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05.10.2010 um 22:39 Uhr
Das Ideale System
Oder auch: Der Idiot der einen anderen Ansatz versucht.

Die Systemfrage ist die wohl umstrittenste Frage im modernen Fußball. Trainer, Fernsehexperten, Freizeitamateure, FM-Zocker & viele mehr fragen sich seit jeher: „Was ist das ideale System?" Die Antworten sind so verschieden wie zahlreich. Ich will hier versuchen eine Antwort zu geben. Allerdings werde ich einen anderen Ansatz wählen. Doch bevor ich damit Anfange, möchte ich mich der grundsätzlichen Frage widmen.

„Was ist das ideale System?".

Was bedeutet ideal? Welches Ziel soll das System erreichen? Es ist prinzipiell egal ob man es „maximaler Erfolg bei minimaler Anstrengung" oder „Dem Zuschauer ein schönes Spiel bieten und ein Dutzend Tore schießen" nennen will, es lassen sich beide Thesen(hier nur beispielhaft unter tausenden gewählt) auf eine kleine Formel reduzieren: „Das Spiel gewinnen".

Das ist das Ziel. Das Spiel zu gewinnen. Ganz simpel. Eigentlich.
Wenn wir mal ins Regelbuch schauen, sehen wir, dass diejenige Mannschaft gewinnt, die mindestens ein Tor mehr erzielt als der Gegner. Egal ob 1:0 oder 5:4. Sieg ist Sieg. Und darum geht es. Ein Tor mehr zu schießen als der Gegner.

Früher war es so, dass es einen Torhüter gab der das Tor hütete(nona) und 10 Feldspieler die dem Ball alle hinterherliefen. Man hielt meist einen Mann weiter hinten, so als Notnagel, wodurch sich sowas wie ein 1-0-9 System herauskristallisierte. Da die Abseitsregel sich damals von der heutigen Unterschied, reichte das System den Ansprüchen. Die Zuschauer sahen viele Tore (und viele Verletzte) und meist gewann die Mannschaft mit den besseren Einzelspielern. Taktik war nur rudimentär vorhanden. Doch die Trainer waren nicht zufrieden. Vor allem schwächeren Mannschaften war bald klar, dass sie die Defensive stärken müssen um gegen stärkere Gegner eine Chance zu haben. So entwickelte sich das ganze irgendwann zu einem 4-2-4 mit Libero, ein System das doch sehr prägend auf künftige Generationen auswirken sollte. Heute erleben wir (vor allem dank der WM) einen Sprudel an 4-2-3-1 Systeme, der so großartigen neuen Revolution.
Das ist der Punkt auf dem ich aufmerksam machen will. Man sucht das Heil in Systemänderungen und „Revolutionen", ohne sich klar zu sein das es nachwievor noch zu 99% von einer Variabel abhängen wird, die man nie kontrollieren wird können: Dem Spieler. Auch ein José Mourinho könnte mit dem FC Hinertupfingen nicht die Champions-League gewinnen, egal wie perfekt die Taktik wäre (überspitzt formuliert).

Da es einem Trainer, wenn er zu einem neuen Verein kommt, nicht möglich ist den ganzen Kader auszutauschen (wenn man nicht grad Magath heißt und die komplette Macht an sich gerissen hat), kann ein Trainer meist nur ein paar wenige Spieler für sein System holen, ein System das der Mannschaft verständlicherweise komplett neu ist. So werden dann Spieler, die Qualitäten besitzen, in Systeme gezwängt die sie (noch) nicht verstehen/verinnerlicht haben (siehe wieder Schalke 04). Das führt zu Qualitätsverlust bei der ganzen Mannschaft und wirkt sich negativ auf die Leistung aus (Sie haben es erraten, wieder Schalke).

Ist daher der Ansatz nicht eigentlich der Falsche? Wieso müssen immer zuerst die Systeme festgelegt und dann die Spieler dafür geholt werden? Wäre es nicht praktischer und vor allem kosteneffizienter wenn man sich ansehen würde was für Spieler man hat und das Spielsystem nach dem Kader ausrichten würde? Spieler werden kritisiert weil sie nicht in der Lage sind verschieden Positionen in verschiedenen Systemen einzunehmen, aber wenn ein Trainer Jahre (oder sogar Jahrzehnte!) immer auf das gleiche System setzt gilt er als „Mann mit klaren & starken Ansichten". Was vom Spieler verlangt wird kann doch wohl auch vom Trainer verlangt werden! Dass er auf verschiedene Gegner in verschiedenen Spielsituationen differenziert reagiert. Natürlich wird das schon zum Teil gemacht. Aber nur wenn Not am Mann ist, z.b. wenn man den wichtigen Ausgleich kurz vor Schluss erzielen will und ein zusätzlicher Stürmer gebracht wird. Aber ansonsten wird stur ein System durchgezogen. Bis zum bitteren Ende. Mein Lieblingsbeispiel dafür ist Avram Grant. Ein Mann der bist jetzt in der Premier-League nur gescheitert ist, weil er es versäumt sein System an die dortigen Gepflogenheiten (härterer Fußball, höhere Geschwindigkeit) anzupassen.

