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Von: Talentfrei
08.10.2013 | 7414 Aufrufe | 13 Kommentare | 16 Bewertungen Ø 8.6
Die Entwicklung des FC Arsenal
Der erwachende Riese
Rückkehr in die Weltspitze

Es ist der 28. August 2011. Die Mannschaft des FC Arsenal hat gerade mit 8:2 bei Manchester United verloren. Ein Debakel. Eine Bloßstellung. Ein Spiel, das wohl keiner so schnell vergessen wird. Nach drei Ligaspielen hat das Team von Arsene Wenger erst einen Punkt geholt, der zu diesem Zeitpunkt viel kritisierte Trainer steht bereits zu diesem frühen Zeitpunkt der Saison unter Druck. Einziger Lichtblick: Den letzten Platz in der Tabelle belegen die Tottenham Hotspurs.

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Szczesny - Jenkinson, Djourou, Koscielny, Traoré - Ramsey, Coquelin, Rosicky -Walcott, Arshavin, van Persie. Diese 11 Spieler standen von Beginn an auf dem Platz. Oxlade-Chamberlain, Chamakh und Lansbury wurden eingewechselt, Fabianski, Miquel, Sunu und Özyakup komplettierten den Kader. Was nach einem Pokalspielkader aussieht ist tatsächlich die Mannschaft, die dieses Debakel erleben musste. Natürlich hatte Arsenal wieder einmal mit Verletzungssorgen zu kämpfen und natürlich wurden Leistungsträger abgegeben, aber wann hört der Sparkurs endlich auf? Wann investiert Wenger? Die Kritiker konnten sich kaum zurückhalten und prophezeiten dem FC Arsenal, wie jede Saison, den Verlust der Champions League-Ambitionen und waren sich sicher: Tottenham wird die Gunners endlich in der Abschlusstabelle kassieren! Doch es kam alles ganz anders...

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Mit dem FC Arsenal werden viele Dinge in Verbindung gebracht. Einige denken an schönen Fußball, der keine Titel einbringt, einige denken an das furiose 2:1 in der Champions League gegen den FC Barcelona, manche denken an legendäre Spieler und Mannschaften, die den Rasen des altehrwürdigen Highbury bespielten und sicherlich viele denken an die Saison 2003/04, als man in der gesamten Saison in der Premier League ungeschlagen blieb. Man denkt an Dennis Bergkampf, Sol Campbell, Lee Dixon, Freddie Ljungberg, Jens Lehmann, Robert Pires, David O'Leary, Ray Parlour, Nigel WInterburn und natürlich an Thierry Henry. Wer weiß, vielleicht denkt man in 10 Jahren an die heutige Generation? Wilshere, Ramsey, Walcott & co. arbeiten jedenfalls definitiv an einem gewissen Status und wenn sie dem Verein treu bleiben, können sie viel erreichen, das steht fest.

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Mit dem Umzug ins Emirates Stadium 2006 ging nicht nur der Erfolg (man gewann seitdem keinen Titel mehr), sondern es wurde auch ein Umbruch eingeläutet. Viele Leistungsträger verließen den Verein und aufgrund der finanziellen Belastung durch das neue Stadion tat man sich schwer, selbige adäquat zu ersetzen. Arsene Wenger hatte schon immer ein Faible für sehr junge Spieler, die er ausbilden konnte und denen er persönlich den letzten Schliff verleihen konnte. Die Verpflichtung dieser Spieler nahm Überhand und so ist es nicht verwunderlich, dass bis zum Sommer 2013 die Rekordverpflichtung beim FC Arsenal weit unter 25 Millionen Euro lag. Dieser "Jugendwahn" brachte natürlich eine gewisse Problematik mit sich. Seit 2006 konnten die Gunners nie mehr als Platz 3 in der Premier League erreichen und die Spielzeiten gestalteten sich häufig schwierig und waren von einigen, sehr komplizierten Phasen durchzogen. Der Verein und Wenger behielten die Ruhe und sollten bald belohnt werden.

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Robert Pires, Ashley Cole, Thierry Henry, José Antonio Reyes, Aleksandr Hleb, Kolo Toure, Emmanuel Adebayor, William Gallas, Francesc Fabregas, Samir Nasri, Gael Clichy, Alexandre Song, Robin van Persie. Das ist eine Auswahl der Spieler, die der FC Arsenal seit 2006 abgegeben hat, teilweise abgeben musste. Dass man diese Qualität natürlich nicht ersetzen kann, war der Vereinsführung klar. Dennoch, Geld war vorhanden, Arsene Wenger musste es nur ausgeben. Die Fans wurden von Jahr zu Jahr kritischer und nachdem man in der Saison 2011/12 nach verkorkstem Saisonstart zwischenzeitlich auf Tabellenplatz 17 stand, fand man im Emirates Stadium vermehrt Plakate mit der Aufschrift: "Arsene, spend some f*ckin' money!".



