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22.09.2009 um 16:21 Uhr
Deutschlands Traditionsvereine
Im Teil zwei über die Traditionsvereine möchte ich mich heute einem Traditionsverein aus dem Osten widmen, Dynamo Dresden. Viel Spaß!
Zu Teil 1

SG Dynamo Dresden:
Polizeiverein - DDR-Querulant - Fanbegeisterung


Einleitung
Als eine der tonangebenden Mannschaften im DDR-Fußball, hatte die SG Dynamo Dresden nach der Wiedervereinigung große Probleme. Zunächst sportliche, dann finanzielle. Mit dem Aufstieg in die erste Bundesliga begannen für den mehrfachen DDR-Meister und –Pokalsieger die Probleme, deren weitreichende Konsequenzen noch heute an dem Verein nagen. Doch der Reihe nach…

Vorgeschichte
Die Basis des Vereins nach dem zweiten Weltkrieg war früh geprägt von Problemen. Nachdem im Oktober 1948 die "Sportvereinigung der Deutschen Volkspolizei" gegründet worden war, ging aus ihr zunächst die SG Dresden-Friedrichstadt hervor, als Nachfolger des Dresdner SC. Nach dem sogenannten "Skandalendspiel" um die DDR-Meisterschaft, in dem die SG in Form von Bestechungen betrogen wurde, damit eine sozialistische Betriebssportgemeinschaft, der BSG Horch Zwickau, Meister werden konnte, verließ fast die komplette SG Dresden-Friedrichstadt, darunter auch der spätere BRD-Bundestrainer Helmut Schön, die DDR in Richtung Westen. Damit klaffte in der Fußballhochburg Dresden ein Vakuum, weshalb die Fußballfunktionäre der DDR beschlossen, eine Dresdner Oberligamannschaft zu gründen.
Diese sollte aus dem bereits seit 1948 existierenden Polizeisportverein SG Deutsche Volkspolizei Dresden hervor gehen. Die Mannschaft wurde nun mit Spielern aus der ganzen DDR verstärkt und bei einem Trainingslager bildeten die Trainer eine aus 17 Spielern bestehende Mannschaft heraus, die ihr erstes Spiel gegen den BSG Freiheit Wismut Lauter auch prompt mit 3:1 gewann. Auch die Heimpremiere im Heinz-Steyer-Stadion auf internationaler Ebene glückte, ATK Praha wurde überraschend mit 1:0 besiegt. Bereits in den ersten Heimpartien wurde klar, dass das Dresdner Publikum eine enorme Unterstützung für das Team war.



"Dynamo Dresden"
Am 12.4.1953 dann wurde offiziell die SG Dynamo Dresden im Dresdner Filmtheater "Schauburg" gegründet. Keine drei Monate später folgte der erste Meistertitel, im Entscheidungsspiel in Berlin konnte in einer packenden Partie die BSG Wismut Aue in der Verlängerung 3:2 besiegt werden. Wie alle Vereine mit dem Beinamen "Dynamo" stammte auch die Dynamo aus Dresden aus der Sportvereinigung Dynamo (SV Dynamo). Diese Vereinigung war die Sportorganisation der inneren Sicherheitsorgane in DDR und das Rückgrat des DDR-Leistungssportsystem.


allgemeines Wappen "Sportvereinigung Dynamo"

Am 21.11.1954 begann der vorerst größte sportliche Tiefpunkt: Die komplette Mannschaft wurde, um Berlin sportlich konkurrenzfähig zu machen, kurzerhand in die Hauptstadt delegiert. Dresden stand plötzlich über Nacht ohne erste Mannschaft da. Die Reservespieler sollten nun den Verein weiterführen und übernahmen sowohl Platz als auch Punkte des hierfür aufgelösten SC DHFK Leipzig. Derart ersatzgeschwächt begann der Gang ins DDR-Unterhaus. Hinzu kamen in den nächsten Jahren Punktabzüge aufgrund nicht spielberechtigter Spieler, was bereits 1956 zum Abstieg in die 4. Liga führte.