Der Leser hat es bereits erkannt. Ich gebe nicht die Antwort darauf was das ideale System ist. Vermutlich wars eh nur ein Eye-Catcher. Aber ich möchte einen Anstoß geben. Einen Anstoß dafür, die Dinge mal von der anderen Seite anzugehen. Das war grade mein erster Fußballblog. Jetzt dürft ihr mich auch den Idioten nennen der einen anderen Ansatz versuchen wollte.

Aber danke trotzdem fürs Lesen.Ciao.

Aufrufe: 2844 | Kommentare: 24 | Bewertungen: 6 | Erstellt:05.10.2010
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KOMMENTARE
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taneu
06.10.2010 | 13:45 Uhr
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taneu : 
06.10.2010 | 13:45 Uhr
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taneu : 
Ich finde den Ansatz sehr gut. Taktik wird im Fußball komplett überbewertet. Viel wichtiger ist Einsatzbereitschaft, Zweikampfverhalten und individuelle Klasse.

Ich glaube nicht, dass Mainz zum Beispiel im Moment alles schlägt, weil Tuchel ein Taktikfuchs ist (das ist er, aber das ist nicht der Grund für den Erfolg, liebe Mainzer). Der Erfolg kommt mit der Bereitshcaft der Spieler bis an die Grenze zu gehen, und die Mannschaften, bei denen das so ist, die stehen oben, die anderen stehen unten.

Einsatzbereitschaft, Kampfgeist kann ich einimpfen. An individueller Stärke meiner Spieler sollte ich das System festlegen. Hab ich einen Spieler mit Blick für das Spiel und den Mitspieler muss ich mit einem 10er spielen, habe ich 2 starke Dribbler spiele ich mit Flügelzange... habe ich beides bin ich Bayern München, kann aber das Potential nicht abrufen, weil die Einsatzbereitschaft nciht da ist (Sorry, liebe Bayern, ok auch weil die Flügelzange verletzt ist)

Und zur Selbstkritik: habe ich weder Spieler mit individueller Klasse, ncoh Einsatzbereitschaft, noch Kampfgeist heiße ich: 1. FC Köln.
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mrpink27
06.10.2010 | 14:08 Uhr
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mrpink27 : 
06.10.2010 | 14:08 Uhr
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mrpink27 : 
Ist mir zu Platt, denn Mourinho gewinnt mit dem FC Hinertupfingen nicht die CL aber der Trainer vom FC Hinertupfingen mit Real Madrid auch nicht.

Taktik ist dazu da aus dem vorhanden Material das Beste raus zu holen. Mit einer Kreisklassenmannschaft eben auf dem Level und mit den Bayern auf einem anderen.

Oder um es mit Sacchi zu sagen (Über die Galaktischen): "But that's reactionary football. It doesn't multiply the players' qualities exponentially. Which actually is the piont of tactics: to achieve this multiplying effect on the players abilities."
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mrpink27
06.10.2010 | 14:26 Uhr
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mrpink27 : 
06.10.2010 | 14:26 Uhr
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mrpink27 : 
um es für taneu auszudrücken:

Die Spieler, die mit Einsatzbereitschaft und Kampfgeist übers Feld laufen und Erfolg haben, laufen nicht irgendwie sondern der Mannschaftstaktik entsprechend übers Feld. Es ist immer die Kombination aus Einsatz, Taktik, Talent usw. Ein Team, dass in jedem dieser Bereiche über die Saison nahe an 100% kommt hat gute Chancen auf Titel. Bringst du aber in einem Bereich nur 50%, dann musst du Glück haben (schwächelnde oder unterlegene Gegner).

Willst du Einsatz ohne Taktik sehen, schau dir eine F-Jugend an.
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taneu
06.10.2010 | 14:43 Uhr
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taneu : 
06.10.2010 | 14:43 Uhr
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taneu : 
@mrpink: ich will keinen Fußball ohne Taktik. Nur wird mir der auf die Taktik zurückgeführte Erfolg überbewertet. Natürlich spielt Taktik eine Rolle, aber da bin ihc Meinung des Verfassers: richte deine Taktik an deinen individuell besten Spielern aus. Und selbst wenn du das tust, kannst du mit 70-80% Einsatzbereitschaft nicht gewinnen, wenn ein individuell und taktisch schwächeres Team 100% Einsatz bringt.

Und ja: ich schaue gerne F-Jugend, sogar Bambinis aufgrund der eingeschränkten Taktik.

