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09.10.2012 um 18:07 Uhr
Der Kartenwahnsinn - CL-auswärts
Es ist der 30. August. Ich sitze in einer Mitfahrgelegenheit in meine Heimat.

Per Gesichtsbuch erfahre ich die Ansetzungen für die CL-Spiele meiner Dortmunder. Für mich steht schnell fest: Ich muss nach Manchester.

Ich krame mein Smartphone hervor und schaue noch im Auto nach Flügen. Ryanair zeigt mir eine Verbindung für 33 Euro both ways an. Aus mir mittlerweile unverständlichen Gründen zögere ich noch eine Stunde, dann schaue ich erneut nach: 66 Euro. Daraufhin buche ich den Flug, der einen Tag später schon 150 Euro kosten sollte. Ist übrigens ein Riesenact, einen Flug im normalen Browser übers Handy zu buchen.

Zuhause angekommen finde ich recht schnell eine Unterkunft, somit wäre das also noch am Tag der Auslosung abgehakt.

Jetzt kommt es natürlich wie immer - und seit den Klopp-Jahren noch deutlich vermehrt - zum intensiven Fight um die wenigen Tickets. Mal kurz im Kopf nachgerechnet: Das City-Stadion hat knapp 50.000 Plätze, damit springen also rund 2500 Gästekarten heraus. Abzüglich der Fanklubs, Auswärtsdauerkarten und Fanflieger (!) werden da wohl keine 1000 Tickets in den Mitglieder-Vorverkauf gehen. Aber so genau weiß man das nie, es könnten auch nur 100 sein.

Das wird an der von mir bereits besungenen Hotline also wieder ein ungeheures Glücksspiel.

Doch der gewiefte BVB-Fan schaut aufgrund solch widriger Voraussetzungen direkt mal beim Heimverein nach. Ist ja nicht so, dass man dem PSG vor ein paar Jahren schon die Bude eingerannt hat, weil die Franzosen ihre Tickets online für jedermann verfügbar gemacht haben.

Ähnlich ging man auch im Vorjahr gegen Arsenal zu Werke, da sind dann manche Anhänger einfach mal kurz Mitglieder bei den Gunners geworden, um sich mit Tickets, die an den Gästeblock angrenzen, einzudecken.

Schnell wird jedoch klar: City verkauft die Karten nur an Leute, die bereits eine sogenannte „Booking history" beim Scheichklub haben - sprich, schon einmal ein City-Spiel im Stadion verfolgt haben. Wenn man Glück hat, kennt man einen, auf den das zutrifft und der sich bereit erklärt, die Tickets zu bestellen.

Manche erstellen sich einen Account auf der City-Homepage und kaufen kurzerhand das günstigste Ticket für eines der Spiele vor dem BVB-Match. Dann hat man ja eine Booking history. So zumindest der Plan.

Ich, der natürlich auch sofort einen Homepage-Account besitzt, lese in den einschlägigen Foren mit und schaue mir an, welche Entwicklung die ganze Geschichte nimmt.

Der Durchbruch erfolgt dann an dem Tag, an dem die Citizens den freien Vorverkauf (nur für Nicht-Mitglieder, die aber wiederum eine Booking history haben…) starten. Obwohl man eingeloggt ist, kann man das Dortmund-Spiel im Ticketbereich der Homepage erst nicht auswählen. Kicks gegen Sunderland und ähnliches Kraut dagegen schon. Scheiße.

Irgendwie hatte jeder ein Fünkchen Hoffnung, dass man da einfach bestellen kann und gut is‘. Bis plötzlich ein blitzgescheiter BVB-Fan in einem Forum einen Direktlink postet, durch den man sofort bis zur Platzwahl für das BVB-Spiel kommt. Und siehe da: Auf einmal ist es für mich als Nicht-Mitglied und ohne beschissene Booking history möglich, eine Karte zu ordern.

Wie man es nicht anders gewohnt ist, werden die gästeblocknahen Blöcke innerhalb von Stunden leergekauft. Jubelstürme a la „10.000 Borussen in Manchester" brechen aus, andere sind sich zu dem Zeitpunkt bereits sicher, dass die Karten aufgrund der vielen deutschen Adressen storniert werden.

Das Zittern beginnt. Wie wird City auf diesen unerwarteten Ansturm reagieren? Arsenal hat im Vorjahr durch den Zuwachs an neuen „Mitgliedern" einfach den Gästeblock erweitert und alle BVB-Fans zusammengezogen, so dass letztlich rund 9000 Dortmunder das Emirates rockten.

Mit der Zeit sickern Informationen durch, auch dank der guten Arbeit der BVB-Fanabteilung. Es riecht nach Stornierung, auch wenn City die Kohle von meinem Konto bereits abgebucht und ich zudem eine Email-Bestätigung meiner Bestellung erhalten hat.

