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12.09.2009 um 21:10 Uhr
Deutschlands Traditionsvereine
Deutschland, deine Traditionsvereine:

SV Waldhof Mannheim 07:
Vorstopper und Kultgrätscher


Der SV Waldhof Mannheim ist einer der alten Traditionsvereine in Deutschland. In Mannheims Norden angesiedelt, kann auf eine lange Vergangenheit und große Namen in seinen Reihen zurück blicken. Der Verein, bei dem Sepp Herberger das Fußball spielen gelernt hat, aus dem Talente wie Jürgen Kohler und Maurizio Gaudino hervor gingen, für den Fritz Walter stürmte und dessen Kulttrainer "Schlappi" Schlappner als Erfinder des Vorstopper gilt, ist momentan in der Regionalliga, kann aber auch dort mit einem Zuschauerschnitt von ca. 3000 Zuschauern rechnen. Der SV Waldhof Mannheim - vom Schlammloch über Bubis und Schlappi bis ins Carl-Benz-Stadion.


Gründung und erste Stars

Wie so viele Vereine, die zu Beginn des 20. Jahrhunderts gegründet wurden, entstand auch der SV Waldhof Mannheim aus Fusionen, Firmenmannschaften und hat seine Wiege in einem Gasthaus. Am 11. April 1907, nach einem zweijährigen Dasein in Fusionen unter der Bezeichnung "Fußballgesellschaft Ramelia" mit Heimspielen auf dem Platz, der den vielsagenden Namen "Schlammloch" trug, trafen sich 42 Männer im "Zum Tannenbaum" und gründeten den SV Waldhof Mannheim 07, mit den Vereinsfarben blau-schwarz-blau. Ab der Saison 1908/09 nahm der junge Verein in der C-Klasse Neckargau teil, das erste Pflichtspiel war mit einem 8:1 bei der FG Ladenburg 03 ein wahrer Traumeinstand. Bereits zwei Jahre später gelang der erste Aufstieg der Vereinsgeschichte. Das erste Derby gegen den verhassten Lokalrivalen VfR Mannheim dagegen ging mit 0:7 gehörig in die Hose.
In der ersten Saison nach dem ersten Weltkrieg, 1919/1920, gelang ein beachtlicher zweiter Platz in der Süddeutschen Meisterschaft, nachdem in der Relegation der VfR mit 1:1 n.V. und 4:1 ausgeschaltet wurde. Am 14.09.1924 erfolgte dann auch der Umzug in eine dauerhafte Heimat: Das Eröffnungsspiel am Alsenweg wurde, allerdings standesgemäß, mit 0:1 gegen Phönix Ludwigshafen verloren.

Bereits in den frühen zwanziger Jahren hatte der Waldhof national bekannte Spieler in seinen Reihen. Dazu zählte neben Nationalstürmer Otto Siffling der große Sepp Herberger, der in Mannheim das Fußballspielen lernte. Der wollte eigentlich immer Lehrer werden, aber da seine Eltern sich kein Studium für ihren Sohn leisten konnten, blieb er eben beim Fußball und hatte den Wunsch, nach seiner aktiven Karriere Trainer zu werden. Zusammen mit seinen Mitspielern im Angriff bildete er ein gefürchtetes Sturm-Trio: Hutter-Höger-Herberger, der "Drei-H-Sturm". Herbergers Abgang allerdings hatte einen faden Beigeschmack für die Waldhöfer Fans, als er 8000 Mark erhielt, um zu Phönix Mannheim zu wechseln. Nachdem er das Geld zurückgegeben und die Sperre, die er dafür erhielt, abgesessen hatte, wechselte er dann ausgerechnet zum Rivalen VfR Mannheim.