Der Weg nach oben
Sportlich ließen sich die Dresdner nicht unterkriegen. Bereits 1962, und, nach erneutem Abstieg, 1964 folgte der Aufstieg in die DDR-Oberliga. 1969 erfüllte Dynamo die Auflagen der FIFA und errichtete in seiner neuen Heimat, dem Rudolf-Harbig-Stadion, eine Flutlichtanlage, um international zuhause spielberechtigt zu sein.


Flutlichtmast

Im Juni 1969 übernahm Walter Fritsch die Mannschaft und führte sie in die goldenen Siebziger. 5 DDR Meistertiteln und 2 Pokalsiege machten diese Zeit zur erfolgreichsten für Dynamo. Fritsch kreierte zudem den legendären "Dresdner Kreisel", ein, was Taktik und Tempo angeht, äußerst anspruchsvolles System, mit dem die Zuschauer begeistert wurden, die Titel waren eine logische Folge. Der Verein, auf dem Höhepunkt angekommen, erlebte seine bis heute glanzvollste Zeit. Zu der nationalen Überlegenheit kamen mehrere glanzvolle Nächte auf europäischer Bühne. So wird z.B. 1973 Juventus Turin ausgeschaltet, gegen den übermächtigen Nachbarn aus München verliert Dynamo nur knapp: Nach einer 3:2-Führung zur Pause gewinnt Bayern München am Ende knapp mit 4:3. Im Rückspiel in München erkämpfte Dresden sich ein 3:3 und schied erhobenen Hauptes gegen den späteren Sieger aus. Viermal erreichte der DDR-Vorzeigeclub in den 70ern das Viertelfinale, auch Mannschaften wie der FC Porto oder Benfica Lissabon konnten ausgeschaltet werden.
1978 dann, nach der dritten Meisterschaft in Folge, verließ Erfolgstrainer Walter Fritzsch Dresden und beende so eine Ära, Nachfolger wurde Gerhard Prautzsch. Es sollten schwierige 10 Jahre folgen.

Die Stasi-geprägte Ära
Der BFC Dynamo Berlin, die Mannschaft, an die Dresden Mitte der 50er Jahre fast seine komplette Mannschaft verloren hatte, sollte die 80er Jahre im nationalen DDR-Fußball regieren. Von 1979 bis 1988 holte das Team aus der Hauptstadt jedes Jahr die Meisterschaft, hinzu kamen Pokalsiege 1988 und 1989. Allerdings überwiegen mittlerweile die Zweifel über den sportlichen Anteil an den Erfolgen. Erich Mielke, seines Zeichens Stasi-Chef, unterstützte öffentlich den Verein, der danach als "Stasi-Club" galt. Die im DDR-Fußball übliche Verfahrensweise der Spielertransfers wurde nicht über Finanzmittel getätigt, vielmehr wurden Transfers im Zuge der Leistungskonzentration und mit (sport-)politisch begründeter Notwendigkeit abgewickelt. Genauso war man bereits 1954 verfahren, um die Mannschaft aus der Hauptstadt zu stärken.

Innerhalb der 10 Jahre gab es immer wieder zweifelhafte Schiedsrichterentscheidungen, dazu viele Spekulationen über andere Arten von Einflüssen auf Spiele. Hinzu kamen 1981 die Verhaftung der Spieler Müller, Weber und Kotte wegen des Vorwurfs, die Flucht in den Westen geplant zu haben.
Dennoch gelang es Dynamo Dresden dieses Jahrzehnt mit einigen Titeln versüßen zu können. 1982, 1984 und 1985 konnte der Pokal gewonnen werden. Alle drei Male wurde der Rivale BFC Berlin geschlagen. Spieler wie Ulf Kirsten und Matthias Sammer führten die Mannschaft. Kirsten gelang 1983/84 der Sprung in die erste Mannschaft. In 154 Ligaspielen erzielte der "Schwatte" 57 Tore für Dynamo. Außerdem wurde er 1990 Fußballer des Jahres. Matthias Sammer, seit 1972 bei Dynamo Dresden, schaffte zwei Jahre nach Torjäger Ulf Kirsten den Aufstieg in die erste Mannschaft. In 102 Spielen gelangen ihm 39 Tore.
Teil 2
Aufrufe: 12197 | Kommentare: 0 | Bewertungen: 8 | Erstellt:22.09.2009
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