.

zu 2. Die Formulierung ist hier wohl etwas unglücklich, habs versucht durch das "verhältnismäßig" etwas zu entschärfen, aber schwach ist hier wohl tatsächlich der falsche Ausdruck.

Es war vielmehr so gemeint, dass Indurain das Profil der Vuelta mit vielen Bergen vor allem auch kürzeren dafür steileren Anstiegen, lange nicht so entgegen kommt, wie das der Tour wo es ja besonders damals meist 3 Zeitfahren gab, davon meistens 2 recht lange. Was sicher auch dazu beitrug, dass er sich mehr auf Tour und auch Giro konzentriert hat. Ist ja kein Vorwurf an ihn, sorgt letztlich aber dafür, dass er die Vuelta eben nicht gewonen hat.

Jemand wie Rominger hätte bei der Vuelta aber wahrscheinlich eher eine Chance gg MI gehabt, als bei der Tour, Wie gesagt ich wollte Indurain nie seine Klasse absprechen, vielmehr sollte das ne Begründung sein, warum er die Vuelta nicht gewonnen hat, weil er sie nicht in seinem Programm hatte.

Siehs mir nach, war mein erster Blog, danke für den Kommentar und die konstruktive Kritik ! :)

0
king_james_1FCK
13.08.2015 | 23:32 Uhr
0
0
13.08.2015 | 23:32 Uhr
0
schöner artikel über die vuelta, wo wird diese denn dieses jahr übertragen? eurosprot oder auch ard ?
0
DavidSilva21x3
13.08.2015 | 23:50 Uhr
0
0
13.08.2015 | 23:50 Uhr
0
Eurosport. Ard wir aber die Hamburg Cyclassics am 23.8. übertragen, erst im livestream und das Finale dann auch live im TV
0
COMMUNITY LOGIN
Du bist nicht angemeldet. Willst Du das ändern?
Benutzername:
Passwort:
 

Wir aktualisieren unsere Nutzungsbedingungen und unsere Datenschutzrichtlinie. Wir haben neue Community-Richtlinien zur Inhaltsnutzung - Verhaltenskodex eingeführt und mehr Informationen darüber bereitgestellt, wie wir Ihre Daten erheben und nutzen. Indem Sie unsere Website und unsere Dienste weiterhin nutzen, stimmen Sie diesen Aktualisierungen zu.
Neueste Kommentare
Der_Wemser
Artikel:
Abshak, dämlich von Özcan war da rein gar nichts.
27.04.2024, 16:05 Uhr - 111 Kommentare
space_manni
Artikel:
@cinguestelle das mag sein aber ein Dirk Nowitzki konnte eine ganze playoffs
27.04.2024, 16:05 Uhr - 73 Kommentare
PDZ
Artikel:
Das was ich gegen City letztes Jahr und Arsenal dieses Jahr gesehen habe, sa
27.04.2024, 16:05 Uhr - 112 Kommentare
Nobodyyy94
Artikel:
Carlisle hat keine keine offensiven Plays einstudiert??? Olaf, ich weiß bald
27.04.2024, 16:04 Uhr - 64 Kommentare
Levercruisen
Artikel:
Kann mir gut die Chats zwischen Rangnick, Nagelsmann und Tuchel vorstellen
27.04.2024, 16:03 Uhr - 50 Kommentare
MontanaTony
Artikel:
Wirtz wird wohl 2025 den nächsten Schritt machen(wollen), sicher wird Bayern
27.04.2024, 15:58 Uhr - 36 Kommentare
mustrum
Artikel:
Komische Wahrnehmung von Tuchel. Ist doch kein Geheimnis, dass er bis zur Be
27.04.2024, 15:56 Uhr - 2 Kommentare
BaBaBaBenWallace
Artikel:
...
27.04.2024, 15:49 Uhr - 4 Kommentare
space_manni
Artikel:
man merkt einfach das die eine gewisse aura um das team umherschwüren tut. d
27.04.2024, 15:47 Uhr - 13 Kommentare
Jokerman
Artikel:
Hoeneß hat mMn jede Bodenhaftung verloren. Der Typ ist mittlerweile untragba
27.04.2024, 15:35 Uhr - 7 Kommentare