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Von: 90PLUS
27.10.2014 | 7628 Aufrufe | 0 Kommentare | 2 Bewertungen Ø 10.0
Emre Can im Portrait
Das reife Talent
Der bisherige Weg des deutschen Juniorennationalspielers

2011. Aztekenstadion. 94.379 Zuschauer. Spiel um Platz 3. U-17 Fußball Weltmeisterschaft in Mexiko. Es sollte das gleiche Halbfinale sein wie bei den Männern drei Jahre Später in Brasilien. Es fallen ähnlich viele Tore, nur eins weniger zeigt die Anzeigetafel. Deutschland gewinnt gegen Brasilien, dreht das Spiel nach einem 1:3 Rückstand und wird Dritter. Emre Can wird in diesem Spiel erst spät eingewechselt, doch bei diesem Turnier steht er zum ersten Mal im Rampenlicht. In sieben Spielen erzielte er ein Tor und bereitete zwei weitere Treffer vor. Fußball Deutschland wird zum ersten Mal auf diesen 17jährigen im Körper eines austrainieren Profis aufmerksam.

Emre Can entschied sich früh seinen eigenen Weg zu gehen. Mit gerade einmal 15 Jahren wechselte er aus seinem gewohnten Umfeld in Frankfurt, in das für ihn fremde München. Familie und Freunde sind knapp 400 Kilometer Autobahn entfernt und Emre Can muss lernen für sich selbst zu sorgen und Verantwortung zu übernehmen. Nach nur einer Bundesligasaison als Stammspieler wagte der 20 jährige den Sprung nach England zum FC Liverpool. Eine ungewöhnliche Entscheidung, die nicht überall auf Verständnis stieß, doch eine die sich auszahlen könnte.

Keine Perspektive beim FCB


Nachdem er sämtliche Jugendmannschaften des FC Bayern durchlaufen hat, winkt ihm 2011 der ersehnte Profivertrag. Doch die Perspektiven sind nicht gerade berauschend. Die Konkurrenz mit Bastian Schweinsteiger, Luiz Gustavo oder Anatoliy Tymoschuck, sowie die Neuverpflichtung Javi Martinez ein Jahr darauf, versperren dem deutschen Juniorennationalpieler den Weg und daher kommt er hauptsächlich noch in der damaligen Regionalliga Süd zum Einsatz. Can steht vor dem Problem, dass vielen hochveranlagten Talente bei Spitzenvereinen die Weiterentwicklung erschwert. An den gestandenen Spielern kommen sie nicht vorbei, brauchen jedoch vor allem in jungen Jahren Spielpraxis um ihr Spiel weiter zu verbessern. Daher geht Emre Can den Weg, den auch Toni Kroos wählte und sich auszahlte. 2013 wechselt er zu Bayer Leverkusen um dort endlich in der Bundesliga anzukommen. Dabei ließen sich die Bayern ein Rückkaufrecht geben, denn sie wissen um sein enormes Potenzial. Ich will kein Talent mehr sein. Ich wollte bei den Erwachsenen vorankommen sagte Can. Leverkusen bietet ihm daher die perfekte Möglichkeit dies zu tun.

Neuanfang in Leverkusen


Selten war ein Jugendspieler körperlich weiter als Emre Can. Er ist 1,84m groß, setzt seinen Körper dabei gewinnbringend ein und besticht auch durch eine extrem gute Technik. Auch die Flexibilität spricht für ihn. Unabhängig, ob in seiner idealen Position als defensiver Mittelfeldspieler, kann er auch als Achter, Innenverteidiger oder sogar Linksverteidiger wie in Leverkusen spielen. Die exzellente Ausbildung in Frankfurt und dann in München macht das möglich. Doch angesprochen auf seine bevorzugte Position macht er keinen Hehl: Natürlich spiele ich am liebsten im zentralen Mittelfeld.

Doch dort darf er in Leverkusen auch nicht regelmäßig ran. Oft muss er als Linksverteidiger aushelfen, oder mal links oder rechts im Mittelfeld, oder sogar als 10er auflaufen. Dabei wird ihm seine Vielseitigkeit zum Verhängnis und er kann sich auf keiner Position festspielen, da er immer wieder auf anderen Positionen aushelfen muss. Doch er sammelt die immens wichtigen Erfahrungen in der Champions League und erreicht mit der Werkself das Achtelfinale in dem dann gegen den französischen Meister aus Paris Endstation ist.

