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Von: RBFriese
04.04.2013 | 1546 Aufrufe | 0 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 4.0
Wer ist die Nr.1 im Team?
Der Kampf beginnt in der Garage
Wer sich gegen Stallorder ausspricht, darf auch keinen Nr.1-Fahrer akzeptieren.

Wer A sagt, muss auch B sagen.


Wer sich gegen Stallorder ausspricht, darf auch keinen Nr.1-Fahrer akzeptieren.


Beides gehört jedoch zur Formel 1 wie das Reifenwechseln.


Nach dem umstrittenen teaminternen Überholmanöver in Sepang, bei dem sich Sebastian Vettel über die Anordnungen seiner Vorgesetzen hinweg gesetzt hat und sich somit einen Sieg mit faden Beigeschmack sicherte, kommt die Formel 1 Welt aus dem Diskutieren nicht mehr heraus. Das Thema Teamorder gilt es bis ins letzte Detail zu erörtern; ob, wann und in wiefern sie berechtigt ist.


Grundsätzlich geht es bei den Auseinandersetzungen über die Vettel-Kontroverse aber vor allem um das Thema Respekt.


An diesem ließ es der dreifache Weltmeister in der Schlussphase des zweiten Rennens der Saison 2013 nämlich gehörig mangeln, da sind sich die meisten einig.


Doch wie viel Respekt kann in einem Sport herrschen, bei dem es darum geht, der unumstritten Schnellste zu sein? Tritt man nicht in der Königsklasse des Motorsports zu allererst gegen seinen Teamkollegen an? Und gilt es in einer offensichtlich von taktischen Absprachen abhängigen Welt nicht in erster Linie darum, schnellstmöglich klar zu machen, wer in der Garage die Hosen an hat?


Fakt ist, dass es zwar schon schwierig ist, den Teamverantwortlichen ein paar offene Worte zum Thema Stallorder zu entlocken, die öffentliche Bekenntnis, unter seinen Fahrern eine unumstrittene Nr.1 auserkoren zu haben findet man im Fahrerlager jedoch noch seltener.


Zugegeben, bei Marussia, wie auch bei Caterham scheint es Wichtigeres zu geben, als sich um das Bevorzugen des einen oder des anderen Fahrers zu kümmern. Hier kämpft man ums Überleben im rauen F1-Alltag.


Doch schon im unteren Mittelfeld beginnt die die Frage nach der teaminternen Rangordnung interessant zu werden.


Das Traditionsteam Williams startete nach vielen mageren Jahren erneut eher unbefriedigend in die Saison. Ein 14. und ein 11. Platz für den Neuling Valtteri Bottas, sowie gleich zwei Ausfälle von Pastor Maldonado lassen auch hier wieder Existenzängste aufkommen. Doch während sich Bottas zwar großer Beliebtheit im Team und in der Öffentlichkeit erfreut, kann und muss ein finanziell so schmal aufgestelltes Team wie das von Frank Williams sein Hauptaugenmerk doch auf den sogenannten Paydriver Maldonado legen, oder?


Beim Red Bull Ausbilderteam Toro Rosso wird nicht nur um Platzierungen, sondern vor allem um den Sprung zu den Großen gekämpft. Wer sich hier auszeichnet, dem winkt ein Aufstieg, wie ihn Sebastian Vettel 2009 geschafft hat; ein Platz bei Red Bull Racing. Wie viel Rücksicht können Daniel Ricciardo und Jean-Eric Vergne dabei aufeinander nehmen?


Nico Hülkenberg hat gegenüber seinem Teamkollegen Esteban Gutierrez bei Sauber den Vorteil der Erfahrung. Nachdem er in der vergangenen Saison alles Menschenmögliche aus dem Force India herausgeholt hat, galt er für manche Experten schon als Kandidat für die Spitzengruppe. Doch auch Gutierrez hat einen starken Sponsor im Rücken, muss sich andererseits aber auch erst einmal auf der Strecke beweisen und gegen das Paydriver-Vorurteil verteidigen. Vorteil Hülkenberg?


Wie man sich gegen den Deutschen durchsetzt, ließ Paul di Resta letztes Jahr bei Force India offen. Das englische Talent bewegte sich mit seinem Gegenüber zwar oft auf Augenhöhe, hatte aber vor allem in der zweiten Saisonhälfte mehrfach das Nachsehen. Di Resta ging mit dem Vorteil in die neue Saison, das Team exklusiv um sich herum formen zu können, da der zweite Sitz im Team lange offen blieb und erst bei den letzten Tests in Barcelona endgültig vergeben wurde. Adrian Sutil kehrte nach einjähriger Pause in die Formel 1 zurück, macht es seinem Landsmann gleich und Paul einmal mehr das Leben schwer. Er konnte sich bisher in beiden Qualifyings durchsetzten und bestach beim ersten Rennen in Australien prompt mit bestechender Form und sogar einigen Führungskilometern. Bleibt di Resta ein ewiges Talent?


Lotus hat nicht nur einen Nr.1-Fahrer, das Team besitzt einen Star-Fahrer. Mit Kimi Räikkönen hat man einen ehemaligen Weltmeister an Bord, der nicht nur durch seinen Kultcharakter, sondern vor allem durch Leistung glänzt. Mit einem verhältnismäßig unterlegenen Auto fuhr er im vergangenen Jahr beständig in die Punkte, holte sich einen Sieg und landete in der Gesamtwertung schließlich sensationell hinter Vettel und Alonso auf Platz 3.