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Klar, die Fans waren ungeduldig. Zum Selbstverständnis des Klubs gehört eine Teilnahme an der Champions League und dementsprechend auch eine Mannschaft, die diese Ansprüche von Saisonbeginn an auch erfüllt. Die Bemühungen auf dem Transfermarkt schienen teilweise eher halbherzig zu sein und man wollte den Sparkurs weiterfahren, um wirtschaftlich gut da zu stehen, doch die Mannschaft drohte aus den Top 4 herauszufallen. Letztlich konnte man sich doch noch für die Champions League qualifizieren, da die Mannschaft durch die lange Amtszeit von Wenger das Spielsystem kennt und somit über eine lange Saison kurze Durststrecken überwinden kann. Sicherlich kommt auch mangelnde Qualität der Konkurrenz hinzu. Die Luft wurde dünner und die Tottenham Hotspurs kamen bedrohlich nahe. Spiele, wie die beiden 6:2-Siege im North London Derby oder das furiose 2:1 gegen Guardiola's FC Barcelona reichten den Fans nicht. Sie wollten keine punktuellen Höchstleistungen, sondern Konstanz und ein Team, das um Titel mitspielen kann und nicht um die Teilnahme an der Königsklasse bangen muss.

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In der vergangenen Saison konnte man sich zwar erneut für die Königsklasse qualifizieren, aber in der Gruppenphase gegen Schalke 04 offenbarte man schon einige Schwächen, die der FC Bayern im Hinspiel des Achtelfinals im Emirates Stadium gnadenlos offen legte. Bei der 1:3-Niederlage kam nicht nur Arsene Wenger ins Grübeln. Dieses Spiel und die Spitzenspiele in der Liga, von denen man kaum eines für sich entscheiden konnte, waren ein Denkanstoß für den Franzosen. Er versprach eine Weiterentwicklung und Bewegung auf dem Transfermarkt. Arsenal spielte in der letzten Saison keineswegs schlechten Fußball, vor allem nicht in Anbetracht der Abgänge. Doch "nicht schlecht" ist nicht gut genug.

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Der Transfersommer 2013 begann so, wie die letzten beim FC Arsenal. Man war an Spielern wie Jovetic, Suarez oder Higuain interessiert und man hat im Endeffekt keinen dieser Spieler, aus verschiedensten Gründen, vorstellen können. Auf der Asienreise im Sommer spielten sich wieder einmal junge Talente wie Serge Gnabry oder Gedion Zelalem in den Fokus und das Verletzungspech war den Gunners wieder einmal treu geblieben und viele Spieler mussten bereits früh Ausfälle beklagen. Die Saison sollte eine gute werden, da war man sich einig. Das System sollte verfeinert werden, Wenger an diversen Stellschrauben drehen und die Automatismen besser funktionieren. Doch was war mit den Transfers? Viele Spieler wurden abgegeben, doch diesmal waren es eher Kaderergänzungen und Spieler, die man generell loswerden wollte. Doch bis Ende August konnte man nur Yaya Sanogo und Mathieu Flamini als Neuzugänge verbuchen. Nach der Heimniederlage am 1. Spieltag gegen Aston Villa (1:3) kündigte Wenger an, dass man sich auf dem Transfermarkt umsehen würde. Seitdem hat der FC Arsenal kein Pflichtspiel mehr verloren...

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Mesut Özil. Rund 50 Millionen Euro. Von Real Madrid zum FC Arsenal. Nachdem man beim FC Fulham mit 3:1 und gegen die Tottenham Hotspurs mit 1:0 gewinnen konnte und vor allem mit letzterem Ergebnis für Aufsehen sorgen konnte, kam die Verpflichtung von Mesut Özil zumindest für einen Teil der Experten UND der Arsenal-Anhänger relativ überraschend. Man ging davon aus, dass Wenger sich rechtfertigen würde und aufgrund der Ergebnisse und der gleichzeitigen Qualifikation für die Champions League auf Transfers verzichten würde, obwohl viel (!) Geld vorhanden ist. Komplett glücklich war man dennoch nicht, denn ein Verteidiger wäre ebenso wichtig gewesen, wie ein weiterer Offensivspieler, dennoch brach eine ungeahnte Euphorie nach der Verpflichtung des deutschen Nationalspielers aus und die Begeisterung in London kannte keine Grenzen.

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Neben der glanzvollen Verpflichtung von Mesut Özil spielte sich bisher auch Aaron Ramsey mit unglaublichen 8 Pflichtspieltoren und 3 Vorlagen in 11 Spielen in den Vordergrund. Trotz der zahlreichen Verletzungsprobleme führt der FC Arsenal derzeit die Tabelle in der Premier League an und hat in der "Todesgruppe" in der Königsklasse gegen den SSC Neapel und bei Olympique Marseille ebenso gewonnen wie im englischen Ligapokal gegen West Bromwich. Özil kann dem Team, das durch den Transfer weiter an Selbstvertrauen gewonnen hat, einen großen Schub geben und in der Offensive für mehr Durchschlagskraft und Kreativität sorgen. Dazu hat Wenger, wenn der Kader komplett ist, eine große Auswahl an Topspielern. Wer hätte nicht gerne eine Offensivabteilung mit Oxlade-Chamberlain, Podolski, Giroud, Cazorla, Ramsey, Özil, Walcott und jungen und aufstrebenden Talenten wie Gnabry, Sanogo oder Miyaichi? Ein Mittelfeldzentrum aus Ramsey, Wilshere, Flamini, Rosicky, Diaby und Arteta komplettiert einen extrem guten Eindruck, der trotz Verletzungen in den bisherigen Spielen mehr als bestätigt wurde.

