Du Flasche! Da hätt ich ja besser geschossen!

Die Saison 2007/2008. Meine erste Saison, welche ich aktiv mitverfolgt habe. Bayern schaffte es nicht die Champions League zu erreichen, Ottmar Hitzfeld wurde geholt. Doch dieses Wissen interessierte mich anfangs nicht. Bayern nicht Champions League = doof. Das war wichtig. Denn Freunde von mir hatten sich dazu entschlossen, im InterSport bei uns Fußball zu gucken. Jede Woche Bundesliga. Ich ging mit, denn ich wollte dazugehören. Und so war es auch, denn anfang spielte ich meine Emotionen nur. Ging ein Schuss daneben, einfach mal "oooouh" rufen oder "Du Flasche! Da hätt ich ja besser geschossen!". Natürlich waren meine Sympathien bei den Bayern, warum auch nicht. Jahrelang wurde mir eingeimpft, dass Bayern fantastisch sei, meine Freunde waren Bayernfans, was war also daran so falsch? Ich war also ein Mitläufer. Doch anfangs dacht ich mir tatsächlich, dass es nicht schlecht sei, Bayernfan zu "werden". Schließlich hatten sie nur den Uefa Cup erreicht, waren also nicht die Besten. Zu dem Zeitpunkt war mir nicht bewusst, welch glorreiche Historie die Bayern hinter sich hatten.


WIkipedia - der beste Freund des Menschen

Die Zeit verflog, ich lernte jede Menge Fußballernamen kennen. "Sag mal ganz schnell Solomon Okoronkwo" (Mir tun die Finger schon beim Tippen weh) - Ein beliebtes Spiel von uns. Der ehemalige Herthastürmer war unser Star an den Samstagen. Doch es gibt einfach zu viele Fußballer. Ich musste also was tun, damit ich nicht der dumme war. Aber zum Glück gab es Wikipedia. Ich habe einige Nachmittage damit verbracht, mir Wissen über die Fußballwelt anzueignen (traurig aber war), brachte es sogar fertig mir die Seiten einzelner Fußballspieler komplett durchzulesen. Aus "Jung mit dem Gips um den Arm" wurde "Philipp Lahm, offensivstarker Rechtsaußenverteidiger, der aber häufig auf links eingesetzt wurde. Aufgrund an Überangebot durch Lizarazu und Sagnol nach Stuttgart für 2 Jahre ausgeliehen".


Fußball eine soziale Verknüpfung

Doch das war nicht alles. Das reichte nicht. Fußball in der Theorie funktioniert nicht. Youtube musste her. Ein Glück, dass es viele Ausschnitte von 2006 gab. Ich schaute, schaute und schaute. Elfer, Cambiasso, Lehmann hält! Fantastisch. Raportage von Blumentopf, Highlights, Interviews. Ich las mir alles durch, schaute mir alles an. Parodien von Kuranyi, Nutella Werbungen, Gomez nach der Meisterschaft, Champions League 2001... Ich war nicht mehr zu stoppen. Und nebenbei gewann Bayern das Double. Ich war baff. "Nicht die Besten". Was für ein Stümper ich doch war. Rekordmeister, jetzt das Double unter Hitzfeld. Und was für einen Zauberfußball sie gespielt haben. Vorher gespielte Emotionen waren echt. Aus "Ouuuh" wurde "Idiot, geh doch zurück wo du herkommst! Da spielt deine Oma ja besser! Boah ey... Wie mich das ankotzt".
Ich platzte vor Wissen, aber auch vor Freude. Ich konnte mit meinen Freunden rumhängen, cool labern, habe neue dazugewonnen. Fußball war nicht mehr nur ein lustiger, schöner Sport, sondern eine "Sache", eine soziale Verknüfpung.


Dzeko für 7Mio und Osorio??

Doch es drohte zu kollabieren. Gegen Ende der Saison besuchten wir kein Spiel mehr. Es drohte zu bröckeln, meine Verknüfpung. Sommerpause, EM! Diese Spiele schauten wir wieder. Gemeinsam hegten wir eine tiefe Abneigung gegen den NietenGomez. Das Finale, ein Trauerspiel. Doch das alte Problem ereilte mich wieder: Was nun? Was soll ich mit diesem Wissen, wenn ich es mit niemandem teilen kann? Mein Bruder lebte weit weg, er wusste noch nicht mal, dass ich mehr über Fußball wusste, als dass der Ball rund ist. Mein Vater hatte sich von meiner Mutter geschieden, lebte ebenfalls weit weg. Der neue Freund meiner Mutter ist Köln Fan, was wusste der schon von Fußball? (Quatsch War ledigilich zu scheu um mit dem über Fußball zu reden) War die ganze Arbeit umsonst? Doch da entdeckte ich "Comunio". Ein Spiel, welches mein Leben verändert hat. Unsere halbe Klasse hat es gespielt. Den Mädchen ging es komplett auf den Nerv, dass wir Tag für Tag nur über Transfers redeten. Streitereien gingen ebenfalls nur noch um Transfers ("Du Idiot, warum hast du dem Dzeko für 7Mio und Osorio gegeben?? Schau was du angerichtet hast, jetzt ist er Erster!"; "Sportal ist doch ne dumme H***! Was die für Noten geben ey!"). Meine Welt war wieder im Lot. Doch irgendetwas hatte sich geändert. Ich hatte anfangs beschlossen, jedes Fußballspiel zu gucken, aber auschließlich mit Mannschaften meiner Comuniospieler. Doch ich schaute mir auch andere Spiele an. Selbst wenn ich wusste, dass niemand, den ich kenne es guckt. Ich hatte Spaß am Fußball. Ich zeigte Emotionen, auch bei nicht Bayernspielen. Bei Bayernspielen wiederum ging ich richtig ab. Das Wolfsburgspiel (5:1) hat mich ne Woche auf 180 gebracht. Das Kölnspiel (2:1) hat den Freund meiner Mutter auf Wolke 7 versetzt, mich in den Höllenschlund geworfen.


Ich bin...

Aber ich lebte den Fußball. Das spiegelte sich dann stark in meiner Spielwahl wider. Ich fing an Fifa zu spielen, sogar Football Manager. Mir machte es viel Spaß, da ich erfolgreich war und ich das Spektrum meines Hobbies, dem Fußball, erweitern konnte. Ich fing an mich intensiv zu interessieren, welche Systeme gespielt werden, wie die Lauf- und Passwege sind und wie Teams mit gleicher Aufstellung ihr Spiel interpretierten. Doch dazu war mir die Seite "Sportal" nicht genug. Ich suchte ein informativere und besser strukturierte Seite. Dann habe ich nach Suche von den vorraussichtliuchen Aufstellungen der nächsten Partien (essentiell für Comunio) Spox entdeckt. Spox lag öfters richtig als Sportal es tat, zudem waren die Einschätzungen und Begründungen detailierter. Aber ich entdeckte auch den Tagesticker. Seit diesem Moment, rufe ich beim Aufstehen/nach Hause kommen die "Rund um den Ball" Seite auf. Ich informiere mich tagtäglich über die Fußballwelt, will nicht nur wissen was in München passiert, sondern auch was in Dortmund, Gelsenkirchern, London oder Madrid vor sich hergeht. Ich bin Bayernfan geworden, aber viel wichtiger: Ich bin Fußballfan geworden.