Romain Grosjean tauchte hingegen häufiger in den Unfallberichten, als in den Punkten auf. Das nötige Fahr-Talent kann man dem Franzosen aber auch nicht absprechen. Offenkundig ist jedoch, dass neue Teile zuerst beim Finnen montiert werden. Man pflegt seinen Star und auf der Strecke kamen sich beide bisher auch noch nicht maßgeblich in die Quere. Es bleibt also die Frage offen, sollte es einmal soweit kommen, würde Grosjean für Räikkönen auch im Renntempo zurück stecken?


Je näher man also der Spitzengruppe der Teams kommt, desto klarer scheinen die internen Rollen verteilt. Auch wenn das keiner zugeben will.


Am zweifelfreisten dürfte die Zuteilung jedoch bei McLaren sein. Nach dem Abgang von Lewis Hamilton galt bis zur Ankunft des Neuen alle Aufmerksamkeit Jenson Button. Dem war es sowieso gelungen bei dem Team, bei dem Hamilton schon von frühster Jugend her unter Vertrag stand, mindestens eine Chancengleichheit, wenn nicht sogar einen leichten Vorteil für sich zu erarbeiten. Button, der 2010 als Weltmeister zum Team kam, verstand es mit seiner offenen Art schnell, Mechaniker und Ingenieure hinter sich zu bringen. Der 10 Jahre jüngere Sergio Perez hat da einiges aufzuholen. Fahrerisch befindet er sich quasi noch in der Entwicklung, konnte 2012 im Sauber zwar ein paar Mal überzeugen, war insgesamt jedoch zu unbeständig in seinen Leistungen. Seinen Platz in einem Topteam verdankt er Gerüchten zu folge ebenfalls eher seinen Kontakten zu viel versprechenden Geldgebern. Kann er Button also überhaupt gefährlich werden?


Auch die Verhältnisse bei Ferrari sind und waren schon immer geklärt. Felipe Massa ist die klare Nr.2 hinter Fernando Alonso, das weiß der Fan, das weiß das Fahrerlager, darüber ist er sich wahrscheinlich selbst am meisten bewusst. Die Italiener gelten ohnehin als so etwas wie die Mutter der Stallregie. Der Satz Fernando is faster than you hat sich nicht nur in Massas Kopf eingebrannt. Der Brasilianer fährt damit allerdings unter Umständen unter seinen Möglichkeiten. Saisonübergreifend konnte er die letzten vier Qualifying-Duelle für sich entscheiden. In Rennsituationen ist aber nicht damit zu rechnen, dass er gegen die festgelegte Hackordnung rebelliert. Wird er also bis zu seinem Karriereende das Paradebeispiel eines Nr.2-Fahrers bleiben?


Theoretisch könnte man als jüngster dreifacher Weltmeister einen Anspruch auf die ungeteilte Aufmerksamkeit im Team haben. Aber das ist nicht der Stil von Red Bull. Jedenfalls nicht nach außen. Denn neben Sebastian Vettel schätz man Mark Webber als umgänglichen Typen und beständigen Punktelieferanten. Zu dem stolzen Australier würde das annehmen einer Nebenrolle im Rennstall auch gar nicht passen. Die explosive Mischung eines jungen Wilden auf Rekord- und Titeljagd mit einem impulsiven Routinier führte schon zu einigen Eskalationen und gipfelte in dem Teamorder-Gate am vergangenen Wochenende. Das Team bestreitet, Vettel zu bevorzugen, Webber fühlt sich aber offenkundig so. Platz wird er auf der Strecke wohl nie für den Deutschen machen, es gilt aber als sehr wahrscheinlich, dass er seinen Platz im Team nach dieser Saison räumen wird. Doch wie will Red Bull seine Fahrerkombination noch 17 Rennen lang gleichberechtigt bei der Stange halten, ohne dass sie erneut aneinander geraten?


Der Teamfunk von Malaysia eröffnete der Öffentlichkeit aber neben der Uneinigkeit bei Red Bull auch ein gewisses Konfliktpotential bei Mercedes. Seither muss Nico Rosberg als Gegenbeispiel zu dem rücksichtslosen Verhalten Vettels hinhalten. Das machte ihn zwar zum Gewinner der allgemeinen Sympathien, böse Zungen behaupten jedoch, er habe Lewis Hamilton damit nicht nur das Podium, sondern auch das Zepter im Team überlassen.


Dass eine dominante Persönlichkeit, wie der Weltmeister von 2008, sich auch bei den Silberpfeilen durchsetzten würde, hatten viele erwartet. Und doch hätte man Rosberg, der trotz besserer Leistungen in den letzten drei Jahren im Schatten Michael Schumachers fahren musste, gegönnt, als Staffelführer wenigstens in die Saison zu starten. Andeutungen, wie die von Helmut Marko, der behauptete, bei Red Bull gäbe es keine Nr.1 wie bei Mercedes, widerspricht die Teamleitung vehement. Doch die Beweise dafür liegen auf der Hand, da kann sich Hamilton noch so sehr für seinen dritten Platz in Sepang entschuldigen.


Fragt sich nur: Wie fest sitzt die Rollenverteilung schon in den Köpfen der Fahrer?


Teamorder hin, Nr.1-Fahrer her, seine Stellung im Team und nicht zuletzt sein eigenes Schicksal kann der Formel 1 Pilot nur an einem Ort selber in die Hand nehmen. Auf der Strecke. Wie viel Respekt er dabei in seine Entscheidungen, die er im Rennen in sekundenschnelle treffen muss, einfließen lässt, bleibt ihm überlassen. Und ob es letztendlich die Vettel- oder die Rosberg-Taktik ist, die zum Erfolg führt, werden wir endgültig erst am Ende der Saison herausfinden.
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