Die DFB-Girls! Einfach spitze?

Es war an einem schönen Dienstagmorgen, als ich gemütlich am Küchentisch saß, eine heiße Schokolade trank und den Sportteil der regionalen Zeitung aufschlug. Diese ist dafür bekannt, dass sie über sportliche Themen normalerweise, sagen wir einmal, sehr unspektakulär berichtet. Meistens werden schlicht und einfach nur ein paar Agenturmeldungen reingepflanzt, dazu erscheint ab und zu ein großer Artikel über die tollen Superbayern.

Also war ich natürlich nicht darauf gefasst, gleich laut aufschreien zu müssen. Da stand doch tatsächlich im Artikel über das von Deutschland gewonnene Viertelfinale der Europameisterschaft der Frauen, dass Silvia Neid (unsere Trainerin) die Leistung gegen Italien überragend fand und auch noch meinte, nun habe das Team Großes erreicht.

Ein EM-Halbfinale ist für die deutschen Frauen, die von den letzten 7 dieser Wettbewerbe 6 gewannen, also etwas Großes, zumal mit so schwachen, teilweise peinlichen Leistungen? Und das obwohl die größten Konkurrenten wie Japan, die USA oder Brasilien gar nicht dabei sind? Und obwohl Italien nun wirklich im Frauenfußball keine große Nummer ist? Hätte man vor dem Spiel auf die Italienerinnen gesetzt, man hätte jedenfalls das Achtfache des Einsatzes herausbekommen.

Für ein paar Sekunden überlegte ich mir tatsächlich ein kleiner böser Chauvinist zu werden, der fordert, dass Frauen nur kochen, putzen, auf die Kinder aufpassen und ab und zu mal die ein oder andere Betteinheit mit ihrem Gatten einlegen sollten. Natürlich besann ich mich nach dieser ersten, sehr emotionalen Reaktion eines Besseren, langsam begann ich diese Verallgemeinerung zu bereuen. Ich brodelte noch ein bisschen vor mich hin und erkundigte mich dann doch ein wenig über die Hintergründe, versuchte diese übertrieben positive Meinung zumindest ansatzweise zu verstehen.

Okay, es fehlen bei dieser Europameisterschaft einige Spielerinnen verletzungsbedingt, ja die internationale Konkurrenz hat aufgeholt aber dass eine Trainerin solche Leistungen, die taktisch übel und technisch auch nicht viel besser waren, so schönredet, das habe ich so bisher selten, wenn nicht sogar überhaupt noch nie, erlebt.

Ja, vielleicht bin ich in dieser Sache auch ein wenig subjektiv, da die Nationalmannschaft der Frauen meine Sympathien 2011, bei der Heim-WM, größtenteils verloren hat und ich Silvia Neid nicht einmal für eine mittelmäßige Trainerin halte, aber die Auftritte der Deutschen passten einfach nicht einmal ansatzweise zu dem, was ich und der Rest der Nation im Fernsehen bestaunen konnte.

Mittlerweile ist auch das Halbfinale gegen Schweden Geschichte. Gewonnen haben Silvia Neids krasse Außenseiter, so wurden sie jedenfalls von einigen Zeitungen bezeichnet (hmm? Hat unsere Trainerin die Medien vielleicht doch gekonnt manipuliert? War das also Taktik? Deutschlands Frauen krasser Außenseiter gegen, wenn auch im Frauenfußball durchaus starke, Schweden, das ist schon ein wenig heftig, oder?).

Ob sie damit auch mich endlich überzeugt haben? Kämpferisch vielleicht, ja da haben die Experten des Frauenfußballs recht, das kam stark rüber. Aber viele andere Gesichtspunkte kann ich, und glaubt mir ich würde es gerne tun, nicht positiv beurteilen. Wie erwartet zeigte sich auch kaum jemand selbstkritisch, Silvia Neid will ein ausgeglichenes Spiel gesehen haben.

Nunja ich habe in der zweiten Halbzeit eine deutsche Mannschaft gesehen, die teilweise nur so um ein Gegentor bettelte, eine Mannschaft die taktisch immer wieder außer Rand und Band war und nur durch eine enge Abseits- bzw. Foulentscheidung, einen Pfostentreffer der Schweden und weitere vergebene schwedische Hochkaräter gerade noch so um die Verlängerung herumkam.

Und die wäre sehr, sehr schwierig gewesen, denn die Kondition der deutschen Mannschaft neigte sie merklich dem Ende zu.

Nun gehts ins Finale und sollte dieses gewonnen werden, dann hat sich die Mannschaft den Pokal natürlich auch verdient.
Doch werden die Leistungen danach kritisch hinterfragt werden? Oder redet man, wie bei den deutschen Frauen scheinbar üblich, vieles wieder schön um dann bei der nächsten Weltmeisterschaft frühzeitig auszuscheiden? Immerhin, werden viele sagen, haben die Frauen einen Titel geholt, wenn auch auf eher hässliche Art (ich meine natürlich den Fußball, nicht die Gesichter), während die immer schön spielenden Männer regelmäßig Zweiter oder Dritter werden.

Doch die Männer haben auch stärkere Konkurrenz, im Frauenfußball hängen immer noch viele Länder den Deutschen meilenweit hinterher (auch wenn sie aufgeholt haben, ja, das muss man immer dazu sagen, ansonsten kommen gleich einige Mädels und schimpfen mit mir). Man muss sich nur einmal die riesigen Unterschiede in Sachen Aufmerksamkeit in den Medien oder Anzahl der aktiven Spielerinnen ansehen, die es zwischen Deutschland und dem Rest der Frauenfußballwelt gibt. Dazu kommt, dass auch in der Champions League der Frauen wirklich ausnahmslos jedes Jahr mindestens ein deutsches Team im Finale steht, dieses Jahr gewann der VFL Wolfsburg das Triple, schlug im Finale um Europas Krone Lyon mit 1 : 0.

Ich lehne mich jedenfalls entspannt zurück und werde gucken, wie sich das ganze entwickeln wird. Interessant ist es allemal, und damit hat der Frauenfußball ja zumindest ein bisschen was erreicht nur ist es schon extrem auffällig, wie schön dort alles immer wieder gern geredet wird

Und nun noch viel Spaß beim Kommentieren und Diskutieren!