Nebenbei wartet man immer noch sehnlichst darauf, dass der BVB den Termin für den offiziellen Verkauf der Gästetickets bekannt gibt. Doch da ist man natürlich an den Heimverein gebunden. Wenn der die Karten nicht früh genug zum Gastverein schickt, dann dauert es eben unbestimmte Zeit.

Das wäre mal was für die UEFA, die doch ansonsten auch jeden Furz reglementiert: Die Vereine sollen ihre Gästekarten 3 Wochen im Voraus an den Gegner schicken. Sonst werden dutzende Fans bis kurz vor dem Spiel im Ungewissen gelassen, ob sie ihre Reise mit oder ohne Ticket antreten dürfen.

Dann war es raus: Dank der späten Post aus Manchester verkauft der BVB seine Gästekarten an einem Dienstag, ganze 8 (!!!) Tage vor dem Spiel.
Was mit meiner über City bestellten Karte wird, weiß ich da noch nicht. Wenn sie die stornieren, müssten sie sich doch so langsam mal melden.

Und tatsächlich: Am Montagabend, also ein paar Stunden vor dem Fight an der BVB-Tickethotline, schickt City eine Email: Die Karte muss nach Rücksprache mit den Bullen aus Sicherheitsgründen storniert werden. Ja leck mich doch am Arsch!

Für mich und all die anderen tausend Enttäuschten heißt es also: Dienstag, 8.30 Uhr. „Kennen Sie diesen Service bereits?" Das wird ein Desaster denke ich mir und tatsächlich - ich komme nicht durch. Mit Festnetz und Handy versuche ich parallel, mich einzuwählen - erfolglos.

Um 8.36 Uhr (!) spricht die Dame meiner Albträume die Wahrheit aus: „Für das Auswärtsspiel bei Manchester City ist das Kontingent bereits erschöpft."

Jetzt hilft eigentlich nur noch ebay, aber ein schneller Blick dorthin zeigt, dass ich diesen Wahnsinn (bis zu 200 Euro für eine Karte) nicht mitmache. Zumal die Zeit ja immer knapper wird und der Postweg bald keine Option mehr ist.

Letzte Hoffnung ist dann das Board der Fanabteilung. Dort werden quasi per Gesetz „Tickets zur Einzelnutzung" zum Originalpreis angeboten, aber wer ist jetzt schon so blöd und verkauft ein paar Tage vor dem Spiel sein begehrtes Ticket?

Doch ich gebe die Hoffnung nicht auf und habe den entsprechenden Link gefühlte drölf Stunden am Tag offen. Am Sonntag - das Spiel findet am Mittwoch darauf statt - stellt dort tatsächlich jemand seine Karte für den Gästeblock ein. Zitternd teile ich demjenigen sieben Minuten nach seinem Post mit, dass ich die Karte heute noch persönlich bei ihm abhole.

Er kommt zum Glück wie ich aus dem süddeutschen Raum, vielleicht springt er darauf ja an. Doch nur zwölf Minuten nach seinem Post hat er diesen bereits editiert: „Karte ist bereits weg". Ich breche zusammen, das gibt’s doch nicht.

Als ich mich schon in einem dämlichen Pub in Manchester sitzen sehe, antwortet mir der Kerl plötzlich. Auch wenn ich nicht Erster war - er würde mir die Karte geben, wenn ich bei ihm vorbei komme. Wenig später sitze ich im Auto, drücke ihm letztlich 50 Steine in die Hand und bin dabei. Wahnsinn!
Aufrufe: 33680 | Kommentare: 21 | Bewertungen: 36 | Erstellt:09.10.2012
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TT1975
11.10.2012 | 09:09 Uhr
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TT1975 : Super Blog
11.10.2012 | 09:09 Uhr
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TT1975 : Super Blog
Sehr schön geschrieben und man fühlt wirklich mit. Vor allem, wenn man schon häufig selbst in solchen Situationen war.

Das macht das bloggen aus. Nicht einfach aus verschiedenen bereits veröffentlichten Texten das Beste zusammenschustern.

Btw: finde es super, dass du nicht die Mondpreise bei ebay gezahlt hast. Genau die Leute, die 100 + x € für z.B. Stehplatzkarten in Dortmund (selbst erlebt) zahlen, treiben die Preise doch nach oben. Die Liga und Vereine gucken da auch hin und sehen, dass es sehr wohl einen Markt für "Steher für mehr als nen Zwanni" gibt.

Um beim Beispiel BVB zu bleiben: da sollte der Verein mal genau hinsehen. Ganz viele Dauerkarten werden ständig bei ebay angeboten. D.h. man kann sie fürs jew. Spiel mieten. Schaut man in die Bewertungen der User, sieht man sehr schnell, dass der NIE selbst zu nem Spiel geht, sondern seine DK jedes Mal für >50 € pro Spiel verkauft. Was kostet ne Steher DK in Dortmund? 220 ? Sagen wir, der Typ schaut sich selbst 3-4 Spiele an, macht er 400 € Gewinn. Auf E-Mail Hinweise an den BVB dazu, bekam ich keine Reaktion. Hm.

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