Und ja: ich schaue ich mir gerne ein Spiel wie das 0:0 des Effzeh in münchen an. Nur um zu sehen, wie die Taktik der Kölner eingehalten wurde und die Münchner keine taktischen Mittel dagegen fanden (übrigens auch weil Einsatzbereitschaft und Kampfgeist fehlte, sonst hätten sie es vielleicht geschafft)
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La_Pulga
06.10.2010 | 14:44 Uhr
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La_Pulga : 
06.10.2010 | 14:44 Uhr
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La_Pulga : 
Interessanter Blog! Mir ist auch schon aufgefallen, dass es viele Trainer gibt, die überall einfach "ihr" System spielen lassen wollen... Für mich ist das völlig unverständlich! Man muss ja nur mal in die Buli gucken: Veh will mit Hamburg unbedingt 4-2-3-1 spielen obwohl er keinen 10ner hat, Magath will unbedingt mit Raute spielen, obwohl Schalke das völlig falsche Spielermaterial dafür hat, Mc Claren wollte WOB in ein 4-2-3-1 drängen, musste aber schon fesstellen, dass das nicht klappt...

Es ist doch klar, dass man ein System immer nach den Spielern ausrichten muss und nicht anders herum, aber anscheinend sehen das nicht alle so...


@taneu: "Taktik wird im Fußball komplett überbewertet." Jaaaa, genau!!
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taneu
06.10.2010 | 14:55 Uhr
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taneu : 
06.10.2010 | 14:55 Uhr
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taneu : 
@lapulga: wie darf ich das verstehen? Hast du meine Einträge komplett gelesen? Das ist durchaus ernst gemeint.
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FabianPramel
06.10.2010 | 14:57 Uhr
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FabianPramel : taneu.
06.10.2010 | 14:57 Uhr
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FabianPramel : taneu.
gerade im hinblick auf forechecking und pressing bezogen, stellt sich taktik auch als einsatz /laufbereitschaft etc. dar. eine mannschaft die pressing spielt wird immer aggressiver und motivierter wahr genommen als eine die den gegner kommen lässt. ich wei0 dass du einer dieser fußball-romantiker bist, die ihre elf kämpfen sehen wollen. doch eins sei dir versichert: mainz ist mindestens 50% taktik... allein das pressing ist eine taktische herausforderung. sie erfordert nämlich nicht nur einsatzwille sondern auch qualitäten im mannschaftlichen bereich - sprich: abstimmung, kommunikation etc.

zum blog:
finde ich zu kurz gedacht. ein trainer gibt letztlich das system vor, aber der verein muss sich trainer-unabhängig darüber im klaren sein ob er z.b. flügelstürmer braucht oder nicht. er muss wissen wo die reise hingeht. der trainer ist praktisch der Busfahrer, Pilot oder wie auch immer man ans ziel gelangen will.

BEISPIEL:
der fc bayern - ribery und robben sind verletzt und plötzlich gibt es keine flügelstürmer mehr im kader. v.gaal wollte keine neuzugänge. der verein hätte sie trotzdem, zumindest für diese position, holen müssen. nicht weil der trainer dieses system vorgibt, sondern weil sich der FCB in den letzten jahren (auch vor v.gaal; ribery-verpflichtung) für den weg mit flügelstürmern entschieden hat

schreibe ist ganz gut, der blog jedoch unausgegoren. 7 pkt.
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taneu
06.10.2010 | 15:08 Uhr
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taneu : 
06.10.2010 | 15:08 Uhr
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taneu : 
@fabianpramel: genau darum geht es: meiner Meinung nach ist Mainz nicht 50% Taktik, Mainz ist 80% Einsatzbereitschaft, Zweikampfverhalten und Euphorie, 20% Taktik - diese Taktik spielt eine entscheidende Rolle, denn Mainz ist zur mindestens 20% besser als der Rest der BuLi. Das ist es, was ich mit dem von lapulga angesprochenen Satz meine.

Und: bitte unterlass es mich in Schubladen zu stecken, ist ja eine nette Schublade, aber ich mag das irgendwie nicht
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FabianPramel
06.10.2010 | 15:28 Uhr
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06.10.2010 | 15:28 Uhr
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es ist keine schublade. du willst deine mannschaft kämpfen sehen und sie soll einsatz zeigen. schubladendenken wäre es wenn ich aufgrund einer verhaltensweise andere voraussetzen würde. mache ich nicht.

vielleicht liegt es auch einfach in der natur der sache, dass ein fan eines traditionsvereins eine andere sicht der dinge hat, als ein mitglied einer taktik-gruppe in einer sport-community
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taneu
06.10.2010 | 15:40 Uhr
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taneu : 
06.10.2010 | 15:40 Uhr
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taneu : 
@fabianpramel: Gut. Dann hab ich das missverstanden. Und unterschiedliche Meinungen zu haben ist ja OK, bzw. gewollt, dadurch überdenkt man seine eigene Meinung ja auch noch mal und kann darüber diskutieren.
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