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Man merkt Mesut Özil in einigen Situationen noch eine gewisse Anpassungsschwierigkeit an, allerdings blitzen seine herausragenden Fähigkeiten schon in der Eingewöhnungsphase auf und er harmoniert mit dem Rest der Mannschaft schon jetzt sehr gut. Auch die ansteigende Form von Jack Wilshere und die soliden Leistungen des ablösefreien Flamini bestätigen Wenger, der davon überzeugt ist, die beste Mannschaft der letzten Jahre zu betreuen. Das Konter- und Umschaltspiel wurde verbessert, die Defensive steht bisher extrem stabil und außer beim Saisonauftakt gegen Aston Villa kassierte man nie mehr als ein Gegentor. Bald stehen in der Liga die Spiele gegen Liverpool, die Teams aus Manchester und den FC Chelsea auf dem Programm. Der FC Arsenal ist jedenfalls bestens vorbereitet und Wenger hat seinen Kritikern gezeigt, dass er auch Geld ausgeben kann, wenn es denn notwendig ist.

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Weitere Transfers der Größenordnung Özil sind nicht ausgeschlossen, dennoch eher unwahrscheinlich. Die Basis steht, die Mannschaft muss punktuell verbessert werden. Man hat ja bereits jetzt viele Leistungsträger, die noch nicht einmal 25 Jahre alt sind, dementsprechend kann der Kern der Mannschaft viele Jahre zusammenspielen und wenn man es schafft, diese Spieler dauerhaft zu halten und nicht wieder gezwungen ist, Leistungsträger gehen zu lassen, dann hat man eine glorreiche Zukunft, natürlich mit Arsene Wenger, dessen Vertragsverlängerung nur Formsache zu sein scheint, vor sich.





Ob der FC Arsenal jetzt wirklich schon reif für Titel ist, bleibt abzuwarten. Man ist definitiv näher an die Konkurrenz herangerückt und kann definitiv um Titel mitspielen, da man sich weiterentwickelt hat und mit Özil neue Kreativität, Variabilität und insbesondere Qualität in der Spitze und nicht in der Breite gewonnen hat. Zudem haben Manchester City, Manchester United und der FC Chelsea einen neuen Trainer und stehen erstmal vor einer schwierigen Halbserie. Es kommt natürlich auf viele Kleinigkeiten an, aber wenn das Verletzungspech nicht zu groß ist und man Konstanz in die Leistungen bringt und dazu noch die Topspieler ihre Form aufrecht erhalten können, dann haben die Gunners eine sehr, sehr gute Ausgangsposition für eine sehr erfolgreiche Saison.

KOMMENTARE
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rodman73
08.10.2013 | 23:26 Uhr
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rodman73 : 
08.10.2013 | 23:26 Uhr
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rodman73 : 
Ich würde es den Teams aus Arsenal oder Liverpool so sehr gönnen wieder einen Meistertitel zu holen. Leider sagt mein Bauchgefühl Chelsea. Scheiß Bauchgefühl !!
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nocke79
09.10.2013 | 21:49 Uhr
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nocke79 : 
09.10.2013 | 21:49 Uhr
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nocke79 : 
Gut geschriebener Blog!
Durch Henry u.Ljungberg ist Arsenal damals zu meinem Lieblingsteam in England geworden und die Saison 03/04 war natürlich ein Traum.

Ansonsten wurde ja schon alles geschreieben. An den Titel glaube ich auch nicht. Mir fehlt da einfach ein Stürmer vorne drin vom Format eines Van Persie.
Bin auf jeden Fall auf die nächsten Wochen gespannt.
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XtheMadness
27.11.2013 | 14:54 Uhr
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27.11.2013 | 14:54 Uhr
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Man merkt dem System Wenger eben an, dass es einen Spieler wie Özil braucht. Einen den die 6er zuspielen können, der die Bälle verteilt und auch mal mit Tempo in die Box geht.
Das Özil geholt wurde hat mich nicht überrascht. Das man für Özil 50 Millionen gezahlt hat hat mich überrascht und dann teilweise den Druck dokumentiert, doch mal einen Top-Transfer zu tätigen.
Özil wird die Rolle einnehmen, die Cesc zuletzt inne hatte und wenn er seine größte Schwäche abstellt, kann er Arsenal zu vielen Titeln führen.
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