Ein ständiges Auf und Ab

Bis zum zweiten Weltkrieg gelang dem Arbeiterverein noch zwei Mal der Sprung ins Halbfinale der Deutschen Meisterschaft, 1933/34 und 1939/40. Beide Male war der spätere Titelträger Schalke 04 die Endstation.
Fußballerisch ging es nach dem zweiten Weltkrieg für den SV Waldhof denkbar schlecht los. 1949 gewann der VfR Mannheim als zweiter Deutscher Meister nach Kriegsende den Titel. Danach begann der kontinuierliche Absturz für den Traditionsverein. 1950 war es nur noch der sechste Platz, ein Jahr später steckte der Verein gar im Abstiegskampf, der drittschlechteste Angriff der Liga (54 Tore) reichte nur zum 14. Platz. Doch bis ins Jahr 1972, als der Aufstieg in die zweite Liga gelang, war der Waldhof dem Profifußball fern geblieben. Erneut sorgte der kantige Verein aus Mannheim prompt für Aufregung: Zu einer Zeit, in der Trikotwerbung noch verboten war, benannte der Waldhof sich in SV Chio Waldhof 07 um und kassierte von "Chio Chips" mehrere hunderttausend Mark. Auch das Logo wurde dementsprechend geändert. Jedoch bereits nach sechs Jahren erfolgte die erneute Umbenennung zum, heute noch gültigen, SV Waldhof Mannheim 07.



Logo "Chio Waldhof 07"


Die Goldenen 80er Jahre: Schleifer Schlappner

1981/82 gelang, nachdem aus der zweigleisigen zweiten Liga eine eingleisige geworden war, der Aufstieg in die zweite Liga, bereits ein Jahr später, zusammen mit den Kickers Offenbach und Bayer Uerdingen, der Aufstieg ins Fußball-Oberhaus. Aufgrund der Größe und Anforderungen an Bundesligavereine zog der SVW für seine Heimspiele ins benachbarte Ludwigshafen, spielte dort im Südweststadion. Am 13. August 1983 fiel das erste Mannheimer Tor in der Bundesliga: Alfred Schön traf gegen Werder Bremen, sein Gegenspieler war ein gewisser Thomas Schaaf.
Es folgte die mit Abstand erfolgreichste Zeit des Vereins. Fritz Walter, von seinem berühmten Namensvetter entdeckt und gefördert, avancierte mit 55 Toren zum besten Torschützen für Mannheim in der Bundesliga. Mit einer Mannschaft, die fast nur aus Eigengewächsen bestand, gepaart mit Trainerfuchs Klaus "Schlappi" Schlappner, gelang es Waldhof Mannheim, sich in der ersten Liga zu etablieren und mit der Mischung aus jugendlichem Elan und kultiger Tradition ganz Fußball-Deutschland aufzumischen. Insbesondere aus den Reihen der eigenen Jugendspieler kamen viele Persönlichkeiten hervor: Jürgen Kohler, Christian Wörns, Maurizio Gaudino wurden allesamt zu Nationalspielern. Spieler, die bundesweit in den 80ern den Namen "Waldhof-Buben" innehatten. Was man heute wohl als "junge Wilde" bezeichnen würde. Auch Karl-Heinz Förster und Hanno Balitsch stammen aus der "Waldhofer Schule". Um eben jene Säulen, Kohler, Walter, Kapitän Günter Sebert und Schlussmann Uwe Zimmermann baute Schlappner, nie ohne seinen Pepitahut anzutreffen, eine durchaus konkurrenzfähige Mannschaft auf, gilt zudem als Erfinder des Vorstoppers. Ein Spieler also, der den gegnerischen Mittelstürmer abschirmt, ihn quasi in Manndeckung nimmt. Spieler wie Jürgen Kohler, einer der berühmtesten Vorstopper, und Christian Wörns lernten bei ihm das "grätschen und arbeiten".


Den zweiten Teil gibts im Blog direkt im Anschluss!

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Aufrufe: 13427 | Kommentare: 11 | Bewertungen: 11 | Erstellt:12.09.2009
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KOMMENTARE
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adriano0589
16.09.2009 | 12:56 Uhr
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16.09.2009 | 12:56 Uhr
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@ Jake

okay, ich muss zugeben, dass ich die mannheimer schule aus dem barock nicht kannte, danke für die verbesserung!
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