Sprung nach England


Nach nur einer konstanten Saison in der Bundesliga wagt der mittlerweile 20jährige den Sprung nach England zum FC Liverpool. Ich will kein Talent mehr sein, sagt er kurz nach seinem Wechsel. Can ist fest gewillt den Sprung als Stammspieler bei einem der bekanntesten und geschichtsträchtigsten Vereine der Welt zu schaffen. Das ein 20jähriger mit Perspektive auf einen Platz in der Stammmannschaft bei einem Champions League Teilnehmer aufgibt, ist selten und bemerkenswert. Doch anders als Talente wie Thomas Hitzlsperger, Moritz Volz oder Serge Gnabry, die alle in ihrer frühen Jugend nach England wechselten, ist Can auf und neben dem Platz eine Persönlichkeit.

Der nächste Schritt in der Entwicklung


Nach seiner guten Saison in Leverkusen stand Emre Can vor der Wahl: Liverpool, Leverkusen oder zurück nach München, die sich eine Rückkaufoption gesichert haben. Can wählte Liverpool. Trainer Brendan Rodgers begeistert ihn für den offensiven Fußball den Liverpool spielen will: Er hat mir in unseren Gesprächen einiges klargemacht. Danach war ich von Liverpool begeistert.

Wirklich rund läuft es für den U21-Nationalspieler noch nicht am Fluss Mersey. Wegen kleinerer Verletzungen konnte er nicht die komplette Vorbereitung bestreiten und nach zwei Kurzeinsätzen verpasste er wegen einer Knöchelverletzung, die er sich bei einem U21 Länderspiel zugezogen hatte, vier Spiele in der Premier League und ebenfalls die umjubelte Rückkehr des FC Liverpool in die Königsklasse sowie die wichtigen EM-Qualifikationsspiele der U21 gegen die Ukraine. Nachdem auch sein Kollege im Mittelfeld Joe Allen ebenfalls wegen einer Verletzung fehlte, erscheint die Verletzung von Can umso bitterer, da er sich neben Gerrad im Mittelfeld hätte festspielen können. Seinem Selbstvertrauen schadet das aber nicht: Wenn ich wieder völlig fit bin, dann werde ich besser spielen. Davon bin ich überzeugt, sagte er auf der Homepage des Vereins.

Die Leidenszeit scheint überstanden, denn am Wochenende stand er im verrückten Spiel (2 Tore in der Nachspielzeit) gegen die Queens Park Rangers in der Startaufstellung, wurde dann aber nach 66 Minuten ausgewechselt. Für Emre Can könnte die Saison erst jetzt richtig losgehen.

Die Suche nach der Position


Doch auf welcher Position wird er zukünftig spielen? Durch seine hervorragende taktische und körperliche Ausbildung kann er theoretisch alle Positionen im Mittelfeld sowie in der Abwehr ausfüllen. Doch die Variabilität darf ihm nicht zum Verhängnis werden. Er muss auf Dauer eine Position begleiten, dort Erfahrungen sammeln, Fehler begehen und daraus lernen und nur in Ausnahmesituationen auf andere Positionen ausweichen. Das soll nicht heißen, dass er nur noch fest auf einer Position spielen soll, sondern auf Positionen, die sich relativ ähnlich sind. Bei Can sollten diese Positionen auf der Sechs oder auf der Innenverteidigerposition sein, auf der er zum ersten Mal in der U21 gegen Irland brillierte. Dort sollten sein Körper und Ruhe am Ball am besten zur Entfaltung kommen.

Das Vorbild Jordan Henderson


Der Anfang in Liverpool ist für Can sehr holprig, doch nicht ungewöhnlich für einen sehr jungen Spieler. Mit nur einem Jahr Erfahrung in der Bundesliga, dem Wechsel in ein anderes Land mit anderer Kultur und anderem Fußball prasselte so einiges auf den Frankfurter ein. Doch einen ähnlichen schwierigen Start erlebte ein Teamkollege von ihm. Jordan Henderson befand sich in einer ähnlichen Situation als er vor 3 Jahren in Liverpool seinen Dienst begann. Der damals 21 jährige wechselte für 18 Millionen von seinem Heimatclub Sunderland an die Anfield Road und hatte dort mit einigen Anpassungsschwierigkeiten zu kämpfen. Nach nur einem Jahr schien Henderson bereits auf dem Abstellgleis. Doch Henderson wollte sich unbedingt in Liverpool durchsetzen und blieb. Die Hartnäckigkeit wurde belohnt und er wurde sogar zum Vize-Kapitän ernannt. Auch Can ist von Henderson begeistert: Er ist ein Kämpfer und das kann man in jedem Training sehen. Ich denke, dass ich eine Menge von ihm lernen kann.

Es wird darauf ankommen, wie schnell Emre Can lernen und vor allem verletzungsfrei bleiben kann. Mit Brendan Rogers hat er zudem einen Fürsprecher auf der Bank, der ihm die nötigen Chancen geben wird. Für Can spricht vieles in Liverpool. Er muss die Chance nur nutzen.

Philipp Landsgesell (@Phillyland)


Bild: md.faisalzaman from Worcester, MA [CC-BY-2.0]
via Wikimedia Commons
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